Review: HOMELAND (Staffel 1) – Spannender Kampf gegen Terror aus den eigenen Reihen



Fakten:
Homeland
USA. 2011. Regie: Michael Cuesta, Daniel Attias, Jeffrey Nachmanoff u.a. Buch: Howard Gordon, Alex Gansa, Alexander Cary, Henry Bromell u.a. Mit: Damian Lewis, Claire Danes, Morena Baccarin, Jackson Pace, Morgan Saylor, Mandy Patinkin, David Harewood, Suraj Sharma, Diego Klattenhoff, Amy Hargreaves, u.a. Länge: 13 Episoden zwischen 44 und 58 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.


Story:
Der jahrelang in Afghanistan gefangen gehaltene und gefolterte Sergeant Brody (Damian Lewis) wird von einer Eliteeinheit befreit und nach seiner Rückkehr in die USA als Held gefeiert. Doch CIA-Agentin Carrie Mathison glaubt, Brody sein von seinen Peinigern „umgedreht“ worden und arbeite nun an einem Terroranschlag gegen die Vereinigten Staaten. Während Brody als versucht, sein Leben bei Frau und Kindern wieder aufzunehmen, sucht sie versessen nach Hinweisen, die ihre Vermutung belegen.





Meinung:
Ich bin eigentlich keiner, der viel mit diesen so genannten „Drama-Serien“ anfangen kann. Zu selten halten sie das, was die euphorischen Kritiken versprechen, sind meiner Sicht nach langweilig, ziehen sich ewig hin und die oft vorgeschobene intensive Charakterzeichnung, besonders im Vergleich zum Film, ist absolute Grundlage und keine Besonderheit, denn wenn eine Staffel oder eine komplette Serie über zig Stunden geht, dann müssen auch die Figuren deutlich näher beleuchtet werden als bei ihrem großen Bruder aus dem Kino. Serien haben’s einfach schwer bei mir. Und dennoch gebe ich ihnen immer wieder eine Chance. Zumindest eine gute Staffel sollte es sein, wenn mich die Serie dann nicht gepackt hat, dann kann immerhin niemand behaupten, sie hätte ihre Chance nicht gehabt. Nach gescheiterten Versuchen bei „Dexter“, „Game of Thrones“ oder „The Walking Dead“ und einer großen Ausnahme bei „Breaking Bad“ (tatsächlich die vielleicht beste Drama-Serie, die ich je gesehen habe), hab ich mich also auch mal an „Homeland“ herangewagt. Oft empfohlen (gut, das passiert ohnehin ständig, denn die Fanboys sind überall) und dann doch mal ausprobiert.


Kehrt nach Brodys Befreiung auch die Familienidylle zurück?
Was soll ich sagen? Diese 13 Folgen über den langjährigen Gefangenen Nicholas Brody und sie CIA-Agentin Carrie Mathison waren sicher kein Fehler, ganz im Gegenteil. Folge eins und zwei konnten mich direkt fesseln und machten neugierig auf mehr. Leider wurde ich mit Folge drei dann doch ziemlich enttäuscht. Sollte es das schon gewesen sein? Geht der so gepriesenen Serie schon jetzt der Saft aus? Eine kleine Pause musste wohl her, zu viel Binge-Watching ist vielleicht auch nicht das Ideale. Pause, vielleicht zwei Wochen. Und dann mit Folge vier weitergemacht. Und siehe da – ja, die Serie macht wieder Spaß. In Folge vier noch schleppend, aber dann ging es immer mehr bergauf. Von da an, eigentlich bis zum Ende, hielt die erste Staffel trotz ihrer optischen Langsamkeit das Tempo unheimlich hoch und als Zuschauer wurde ich gefesselt wie selten von einer Serie. Das Staffelfinale, aufgeteilt auf mehrere Folgen, war dann tatsächlich der Höhepunkt und ein Ende, das viel Spielraum für die nächste(n) Staffel(n) offen lässt.


