Review: MAGIC MIKE - Unglaublich aber wahr: Stripper sind auch nur Menschen


Fakten:
Magic Mike
USA. 2012. Regie: Steven Soderbergh. Buch: Reid Carolin. Mit: Channing Tatum, Alex Pettyfer, Cody Horn, Matthew McConaughey, Matthew Bomer, Olivia Munn, Riley Keough, James Martin Kelly, Joe Manganiello, Betsy Brandt, Adam Rodriguez, Gabriel Iglesias, Mircea Monroe, Wendi McLendon-Covey, Reid Carolin, Kevin Nash,. Länge: 111 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Mike arbeitet mal hier mal da, doch sein eigentlicher Job ist Stripper. Als Magic Mike präsentiert er seinen Kundinnen Nacht für Nacht seinen Körper. Doch Mike will eigentlich Möbel designen und spart deswegen wo er nur kann. Als der den jungen Adam kennenlernt, erkennt er dessen Potenzial und führt ihn in die Welt der Profi-Stripper ein. So werden die beiden Freunde und Mike lernt Adams Schwester kennen. Die ist aber alles andere als angetan vom Lebensstil des Strippers.




Meinung:
Nach „The Girlfriend Experience“ (der hierzulande seit Dezember auf DVD und Blu-ray erhältlich ist) wirft Regisseur Soderbergh erneut einen Blick auf einen Zweig der Sex-, bzw. Erotikindustrie. Diesmal stehen Stripper im Fokus und diese präsentiert Soderbergh abseits von ihren glamourösen Shows in einem recht naturalistischen Look. Wie bei ihm üblich, entwirft er selten große Bilder, er lässt mehr die Geschichte einfach laufen, so dass die meisten Dialoge wie improvisiert wirken (was sie vermutlich auch waren), um so das Gefühl zu vermitteln das Gezeigt sei echt, die Wahrheit. Bei „Magic Mike“ geht diese alte Erfolgsformel auf, vor allem weil sie im starken Kontrast zu den immer wieder gezeigten Performances der muskelbepackten Beaus steht. Die eingegossene Botschaft des Ganzen, dass auch schöne Menschen einsam sein können, Gefühle haben und Rückschläge verarbeiten müssen kommt derweil ohne wirkliche Raffinesse daher. Soderbergh schwingt, trotz seiner reduziert wirkenden Bildersprache und Farbdramaturgie, schwungvoll den missionierenden Holzhammer.


Mike und Adam, nicht souli und stu
Ähnlich wie Hauptfigur Mike pendelt auch Soderberghs Werk zwischen Tag und Nacht, Licht und Schatten umher. So viel Interesse das Privatleben des Strippers auch weckt und egal wie überzeugen Channing Tatum (auf dessen Erfahrungsberichten der Films teils beruhen soll) diesen auch spielt, wenn die Faszination seines nächtlichen Tuns abgeklungen ist gibt es Leerlauf, verdammt viel Leerlauf sogar. Fast scheint es so, als ob „Magic Mike“ seinem Publikum nur zeigen will, wie schwer es Stripper haben. Erst kurz vor knapp wird noch ein Handlungsstrang aus dem Tanga hervorgezogen. Dass dieses dramaturgische Sujet in gefühlt letzter Sekunde dabei recht hüftlahm ausfällt, ist wenig überraschend, aber es sorgt immerhin für wohlwollende Abwechslung. Trotzdem versagt „Magic Mike“ dabei, wenn es darum geht, seine gesamte Geschichte überzeugend zu verkaufen. Freunde des männlichen Geschlechts, vor allem des attraktiven und muskelbepackten bekommen aber mit einer Vielzahl von Stripshows dennoch einen Anreiz, den Film weiter in ihrem Player rotieren zu lassen und ggfls. die eine oder andere Szene anzuhalten oder den Rewind-Button zu drücken.


Steven Soderbergh und sein Hauptdarsteller Channing Tatum haben mit „Magic Mike“ einen optisch griffigen, darstellerisch überzeugenden aber inhaltlich eher dürftigen Film abgeliefert, der sich stolz damit brüstet auch die in sich gekehrte Seite eines Mannes zu servieren, den die meisten wohl nur als Objekt wahrnehmen. So tugendhaft wie auch erfolgreich, auch wenn diese Erkenntnis nicht so neu ist, wie es „Magic Mike“ einem vorgaukelt. Aber Film ist halt, ähnlich wie eine Stripshow, eine Illusion. Der Zuschauer will verzaubert werden. Zu schade, dass hier nur wirklich die langfristig fasziniert und berauscht werden, die auf knackige Männerhintern stehen.

5 von 10

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