Ihr wollt Helden? Tapfere Ritter, die gegen
finstere Drachen, dämonische Gestalten und fiese Räuber kämpfen? Dann seid ihr
hier völlig falsch. In unserem heutigen Special stellen wir euch unsere 10
liebsten Serien-Widerlinge vor. Allesamt Charaktere die uns faszinieren,
amüsieren oder uns ganz einfach unterhalten, bei denen wir aber doch froh
darüber sind, dass es fiktive Gestalten sind.
10. ALEXIS CARRINGTON – Das mondäne Biest der
80er
Wer in den 1980ern bereits alt genug war, um Serien zu konsumieren, kann sich
bestimmt an einige Widerlinge erinnern. Kein Wunder, denn in diesem Jahrzehnt
gaben uns diverse Serien Einblicke in Welten, die für die meisten unerreichbar
schienen: die High Society. Dabei sind nicht die roten Teppiche gemeint,
sondern vermögende Familien-Dynastien, die in Villen hausen, über Marmorböden
flanieren und neben Unmengen Geld verdienen auch noch Gift und Galle versprühen
als Hobbys hatten. Eine der erfolgreichsten und berühmtesten Serien dieser
formellen Dekade war „Der Denver-Clan“. Die bekannteste Figur dieser Serie, die
von 1981 bis 1989 lief, war Alexis Carrington, die mit vollen Namen Alexis
Morell Carrington Colby Dexter Rowan hieß und von Joan Collins gespielt wurde.
Die meisten kennen Collins mittlerweile wohl nur aus der Snickers-Werbung, doch
früher war sie der Inbegriff der Edel-Zicke, die mit einem eiskalten Lächeln
versehen, mehr als nur eine Hinterhältigkeit plante uns ausführte. Collins
perfektionierte diese über die Jahre Rolle und war recht schnell der größte
Star des „Denver Clans“. Dabei soll Collins selbst kein besonders
liebenswürdiger Mensch sein. Ihr Ruf, dass sie nicht Alexis sondern sich selbst
spielte, hält sich bis heute hartnäckig. So hartnäckig, dass sie bis heute
eigentlich nur diese eine große Rolle vorweisen kann, aber von dieser wohl
immer noch leben kann, obwohl ihre Alexis Carrington in den 1980ern im Bereich
der Serien-Widerlinge auch nicht gegen den König dieser Kategorie ankam, aber zu
diesem kommen wir später.
9. SHERLOCK HOLMES – Der überhebliche Genialist
Nur weil eine Figur ein Widerling ist, bedeutet dies ja nicht zeitgleich, dass
er ein Schurke ist. Ein Widerling kann schließlich auch eine Person sein, die
etwas Gutes tut und nur unausstehlich ist, weil sie z.B. maßlos (und meistens
auch zu Recht) von sich selbst überzeugt ist. Ein gutes Beispiel ist Dr.
Gregory House, der totkranken Menschen gerne nur als Idioten ansieht und an
ihrem Schicksal nicht so viel Interesse zeigt, wie etwa an ihren Gebrechen.
Doch auch ein Dr. House hat seinen Lehrmeister, denn seine Figur ist klar angelehnt
an den größten Detektiv der Geschichte: Sherlock Holmes. Die britische Spürnase
erfuhr in den letzten Jahren eine wahre Renaissance. Zuerst als
Blockbuster-Held unter der Regie von Guy Ritchie und dann noch als Serienheld.
Die grandiose BBC-Serie „Sherlock“ verlegt Holmes-Fälle in die Gegenwart und
lässt ihn mit Smartphone statt mit Lupe ermitteln. Letztlich ist es aber sein
Genie, welches scheinbar unlösbare Verbrechen aufklärt. Doch dabei ist Sherlock
weit davon entfern ein netter Kerl zu sein. Er lässt jeden spüren, dass er der
große, perfekte Denker ist. Das tolle dabei ist, dass er zwar unglaublich
unsympathisch rüberkommt, zeitgleich aber auch charakterlich äußerst einnehmend
ist. Grund dafür ist neben den wunderbaren Scripts vor allem Hauptdarsteller
Benedict Cumberbatch, der dank dieser Rolle mittlerweile nicht nur in
anspruchsvollen Brocken wie „Dame, König, As, Spion“, sondern auch in
Großproduktionen wie „Star Trek Into Darkness“ zu sehen ist. Eine dritte
Staffel von „Sherlock“ soll aber innerhalb der nächsten zwei Jahre realisiert
werden. Es braucht keinen Meisterdetektiv, um zu wissen, dass wir es kaum
erwarten können.