Carrie versucht Saul von ihrem Verdacht zu überzeugen
Aber was machte die erste Staffel von „Homeland“ so gut? Ich persönlich fand es einfach fantastisch, wie die Serie mit den Erwartungen des Zuschauers spielt und diese dann immer wieder täuscht. Und das so einfach und nicht einmal versteckt. Das ist echt klasse. Immer wenn ich denke, jetzt hab ich raus, wie es eigentlich ist, dann gibt‘s eine Wendung, mit der ich nie gerechnet hätte und, schwupps, seh‘ ich den oder einen anderen Charakter in einem ganz anderen Licht. Dadurch wird dann ein unheimlicher Spannungssog entfacht, der einen immer neugieriger macht, wie es denn weitergeht. Man kann einfach nicht mehr aufhören. Und genau das ist es doch, was eine Serie erreichen muss. Man muss als Zuschauer unbedingt wissen wollen, wie es weitergeht und das über eine lange, lange Zeit.


Es herrscht Spannung zwischen Brody und Carrie
Dass es (zumindest in dieser Staffel) keinen richtigen Sympathieträger gibt, das funktioniert dennoch erstaunlich gut. Carrie hat zwar ihren sturen Schädel, Brody ist sowieso ein komplett undurchsichtiger Charakter, seine Frau ist ein zu unterwürfiges Hausfrauchen und auch Saul wirkte von Beginn an nicht wirklich zugänglich. Natürlich haben sie alle ihre angenehmen Phasen, aber dennoch fehlt mir das Mitgefühl für die Figuren. Umso erstaunlicher, dass ich dennoch an ihrem Schicksal so sehr interessiert bin. Diese Kombination gibt es nicht allzu oft und schon dafür muss man der Serie großen Respekt zollen. Ob dieses Schema auch in den weiteren Staffeln funktioniert, das wird die Zukunft unter Beweis stellen müssen. Natürlich ist auch das großartige Spiel der Darsteller zu erwähnen, allen voran natürlich die Steckenpferde Damian Lewis und Claire Danes. Letztere zeigt zahlreiche Facetten ihrer Carrie und scheint völlig in ihr aufzugehen, während Lewis, zumindest sinnbildlich, eine Maske trägt, mit der er weiterhin diesen undurchsichtigen Nick Brody verkörpert. Sein Spiel passt sich seiner Figur an. Von echter Charakterentwicklung kann man zumindest in dieser Staffel auch nur bei diesen beiden Figuren sprechen, wobei dies in der ersten Staffel auch noch nicht das entscheidende Kriterium sein konnte, denn erst einmal muss man die Figuren kennen, bevor wir ihre Entwicklungen wahrnehmen.


Neben dem kleinen Durchhänger zu Beginn der Staffel ist ein weiterer Kritikpunkt tatsächlich so etwas Profanes wie das Intro der Serie. Irgendwie wirkt es nicht wirklich ausgefeilt. Diese Collage aus realen und fiktiven Bildern, Satzfetzen und irgendwelchen Effekten soll natürlich neugierig machen und gleichzeitig auf die stetige Aktualität der Terrorismus-Thematik hinweisen, doch bei mir bewirkt sie vielmehr das Gegenteil: Das Intro langweilt und ist vor allem auch auffällig lang. Aber das ist natürlich nur ein nebensächlicher Aspekt. Insgesamt hat zumindest die erste Staffel von Homeland zurecht einen so guten Ruf, besonders die Spannungsentwicklung ist auf allerhöchstem Niveau und die Darsteller nicht nur fabelhaft ausgewählt, sondern wohl auch auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft. Bleibt für die nächste Staffel eigentlich nur zu hoffen, dass die Autoren weiterhin solch kreative Einfälle haben und so spannend weitererzählen wie in der herausragenden ersten Staffel.


9 von 10 Rasierklingen in der Gefängniszelle

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