Jean-Claude Van
Damme, the muscles from brussels, und
seine Filme sind heute ein ewiger Gast in deutschen Videotheken. Doch früher,
man glaubt es kaum, war er auch ein echter Kinostar. souli und stu wagen sich
an einer kurzen Retrospektive des belgischen Schauspielers und Kampfsportlers, der
mit dem biographisch geprägten „JCVD“, „Universal Soldiers: Day of Reckoning“
und seinem Schurkenauftritt in Stallones „The Expendables 2“ ja ein Mini-Comeback
gelang. Hier also nun eine Sammlung von Kurz-Reviews seiner Filme von 1986 bis
1995, also von seinem Karrierebeginn bis zu dessen Höhepunkt. Viel Spaß.
KARATE TIGER (1986)
Eine Art
Billigvariante des ersten, populären „Karate Kid“. Hier gibt es zwar keinen Mr.
Miyagi, dafür erscheint dem jungen Kampfnovizen der Geist von Bruce Lee. Kein
schlechter Meister, immerhin muss der blasse Held sich gegen niemand geringeren
behaupten als Jean-Claude Van Damme, der hier zum ersten Mal wirklich
wahrnehmbar in Erscheinung trat. Mehr als böse zu gucken und Spagat zu machen
hat er aber nicht zutun, dennoch war es genau diese Rolle, die ihm sein
Mitwirken in „Bloodsport“ ermöglichte. „Karate Tiger“, der eigentlich „No
Retreat, No Surrender“ heißt, war nicht nur der Beginn von Van Dammes Karriere,
sondern gleichzeitig auch der Start für eine damals beliebte und äußerst
lukrative Prügelfilmreihe. Innerhalb von Deutschland kamen mehrere „Karate
Tiger“-Filme heraus, die meistens hatten aber bis auf den Titel und ihre einfache
Prügel-Mentalität nichts gemeinsam. Der Beginn der Reihe erweist sich
als eher hemdsärmeliger Versuch etwas vom „Karate Kid“-Boom der damaligen Zeit
abzubekommen. Funktionierte damals ganz gut, ist heute aber nicht mehr als
geballtes Videotheken-Zeitkolorit ohne sonderlichen Reiz.
3 von 10 Erscheinungen
BLOODSPORT (1987)
Eine echte
Handlung gibt es genaugenommen nicht. „Bloodsport“ beschränkt sich genügsam
darauf, seine Charaktere dem pulsierenden Destruktivitätstrieb zu überlassen
und den Zuschauer dann für 90 Minuten daran teilhaben zu lassen, wie sich
irgendwelche Typen gegenseitig mit Fäusten, den Ellenbogen oder den Knien
gehörig die Fressen bearbeiten. Im Mittelpunkt steht Jean-Claude Van Damme als
Frank Dux, der mit einer beeindruckenden, legendären Athletik auftritt und
dadurch nicht selten von seinem eher dürftigen Schauspiel ablenken kann. Dass
„Bloodsport“ vollkommen eindimensional und vorhersehbar ist, tut dem Ganzen nun
keinen echten Abbruch, man sollte ihn letztlich einfach als testosterongeladenes
und durchaus kurzweiliges Relikt der 1980er Jahre verstehen. Funktioniert aber
auch nur einmal, und ist bereits dort nicht gerade spektakulär.
5 von 10 blinden Treffern
KARATE TIGER 3 – DER KICKBOXER (1989)
Van Damme darf
als Kickbox-Rookie hart trainieren, um sich bei einem fiesen, gnadenlosen Muay-Thai-Schläger
zu rächen. Dieser hat nämlich Van Dammes Filmbruder in einen Rollstuhl
verfrachtet. Im Prinzip ist „The Kickboxer“ (so der Originaltitel) genau das,
was bereits der erste „Karate Tiger“-Film war (ohne dass die beiden Werke bis
auf den Titel und Van Damme etwas gemeinsam haben): eine Kopie von „Karate Kid“,
hier nur noch einmal aufgepusht mit mehr Gewalt, mehr Stereotypen und durchaus
nett anzusehenden Kampfszenen. Im Vergleich zu heutigen Martial-Arts-Filmen
wirkt das Ganze aber schon recht blass, von der Beliebigkeit des Stoffes einmal
ganz zu schweigen. Auch wenn man sich dem Film aus der Sicht der damaligen Zeit
nähert, lässt sich nur schwer verleugnen, dass es im Grunde – selbst für’s Genre
– ein ziemlich hohles Nichts ist. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass
eben auch dumme Filme Spaß machen können und diese Qualität kann „The Kickboxer“
zumindest zeitweilig für sich verbuchen.