8. ELSE KLING – Die grantige Gattin des Hausmeisters
Kaum zu glauben, aber es gab eine Zeit, da war die „Lindenstraße“ eine Serie,
die wirklich etwas bewegte. Sie war eines der ersten deutschen Formate die z.B.
AIDS thematisierte. Noch heute bemühen sich die Macher um Aktualität, doch aus
dem Blick aufs Kleinbürgertum ist mittlerweile auch eine standardisierte Seifenoper
geworden. Die Serien von Hans W. Geißendörfer, hatte zwar schon immer diesen
seifigen Ruf und wurde seit Beginn mit Häme überzogen, aber in den 1980ern
sowie frühen -90ern hatten die Autoren noch den richtigen Riecher für deutsche
Befindlichkeiten. Aber egal ob man die ARD-Serie jetzt mag oder hasst,
Figurennamen wie Helga Beimer oder Klausi haben sich ins Gedächtnis gebrannt.
So auch Else Kling, die resolute Hausmeister-Gattin, die jahrelang Tratsch
verbreitete, im besten bayrisch grantelte, immer wieder gerne an Türen lauschte
und Leuten, die nicht in ihr konservative Weltbild passte, beschimpfte. Else
Kling wurde rasch zu einem der bekanntesten Figuren der Serie und wurde schnell
zum Kultobjekt. Die Schauspielerin Annemarie Wendel ging in dieser Rolle auf,
auch wenn sie sich immer wieder in Talkshow mit Lederjacke und Weltoffen
zeigte, Wendel kam nie aus dem Schatten der Else Kling heraus. Dennoch
spendierte ihr Geißendörfer einen rührenden, wunderbar kitschigen Abschied aus
der „Lindenstraße“. Ein Abschied für die Ewigkeit, denn kurz nachdem Else Kling
den friedvollen Serientod starb, starb auch Annemarie Wendel.
7. C. MONTGOMERY BURNS – Das gelbe Scheusal
Was ist noch sicherer als das Amen in der Kirche? Richtig, das Pro7 jeden Tag
eine Doppelfolge „Die Simpsons“ ausstrahlt. Die gelbe Chaos-Familie ist gewiss
nicht frei von charakterlichen Widerlichkeiten, doch gegen Homers Chef, den steinreichen C. Montgomery Burns, kommt keiner an. Er ist
eine Art Mixtur aus rebuplikanischen Dagobert Duck und unserem ersten Platz, der sich vor allem
dadurch auszeichnet, dass seine Boshaftigkeit nur noch von seinem Lebensalter
übertroffen wird. Zusammen mit seinem Protegé Weyland Smithers verstößt Mr.
Burns ohne auch nur an ein Wimperzucken zu denken gegen Menschenrechte oder Tier-
und Naturschutz. Ein Satz von Mr. Burns bringt seine Lebenssicht perfekt auf
den Punkt: „Ich habe wie Oskar Schindler
auch Granaten an die Nazis verkauft, aber meine haben funktioniert.“ Eine
Figur, die so etwas sagt, muss einfach in diese Liste, oder mit den Worten C.
Montgomery Burns: „Ausgezeichnet.“
6. FRANK GALLAGHER – Säufer, Schmarotzer, Rabenvater
Frank Gallagher würde sich selbst als guten Vater bezeichnen, der gerne mal ein
Bierchen trinkt, ansonsten aber für seine Familie da ist. Die Wahrheit sieht indes anders aus. Frank ist ein versoffener Egoist. Er schnieft Klebstoff,
kifft, pöbelt, schmarotzt, stiehlt und betrügt und zwar jeden, egal ob Freund
oder Feind. Dass er seine Familie dabei im Stich lässt ist ihm egal. Seine
Gedanken gelten nur ihm selbst. Was klingt wie Milieu-Drama-Einerlei mit Sauce
ist aber eigentlich eine der amüsantesten Serien der letzten Jahre: „Shameless“.
