Review: OPEN SEASON - Männer, Monopoly, Menschenjagd


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Fakten:  
Open Season
USA, ES, GB, AR, CH, 1974. Regie: Peter Collinson. Buch: Liz Charles-Williams, David D. Osborn (Vorlage). Mit: Peter Fonda, Cornelia Sharpe, John Phillip Law, Richard Lynch, Alberto de Mendoza, William Holden, Helga Line, Didi Sherman, Concha Cuetos, May Heatherley u.a. Länge: 94/97 Minuten (deutsche/US-Version). FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Drei Freunde fahren zu einem Jagdurlaub in ihre Waldhütte. Die ehemaligen Kriegskameraden haben es dabei aber nicht auf Wild abgesehen. Vor Jahren haben sie schon ein junges Mädchen vergewaltigt, in Vietnam kam die Lust am Töten dazu, Hobbys wollen gepflegt werden. Sie entführen ein Pärchen und verschleppen es in die Hütte. Nachdem sie den Mann erniedrigt und sich mit der Frau amüsiert haben, lassen sie sie frei. Für eine halbe Stunde. Das ist ihr Vorsprung. Dann wird geladen, entsichert und die Jagd beginnt.





Meinung:
Es ist weder Enten- noch Hasensaison, echte Kerle jagen auf Augenhöhe.

Böser 70er Survival-Reißer nach dem Roman "The All Americans" von David D. Osborn, hier auch am Skript beteiligt. Drei aufgekratzt-heitere, Waffen-geile Vollarschlöcher langweilen sich nach dem Vergnügunspark Vietnam in ihrem gutsituierten Oberschichtleben gewaltig, aber vergewaltigen und töten kann man ja auch hier, wenn alles gut geplant ist. In fester Tradition geht es Jahr für Jahr in ihre Waldhütte. Da wird gesoffen, gesungen, Monopoly gespielt. Ach, und vorher natürlich was zum Ficken und späterem Jagen aufgesammelt.


Bondage zum Aufwärmen.
Heftige (körperliche) Gewalteruptionen gibt es lange nicht zu sehen, was "Open Season" definitv auch nicht nötig hat. Die perversen Entführer sind mit ihrer guten Laune und dem sichtlichem Spaß am perfiden Spielchen mit den verunsicherten Opfern Bedrohung und psychisch gewalttätig genug. Zu was das Trio in der Lage ist und auf was alles hinauslaufen wird, ist dem Zuschauer schon nach wenigen Minuten klar, ihre "Spielgefährten" wider Willen können das nur vermuten. Das (trotzdem deutlich zu) lange Vorgeplänkel in der Hütte wird so nicht langweilig oder büßt an Intensität ein. Dennoch wirkt die Aufteilung der Laufzeit etwas unglücklich, die eigentliche Jagd beginnt erst im letzten Drittel. Fällt insgesamt etwas zu knapp aus, ist dafür zynisch-knackig und durchaus packend umgesetzt. Die beissende Kritik am American Way of Life, den oft vertuschten Gräueltaten in Vietnam, der inoffiziellen Zwei-Klassen-Gesellschaft und der Faszination am scharfen Geschoss kommt zur Geltung, auch wenn wohl nicht so wie in der Vorlage (mir nicht bekannt). "Open Season" ist dann doch eher ein Survival-Thriller, der allerdings seinen Unterton durchaus zum Ausdruck bringt und nicht als völlig platt oder aussagelos abgestempelt werden kann. Sicher nicht optimal umgesetzt, für Fans solcher Szenarien (grob: "Beim Sterben ist jeder der Erste", "Die letzten Amerikaner") und 70er-Rape & Revenge-Thrillern eine Empfehlung.


Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte dabei umbedingt auf die knapp drei Minuten längere US-Version zurückgreifen, die auf der deutschen DVD von KNM enthalten ist. Die Scheibe an sich ist sonst eine einzige Unverschämtheit, eine solche Bildqualität gab es seit schlimmsten VHS-Zeiten nicht mehr zu bestaunen. Dafür kann zwischen den Versionen gewählt werden. Die Kürzungen zur deutschen Variante beziehen sich nur auf die Story, sind dabei entscheidend für den Gesamteindruck. Das Finale wird so erst richtig rund. Die Jäger bekommen ein (befremdlicheres) Profil, da nur so ein Blick in ihr Leben abseits ihres Hobby gewährt wird und der Schluss bekommt einen ganz anderen Anstrich. Warum, wird natürlich nicht verraten. Gibt einen halben Punkt oben drauf.

6,5 von 10 Jagdgewehren

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