Review: MOTEL ROOM 13 – Die wiederholte Selbstdemontage zweier Ikonen



Fakten:
Motel Room 13 (The Bag Man)
USA. 2013. Regie: David Grovic. Buch: Paul Conway, David Grovic, James Russo. Marie-Louise von Franz (Vorlage).
Mit: John Cusack, Robert DeNiro, Rebecca Da Costa, Crispin Glover, Dominic Purcell, Sticky Fingaz, Martin Klebba, Mike Mayhall, Danny Cosmo u.a. Länge: 108 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Profi-Killer Jack soll im Auftrag eines Klienten eine ominöse Tasche abholen, mit dieser in ein abgelegenes Hotel fahren und dort auf die Übergabe warten. Leicht verdientes Geld, doch recht bald muss Jack einsehen, dass hier etwas gewaltig stinkt.





Meinung:
Nein, John Cusack befindet sich nicht mehr nur auf dem absteigenden Ast, sein freier Fall ist nahe dem endgültigen Aufprall. In den 1980er-Jahren war der in Evanston geborene Cusack ein schillerndes Teenie-Idol mit verschmitztem Lächeln, ein Sympathiebolzen und ein Künstler der ganz besonderen Sorte, der seine Rollen fein säuberlich wählte und sein Gesicht nicht für jede x-beliebige Schleuderware hergab. Zeiten ändern sich aber nun mal auch in der Filmbranche und nach dem Katastrophendoppel im Direct-to-DVD-Raum mit „The Factory“ und „Numbers Station“, hat sich Cusack seinen Ruf in kürzer Zeit mit viel Nachdruck ruinieren können, während auch Auftritte auf der großen Leinwand, wie zum Beispiel in Lee Daniels' „Der Butler“, leider nichts vom ehemaligen Glanz bereithielten. Es tut gut, auch John Cusack in einem Projekt unter der Leitung von David Cronenberg zu wissen, denn wenn Cronenberg etwas ganz und gar hervorragend beherrscht, dann ist es die akkurate Schauspielführung. Bis wir allerdings in den Genuss von „Maps to the Stars“ kommen dürfen, muss sich der Cusack-Fan noch einmal mit „Motel Room 13“ in das tiefe Tal des DTV-Schrecken begeben.

 
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Als Jack steht John Cusack in „Motel Room 13“ aber nicht gänzlich allein auf weiter Flur, denn in dieses Debakel sich noch eine weitere namhafte Persönlichkeit gesellt: Robert De Niro. Hier in der Rolle des Gangsterbosses Dragna. Mit Leslie Nielsen-Gedächtnisfrisur in der Rolle des Graf Dracula in Mel Brooks' Parodie „Dracula – Tot aber glücklich“ nimmt De Niro war den wesentlich kleineren Part ein, kann seine geringe Screentime aber ebenso gut nutzen um sich zum Affen zu machen und seinen Status, seine nach wie vor immense Vorbildfunktion für aufstrebendes Künstler komplett zu diffamieren: Ein Trauerspiel. Was man De Niro jedoch zugute halten muss, ist die Tatsache, dass er hier weit wenig gelangweilt auftritt, als sein Kollege John Cusack, der ungelogen während des GESAMTEN Filmes mit dem gleichen Gesichtsausdruck durch das Setting schlurft. Aber was will man schon von einem Streifen erwarten, dessen Skript (Wenn man es überhaupt als Skript bezeichnen darf) immer nur bis zur nächsten Szene denkt, anstatt sich als großes Ganzes zu verstehen. Der Verdacht kommt auf, das Drehbuch wurde während der Dreharbeiten von Tag zu Tag weitergeschrieben, ganz nach dem fragwürdigen Motto: „Mal schauen, wie das heute noch so endet.“ Auffällig ist eben, wie zwanghaft sich die Szenen aufeinander verlassen und der nächste Schritt nie ohne forcierten Bezug zum zuvor Geschehenen voranschreiten kann.


Es mag vielleicht eine Kunstform sein, wenn man einen mit Farbe gefüllten Eimer mit voller Kraft gegen eine Leinwand schleudert, lässt man aber eine Tintenpatrone auf einem leeren Platt Papier explodieren, macht das eben noch lange kein Drehbuch aus, wie David Grovic mit „Motel Room 13“ blendend veranschaulicht. Worum es dann letztlich in „Motel Room 13“ wirklich gehen soll, wird kaum deutlich, dafür ist das Szenario viel zu verworren und verquer erzählt. John Cusack vertritt wiedermal die Rolle des Profis, dem die Klienten vertrauen und der nie wagt, einen schwere Fehler zu begehen, während De Niro den obligatorischen Gangsterboss gibt, der nichts mehr verabscheut, als Lügen und John Cusack den Auftrag gibt, mit einer Tasche im titelgebenden Motel Room auf die Ankunft seines Arbeitgebers zu warten. Und während er so wartet, klopft es alle paar Minuten mal an die Zimmertür und irgendwelche Sackgesichter versuchen, ihm die Tasche abzunehmen, während er sich dabei noch mit der jungen Dame anfreundet, die Zuflucht suchte. „Motel Room 13“ verfällt in seiner Düsternis dann schnell einem repetitiven Muster und wird so vorhersehbar wie langweilig. Was sich nun wirklich in der Tasche befinden mag, juckt bereits nach der Hälfte kein Schwein mehr – Der Film ist dabei natürlich auch nicht mal in der Lage einen echten MacGuffin zu entwerfen - viel schwieriger scheint es, so tapfer zu sein und den Film wirklich bis zum Ende durchzuhalten. Warum auch immer.


2 von 10 muskulösen Polizisten


von souli

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