Ursprünglich eine britische Serie, die James McAvoy zum Karrieresprung verhalf,
die schon über zehn Staffeln hat, ist hierzulande das gelungene
US-Serien-Remake bekannter. Nun ja, im Free-TV war die wunderbar geschriebene
und gespielte Serie noch nicht zu sehen, aber die ersten beiden Staffeln gibt
es zumindest schon auf DVD und Blu-ray. Der Kern von „Shameless“ ist dabei
nicht Frank selbst, sondern seine Familie, die von der ältesten Tochter Fiona
(toll: Emmy Rossum) geleitet wird. Weil die Gallaghers trotz krimineller Ader
dennoch sympathisch, wirklichkeitsnah und ungeschönt wirken, kann man ihren
Vater Frank (grandios: William H. Macy) so wunderbar hassen, z.B. wenn er einen
seiner Sprösslinge schlägt, die gesamte Sozialhilfe versäuft oder mit der
Freundin seines Sohnes vögelt. „Shameless“ ist eine grandiose Serie, weil sie
ihre Figuren sowie deren Situation ernst nimmt, daraus aber nicht nur
Unterschichten-Tragik entwirft, sondern auch schwarze Komik mit
gesellschaftlichem Kern und die Lust am Leben feiert. Ach ja, Frank Gallagher
zu hassen gibt es quasi als Sahnehäubchen dazu.
5. ALFRED TETZLAFF – Der spießige Patriarch
Wolfgang Menges Serie „Ein Herz und eine Seele“ ist zwar schon seit Jahrzehnten
bekannt, doch noch immer unterhält und fasziniert der Einblick in den Haushalt
der deutschen Nachkriegsfamilie Tetzlaff. Hauptgrund dafür ist Alfred Tetzlaff,
der cholerische Patriarch und Vollblutspießer, der in politisch herrlich
unkorrekter Weise seinen Mitmenschen aufdrängt, was er von der Welt hält. Vor
allem wenn man sich vor Augen hält, als die Serie zur Zeit des kalten Krieges,
entstanden ist, ist es fast nicht in Worte zu fassen, wie gewagt, revolutionär
und böse „Ein Herz und eine Seele“ war. Was heutzutage vielleicht hier und da
etwas lasch wirkt, war damals wie eine Bombe, abgeworfen von Alfred Tetzlaff
(dargestellt von Heinz Schubert), der seine Frau mit dem Spitznamen „dusselige
Kuh“ tadelte und der gerne auch mal beim Essen seine Fußnägel schnitt und im
Karneval als Napoleon auftrat. Ein echtes TV-Evergreen, der auch nach der
hundertsten Wiederholung in den dritten Programmen nichts von seinem pfiffigen
Esprit eingebüßt hat. Falls ihr "Ein Herz und eine Seele" nicht kennt, solltet ihr das unbedingt nachholen.
4. JUNE STAHL – Die eiskalte ATF-Agentin
Dass die „Sons of Anarchy“ ordentlich Dreck am Stecken haben ist ein offenes
Geheimnis, doch dank ihrer Verbindungen in den inneren Kreis der Polizei,
können sie diverse Probleme mit ein paar Dollar lösen. Doch die ATF-Agentin
June Stahl erweist sich als harte Nuss, die für ihre Karriere und ihr Ego wohl
alles tun würde, um ihrem Chef Ermittlungserfolge vorzeigen zu können. Dabei
geht Stahl durchaus clever vor und erweist sich so für die Biker-Gang als
giftspritzende Schlange, die auch gerne mal das Gesetz so hinbiegt, dass es ihr
von nutzen ist. Auch vor noch drastischeren Methoden schreckt sie nicht zurück.
Innerhalb der ersten drei Staffeln der grandiosen Serie von Kurt Sutter, macht
Stahl dem Club das Leben schwer. Ist sie zu Beginn nur Störenfried wird sie
immer mehr zu einer wahren Nemesis, der durch ihr intrigantes Vorgehen nicht
nur die Ehre des Clubs, sondern auch einige Unschuldige in Gefahr bringt.
Darstellerin Ally Sheedy (sammelt bereits Serienerfahrung durch „Profiler“)
mimt die bi-sexuelle Agent Stahl so herrlich unterkühlt, verdorben,
vorrausschauend und rabiat, dass ihre bloße Erwähnung nicht nur bei den Sons of
Anarchy, sondern auch beim Zuschauer Bluthochdruck und geballte Fäuste
verursacht.