4,5 von 10 Querschnittslähmungen
CYBORG (1989)
Es ist
schlichtweg beeindruckend, was Albert Pyun seinem Publikum mit der verblödeten
Endzeit-Vision „Cyborg“ zumutet. Eigentlich schreit alles hier nach einem
waschechten Trashfest; das billige Setting, die grauenhaften Schauspieler und
die unzähligen technischen Fehler (Kommt eigentlich ein einziger Übergang ohne
Schnittfehler daher?!). Eigentlich sollte man „Cyborg“ angesichts dieses
wirklich extremen Unvermögens doch stehenden Applaus spendieren und ihn zur
Krönung der illustren Runde mit den grölenden Saufkumpanen küren. Eigentlich.
Aber „Cyborg“ nimmt sich viel zu ernst, ist viele Male durchaus amüsant in
seiner Debilität (Ralf Moeller – Wow!), schliddert dann aber von diesem äußerst
dünnen Grat der Belustigung herunter und ist nur noch dumm, träge und schlecht.
Abnormal schlecht. Naja, es gibt ja noch Jean-Claude Van Damme, der spielt zwar
wieder furchtbar, darf seinen Spagat aber auch mal mit interessanten Angriffen
kombinieren und sich im lachhaften Finale gegen einen stampfenden Adonis mit
billigen Kontaktlinsen (Keinerlei Ausstrahlung, dafür aber durchgehend grunzend
unterwegs: Vincent Klyn) beweisen. Unfassbar mies, aber doch
irgendwie…niedlich.
3,5 von 10 fragwürdigen Haarschnitten
LEON (1990)
Dramaturgisch
gewohnt dünnhäutig und mit dem zuweilen höchstseifigen Charakter einer Seifenoper
im Repertoire, will Jean-Claude Van Damme in „Leon“ eigentlich nur noch einmal
seinem verkohlten Bruder zum Abschied in die Augen blicken, wird dafür
schlagartig zum Fremdenlegionsdeserteur und kommt trotzdem zu spät. Danach will
Leon seiner verwitweten Schwägerin und ihrer Tochter unter die Arme greifen, um
den hinterlassenen Schuldenberg abbezahlen zu können, nur haben die so gar
keinen Bock auf ihn. Also zieht Leon mit hängenden Schultern durch die Gassen
und trifft auf den Krüppel Joshua, der Straßenkämpfe organisiert und ihn
aufgrund seiner Durchschlagskraft an die Schnepfe Lady weiterempfiehlt, die
Tiefgaragenfights für die arroganten Krawattenträger der Stadt austrägt.
Löwenherz wird geboren und bollert seine Gegner regelmäßig aus den Schuhen. Ja, und auch „Leon“, der durchaus zu den besseren Van Damme-Vehikeln zählt, kommt kaum über den Durchschnitt hinaus, dafür ist sein emotionales Plateau nicht nur unnötig, sondern auch zu aufgesetzt und im Abschluss furchtbar kitschig. Die Fights hingegen sind schon nett, vor allem in Kombination mit diesem urigen Hitsound. Aber im Endeffekt ist es der gleiche Film, den Van Damme nun seit gut 30 Jahren dreht und sein Endgegner Attila wie so oft eine verschwitzt-haarige Lachnummer. Aber! Im Anschluss des finalen Kampfes gibt es eine wirklich schöne Szene, in der sich Löwenherz und Joshua in den Armen liegen und gemeinsam Tränen vergießen. Wie echte Männer, versteht sich, aber auch die dürfen mal weinen. Selbst in einem solchen Klopper.
