Review: JAMES BOND 007 - SKYFALL - No Country for Old Bond


Fakten:
James Bond 007 – Skyfall
Groß Britannien, USA. 2012. Regie: Sam Mendes. Buch: Neal Purvis, Robert Wade, John Logan. Mit: Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, Ralph Fiennes, Ben Whishaw, Naomie Harris, Rory Kinnear, Albert Finney, Bérénice Lim Marlohe, Helen McCrory, Ole Rapace u.a. Länge: 142 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Dt. Kinostart: 1. November 2012.


Story:
Der britische Geheimdienst verliert bei einem Einsatz ihren besten Agenten: 007, James Bond. Doch zum trauern bleibt wenig Zeit. Auf die Zentrale des MI6 wird ein Anschlag verübt und ein noch unbekannter Drahtzieher scheint es im speziellen auf Geheimdienst-Chefin M abgesehen zu haben. Doch diese kann auf ihren besten Mann zählen, denn Bond lebt. Er kehrt, noch stark gezeichnet von seinem letzten, fast tödlichen Einsatz, in den aktiven Dienst zurück.




Meinung:
Es ist kaum zu glauben, aber früher gab es eine Handvoll von Regisseuren, die Bond-Filme inszenierte. Terence Young, John Glen oder Guy Hamilton drehte mit Connery, Moore und Dalton die großen Abenteuer des britischen Agenten. Erst mit Pierce Brosnan erweiterte sich das Feld der Drahtzieher hinter der Kamera. Einzig Martin Campbell drehte zwei Bond und durfte beide Male sogar einen neue Darsteller ins kalte Wasser werfen: Pierce Brosnan in „GoldenEye“ und Daniel Craig in „Casino Royale“. Vor allem letzterer hinterließ großen Eindruck. Daniel Craigs 007-Debüt war rauer und härter als all seine Vorgänger. Hier wurde eine neue Art von Bond geschaffen. Wirklich überraschend war das nicht. Zum einen brachte jeder Bond-Darsteller einen eigenen, zeitgenössischen Stil mit , zum andere schien die Zeit von unzerstörbaren Helden vorbei. Statt James Bond stand Jason Bourne im Fokus. Doch „Casino Royale“ verhalf dem Agenten ihrer Majestät zu einem so sensationellen wie mutigen Comeback, denn Campbell und seine Autoren verzichteten auf die üblichen Bestandteile der Serie. Es gab keinen Q, keine Gadgets, keine Miss Moneypenny und wenn Bond hier kämpfte, dann knackten Knochen und zwar auch seine eigenen.


Der neue, harte Bond, er ist verletzbar. Das macht ihn bei vielen Puristen der Reihe sehr unbeliebt, sei’s drum, diese Frischzellenkur tat dem Superagenten gut, auch wenn Craigs zweiter Auftritt in „Ein Quantum Trost“ weit weniger aufregend war als „Casino Royale“, dessen direkte Fortsetzung er war. Nun, ist der dritte Bond-Film mit dem blonden 007 an der Reihe. Regie führt der Brite Sam Mendes, eher für tolle Dramen wie „American Beauty“, „Jarhead – Willkommen im Dreck“ oder „Away we go“ bekannt. Bereits „Ein Quantum Trost“ wurde von einem Regisseur inszeniert, Marc Forster, der sich auch eher mit anspruchsvollen Stoffen (z.B. „Drachenläufer“ oder „Monster’s Ball“) einen Namen machte und zumindest bei ihm war es nach Sichtung seiner Arbeit ersichtlich, dass er wirklich kein guter Actionfilm-Dirigent war. Mendes hingegen scheint diese Hürde genommen zu haben, aber der Reihe nach.


Bond und sein Widersacher, der ominöse Silva
Mendes holte sich mit Kameramann Roger Deakins und Komponist Thomas Newman zwei Leute ins Boot, mit denen er schon oft gearbeitet hat. Damit wurde zwar David Arnold, Bond-Komponist seit vielen Jahren übergangen, dies dürfte aber wohl nur ihm und ein paar hartgesottenen Fans auffallen. Der neue Score ist jedenfalls gelungen, auch wenn Newman schon weitaus bessere musikalische Arrangements abgeliefert hat. Deakins hingegen ist wahrlich ein Gewinn für Bond Nr. 23. Kein 007-Abenteuer sah jemals so gut aus, was auch daran liegt, dass Deakins und Mendes den Mut besitzen optische Spielereien und Markout-Moments in „Skyfall“ zu integrieren. Vor allem ein Zweikampf im gläsernen Stockwerk eines Hochhauses wurde superb und für Bond-Verhältnisse äußerst unorthodox gefilmt und hinterlässt bleibenden Eindruck. Den hinterlässt auch Javier Bardem, der als Bösewicht Silva mit seinen wenigen Auftritten den gesamten Film spielend an sich reißt. Silva ist wohl der vielschichtiges Gegenspieler, mit dem es 007 je zu tun bekam. Bardem spielt den großen Opportunisten mit viel Verve. Jede kleinste Mimik sagt etwas. Er strahlt offensive Homoerotik genauso zielsicher aus Wahnsinn und Gefahr. Nach "No Country for Old Men" beweist Bardem hier erneut, wie gut ihm die Rolle des Bösewicht steht. Dieser Silva ist aber nicht das größte Problem von James Bond, der hier wieder äußerst stilsicher von Daniel Craig verkörpert wird. Der größte Feind des Doppel-0-Agenten ist das Altern. Sein eigenes und dass der Welt um ihn herum. In Zeiten, in der die großen Bedrohungen von Individualisten ausgeht, das Internet zu einer mächtigen Waffe wird und wir alle stets unter Beobachtung stehen, ist es einfach schwer so zu agieren wie es Bond tut. Bond ist ein Relikt geworden, dem muss er sich stellen und genau dies sind die größte Qualität und die spannendsten Komponente an „Skyfall“.



