Review: DER SPION UND SEIN BRUDER – Humor voll am Limit


Fakten:
Der Spion und sein Bruder (The Brothers Grimsby)
GB/US, 2016. Regie: Louis Leterrier. Buch: Sacha Baron Cohen, Phil Johnston. Mit: Sacha Baron Cohen, Mark Strong, Rebel Wilson, Penélope Cruz, Isla Fisher, Ian McShane, Scott Adkins, Gabourey Sidibe u.a. Länge: 83 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 21. Juli 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Sebastian ist einer der Top-Agenten des MI6, der Aufträge mit zuverlässlicher Präzision erledigt. Eines Tages gerät einer seiner Einsätze allerdings außer Kontrolle, als Sebastians Bruder Nobby völlig überraschend mitten in das Manöver platzt, da dieser seinen Bruder seit der gemeinsamen Trennung vor 28 Jahren sucht. Nobby ist eine freundliche, naive Seele, aber nett ausgedrückt nicht der hellste Zeitgenosse. Zusammen sind die beiden nun auf der Flucht, da sie sowohl von Gesetzeshütern verfolgt werden als auch einen Terror-Anschlag verhindern müssen...




Review:
Der britische Brachial-Komiker Sacha Baron Cohen hat mit seinen Werken bisher immer polarisiert und für extreme Reaktionen gesorgt. In Filmen wie "Borat" oder "Brüno", mit denen Cohen Figuren aus seinen TV-Formaten erstmalig in die Kinos brachte, bewegte er sich in den als "Mockumentarys" angelegten Werken auf einem schmalen Grat zwischen satirischer Entlarvung und derben Gags ganz weit unterhalb der Gürtellinie sowie fernab jeglichen guten Geschmacks. Nachdem Cohen bereits mit seiner Komödie "Der Diktator" den Schritt hin zum vollständig Fiktiven vornahm, ist "Der Spion und sein Bruder" ohne jegliche dokumentarische Einschübe ebenfalls ein reiner Spielfilm.


Der Erstkontakt der Brüder und gleichzeitig das erste Fiasko
Satirischen Tiefgang lässt der extreme Comedian, der hier wieder maßgeblich am Drehbuch beteiligt war, mittlerweile fast komplett hinter sich. Stattdessen treibt er das Maß an grenzdebilen Reißern, schwarzhumorigen Eskalationen sowie geschmacklosen, politisch unkorrekten Gags respektlos auf die Spitze. Mit einer als "Elefanten-Szene" bereits im Vorfeld zu zweifelhafter Berühmtheit gelangten Einlage dürfte Cohen der wohl abstoßendste, ekelerregendste Coup seiner bisherigen Filmographie gelungen sein, bei dem ungefähr nach der Hälfte der Laufzeit auch die Letzten abschalten dürften, die bereits in vorherigen Szenen an ihre persönlichen Geschmacksgrenzen gestoßen sind. Überhaupt richtet sich der Humor in "Der Spion und sein Bruder" nur an Hardcore-Anhänger von Cohen, die bereit sind, auch über derbe Seitenhiebe gegen soziale Minderheiten, Homosexuelle, AIDS-Erkrankte oder körperlich Benachteiligte zu lachen. Aufgrund des stumpfen Konglomerats an billigen Fäkalwitzen, gewalttätigen Aussetzern, folgenreichem Slapstick und schwindelerregenden Tiefschlägen verpuffen viele Späße etwas wirkungslos, wobei bei diesem Rundumschlag durchaus einige Treffer dabei sind, bei denen man sich leicht unangenehm unterhalten fühlen darf.


Wo die beiden auftauchen, bleibt kein Stein auf dem anderen
Die auffällig kurze Laufzeit von nur 83 Minuten wird allerdings nicht alleine von einem einzigen Gagfeuerwerk bestimmt, sondern versucht sich darüber hinaus in der Vereinigung unterschiedlicher Stilrichtungen, was nur bedingt funktioniert. Als klassische Agentenfilm-Parodie hakt "Der Spion und sein Bruder" lediglich Allgemeinschauplätze ab, bietet exotische Locations, stoische Widersacher (hier in Form des physisch wie immer überaus präsenten Scott Adkins), einen albern nachgeahmten Akzent von Ur-Bond Sean Connery und zum Ende hin eine äußerst hanebüchene Motivation der Bösen. Diese genüsslich auf die Schippe genommenen Elemente können aber nur schwer darüber hinweg täuschen, dass die Geschichte an sich von vorne bis hinten vorhersehbar, belanglos und somit überflüssig ist und dadurch die kurzweiligen Gags unnötig ausbremst. Zusätzlich wurden störende Rückblenden in den Film eingesetzt, welche die Kindheit der späteren ungleichen Brüder in ein emotionales Verhältnis setzen sollen. Diese Form der übermäßigen Gefühligkeit steht dem Werk ganz und gar nicht und wirkt ebenfalls befremdlich in Verbindung mit dem ansonsten respektlos-rücksichtslosen Tonfall.


Die Verpflichtung von Action-Regisseur Louis Leterrier, der meist durch unübersichtliche Schnitt-Gewitter negativ auffällt, führt bei diesem Film hingegen zu einem positiven Effekt, denn der Regisseur verleiht dem eh schon kurzen Film ein ziemlich flottes Tempo. Auch der sonst im ernsten Charakter-Fach einzuordnende Mark Strong hat sichtlich Freude daran, im Zusammenspiel mit dem auf vielen Ebenen komplett blankziehenden Cohen aufzudrehen. "Der Spion und sein Bruder" bietet Freunden des extremen Humors somit einige wirklich derbe Steilvorlagen, um in hemmungsloses Gelächter auszubrechen, doch als Gesamtwerk wirkt der Film oftmals zu unentschieden zwischen anarchischem Gagfeuerwerk, bei dem längst nicht jeder Witz zündet, alberner Parodie und unpassend emotionalen Einschüben.


5,5 von 10 mit HIV infizierte Promis



von Pat

2 Kommentare:

  1. Ich konnte mit Cohens 'Humor' sowieso noch nie viel anfangen. Da ist dieser Film sicher keine Ausnahme (ohne ihn gesehen zu haben).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dann kannst du dir den Film komplett sparen. Hier ist er so extrem und kompromisslos wie nie...

      Löschen