4,5 von 10 Schlägen in die Weichteile
MIT STÄHLERNER
FAUST (1990)
Jean-Claude Van
Damme legt den maßgeschneiderten Nadelstreifenanzug samt überzogenem
Perlweißgrinsen ab und schlüpft in die orangefarbene Häftlingsklamotte, um im
Knast auf Undercovermission einige Morde aufzudecken. Dabei wird unser Supercop
selbst zur Zielscheibe der Insassen und Wärter, als nach und nach seine wahre
Identität ans Tageslicht kommt, denn Bullen werden noch mehr verachtet als
Kinderschänder. Danach finden wir uns im üblichen, aber in diesem Fall doch
erschreckend harmlosen Van Damme-Schema wieder: Hier etwas Klappermesseraction,
da eine Schlägerei, bis Van Damme den Endgegner, der zufälligerweise noch ein
Hühnchen mit ihm zu rupfen hat, meterweit durch die Luft kicken darf. Neben der
öden und immer abstruser verlaufenden Geschichte, besitzen auch die Fights
keinerlei Dynamik – Van Damme darf ja nicht mal seinen kultigen Spagat
vorführen! Sicher ist „Mit stählerner Faust“ mit einem gewissen Nostalgiebonus
behaftet, aber am Ende bleibt es doch nur ein äußerst lascher Reißer.
3,5 von 10 rachsüchtigen Sandmännern
GEBALLTE LADUNG (1991)
Drei Jahre
nachdem Schwarzenegger in Danny DeVito seine Zwillingsbruder fand („Twins“)
fand auch Van Damme sein Ebenbild und zwar sich selbst. „Double Impact“ erzählt
die fast schon vor Hirnrissigkeit liebenswerte Geschichte getrennter Zwillinge,
die sich wiederfinden und zusammenraufen, um den Mord an ihren Eltern zu rächen.
Es war das erste Mal, dass versucht wurde the
muscles from brussels nicht nur auf einer kämpferischen Ebene, sondern auch
auf einer komödiantischen dem Publikum schmackhaft zu machen. Letztlich ein
weder geglückter noch gescheiterter Versuch, der im Jahre 1991 recht
erfolgreich in die Kinos und Videotheken kam.
5 von 10 Gymnastikkursen
UNIVERSAL SOLDIER (1992)
Bevor sich das
schwäbische Spielbergle (Roland Emmerich) in Hollywood mit "Stargate"
etablierte, drehte er diesen Zombie-Übersoldaten-Quatsch, der vielleicht 1992
noch den einen oder anderen Schauwert besaß, aber bereits wenige Jahre später
seine makellose Dummheit nicht mehr verbergen konnte. Low-Hollywood-Trash, der
aus seiner Van-Damme-vs.-Lundgren-Attitüde wesentlich mehr herausholen könnte und
wohl auch sollte. Wenigsten wirken die Inszenierung und ein paar gewollte
Witzelein aus heutiger Sicht noch einiger Maßen amüsant.
3,5 von 10 Heißhungerattacken
OHNE AUSWEG (1993)
„Hitcher“-Regisseur
Robert Harmon gelang es! Er inszenierte mit „Ohne Ausweg“ den bis dahin wohl
besten Film mit Van Damme. Als Sträfling auf der Flucht, der einer
alleinerziehenden Witwe gegen skrupellose Immobilienhaie hilft ist
unterhaltsame Massenware, in der Van Damme durchaus beweisen kann, dass er auch
als Schauspieler überzeugen kann, wenn das Script sowie die Arbeitsbereitschaft
des Regisseurs stimmt. Gewiss ist „Ohne Ausweg“ nicht mehr als eine Art
Fernsehspielfilm mit Actionelementen, aber die Mischung ist wirklich gut
abgestimmt und wurde technisch wunderbar glatt und homogen in Szene gesetzt.
Schon etwas traurig, dass gerade dieser Film mit Jean-Claude Van Damme
so oft übergangen wird.
6 von 10 bösen Bankern
HARTE ZIELE (1993)
John Woos
Hollywood-Debüt . Eine Art „Graf Zarloff“ meets Western und Prügelaction.
Jean-Claude Van Damme muss sich gegen ein paar Snobs zur Wehr setzen, die als
Hobby Obdachlose jagen. Für 1993 ist das Werk durchaus erbarmungslos sowie hart
inszeniert und die recht kurze Laufzeit lässt keine sonderlichen Längen
aufkommen. Dennoch funktioniert „Harte Ziele“, anders als etwa „Ohne Ausweg“,
nur dann richtig gut, wenn Action angesagt ist. Dann zeigt John Woo was er
kann, auch wenn das immer noch nicht an seine alten Hongkong-Tage heranreicht.
Viel mehr erinnern die Kampf- und vor allem die Shootout-Szenen an eine
Fingerübung für Woos späteren „Face/Off“ mit John Travolta und Nicolas Cage.
Als Actionsnack ist „Harte Ziele“ aber noch heute durchaus empfehlenswert.
