Fakten:
Durst (Bakjwi)
Südkorea, 2009. Regie: Park Chan-wook. Buch: Park Chan-wook, Chung
Seo-kyung. Mit: Song Kang-ho, Kim Ok-vin, Kim Hae-sook, Shin Ha-kyun, Park
In-hwan u.a. Länge: 134 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und
Blu-ray erhältlich.
Story:
Der Priester Sang-hyeon nimmt freiwillig an einem riskanten Impstofftest
teil, mit dem eine tödliche Krankheit bekämpft werden soll. Wie bei den anderen
Testpersonen greift das Medikament bei ihm nicht. Während einer Not-OP wird ihm
eine Bluttransfusion gegeben, die ihn in einen Vampir verwandelt. Zunächst
versucht er krampfhaft, sein altes Leben weiterzuführen, obwohl er nun
auf menschliches Blut angewiesen ist. Dann lernt er Tae-ju kennen, die in einer
Zwangsehe lebt. Sie beginnen eine Affäre, Sang-hyeon offenbart sich ihr und die
Ereignisse nehmen ihren Lauf.
Meinung:
Der Vampir besitzt viele Gesichter und ist in der Filmgeschichte längst nicht mehr nur der vornehme Graf aus den transsilvanischen Wäldern, der des Nachts mit den Wölfen um die Wette heult und sich an den Hälsen williger Jungfrauen vergreifen möchte. Auch sein schauerliches Domizil wird inzwischen nicht mehr mittels tagelanger Reise in der klapprigen Kutsche erreicht, um dann auf halber Strecke vom Kutscher plötzlich gesagt zu bekommen, die Straße würde hier enden. Der Vampir ist ein Teil unserer Gesellschaft geworden und die Mythologie des Blutsaugers hat sich dem kulturellen Wandel angepasst, wenngleich dieser die klassischen Grundsätze des Vampirismus ad absurdum führen mag. Dabei muss nicht nur fortwährend auf dem „Twilight“-Franchise herumgehackt werden, das dem einst so stolzen Untoten zur Glamourfarce degradierte und der pubertären Zielgruppe mit Edward, Bella und Jakob drei neue Götzen servierte. Auch Neil Jordon betrat mit seinem durchaus gelungenen „Byzantium“ neue Pfade und nahm dem Vampiren nicht nur die Angst vor dem pulverisierenden Sonnenlicht, sondern auch gleich ihre ikonischen Eckzähne.
Der Vampir besitzt viele Gesichter und ist in der Filmgeschichte längst nicht mehr nur der vornehme Graf aus den transsilvanischen Wäldern, der des Nachts mit den Wölfen um die Wette heult und sich an den Hälsen williger Jungfrauen vergreifen möchte. Auch sein schauerliches Domizil wird inzwischen nicht mehr mittels tagelanger Reise in der klapprigen Kutsche erreicht, um dann auf halber Strecke vom Kutscher plötzlich gesagt zu bekommen, die Straße würde hier enden. Der Vampir ist ein Teil unserer Gesellschaft geworden und die Mythologie des Blutsaugers hat sich dem kulturellen Wandel angepasst, wenngleich dieser die klassischen Grundsätze des Vampirismus ad absurdum führen mag. Dabei muss nicht nur fortwährend auf dem „Twilight“-Franchise herumgehackt werden, das dem einst so stolzen Untoten zur Glamourfarce degradierte und der pubertären Zielgruppe mit Edward, Bella und Jakob drei neue Götzen servierte. Auch Neil Jordon betrat mit seinem durchaus gelungenen „Byzantium“ neue Pfade und nahm dem Vampiren nicht nur die Angst vor dem pulverisierenden Sonnenlicht, sondern auch gleich ihre ikonischen Eckzähne.
Blut ist Blut. Woher es kommt ist völlig egal |
Park Chan-wook („Oldboy“) findet mit „Durst“ interessante Wege und Mittel, sich dem Thema zu nähern, ohne sich in Konventionen zu suhlen oder sich zu weit, zu forsch vom zentralen Konflikt des Vampirs zu distanzieren. Sehr lose an Émile Zolas Roman „Thérèse Raquin“ angelehnt, ist Wook mit „Durst“ ein echter Diskurs über die Moral des Menschen im Zeichen des Vampires geglückt, in dem er sich nicht nur auf die ausdrücklichen Revisionen und den resultierenden Folgen zwischen Leben und (Un-)Tot beschränkt, seine informalen Aspekte streuen in vielerlei Richtung: Ob theologisch, sexuell und eben in der, der grundsätzlich alles dominierenden Ethik. Es beginnt mit dem katholischen Priester Sang hyun (Song Kang-ho), der sich bei einem medizinischen Experiment mit dem tödlichen Emmanuel-Virus infiziert, durch eine ihn rettende Bluttransfusion aber erhalten bleibt – Nur verwandelt diese ihn zum Vampiren, weckt seinen Blutdurst und steigert seinen Sexualtrieb. Die Diskrepanzen sind nun offensichtlich und muten gar zur plakativen Auseinandersetzung an, der Wook in seinem – wie gewohnt – überaus arretierenden Tonus auch gelegentlich verfällt, erzählerisch wie visuell.
Wenn's TV-Programm mal wieder zu wenig Biss hat |
„Durst“ kann sich seiner artifiziellen Note nicht entziehen, die Einstellungen und Montagen wirken oftmals wie geleckt und nachträglich desinfiziert, um sich jedem Dreck verweigern zu können. Inhaltlich aber schafft Park es, einen (un-)menschlichen Realismus aus der phantastische Anlage der Geschichte zu evozieren, der in seiner schwarzen Romantik ebenso berührt, wie er auch in seiner morbiden Stringenz erschreckt. Der Vampir beginnt hier kein neues Dasein im eigentlichen Sinne, er wäscht sich nicht rein, seine Vergangenheit begleitet ihn auch in das Reich der Schatten, in die doppelte Wirklichkeit des Seins, und die individuelle Philosophie ist es, die unsere Charaktere in ihre Schranken weist. Park schenkt „Durst“ in einem konsequenten, sich ganz dem abschließenden Ausdruck auswegloser Radikalität hingebenden Ende aber gleichzeitig einen so intimen, melancholischen Moment, der in seiner oberflächlichen Härte doch einen Anstrich echter Schönheit bekommt. Das Herz schlägt auch in der Brust des Vampires weiter, man sieht und hört es nur nicht.
7,5 von 10 unerwünschten Erektionen
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