Review: X-MEN: APOCALYPSE - Hello again



                                                                                 

Fakten:
X-Men: Apocalypse
USA, 2016. Regie: Bryan Singer. Buch: Simon Kinberg, Bryan Singer, Michael Dougherty, Dan Harris. Mit: James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Oscar Isaac, Nicholas Hoult, Sophie Turner, Evan Peters, Rose Byrne, Tye Sheridan, Kodi Smit-McPhee, Lucas Till, Ben Hardy, Alexandra Shipp, Lana Condor, Hugh Jackman u.a. Länge: 144 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
1983: Zehn Jahre nach den Vorfällen im Weißen Haus sind Mutanten in der Bevölkerung immer noch mehr gefürchtet als akzeptiert. Nun muss die Menschheit wirklich zittern: Der vermutlich älteste und mächtigste Mutant „Apocalypse“ wird aus seiner Koma-ähnlichen Zwangspause in einer ägyptischen Grabkammer erweckt. Schnell scharrt er vier neue, apokalyptische Reiter um sich, um erneut die Welt zu beherrschen. Einer der Auserwählten: Der untergetauchte Erik „Magneto“ Lehnsherr, der eigentlich versuchte, sich inkognito eine „normale“ Existenz aufzubauen. Bis sein Hass auf die Menschen neu entflammt. Professor Xavier und seine Schüler sind natürlich die Einzigen, die die drohende Apokalypse noch abwänden könnten…

                                                                         
Meinung:
Ein augenscheinlich sehr banaler Moment brennt sich bei „X-Men: Apocalypse“ schon bei der Erstsichtung sofort ins Gedächtnis und sorgt bei der Nachbetrachtung für heiteren Diskussionsstoff. Ein Teil der jungen Helden kommt aus der Kinovorstellung von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, etwas enttäuscht, und es fällt (sinngemäß) die Aussage, dass der letzte Teil einer Trilogie immer der schwächste ist. Frage: War es Bryan Singer von Anfang an klar, das auch die Nummer drei der „zweiten“ X-Men-Trilogie nicht das Filetstück ist? Wenn ja, warum nicht intervenieren? Oder wurde diese Szene eventuell erst im Nachhinein dazu gefügt, um eine kleinlaute Entschuldigung ganz frech als ironische Selbstreflektion zu verkaufen? Wie auch immer, das ist schon leicht kurios…


Metal war ihr Schicksal...
Der selbst für einen Zeitreisefilm teilweise enorm unlogische, dafür extrem unterhaltsame Vorgänger (bei diesem Zeit-Wirrwarr nicht ganz so einfach eizuordnen) „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (genau das…) erlaubt Bryan Singer einen selbstkreierten Persilschein. Vergesst das, was die ersten 3 Filme (die Wolverine-Solos interessieren eh niemanden) an Zusammenhängen und Ereignissen geschaffen haben, im Prinzip ist nur noch die Timeline seit „X-Men: Erste Entscheidung“ relevant, alles andere ist Schnee von gestern. An sich ganz clever vorbereitet, mit nur einem entscheidenden Problem: Das reale Publikum wurde nicht geblitzt-dingst und so offenbart der neueste Streich der überdurchschnittlich guten Reihe seine eklatante Schwäche. Er ist inhaltlich ein fast feistes Ripp-Off bereits erzählter Handlungsstränge. Etwas variiert, etwas angepasst, wie in einem (sehr durchschaubaren) Schachspiel mit anderen Figuren an anderen Stellen eingesetzt, der Spielzug bleibt gleich. Und somit für Kenner und Fans der (gesamten) Serie ernüchternd, wenn auch objektiv gesehen auch höherem Niveau als vergleichbare endlos-Adaptionen, die schon von Beginn an wenig zu bieten hatten.


"Hör auf, sie läuft schon blau an!"
Praktisch jeden Moment hat man so oder so schon seit „X-Men 2“ gesehen. Zum buchstäblichen x-ten Mal pendelt Magneto nachhaltig traumatisiert und tendenziell ambivalent zwischen Gut und Böse. Immer aus den gleichen Gründen, auch wenn er hier zumindest mal ein Kapitel theoretisch dem Erdboden gleich machen darf. Wieder droht die ultimative Schlacht zwischen „guten“ und „bösen“ Mutanten, wieder steht der Kalte Krieg als Szenario Pate (dabei diesmal nur als Statist und nicht im Ansatz so brillant in die Story involviert wie noch beim Klassenprimus „X-Men: Erste Entscheidung“), wieder wird der eigentliche Platzhirsch-Mutant enttarnt (aber das wusste wir ja schon); es ist ein als Sequel untergejubelter Remix. Ohne diese richtig großen Momente, narrativ betrachtet. Da war nur „X-Men: Der letzte Widerstand“ schwächer. Was jetzt überwiegend wie ein Verriss klingen mag, um mal die Kirche im Dorf zu lassen, ist nur ein Ausdruck der (angekündigten?) Enttäuschung, begründet auf den hohen Erwartungshaltungen. Dafür haben die (Singer & Vaughn)X-Men „zu viel“ richtig gemacht, sie als einzige Konstante im Superhelden-Overkill des letzten Jahrzehnts bestätigt. Diese Details beinhaltet logischerweise die aufgewärmte Suppenküche vom Chefkoch auch, sie zergehen nur nicht mehr auf der Zunge.


Über Dinge wie Cast, technische Inszenierung (außer den wiedermal unnötige und läppische 3D-Konvertierung) und grundsätzlich interessante, weit über dem üblichen Genre-Standard stehenden Thematiken muss einfach nicht diskutiert werden. Über deren Verwendungen im Angesicht des Gesamten eher. Die zeitlichen und popkulturellen Anspielungen sind nett (aber leider auch nicht mehr), Quicksilver gehören schon wie im direkten Vorgänger die besten Einzelsituationen, das ist souverän vorgetragene Blockbuster-Unterhaltung. Wer Höheres erwartet (was durchaus angebracht wäre), Pech gehabt. Somit hinterlässt „X-Men: Apocalpyse“ zwiespältig. Kein Satz mit X, aber einer ohne Ausrufezeichen.

6 von 10 Permanent-Rasuren

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