Review: BAD SANTA - Weihnachten abseits des normalen Komödien-Schmu



Fakten:
Bad Santa
USA. 2003. Regie: Terry Zwigoff. Buch: John Requa, Glenn Ficarra. Mit: Billy Bob Thornton, Tony Cox, Bernie Mac, Lauren Graham, John Ritter, Brett Kelly, Cloris Leachman, Ethan Phillips, Lauren Tom u.a. Länge: 91 Minuten (Kinofassung), 96 Minuten (erweiterte Fassung). FSK: freigegeben ab 12 Jahren (Kinofassung), bzw. freigegeben ab 16 Jahren (erweiterte Fassung). Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Willie ist ein Säufer und ein skrupelloser Betrüger. Zusammen mit seinem kleinwüchsigen Kumpanen Marcus raubt er jedes Jahr zu Weihnachten die Shoppingzentren aus. Der Clou daran: Willie und Marcus arbeiten bei ihren Opfern als Weihnachtsmann und Wichtel, manipulieren heimlich die Alarmanlage und schlagen dann nachts zu. Der Erfolg gibt dem Duo Recht, doch ein Kaufhausdetektiv mit gutem Spürsinn sowie ein dicker, kleiner Junge bringen Willie und Marcus in Gefahr.





Meinung:
Wenn man einen Film etwa 10-mal gesehen hat und auch dann aus dem Lachen nicht herauskommt, dann sollte man dem Film endlich einen Kommentar gönnen. Ja, der Titel „Bad Santa“ stößt ab, ja, das Cover erinnert an eine fürchterliche 08/15-Komödie von der Stange. Ignorieren wir all' das erst einmal und konzentrieren uns auf den großartigen Billy Bob Thornton, der hier den titelgebenden „Bad Santa“ verkörpert. Und danach merken wir vielleicht sogar, dass Terry Zwigoff auf dem Regiestuhl Platz nahm, der sich einst für den großartigen Teenie-Film „Ghost World“ verantwortlich zeichnete. Nun sind wir an dem Punkt angelangt, an dem ich mich für meine große Sympathie für „Bad Santa“ nicht mehr schämen brauche. Die Beweisführung ist klar und deutlich, ich darf weiterhin denken ich gehöre zum Bildungsbürgertum. Und der Glaube, sei es an das Bildungsbürgertum oder an den Weihnachtsmann, versiegt ja bekanntlich zuletzt.


Auch ein Bad Santa muss einmal ausspannen
Willie ist Säufer, Übergrößen-Fetischist, starker Raucher, Misanthrop, Ladendieb und Supermarkt-Weihnachtsmann. Viele Fähigkeiten, die es gilt jedes Jahr aufs Neue zu vereinen. Wenn Willie also sein ganzes Geld wieder für Alkohol und Nutten verprasst hat, dann geht’s wieder ab in den weihnachtlichen Trubel. Zwei Wochen den Weihnachtsmann mimen und dann den Ladensafe knacken, sein kleinwüchsiger Kumpel Marcus (Tony Cox) darf als „Santas Little Helper“ seine Körpergröße nutzen und die Alarmanlage nach Ladenschuss ausschalten. Willie bekommt die Hälfte des Geldes, Marcus die andere Hälfte und diverse Fashion-Artikel für seine Frau. So sieht das Prinzip jedenfalls seit Jahren aus. Wie das bei Komödien aber so ist, wird dieses Jahr so einiges anders laufen, denn Willie lernt ein treudoofes, übergewichtiges Kind kennen und besetzt kurzerhand dessen Wohnung. Billy Bob Thornton spielt den versifften Weihnachtsmann mit mehr Liebe als man bei solch einer Rolle erwarten würde. Er pisst sich voll, kotzt was das Zeug hält und legt sich mit Pappmaché Rentieren an. Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. So „down and dirty“ war Santa noch nie und wird es vermutlich auch nie wieder sein. Er blafft Kinder und deren Eltern an, säuft sich vor seinem Einsatz als Nikolaus halb komatös und findet irgendwo in einem entlegenen Winkel seines tiefschwarzen Herzens einen Funken Sympathie für ein dümmliches Kind, welches seinen Glauben an den Weihnachtsmann einfach nicht verlieren will.


„Bad Santa“ erzählt eine ungewöhnliche Geschichte abseits des normalen Komödien-Schmu und verwebt schwarzen Humor mit einer niedlichen „Weihnachten-ist-trotzdem-toll“-Attitüde. Wer also seinen Heiligen Abend mit Rosa Stoff-Elefanten, Schrotflinten, Flachmännern und dementen Großmüttern verbringen will, der sollte sich erst einmal ein paar Brote machen und sich dann mit einer Flasche Whiskey vor den Fernseher knallen. Willie wäre jedenfalls stolz! Meine Sympathie gehört nun schon seit Jahren dem besoffenen Santa mit dem weichen Herz und Billy Bon Thornton ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.

„This is Christmas and the kid's getting his fucking present!“


8 von 10 unaufmerksamen Großmüttern


von Roldur

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