3. JOFFREY BARATHEON – Der Hosenscheißer
Liebe Eltern, was passiert wenn ihr eure Kinder zu sehr verhätschelt sieht er
im Falle von Joffrey Baratheon/Lannister, der in „Game of Thrones“ beweist, wie
schrecklich und widerlich die Blagen sein können, wenn man sie im Glauben
erzieht, sie wären geborene Könige. Joffrey ist ein egomanischer, gewaltgeiler
aber gleichzeitig auch unglaublich feiger Hosenscheißer, der zu seiner
Belustigung gerne auch mal ein paar Köpfe abschlagen und auf Spieße drapieren
lässt. Netter Junge. So nett, dass die „Game of Thrones“-Fans Joffrey am
liebsten vierteilen würde. Wer sich in die von George R. R. Martin erschaffene
Welt vertieft (egal ob als Buch oder als TV-Serie), kommt einfach nicht drum
herum die blonden Prinzen zu hassen. Selbst die Super-Nanny würde da nicht
weiterhelfen, der einzige, der Joffrey in seine Schranken weist und ihm ohne
Todesangst Widerworte gibt ist sein Onkel, der kleinwüchsige Tyrion (Peter
Dinklage). Kein Wunder, dass dieser einer der größten Sympathieträger von „Game
o Thrones“ ist.
2. J.R. EWING – Der König der 1980er-Widerlinge
Bereits bei Platz 10 angekündigt, ist es nun endlich soweit. Ladies und Gentlemen,
der König der 1980er –Widerlinge: J.R. Ewing aus „Dallas“. Die Erfolgsserie
rund um die reiche Familie Ewing und ihre Ölgeschäfte sorgte in dem Jahrzehnt
von Schulterpolstern, FCKW-Haarspray und Modern Talking für Traum-Quoten und
Zähneknirschen, denn wenn Ewing-Oberhaupt J.R. mit einem diabolischen Lächeln
andere Leben und Träume zerstörte, wünschten ihm diverse Fernseh-Nationen
endlich seine Gerechte Strafe. Heutzutage wirkt „Dallas“ schon arg antiquiert,
aber dem Anti-Charme von J.R. erliegt man dennoch. Diese Figur ist in ihrer
klaren Durchtriebenheit so wunderbar simple konstruiert, dass die Macher der
neuen „Dallas“-Serie auch nicht auf J.R.-Darsteller Larry Hagman verzichten
wollten. Zu Recht, denn nach Hagmans Tod gingen die Quoten teils drastisch zurück.
Übrigens, Larry Hagman war durch „Dallas“ zwar als Widerling gebrandmarkt,
zuvor wurde er einem großen Publikum aber als symapthischer Astronaut bekannt,
in der klassischen Serie „Bezaubernde Jeannie“.
1. ERIC CARTMAN – Die klare Nummer eins
Bei der Überlegung dieser Liste kam es mehr als einmal vor, dass einzelne
Platzierungen verschoben wurden, bei unserer Nummer eins, war dies nicht der
Fall. Eric Cartman aus „South Park“ gehört an die Pole Position der Serien-Widerlinge. Basta! Der dicke Drittklässler
ist nämlich nicht nur ein Egoist, nein, er hetzt auch gegen sämtliche Minderheiten,
macht seiner Mutter und seinen Freunden das Leben teils zur Hölle, macht sich
über die Gebrechlichen lustig, verkleidet sich an Halloween gerne auch mal als
Adolf Hitler und als ihn ein ältere Junge, Scott Tenorman, verarscht, rächt
sich Eric auf brutale Weise, in dem er Scotts Eltern umbringen lässt, sie als Pastete
verarbeitet und diese Scott zu essen gibt. Yummy!
Eric Cartman ist einer der radikalsten, widerlichsten, überheblichsten Figuren,
die das Fernsehen jemals hervor gebracht hat und genau deswegen lieben wir ihn.
Äh, natürlich hassen wir ihn! Aber das tun wie mit Hingabe. Cartman Forever!
Auf den Blog bin ich durch MP aufmerksam geworden und habe mich hier und da schon umgeschaut. 3M weiß zu gefallen.
AntwortenLöschenMir ist eine Kleinigkeit aufgefallen:
Eric Cartman verarbeitet die Eltern nicht zu Pastete sondern zu Chili. Schließlich heißt die Veranstaltung dort Chili Con Carnival
Danke für Lob und Hinweis. Da hast du natürlich Recht. Shame on us.
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