Fakten:
Dead Man Down
USA. 2013. Regie: Niels Arden Oplev. Buch: J.H. Wyman. Mit: Colin Farrell, Noomi Rapace, Terrence Howard, Isabelle Huppert, Dominic Cooper, Armand Assante, Franky G, Jennifer Butler, Luis Da Silva Jr., Jennifer Mudge u.a. Lauflänge: 100 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16. Jahren. Ab dem 27. September auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Dead Man Down
USA. 2013. Regie: Niels Arden Oplev. Buch: J.H. Wyman. Mit: Colin Farrell, Noomi Rapace, Terrence Howard, Isabelle Huppert, Dominic Cooper, Armand Assante, Franky G, Jennifer Butler, Luis Da Silva Jr., Jennifer Mudge u.a. Lauflänge: 100 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16. Jahren. Ab dem 27. September auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Raffiniert hat sich der wortkarge Victor mitten in das enge Umfeld des mafiösen Untergrund-Bosses Alphonse eingeschleust. Sein simples Ziel lautet, ihn zu töten – und das um jeden Preis. Parallel dazu beobachtet er immer öfter die geheimnisvolle Schönheit Beatrice aus dem Fenster seines Appartments, welche auch ihm immer mehr Beachtung schenkt, wenngleich sie dazu ihre ganz eigenen Beweggründe hat. Unaufhaltsam entbrennt ein Feuerwerk der unerbittlichen Rache.
Meinung:
Es war einst ein gewisser Charles Bronson, mit Händen wie Bratpfannen und einem zusammengekniffenen Blick, der sich bis ins Mark bohrte, der das Tor zur reißerischen Selbstjustiz, als zerschlagener Ehemann, dessen Frau bestialischen Gassengestalten der Großstadt zum Opfer gefallen ist, mit „Ein Mann sieht rot“ in den 1970er Jahren für das Kino salonfähig gemacht hat. Wenngleich Michael Winner und Wendell Mayes tatsächlich einen gesellschaftskritischen Subtext – Stichwort: Vergletscherung der Adoleszenz – in den Film einbauen konnte, blieb das exploitative Muster aufrecht, in dem eine schreckliche Situation für gewalttätige Ausuferungen benutzt wurde. Der Fundus des kinematographischen „Rache“-Topics liegt in den Untiefen der Unterhaltungsbranche und verfällt der dumpfen Maschinerie, die das Konzept als legitimierte Brutalitätssause manifestiert, ganz nach altbewährter Zierrat: Unser (Anti-)Held verliert eine Person aus seinem näheren Umfeld, ob getötet oder entführt spielt keine Rolle, und begibt sich auf einen Feldzug gegen das überstilisierte Böse.
Es war einst ein gewisser Charles Bronson, mit Händen wie Bratpfannen und einem zusammengekniffenen Blick, der sich bis ins Mark bohrte, der das Tor zur reißerischen Selbstjustiz, als zerschlagener Ehemann, dessen Frau bestialischen Gassengestalten der Großstadt zum Opfer gefallen ist, mit „Ein Mann sieht rot“ in den 1970er Jahren für das Kino salonfähig gemacht hat. Wenngleich Michael Winner und Wendell Mayes tatsächlich einen gesellschaftskritischen Subtext – Stichwort: Vergletscherung der Adoleszenz – in den Film einbauen konnte, blieb das exploitative Muster aufrecht, in dem eine schreckliche Situation für gewalttätige Ausuferungen benutzt wurde. Der Fundus des kinematographischen „Rache“-Topics liegt in den Untiefen der Unterhaltungsbranche und verfällt der dumpfen Maschinerie, die das Konzept als legitimierte Brutalitätssause manifestiert, ganz nach altbewährter Zierrat: Unser (Anti-)Held verliert eine Person aus seinem näheren Umfeld, ob getötet oder entführt spielt keine Rolle, und begibt sich auf einen Feldzug gegen das überstilisierte Böse.
Der Schmerz der Vergangenheit |
Wieso aber – obgleich das Subgenre seinen zweiten Frühling erlebt und hin und wieder auch mal mit einem Highlight (zum Beispiel „The Man from Nowhere“) aufwarten kann – noch weiter der Spur der alttestamentarischen Vendetta ins Reich der blutverschmierten Trivialitäten folgen? Nun, es ist entweder die kommerzielle Sehnsucht nach einer rigorosen Finanzspritze oder auch der an das Thema gekoppelte Wunsch, im (amerikanischen) Filmgeschäft wirklich Fuß zu fassen, beispielsweise als aufstrebender, europäischer Regisseur. Niels Arden Oplev hatte sich dies auch nach seiner erfolgreichen Romanadaption der Stieg Larsson „Millennium“-Trilogie zum Ziel gesetzt, allerdings hat er sich mit dem Vergeltungsthriller „Dead Man Down“ ein denkbar schlechtes Projekt aus seinem Sammelbecken an Angebotsvielfalt ausgesucht und sein erstes Werk im Land der unbegrenzten Möglichkeiten scheiterte unter dem Deckmantel qualitativer Kriterien, noch durften die Kinokassen ansatzweise klingeln.
Victor hat sein Ziel erfasst |
Dabei weist „Dead Man Down“ unter inszenatorischen Gesichtspunkten kaum Schwächen auf. Vor allem die formalen Qualitäten können sich mehr als sehen lassen und Kameramann Paul Cameron gelingen düstere Einstellungen von New Yorks sozialen Hinterhöfen und verfrachtet den Film in die pure, ausweglose Finsternis. Niels Arden Oplev also für das eklatente Scheitern des Filmes verantwortlich zu machen, tut dem dänischen Künstler mehr als nur Unrecht, denn wo Oplev es immerhin schafft, eine gewisse Atmosphäre zu erschaffen, die zwar nie eine Kohärenz zwischen mit den informalen Praktiken aufbauen kamm, ist die unübersehbare Achillesferse das defizitäre Drehbuch von J.H. Wyman, in dem alle motivierten Zusammenhänge der gehaltlosen Regression erliegen.
„Dead Man Down“ gaukelt dem Zuschauer die innere Zerrissenheit seiner Protagonisten von Anfang bis Ende vor, gefangen im Schmerz der Vergangenheit, und will dadurch das unnachgiebige Massaker durch die Reihen des Gangsterbosses Alphonse legitimieren. Der Film vergisst es, seine verblendeten Behauptungen einer notwendigen Selbstreflexion zu unterziehen und das leise Liebäugeln mit moralischen Werten ist letztlich nur der stumpfe Katalysator, der der kathartischen Vergeltungsschlacht in die konstruierten Karten spielt und seine Sympathiefiguren in allen Taten unterstützt, während die Antagonisten natürlich den schlimmsten Tod verdient haben. Ambivalenz bleibt dem Zuschauer verwehrt, gehaltlose Andeutungen lassen Farrell mit ratternden Knarren die Wogen glätten, degradieren Frauen zu hilflosem Zierwerk, um schlussendlich mit gespitzten Lippen ins offene Messer des obligatorischen Happy Ends zu stürmen.
3 von 10 Automobilen im Kellergeschoss
von souli
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