Review: 5 ZIMMER KÜCHE SARG - Die Vampire von Wellington



Fakten:
5 Zimmer Küche Sarg (What we do in the Shadows)
NZ. 2013. Regie und Buch: Taika Waititi, Jermaine Clement. Mit: Taika Waititi, Jermaine Clement, Jonathan Brugh, Stuart Rutherford, Jackie van Beek, Ben Fransham, Con Gonzalez-Macuer, Rhys Darby u.a. Länge: 86 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Ab 5. Juni auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ein Kamerateam begleitet für eine Dokumentation eine Gruppe von Vampiren, die innerhalb der neuseeländischen Hauptstadt Wellington leben. Dabei wird die Kamera Zeuge vom ganzgewöhnlichen Alltag der Blutsauger, sowie den Problemen und Vorzügen des Vampirdaseins.





Meinung:
Grundgütiger! Da sitze ich im Kino und sehe, dass ein neuer Film mit dem Titel „5 Zimmer Küche Sarg“ bald sein Release feiert. Einst, also vor zwei Monaten, hat dieser Titel den kleinen Roldur angepisst. Dann saß er im „Burger King“ und las in der Laden eigenen Zeitschrift. Ihr wisst schon, die Zeitschrift, die alles gut findet – im Prinzip also Werbung. Die Folge war: Ich hatte noch weniger Bock auf den Film. Bis ich merkte, dass die kreativen Köpfe von „Flight of the Conchords“ hinter der Mockumentary steckten und ich endlich den grandiosen Trailer sah.  In all' meiner Weisheit fiel mir dann auch auf, dass ich dringend mehr von diesen Neuseeländern sehen sollte, denn ich kenne bis heute nur einen kurzen Sketch von „Flight of the Conchords“. Peinlich, oder?



Auch Vampire haben Rhythmusgefühl
WG-Leben ist ja an sich schon schwer. Wenn man einzieht kommt erst die Euphorie. Man ist jetzt halbwegs selbstständig und darf so viel zocken, saufen, kiffen und essen wie man will. Zum Frühstück Burger, danach eine ausgiebige Dusche und die Küche im 14-Tage Rhythmus aufräumen. Dann kommt der Schimmel und letztendlich auch der Krach mit den Mitbewohnern. Irgendwann merkt man, dass auch Selbstständigkeit nur relativ ist und schon simple Aufgaben zur Tortur werden können. Den Müll rausbringen zum Beispiel – aber das ist eine andere Geschichte. Im neuesten Film von Jemaine Clement und Taika Waititi werfen wir einen Blick auf eine Vampir-WG bestehend aus Deacon (183 Jahre), der Jungspund und Rebell der Gruppe, Viago (379 Jahre), ein Sauber- und Edelmann, Vlad der Stecher (862 Jahre), ein blutrünstiger und folternder Vampirfürst mit Beziehungsproblemen  und letztendlich Petyr, ein 8000 Jahre alter Nosferatu-Verschnitt. Die Kameramänner sind natürlich mit Kruzifix ausgestattet und somit „Unfallversichert“.  Jetzt aber genug Vorgeplänkel. Ich greife mir jetzt Knoblauch und Weihwasser und mach mich ans Eingemachte...


Vladislav sollte man nicht reizen
„5 Zimmer Küche Sarg“, im Original „What We Do in the Shadows“, hat sehr viel von „Monty Python“. Der klamaukige Humor, die Kenntnis und Liebe zum persiflierten Genre und die chaotische Anarcho-Ader. Der Film macht buchstäblich keine Gefangenen und switcht von schwarzem Humor zur gefühlvollen Ode an die ewige Liebe. Gefühlvolle Zombies oder Vampire gab's ja nu' schon genug in den letzten Jahren aber nie so gut wie hier. Viago mag zwar verliebt sein, er lässt aber auch das Blut spritzen und hat mehr Charakter als jeder glitzernde Sonnyboy der „Twilight“-Reihe. Gut, der Waschbrettbauch fehlt – aber wer will schon so oberflächlich sein. Wichtig ist, dass wirklich jeder Charakter für Lacher gesorgt hat und mein Interesse geweckt hat. Sei es Petyr, der den ganzen Film über kein Wort verliert oder der hoffnungslos rüpelhafte Deacon, jeder hat seine eigene, kleine Geschichte, über die ich unbedingt mehr erfahren wollte. Allein aus der Dynamik der Hauptpersonen heraus entsteht also die Handlung, die schlussendlich mit einer hohen Gag-Dichte (von denen auch sehr viele zünden), viel Originalität und echter, unverfälschter Skurrilität hausieren gehen kann.


Die 6 Euro hab ich mir gerne absaugen lassen, das war es mir wirklich wert. Nun bin ich also wieder in mein durchschnittliches WG-Leben zurückgekehrt. Bin kein Meister von irgendwem, zitiere nie die „Lost Boys“ und muss auch nie die ganze Wohnung mit Zeitungen auslegen – fliegen kann ich auch nicht. Was mir bleibt ist der Schimmel unter dem Deckel einer Ravioli-Dose. Aber dank „5 Zimmer Küche Bad“ konnte ich kurzzeitig dem traurigen WG-Alltag entfliehen und habe die wohl beste Komödie des Jahres gesehen.
Na, wenn das nichts wert ist.


“I can’t really explain why us vampires prefer virgin blood over anything else. But put it this way… wouldn’t you rather eat a sandwich if you knew nobody had fucked it?”


8 von 10 gefickten Sandwiches


von Roldur

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