Review: DIE SCHÖNE UND DAS BIEST - Ein Märchen, erzählt ohne Liebe



Fakten:
Die Schöne und das Biest (La Belle et le béte)
Frankreich. 2014. Regie: Christophe Gans. Buch: Sandra Vo-Anh, Christophe Gans. Mit: Léa Seydoux, André Dussollier, Vincent Cassel, Eduardo Noriega, Yvonne Catterfeld, Audrey Lamy, Myriam Charleins, Sara Giraudeau, Nicolas Gob u.a. Länge: 113 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nachdem er sein Vermögen verloren hat und mit seinen Kindern aufs Land gezogen ist, gerät der Kaufmann bei einem Ausritt in ein Unwetter und gelangt so zu einem mysteriösen Schloss. Als er dort eine Rose pflückt, wird er von einem Biest angegriffen. Dieses verlangt für seine Tat, dass der Kaufmann als Gefangener in seinem Schloss bleibt. Er darf aber noch einmal nach Hause reiten, um sich von seiner Familie zu verabschieden. Doch es kommt anders. Seine Tochter Belle opfert sich für ihren Vater und wird zur Gefangenen des Biests.





Meinung:
Mit seinem „Pakt der Wölfe“ erreichte Regisseur Christophe Gans den Ruf eines europäischen Ausnahmeregisseurs, der Filme in seinem Heimatland Frankreich drehen kann, die mit den großen Blockbuster Hollywoods konkurrieren können. Das war im Jahre 2001. Nach seinem Ausflug in die Traumfabrik, die den oft unterschätzten Horrorfilm „Silent Hill“ zur Folge hatte, kehrte Gans zurück in die Heimat. An seinem großen, massentauglichen Stil hat er aber nichts geändert. Dies ist auch deutlich bemerkbar bei „Die Schöne und das Biest“, die Verfilmung der legendären Märchengeschichte ist größtenteils frei von jeglichen europäischen Ansätzen.


Hach, sieht es nicht toll aus daheim beim Biest?
Dies wird vor allem deutlich innerhalb der Optik. Die unersättlich erscheinenden Pastellfarben, in die Gans die weichzeichnerischen Phantasiegebilde seiner Filmadaption taucht, wirken ähnlich artifiziell und leblos wie das Biest, dass durch die Kraft des CGIs zum cineastischen Leben erweckt. Die Romantik des Märchenhaften will dabei niemals aufkeimen. Zu steril und technisch wirkt der gesamte Look von „Die Schöne und das Biest“. Das alles gipfelt dann in einem überbrodelnden Showdown, der wie der gesamte Rest lediglich das Flair von selbstgefälligem Größenwahn ausstrahlt. Eine wirkliche Faszination für das Unerklärliche, das Phantastische und Mysteriöse ist dabei zu keiner Zeit erkennbar. Es ist ein Schaulaufen der gefühlskalten Effekte, präsentiert auf einem, dazu passenden, aseptischen Podest. Christophe Gans Märchenadaption ist dabei nicht nur wegen seiner technischen Fixierung absolut misslungen, sondern auch, weil er den Schauwerten den Vorzug gegenüber empathischen Entwicklungen und einer spannenden Erzählung gibt. Die aktuell sehr gefeierte Léa Seydoux darf in dieser artifiziellen Melange dazu auch nicht mehr tun, als lieb zu gucken und in bunten Kostümen umherzuwandern, während Vincet Cassel wenigsten noch das Glück hatte lediglich in Rückblenden aufzutreten. Seinen Hauptpart übernimmt ein Biest aus dem Computer, oder besser gesagt aus dem Uncanny Valley, welches die haarige Kreatur dadurch noch gruseliger wirken lässt, als es wahrscheinlich geplant war.


„Die Schöne und das Biest“ ist ein Fantasy-Epos mit Romantik-Unterbau, welches nicht mehr ist als ein fürchterliches, nicht eigenständiges abgrasen opernhafter, aber dabei emotionsloser, Plastikwelten. Ein Film über die wahre Liebe, der ohne diese auskommen muss und gar nicht erst versucht daran etwas zu ändern. Dafür ist „Die Schöne und das Biest“ dann doch einfach zu selbstverliebt in seine eigenen technischen Möglichkeiten und verkennt dabei total das Potenzial mehr aus der bekannten wie beliebten Geschichte zu machen, als ein totes Nicht gehüllt in überzuckerten, visuellen Orgien.


2 von 10 gepflückten Rosen

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