Fakten:
Der Kaufhaus-Cop (Paul Blart: Mall Cop)
Der Kaufhaus-Cop (Paul Blart: Mall Cop)
Der Kaufhaus-Cop 2 (Paul Blart: Mall Cop 2)
USA. 2009 und 2015. Regie: Steve Carr (Teil 1), Andy
Fickman (Teil 2). Buch: Kevin James, Nick Bakay. Mit: Kevin James, Raini
Rodriguez, Jayma Mays, Bobby Cannavale, Erick Avari, Shirley Knight, Keir O’Donnell,
Gary Valentine, Neal McDonough, David Henrie, D.B. Woodside u.a. Länge: 87
Minuten (Teil 1), 94 Minuten (Teil 2). FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Teil 1 auf
DVD und Blu-ray erhältlich. Teil 2 ab 20. August auf DVD und Blu-ray
erhältlich.
Story:
Kaufhaus-Wachmann Paul Blart will eigentlich ein
echter Cop werden, doch dafür ist der liebenswertige Pummel einfach zu
unsportlich. Doch seine Chance kommt, als hochprofessionelle Räuber sein
Einkaufszentrum ausrauben wollen. Doch dieses Abenteuer ist noch nicht genug.
Einige Jahre nach diesem Vorfall muss Paul während einer Messe für Wachmänner
in Las Vegas erneut beweisen, aus welchem Holz der geschnitzt ist, als erneut
eine Gaunerbande versucht sich fremdes Eigentum gewaltsam anzueignen.
Meinung:
Träume sind Schäume. Irgendwann muss die Seifenblase an den scharfen Kanten
der Realität zerplatzen und es wird Zeit die Augen zu öffnen, um zu sehen,
wohin der eigenen Weg in Wahrheit führen wird. Im Film aber sind Träume
natürlich nicht einfach nur Träume. Träume sind hier dazu da, um mit
leidenschaftlichem Überschwang in die Tat umgesetzt und infolgedessen nach
Strich und Faden ausgelebt zu werden. Manchmal ist das auch im echten Leben der
Fall, allerdings bleiben diese vereinzelten Glücksfälle vom seichten
Pianogeklimper verschont, wie es „Der Kaufhaus-Cop“ und „Der Kaufhaus-Cop 2“
immer wieder einholt, wenn uns die Filme weismachen wollen, dass sich dort
gerade etwas ungemein Emotionales auf dem Bildschirm abspielt. Wie man
Emotionalität heraufbeschwört, haben nämlich weder Steve Carr („Der
Kindergarten-Daddy“) noch Andy Fickman („Die Jagd zum heiligen Berg“)
verstanden. Aber wie sollten sie auch? Bei diesen schludrigen Drehbuchvorlagen
scheint das Erschaffen eines plastischen Gefühlsknoten zwischen Protagonist und
Zuschauer ohnehin nahezu utopisch.
Paul im Einsatz mit seinem ewigen Begleiter, dem Segway |
Im Mittelpunkt steht Paul Blart (Kevin James, „King of Queens“), der sich
nichts sehnlicher wünscht, als ein echter Polizist zu sein. Aufgrund seiner Hypoklykämie
aber war es ihm nicht vergönnt, die körperlichen Belastungstests zu bestehen.
Sein Geld verdient er seitdem als Sicherheitsmann in einem Einkaufszentrum,
nicht ganz gleichzusetzen mit einem Gesetzeshüter, aber zweifelsohne mit so
viel Autorität ausgestattet, um die Kundschaft ein Stück weit zurechtzuweisen.
„Der Kaufhaus-Cop“ beschreibt Paul Blart von Beginn an als einen leicht
verdatterten, aber doch engagierten Zeitgenossen, der eine gescheiterte Ehe
hinter sich hat (eine Mexikanerin hat ihn für eine Greencard ausgenutzt) und
dessen einzige sozialen Bezugspersonen seine Tochter Maya (Raini Rodriquez,
„Girl in Progress“) und seine Mutter (Shirley Knight, „Besser geht’s nicht“)
darstellen. Aber bedeuten „Der Kaufhaus-Cop“ seine Figuren irgendetwas? Geht
Steven Carr in irgendeiner Weise auf das Innenleben der Akteure ein?
Selbstverständlich nicht, das bedröppelte Gesicht von Paul und Waddy Wachtels
in Sentiment badendes Piano sollen erzwingen, was den Film einfach nicht
innewohnt: Menschlichkeit.
I was born for boring you, Baby |
In „Der Kaufhaus-Cop 2“ ist das nicht anders, es geht den Filmen letzten Endes
nur darum, Paul Blart als beleibte Projektionsfläche für Spott und Hohn
auszunutzen. Dass es dem Sicherheitsmann am Ende von Teil 1 tatsächlich
gelingt, die Eindringlinge zu überführen und sein geliebtes Kaufhaus wieder vom
fiesen Gesocks zu befreien (Überraschend, was?), bedeutet rein gar nichts,
außer das Aufbereiten moralisierender Binsenweisheiten: Jeder kann ein Held
sein, auch der dicke, einsame, trottelige Mann, den wir über die gesamte
90-minütige Laufzeit ausgelacht haben – eben weil er dick, weil er einsam und
weil er trottelig ist. Dass es „Der Kaufhaus-Cop 2“ nicht gut mit seiner
Hauptfigur meint, wird schon daran deutlich, dass in den ersten Minuten nicht
nur die Ehe zu Amy (Jayma Mays), für die Paul zuvor noch durch seine
romantische Bekenntnis zum Helden heranwachsen durfte, nach einer Woche in die
Brüche gehen darf, sondern auch Pauls Mutter wird mal von einem Milchwagen mal
eben aus dem Weg geräumt.
Ein Dicker macht sich zum Horst... Brüller, oder? |
Einige Tränen später haben sich diese Schicksalsschläge aber schon wieder in
der höhnischen Tonalität des Filmes aufgelöst und es darf nach Las Vegas
gereist werden, wo Paul Blurt nach sechs Jahren erneut die Chance bekommt, sein
heldenhaftes Talent unter Beweis zu stellen. Gab sich „Der Kaufhaus-Cop“ noch
als seichter „Stirb langsam“-Epigone zu erkennen, dürfen in „Der Kaufhaus-Cop
2“ immer mal wieder Anklänge zum Rache-Actioner „96 Hours“ durchschimmern,
steht im zweiten Teil doch auch viel deutlicher die Beziehung zwischen Paul und
seiner Tochter im Fokus. Das Konzept der Erstlings, welches Teil 2 mit
beschiedenen Variationen noch einmal aufwärmt, wird zur Geduldsprobe für den
Zuschauer, der nie die Möglichkeit bekommt, zusammen mit Paul Blart gegen die
Bösewichte anzutreten, weil wir vom verlogenen Duktus beider Filme
kontinuierlich in eine überhebliche Position gedrückt werden, in der wir uns
unbedingt über Paul, sein Übergewicht, seine Unerfahrenheit im Umgang mit
Frauen, seine Trotteligkeit lustig machen müssen.
Und wie anstrengend das ist, wird vor allem in den Momenten deutlich, in denen
durch Pauls Einsamkeit leise Ansätze einer dissoziativen Realitätsstörung
lugen: Pauls Edelmut hätte man problemlos in eine pathologische Relation mit
seinen überdeutlichen Machtphantasien stellen können, dafür aber sind „Der
Kaufhaus-Cop“ und „Der Kaufhaus-Cop 2“ selbstverständlich die falschen
Anlaufstellen – Empfehlen möchte man an dieser Stelle deswegen den unfassbar
galligen „Shopping-Center King“, der seinen Sicherheitsmann nicht in der
angeblichen Gutmütigkeit abholt, sondern in seinem faschistischen Wahnsinn, der
sich durch ein Mindestmaß an Macht zusehends potenziert. Das „Der
Kaufhaus-Cop“-Double aber verlässt sich auf die mimischen Verrenkungen und den
Slapstick seines Stars und bleibt dabei so seelenlos wie gehässig:
High-Concept-Malen-nach-Zahlen-Mainstream-Family-Comedy von der hässlichen,
billig arrangierten und nur auf marktwirtschaftliches Kalkül geeichten Seite.
Teil 1: 3 von 10 flotten Segwaytänzen
Teil 2 2,5
von 10 bornierten Kunstdieben
von souli
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