Keine Sorge, James Bond lässt es immer noch krachen. Regisseur Mendes lässt einige eindrucksvolle Actionszenen von der Leine, die zwar nicht die Wucht und die Rasanz von „Casino Royale“ erreichen, die aber allesamt wesentlich attraktiver gefilmt und eingefangen sind als bei „Ein Quantum Trost“. Zuständig dafür ist wieder Alexander Witt, Second Unit Director. Der gute Mann hat einfach ein Händchen für gut gemachte Actionszenen. Wilde Verfolgungsjagden, Schusswechsel und Faustkämpfe stehen aber nicht unbedingt im Fokus von „Skyfall“. Sam Mendes will die Figuren des Films genauer ergründen, ihre Charaktere durchleuchten. Neben Bond und Silva spielt diesmal auch M, die resolute Chefin des MI6, eine gewichtige Rolle. Darstellerin Judi Dench, eine Grand Dame des britisches Kinos, nimmt hier eine gewichtige Rolle ein. Sie ist sozusagen das Bondgirl des Films, denn ich Sachen holder Weiblichkeit ist 007 zwar auch hier aktiv, seine Libido steht aber nicht so sehr im Fokus des Films wie etwa einst bei Roger Moore oder Pierce Brosnan. Das könnte Puristen missfallen, diese können sich aber dennoch freuen, denn „Skyfall“ schließt das ab, was „Casino Royale“ begann und „Ein Quantum Trost“ fortführte: die Formung von James Bond. Am Ende des Films, nach dem grandiosen Showdown, der die Elemente Feuer und Eis, die zu Bond ähnlich dazugehörig sind wie seine Walther PPK, macht Sam Mendes klar, dass die Metamorphose vom noch unerfahrenen Agenten („Casino Royale“) hin zum Rächer („Ein Quantum Trost“) zum großen Mythos Bond abgeschlossen ist. Vielleicht kehren deswegen hier auch einige Traditionen, wie etwa der Quartiermeister Q (ganz wunderbar: Ben Whishaw) wieder zurück in den aktiven Dienst? Diese Verwandlung hat aber ihren Preis. „Skyfall“ ist stellenweise äußerst regressiv. Nach dem typisch actionreichen Start gönnt sich der Film ein paar Dialoge und ein paar dramaturgische Aussetzer zu viel. Alles zwar im vertragbaren Rahmen, aber ohne diese Makel hätte Mendes es geschafft einen der besten 007 aller Zeiten abzuliefern. So ist sein Beitrag zur altehrwürdigen Reihe definitiv ein Primus, aber dennoch davon entfernt den großen Bonds wie „Goldfinger“ oder eben „Casino Royale“ das Wasser, pardon, den Wodka Martini zu reichen. Übrigens: Alle Fans von „Goldfinger“ müssen „Skyfall“ sehen, der Film beinhaltet nämlich einen ganz delikaten Cameo der mechanischen Sorte, der zum schwärmen anregt.


„Skyfall“ wirkt wie ein Schlussstrich, wie ein Abgesang an den modernen (Craig-) Bond. Ob die kommenden Abenteuer mit 007 wieder alle alten Gebräuche der Reihe nutzt wird sich zeigen, aber Regisseur Sam Mendes gelingt das Kunststück dem Film ein grandiosen Ende zu spendieren, welches sich endgültig anfühlt und dennoch Platz für Vorfreude lässt. Noch nie war die übliche Ankündigung, dass Bond zurückkehren wird, so wohltuend wie hier. Das „Skyfall“ vor allem im Mittelteil oftmals ein wenig verloren wirkt, stört da im Gesamtblick äußerst wenig. Mission erfolgreich abgeschlossen. Gute Arbeit Bond! Und alles Gute zum 50. Geburtstag.  


8
von 10 Aston Martins

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