Review: THE FIRST AVENGER: CIVIL WAR – Es kriselt zwischen den strahlenden Superhelden


Fakten:
The First Avenger: Civil War (Captain America: Civil War)
US, 2016. Regie: Anthony Russo, Joe Russo. Buch: Christopher Markus, Stephen McFeely. Mit: Chris Evans, Robert Downey Jr., Sebastian Stan, Scarlett Johansson, Elizabeth Olsen, Anthony Mackie, Chadwick Boseman, Paul Rudd, Paul Bettany, Tom Holland, Daniel Brühl u.a. Länge: 146 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Bei ihrem letzten Einsatz hat ein Teil der Avengers eine terroristische Gruppe bezwungen, wobei dieses Gefecht nicht ohne Konsequenzen blieb. Nicht zum ersten mal forderte das Handeln der Superhelden zivile Opfer, was die vereinigten Nationen dazu bewegt, die Avengers vor die Wahl zu stellen: Entweder sie unterstellen sich staatlicher Kontrolle oder treten gezwungenermaßen den Ruhestand an. Diese Wahl löst Spannungen innerhalb der Gruppe aus, was zusätzlich durch die Tatsache bestärkt wird, dass der Winter Soldier zurückkehrt, zu dem Steve Rogers und Tony Stark gegensätzliche Meinungen besitzen. Ein gewaltiger Konflikt zwischen den Superhelden bahnt sich an...




Meinung:
Endlich ist es soweit. Nach stolzen 12 Filmen Vorarbeit, über die sich das "Marvel Cinematic Universe" bislang erstreckt, wurde einer ganzen Gruppe von Superhelden Profil verliehen, ihre Herkunft geklärt und Zusammenschlüsse geknüpft. Die Avengers sind dem Zuschauer mittlerweile jeder für sich ein Begriff und in zwei Filmen mussten die Helden ebenfalls bereits gemeinsame Einsätze bestreiten. Aufgrund der teilweise verschiedenen Einstellungen war es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis diese vermeintlich funktionierende Einheit Risse erhält und sich konkrete Konflikte innerhalb des Teams anbahnen.


Friede, Freude, Eierkuchen hat sich für beide erledigt
Auch wenn "The First Avenger: Civil War" eigentlich der dritte Teil der "Captain America" – Reihe ist, könnte er aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Figuren, von denen er bevölkert wird, genauso gut auch "The Avengers 2.5" heißen. Wie auch schon im Vorgänger führten erneut die Russo-Brüder Anthony und Joe Regie. Deren Markenzeichen bestand vor allem darin, dass sie den Action-Szenen eine gewisse eigene Handschrift verliehen, durch die vor allem die physischen Auseinandersetzungen von einer äußerst direkten, wuchtigen Körperlichkeit geprägt waren. Dieser Stil ist auch hier direkt zu Beginn wiederzuerkennen, wenn die Avengers bei einem Einsatz in Lagos gegen eine terroristische Gruppierung sehr hart zur Sache gehen. Mit einem Hang zu wackeligen Kameraeinstellungen und erneut sehr intensiven Zweikämpfen inszenieren die Russos diesen Auftakt, der allerdings nicht ohne Folgen bleibt. Auch wenn die Gegner besiegt werden können, fordert dieser Einsatz zivile Opfer. Fortan behandelt die Geschichte von "The First Avenger: Civil War" zunächst die Frage, ob die Avengers einer staatlichen Kontrolle unterstellt werden sollten oder weiterhin ihre Unabhängigkeit bewahren müssen.


