Review: FLEISCH & BLUT - Mittelalter ist kein Ponyhof



Fakten:

Fleisch & But (Flesh + Blood)
USA, ES, NL, 1985. Regie: Paul Verhoeven. Buch: Gerard Soeteman, Paul Verhoeven. Mit: Rutger Hauer, Jennifer Jason Leigh, Tom Burlinson, Jack Thompson, Fernando Hilbeck, Susan Tyrrell, Brion James, Bruno Kirby,  Ronald Lacey, Simon Andreu, Kitty Courbois u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
West-Europa, 1501: Raubritter Martin und seine Leute nehmen in Auftrag von Arnolfini eine Burg ein. Statt die versprochene fette Beute zu bekommen, fällt dieser ihnen in den Rücken. Entwaffnet und vertrieben sinnen sie auf Rache. Bei einem Überfall auf Arnolfini erbeuten sie zwei seiner Kutschen, mit interessanten Inhalt: Agnes, die junge, bildhübsche Verlobte von Arnolfinis Sohn. Dieser hat sich bereits auf die Suche nach Martin begeben.




Meinung:
Zwei Jahre vor seinem großen Hollywood-Durchbruch drehte Paul Verhoeven bereits seinen ersten (co-produzierten) US-Kinofilm, das wenig zimperliche Mittelalterspektakel "Fleisch & Blut". Der Name ist hier Programm, könnte noch durch "Dreck & Gestank" ergänzt werden. Verhoevens Darstellung des blutjungen, sechzehnten Jahrhundert bietet davon reichlich, keine edelen Ritter mit schimmernder Rüstung oder verträumte Robin-Hood-Romantik. Schlamm, Wolkenbrüche, der Geruch von Tod und Pest in der Luft, Plünderung, Mord und Vergewaltigung, Verhoeven präsentiert eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte als einen dreckigen Moloch mit starken Kerlen und Frauen, die entweder ihre Weiblichkeit ablegen oder stehts zu Diensten sein müssen.

Geisel oder Herzdame?
Die Inszenierung des Niederländers ist druckvoll und gemessen an den Mitteln, letztendlich ist das hier ein B-Movie der 80er Jahre, optisch und atmosphärisch erstaunlich gelungen. Die Sets und die Ausstattung wirken authentisch, wobei dazu zu sagen ist, dass es in "Fleisch & Blut" so gut wie keine aufwendigen Massenszenen oder epische Schlachten gibt, wie sie aus einigen anderen Historienfilmen bekannt sind (eigentlich trifft die Bezeichnung Historienfilm hier nur bedingt zu, dazu gleich). Es ist schon zu bemerken, dass sich nicht so viele Darsteller und Statisten am Set befunden haben können, das ist aber so gekonnt in Szene gesetzt, dass es an Dynamik und Action nicht mangelt. Die Darsteller, die dort waren, können zudem voll überzeugen. Ganz vorne, natürlich, Verhoevens Landsmann Rutger Hauer, wie immer mit enormer Präsenz und Ausstrahlung, aber gleich dahinter die zuckersüsse Jennifer Jason Leigh, die sich hier erstaunlich oft sehr freizügig zeigt.

Zu zweit schießt es sich viel schöner
Etwas zwiespältig und sicher reichlich Diskussionsstoff bietet die Darstellung von Leighs Figur Agnes. Aus Spoilergründen wird jetzt nicht viel näher darauf eingegangen, aber das könnte einigen Menschen, wahrscheinlich bevorzugt Damen, eher übel aufstoßen. Ähnliche Vorwürfe wurden ja auch Sam Peckinpah immer wieder gemacht (Stichwort "Straw Dogs"), und zuerst hinterlässt "Fleisch & Blut" einen vergleichbaren Eindruck. Allerdings mildern die weiteren Entwicklungen das Ganze etwas ab, dennoch vielleicht etwas gewagt. Grundsätzlich sollte aber jedem klar sein, "Fleisch & Blut" ist eher ein Action- und Abenteuerfilm, als ein historisch korrekter Streifen. Das hat schon B-Movie-Flair und dient rein der Unterhaltung. Vollkommen in Ordnung, wenn es denn funktioniert. Etwas kürzer hätte es vielleicht sein können, zwei Stunden ist für den Stoff leicht zuviel. Am Ende steht gute, recht deftige Unterhaltung, die einfach klasse umgesetzt ist.

7 von 10 reudigen Rittern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen