Review: SILENT NIGHT - LEISE RIESELT DAS BLUT - Statt Rute gibts die Axt


Fakten:
Silent Night – Leise rieselt das Blut (Silent Night)
CDN, USA, 2012. Regie: Steven C. Miller. Buch: Jayson Rothwell. Mit: Jaime King, Malcolm McDowell, Donal Logue, Rick Skene, Ellen Wong, Brendan Fehr, Andrew Cecon, Courtney-Jane White, Erik Berg, Tom Anniko, Mike O’Brien, Curtis Moore, John B. Lowe u.a. Länge: 94 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren (cut), uncut keine Freigabe. Ab dem 5.12.2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Weihnachten steht vor der Tür, doch für die Polizei des kleinen Städtchens Cryer werden die Festtage alles andere als besinnlich. Ein wahnsinniger Killer im Weihnachtsmannkostüm schlachtet äußerst brutal die Bewohner dahin. Ungünstig für die Ermittlungen: Anlässlich der jährlichen Parade befinden sich gerade 500 verkleidete Weihnachtsmänner in der Stadt. Die Nadel im Heuhaufen muss schnell gefunden werden, denn Santa legt ein ziemliches Tempo vor und ist mit Milch und Keksen nicht zu besänftigen. 





Meinung:
Remakes populärer und beliebter Filme sind selten eine gute Idee. Zu groß ist die Gefahr, daran zwangsläufig scheitern zu müssen. Die Neuauflage weniger bekannter Schinken ist da schon sinnvoller, dachten sich wohl auch die Verantwortlichen hinter „Silent Night“, der bereits 2012 abgedreht wurde und bei uns einen Tag vor Nikolaus im Handel erscheinen wird. Als (lose) Vorlage dient der B-Film „Stille Nacht, Horror Nacht“ („Silent Night, Deadly Night“) aus dem Jahr 1984, der trotz zwei Sequels wohl wirklich nur eingefleischten Genrefans ein Begriff sein wird.


Lieber, guter Weihnachtsmann, schau mich nicht so böse an...
Was damals ein schlichter, ziemlich trashiger Fun-Slasher war, wird heute selbstverständlich zum grimmigen Schlachtfest aufgemotzt. Dadurch kann der Film schon mal nicht den einzigen echten, dafür entscheidenden Vorzug des Originals für sich beanspruchen: Einfach Spaß machen. Durch seine Schlichtheit, seine Unbeschwertheit, oder um es ganz unverblümt zu sagen: Seine leichte Blödheit. Damit will „Silent Night“ nichts am Hut haben. An sich okay, wenn er denn als packend-spannender Terrorfilm funktionieren würde. Aber der Reihe nach, denn eines muss man dem Streifen von Steven C. Miller („Aggression Scale – Der Killer in dir“) schon zugutehalten: Er ist keine pure Kopie des Originals. Ganz im Gegenteil, lange kann man sich gar nicht sicher sein, ob die Filme überhaupt etwas miteinander zu tun haben. Bis auf den Titel und einen wütenden Weihnachtsmann gibt es erst gar keine Parallelen. Insgesamt werden nur zwei Szenen direkt übernommen (der warnende Opa und eine unverkennbare Mordsequenz), der Rest bestreitet einen ganz anderen Weg. Im Original war der Killer gleichzeitig der Protagonist, man erlebte ihm auf seinem Werdegang vom Opfer hin zum Schlächter. Das Remake folgt dem Whodunit-Prinzip. Ein Irrer geht um und die Cops jagen ihn. Somit ist „Silent Night“ zumindest von Ansatz auch für Kenner des Originals noch interessant, eigentlich ein ganz anderer Film. Nur halt kein guter.


"Ich wünsche mir dieses Jahr was praktisches, für den Garten..."
Das Werk will als düster und brachial wahrgenommen werden und untermauert das mit ultra-brutalen Gore-Szenen, bei denen den FSK-Prüfern wohl der Hagebuttentee aus der Nase gelaufen ist. Nicht so unverständlich, in dem Bereich kennt man hier gar nichts. Immer feste druff, wer abblendet ist eine Pussy. Kopfkino ist nicht die Intention von „Silent Night“, der will alles zeigen. Gorehounds bekommen die volle Packung. Vom Pickel in die Klöten, dem Häcksler für nackte Koks-Trullas und zu Pampe verarbeiteten Köpfen ist alles dabei und in voller Pracht zu bestaunen. Dementsprechend schaffte nur eine gekürzte Fassung die 18er-Freigabe, die ungeschnittene SPIO-Version wird über kurz oder lang mit Sicherheit beschlagnahmt werden. Sogar auf das ungeschriebene Gesetz des Welpenschutz wird gepflegt geschissen, das traut sich nicht jeder. Also, wer rein auf Exzess aus ist, schnell kaufen, wird nicht billiger. Mehr als das wird nämlich nicht geboten. Auf Spannungsmomente wird gepfiffen, lieber hangelt man sich von einer Bluttat zur nächsten. Dazwischen werden potenzielle Verdächtige gestreut, die zur absoluten Überraschung auch nur aufgeschobene Opfer sind, ohne dass diese Info jetzt als Spoiler zu bezeichnen ist. Wer daran ernsthaft Zweifel hegt, muss gerade erst vom Baum gefallen sein. Zusätzlich nervig sind die bescheuerten Oneliner, von denen besonders Malcolm MacDowell in der Rolle des Dorfsheriffs nicht verschont bleibt. Genau einer davon ist sogar ganz lustig („Big mistake. Bringing a flamethrower to a gunfight.“), sonst hat der beim Drehbuchlesen wohl auch nur peinlich berührt auf den Gehaltsscheck geschielt. Getoppt wird er nur noch von diesem affigen Priester, selten so eine überzeichnete Figur in letzter Zeit gesehen.


Von den üblichen Merkwürdigkeiten im Genre muss gar nicht erst angefangen werden, die sind auch bei guten Vertretern nicht ausgeschlossen und kein Hauptkriterium. Wenn sie denn durch Qualitäten egalisiert werden. Die muss man hier mit der Lupe suchen. Handwerklich ist der Film ganz in Ordnung und ist durch seinen ruppigen Härtegrat zumindest keine Schlaftablette, irgendwer wird immer zu Kleinholz verarbeitet. In der geschnittenen Fassung dürfte der Film gar nicht mal anschaubar sein. Als reiner Hackepeter nicht von schlechten Eltern, sonst keine Erwähnung wert.

4 von 10 Zuckerstangen für brave Kinder


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