6 von 10 Klapperschlangen ohne Rassel
STREET FIGHTER – DIE
ENTSCHEIDENE SCHLACHT (1994)
Steven E.
deSouza, immerhin Autor von „Stirb Langsam“, drehte diese Videospieladaption
und versagte in allen Belangen. Der Zuschauer darf/muss Zeuge werden, von
müden, fürs jüngere Publikum eher zurückhaltend inszenierten Actionszenen, jumping-the-shark-Charakteren (die
auch wenig mit ihren Spielvorbildern zu tun haben) und einer Story, die wohl
nicht einmal 12jährige ernst nehmen können. Als Sahnehaube versucht sich noch
Popstar Kylie Minogue als Darstellerin. Dieser Film ist ein Ärgernis, ein
Ärgernis dass viele Jahre später von seiner Direct-to-DVD-Fortsetzung (diesmal
ohne Van Damme) sogar noch „getoppt“ wurde. Schade, dass es gerade dieser Film war, mit
dem sich der großartige Schauspieler Raul Julia verabschiedete. Allerdings
wusste er wohl, auf welchen Mist er sich da einließ. Der todkranke Julia wollte
vor seinem Ableben noch einen Film drehen, den seine Kinder lieben würden. Und
so besitzt „Street Fighter“ in seiner ganzen Masse von Versagen doch noch einen
kleinen, hellen Schimmer.
1,5 von 10 Blauhelmen
TIMECOP (1994)
[...] "Timecop" schafft es nicht einmal, aus seiner Idee wirklich was zu machen. Zu Beginn ganz kurz mal in den wilden Westen, dann zum Börsencrash von 1929, sonst nur in der Dauerschleife zwischen 2004 und 1994. Das spart Sets, Kostüme und Ideen, alles in einem. Bravo. [...] Das klingt nach einem ganz bösen Verriss, aber ein Mindestmaß an Unterhaltung hat der Streifen gerade so noch. Es gibt in der Tat noch viel größeren Schrott (auch von Le Claude) und zumindest ist das noch relativ solide Inszeniert. Nur bedenkt man, was hier alles nicht oder unzureichend genutzt wurde, wird es finster. [...]
[...] "Timecop" schafft es nicht einmal, aus seiner Idee wirklich was zu machen. Zu Beginn ganz kurz mal in den wilden Westen, dann zum Börsencrash von 1929, sonst nur in der Dauerschleife zwischen 2004 und 1994. Das spart Sets, Kostüme und Ideen, alles in einem. Bravo. [...] Das klingt nach einem ganz bösen Verriss, aber ein Mindestmaß an Unterhaltung hat der Streifen gerade so noch. Es gibt in der Tat noch viel größeren Schrott (auch von Le Claude) und zumindest ist das noch relativ solide Inszeniert. Nur bedenkt man, was hier alles nicht oder unzureichend genutzt wurde, wird es finster. [...]
Zu „Timecop“
haben wir eine ausführliche Review, die ihr HIER lesen könnt.
SUDDEN DEATH (1995)
"Sudden
Death" ist nichts weiteres als eine weitere Variante des Action-
Klassikers "Stirb Langsam". Statt eines Hochhauses, einem Flughafen,
einem Schiff, einer ganzen Großstadt oder einem Zug ist es hier ein Stadion
welches von bösen Männern mit Maschinenpistolen eingenommen wird. Regisseur Peter
Hyams, der im Laufe seiner Karriere schon so ziemlich jedes Genre bedient hat,
setzt ganz auf Action mit etwas Ironie und macht so aus einer drittklassigen
Story einen unterhaltsamen Zeitvertreib ohne größere Überraschungen. Dafür gibt
sich Van Damme als Schauspieler aller Mühe und Powers Boothe gibt einen herrlich
fiesen Bösewicht ab. „Sudden Death“ ist im Umgang mit seinem Genre nicht
sonderlich eloquent oder einfallsreich, wurde aber durchaus packend und
kurzweilig in Szene gesetzt. Hyams ist eben ein Handwerker alter Schule und
dank dieses Attributs wird aus der x-ten Wiederholung der „Die Hard“-Storyline
ein knackiger Actionfilm der ohne Zweifel Van Dammes beste Arbeit ist. Danach begann er, die teils unrühmliche Abstieg des Jean-Claude Van
Damme.
7 von 10 mörderischen Maskottchen
Zum Schluss noch der ultimative Van-Damme-Spagat:
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