Review: SOUTHPAW - Die Präsenz von Jake Gyllenhaal




Fakten:
Southpaw
USA. 2015. Regie: Antoine Fuqua.
Buch: Kurt Sutter. Mit: Jake Gyllenhaal, Forest Whitaker, Curtis „50 Cent“ Jackson, Rachel McAdams, Naomie Harris, Rita Ora, Oona Laurence, Victor Ortiz, Beau Knapp, Dominic Colón, Miguel Gómez, Skylan Brooks u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 7. Januar 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Den Titel des Boxweltmeisters hat sich Billy Hope hart von ganz unten erarbeitet, nicht zuletzt dank der unermüdlichen Unterstützung seiner geliebten Frau, die im Hintergrund die Fäden zieht. Doch ein Schicksalsschlag, durch den auch das Leben von Billys kleiner Tochter aus den Fugen gerät, zerstört jäh die Idylle. Als ihn dann auch noch sein langjähriger Freund und Manager im Stich lässt, fällt Billy ins Bodenlose. Erst als Box-Coach Tick Wills ihn unter seine Fittiche nimmt, ist Billy bereit, sich wieder in den Ring zu wagen und sich dem härtesten Kampf seines Lebens zu stellen: dem Kampf gegen sich selbst.




Meinung:
Da haben sich zwei gefunden: Antoine Fuqua und Kurt Sutter. Beides Filme-, bzw. Serienmacher, die am liebsten Geschichten voller Maskulinität erzählen. Fuqua untermauerte diesen Ruf u.a. mit „Training Day“ oder „Tränen der Sonnen“, Sutter machte Freunde brutaler wie dramatischer Serienunterhaltung mit „The Shield“ und den „Sons of Anarchy“ glücklich. Mit „Southpaw“, einem Drama rund um einen Profiboxer, der nach einer Tragödie beginnen muss sich wieder hoch zu kämpfen und dies nicht nur im Ring, beweisen Fuqua (Regie) und Sutter (Drehbuch) was sie können: Die Zelebrierung von männlichen Attitüden, kämpferischen Klischees und drastischer Dramatik. Aber um ganz ehrlich zu sein, Fuqua und Sutter gehört bei „Southpaw“ nicht die Aufmerksamkeit. die sichert sich jemand anderes und zwar Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal.


Blut, Schweiß, Emotionen: Gyllenhaal überzeugt
Gyllenhaal gehört der Film! Seine Leinwandpräsenz ist wirkt fast etwas zu erdrückend. Egal ob er schwitzend und blutend mit angespannten Muskeln im Ring steht oder psychisch gebrochen mit feuchten Augen in der Ecke eines Zimmers hockt, Gyllenhaal dominiert den Film regelrecht. Lediglich Oscar-Preisträger Forest Whitaker kann als Trainer Tick andere, erinnerungswürdige Nuancen setzen, weil seine Darstellung wesentlich ruhiger, dezenter und geistvoller ausgefallen ist. Ein guter Kontrast, den „Southpaw“ dringend nötig hat und der leider auch etwas zu spät erst in die Handlung integriert wird. Das Problem an „Southpaw“ ist, dass der im Prinzip nur die große, bekannte Standarte typischer Rise & Fall-Filme (bzw. Fall & Rise) schwenkt. Das Gute daran: Häufig macht der Film das dramaturgisch äußerst effektiv, auch wenn Boxer Billy Hope sich nur durch klischeebeladene Lebenswirrungen und Schicksalsschläge kämpfen muss. Am besten kann man „Southpaw“ wahrscheinlich mit Gavin O’Connors „Warrior“ vergleichen, in dem sich Tom Hardy und Joel Edgerton als zerstrittenes Bruderpaar im Ring einer Ultimate Fighting Meisterschaft gegenüberstehen. Den großen Gegner von Jake Gyllenhaals Rolle ist dabei aber kein Verwandter, sondern er selbst. Was die beiden Filme wirklich miteinander verbindet ist ihre Testosteron-Ausstrahlung.


Billy Hope kämpft und leidet für seine Tochter
Diese rettet den Film aber nicht vor seinen Makeln. Besonders auffällig ist, wie sehr Sutters Drehbuch versucht den Zuschauer in eine pessimistische Stimmung zu drängen. Dafür werden auch schon einmal Nebenfiguren geopfert. Nur geschieht das zu statisch und vor allem zu bemüht. „Southpaw“ versucht sich einfach zu verbissen als Tränenzieher, vergisst dabei aber bei den aktiven Figuren eine funktionierende Progression einzubauen. Der Film weigert sich vehement Zeit für jemand anderen als Jake Gyllenhaal aufzubringen. Schade, denn so werden lediglich platte Attitüden und Schablonen aneinandergereiht. Zugegeben, auch Gyllenhaals Rolle besteht daraus, aber dank ihres Schauspielers ist es durchaus packend dabei zu zusehen und dennoch bleibt immer das Gefühl zurück, dass das Sportler-Drama noch mehr an Masse hätte zulegen können, vor allem weil sich die Story nicht mit dem üblichen Prozedere des Genres aufhält (also dem Aufstieg eines Underdogs), sondern mit dessen Sturz, als er am Karrierehöhepunkt war. Ein bisschen vergleichen kann man „Southpaw“ als ein drahtiger, etwas weniger stiernackiger Klon vom dritten und sechsten Teil der legendäre „Rocky“-Reihe.


„Southpaw“ wird also all die Zuschauer befriedigen, die sich von großen Gesten und überproportionalen Schicksalsschlägen emotional angesprochen fühlen und dabei auch kein Problem haben, dass sie Antoine Fuqua und Kurt Sutter teils massiv manipulieren. Wem das hingegen schon bei „Warrior“ nicht zusagte, der sollte einen weiten Bogen um das Boxer-Drama machen, welches jedoch wieder aufzeigt, welch talentierter, passionierter und intensiver Darsteller Jake Gyllenhaal ist. Denn im Grunde ist es fast ausschließlich seine Präsenz, die den Film trägt. Das ist faszinierend, zeigt gleichzeitig aber auch auf das „Southpaw“ eine sehr einseitige Angelegenheit ist und auch wenn Autor Kurt Sutter, ganz nach seinem bekannten Muster, den boxenden Märtyrer durch eine emotionale Hölle schleifen lässt, ist es doch ganz klar zu erkennen, dass der Film im Grunde nur versucht alte, fast schon verrauchte Glut wieder etwas anzuheizen. Wem das reicht, dem dürfte mit „Southpaw“ fesselnde wie rührende zwei Stunden verbringen.


5 von 10 verbotenen „Fucks“

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