Chris Evans wieder mit Armen wie Baumstämme
Auf dieser Ebene, bei der politische Aspekte wie totale Überwachung grundsätzlich eine gewichtige Rolle spielen, verweilt der Film allerdings nur kurzfristig, denn das Drehbuch der Autoren Christopher Markus und Stephen McFeely will ständig immer noch mehr. Es ist die unglaubliche Überfrachtung genau dieses Drehbuchs, an der "The First Avenger: Civil War" letztlich leider ziemlich zerbricht, was über weite Strecken dazu führt, dass der Film oftmals einfach nicht funktionieren will. Die durchaus berechtige Diskussion, welche die Handlungen einer Superhelden-Truppe, welche regelmäßig Leben unschuldiger Menschen opfert, in Frage stellt, dient lediglich als bloßer Aufhänger und wird über den gesamten Rest der Handlung hinweg nicht zufriedenstellend zu einem klaren Ergebnis geführt. Stattdessen möchte der Film außerdem in einem kleineren, intimen Rahmen Auseinandersetzungen erzeugen, deren Ursprünge aus vergangenen Filmen stammen. Das Verhältnis zwischen Steve Rogers und dem Winter Soldier Bucky spielt dabei eine wichtige Rolle und gerät ganz entscheidend mit Tony Stark in Konflikt, was schließlich einen Keil zwischen die Avengers treibt. Es ist nur konsequent, dass diese angestauten Krisen in einem gewaltigen Action-Setpiece entladen werden, in dem sich alle Superhelden in zwei Teams aufgeteilt auf einem Flughafen bekämpfen.

Black Panther bekommt seinen ersten Auftritt
Auch hier kann sich dieser Film, der weitreichende Folgen, drastische Emotionen und tiefergehende Konflikte mehr behauptet als ausformuliert, nicht von der typischen Marvel-Formel lösen. Auf jeden ernsthaften Faustschlag muss ein flotter Spruch folgen, was dazu führt, dass der im Titel groß angekündigte "Civil War" nicht viel mehr ist als ein grelles Comic-Spektakel, das sich mit wohlwollendem Gemüt maximal als spaßiges Gelage denn wirklich dramatische Eskalation begreifen lässt. Erst im richtigen Finale, in dem endlich so etwas wie drastische Entwicklungen enthüllt werden, gelingt "The First Avenger: Civil War" der Sprung hin zu einem emotional mitreißenden Punkt, an dem sich die persönlichen Motive der entscheidenden Beteiligten zuspitzen und in einer bewegenden Klimax aufeinanderprallen. Bis dahin entpuppen sich die üppigen 2,5 Stunden Laufzeit allerdings unentwegt als unausgegorenes, zerfasertes Stückwerk, dem zusätzlich auch noch die Bürde auferlegt wird, mit Black Panther und dem neuen Spider-Man zwei bisher unbekannte Superhelden einzuführen. Während sich die grob umrissene Hintergrundgeschichte des Black Panther schlüssig in die Handlung einfügt, erweist sich Tom Holland in der Rolle des Peter Parker als absolute Nervensäge, dessen jugendlich-respektloser Ton zu keinem Zeitpunkt in diese erwachsene Geschichte passen will.


Das Fazit zu "The First Avenger: Civil War" fällt also dementsprechend ernüchternd aus. Im direkten Vergleich zu Zack Snyders kürzlich erschienenen "Batman v Superman: Dawn of Justice", der ohnehin ständig gezogen wird, erweist sich Synders Werk als deutlich stimmigerer Film, der trotz vereinzelter Schwächen eine finstere Vision sowie eine künstlerische Handschrift wesentlich überzeugender vermittelte. Die zentralen Konflikte in "The First Avenger: Civil War" bleiben bis auf kleinere Ausnahmen kaum mehr als bloße Behauptung sowie Mittel zum Zweck für lauten, wenig relevanten Bombast. Nachdem man sich endlich mal richtige Konsequenzen und dramatische Folgen erhoffen durfte, erweist sich der Streifen als zu vernarrt auf die massenkompatible Zutraulichkeit, geht jedem möglichen Risiko brav aus dem Weg und biedert sich letztendlich aufgrund des völlig unpassend eingesetzten Humors zu sehr an ein Publikum an, das diesen Stil bedauerlicherweise mit freudigem Gelächter akzeptiert. Mehr als ein grelles Popcorn-Spektakel mit vereinzelt stimmigen Momenten, wuchtig inszenierter Action und einem immerhin zufriedenstellenden Showdown ist dabei allerdings nicht entstanden.


5 von 10 überdurchschnittlich attraktive Tanten



von Pat

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