Review: POLTERGEIST - "Geh ins Licht, Carol Anne"


http://garbolaughs.files.wordpress.com/2010/12/poltergeist_poster.jpg


Fakten:
Poltergeist
USA, 1982. Regie: Tobe Hooper. Buch: Steven Spielberg, Michael Grais, Mark Victor. Mit: Craig T. Nelson, JoBeth Williams, Beatrice Straight, Dominique Dunne, Heather O'Rourke, Oliver Robins, Zelda Rubinstein, Martin Casella, Richard Lawson, James Karen u.a. Länge: 113 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die fünfköpfige Familie Freeling lebt ein unbeschwertes Leben in einer Vorortsiedlung, die wenige Jahre zuvor von Daddy Firma errichtet wurde. Dann häufen sich merkwürdige Phänomene. Die jüngste Tochter Carol Anne schlafwandelt, Möbelstücke bewegen sich wie von Geisterhand. Schliesslich eskaliert die Lage und Carol Ann verschwindet. Eindeutig spukt es in dem Haus. Die Familie holt sich Spezialisten zur Hilfe, doch selbst die haben so etwas noch nicht erlebt. Ihre letzte Hoffnung ist das Medium Tangina.







Meinung:
Wo Steven Spielberg draufsteht, ist auch Steven Spielberg drin. Und wenn Tobe Hooper draufsteht, spielt das auch keine Rolle. So wie der eigentlich sehr bemitleidenswerte Hooper, der wohl nur auf dem Papier sich als Regisseur des Welterfolgs "Poltergeist" bezeichnen darf. Spielberg, Produzent und Co-Autor, drehte zu der Zeit offiziell nur "E.T.", Hooper war der Strohmann für diesen parallel gedrehten Film. Die Handschrift von Spielberg ist so unverkennbar, die vom Regisseur des "Texas Chainsaw Massacre" nicht mal im Ansatz. Nach Drehschluss war Hooper eh komplett raus, der Finalcut war selbstredend Chefsache. Na ja, dabei sein ist alles.


Moderne Kunst auf dem Küchentisch.
Mit einem Hooper als echten Steuermann und nicht nur ferngesteuerter Marionette wäre das zweifellos ein ganz anderer Film geworden. Von Beginn an stellt sich das typische Spielberg-Feeling ein. Eine Familie, bei der die Kinder nicht nur beiläufige Figuren sondern wichtige Eckpfeiler der Handlung bilden, ein unverkennbarer Score (diesmal nicht von John Williams, aber Jerry Goldsmith macht da wenig anders) und eigentlich lässt sich der Film schon jetzt kaum als klassischer Horrorfilm wahrnehmen. Auch wenn er letztendlich dem Genre zuzuordnen ist und dieses eindeutig für die Zukunft beeinflusst hat, das bleibt auch so. Obwohl vom Inhalt ein reiner Haunted-House-Film ist "Poltergeist" in vielen Punkten. Es wird nie düster, nie ernsthaft schockierend und der Tod ist kein allgegenwärtiger Begleiter. Jedem Zuschauer dürfte früh klar sein, er muss eigentlich nicht um das Leben der so sympathischen und zur Identifikation geschaffenen Figuren fürchten. Trotzdem kann und soll er mit ihnen mitfiebern und der Illusion erliegen, dass es ihnen doch irgendwie an den Kragen gehen könnte. Da ist "Poltergeist" vergleichbar mit einer Geisterbahn. Du gehst rein und weißt ganz genau, am Ende unbeschadet wieder das Tageslicht zu erblicken. Dennoch, wenn das gut gemacht ist, funktioniert der Spaß. So in etwa ist "Poltergeist". Eine echte Bedrohung scheint nahezu ausgeschlossen und vom Gruselfaktor ist es eher der noch verdauliche Kinderschreck. Als wenn Spielberg - pardon, Hooper natürlich - hier einen Horrorfilm für die machen wollte, die ihn nicht sehen dürfen. Und mal ehrlich, jedes Kind der 80er hat es trotzdem getan und sich wahrscheinlich die Buchse voll gemacht. Spielberg wollte oft eher die jungen Herzen erobern und bezaubern, die erwachsenen "nur" unterhalten. Genau das gelingt ihm hier auch.


Kinder und Fernsehen benötigt klare Regeln.
"Poltergeist" scheint somit eher Fantasy- statt Horrorfilm. Das Spiel mit kindlichen Schrecksymbolen (böse Puppen, unheimliche Bäume, Blitz und Donner) konzentriert sich eindeutig auf eben die Zielgruppe, die von dem Film eigentlich ausgeschlossen werden sollte (zumindest laut deutscher FSK). Erst zum (immer noch) spektakulären Finale wird es etwas morbider, ohne den Flair einer (sehr guten) Jahrmarktsattraktion zu verlieren. Kein Blut, kein Überlebenskampf, kein Furcht durch echte Bedrohung, eher die Freude am sauber gemachten Budenzauber. Und ja, das ist es, ohne Wenn und Aber. Die Effekte sind für den Entstehungszeitraum große Klasse und - wenn heute natürlich antiquiert - immer noch schön anzusehen. Mit etwas Humor und leichter (wenn auch nicht übermäßiger) Kritik am suburbanen Heileweltbild und der Rücksichtslosigkeit profitorientierter Unternehmen gewürzt ist "Poltergeist" eine selten, aber diesmal tatsächlich effektive Mischung aus Horrorfilm und dennoch nicht zu verstörender Unterhaltung für die breite Masse, dessen Stellenwert als Klassiker er durchaus verdient hat. 

7,5 von 10 letzten Ruhestätten

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen