Review: CASINO JACK - Von "Red Scorpion" zum Lobbyismus


Fakten:
Casino Jack
Kanada, USA. 2010. Regie: George Hickenlooper. Buch: Norman Snider. Mit: Kevin Spacey, Barry Pepper, Kelly Preston, Jon Lovitz, Rachel Lefevre, Graham Greene, Yannick Bisson, Eric Schweig, Maury Chaykin, Christian Campbell Spencer Garrett, John David Whalen u.a. Länge: 108 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Jack Abramoff, ein einflussreicher wie bekannter Lobbyist, will mehr als nur seine Kunden reich machen. Er will auch endlich ans ganz große Geld. Mit seinem Geschäftspartner Michael Scanlon versucht Jack die Reichen und Mächtigen zu umwerben und feiert damit enorme Erfolge. Doch schon bald beginnt die Fassade zu bröckeln. Das Kartenhaus beginnt zu stürzen und immer mehr wird klar, das Jack nicht immer auf legalem Wege versucht hat an das ganz große Geld zu kommen.






Meinung:
Auch wenn die Geschichte wahr ist, der Blick auf den Lobbyismus recht scharf und oft genug auch zynisch ist, so gibt es dennoch nur wirklich einen Grund sich „Casino Jack“ anzusehen: Kevin Spacey. Der mit Preisen überhäufte Mime geht in der Rolle des gewieften Lobbyisten Jack Abramoff auf. Schneidig, eloquent, gierig ist dieser Abramoff, das vor allem das letzte Attribut zum Verhängnis wird. Dabei ist dieser Jack eine höchst interessante Figur. Einst Produzent von 1980er Action-Schmiss wie „Red Scorpion“, ein liebender Ehemann, ein Großkotz und vor allem ein grandioser Lügner und Betrüger. Die perfekte Figur für eine politische wie gesellschaftliche Satire? Ja, nur leider ist "Casino Jack" dennoch kein sonderlich empfehlenswertes Stück Unterhaltung.


Jack und Michael. Noch können sie sich das golfen leisten.
„Casino Jack“ von George Hickenlooper, der kurz vor der Premiere verstarb, gibt sie wieder, all jene Klischees, die wir kennen wenn es um Geld, Politik und Macht geht. Wenn Jack sich mit seinem Kollegen Michael Scanlon (Barry Pepper) über neu erworbenen Luxusgüter unterhält, wenn sie in feinen Restaurants dinieren, oder wenn sie im Privat-Jet Small Talk machen, dann werden sie bis ins kleinste Detail erfüllt. Ja, der Film weiß den Reichtum in Szene zu setzen, doch wenn es darum geht die Verwicklungen offenzulegen, das System zu hinterfragen, versagt Hickenlooper. Abseits vom bloßen Bedienen von Stereotypen holpert der Film zu stark. Die Geschichte wirkt selbst dann, wenn alles ins Rollen gerät, ziemlich stockend, was daran liegt, dass „Casino Jack“ nie so recht weiß, was er eigentlich will. Will er das System des Lobbyismus satirisch offenlegen, oder will er eiskalt die Verstrickungen aufzeigen? Am liebsten würde er beides, doch der Versuch scheitert. Zu sehr dominiert die mühevoll, kräftezehrende Satire, die jedoch weitestgehend ohne Biss daher kommt. Es ist zwar angenehm Spacey beim Spielen zu zusehen, ansonsten bleibt „Casino Jack“ aber vornehmlich blass und müde. Bedauerlich, denn die wahre Geschichte besäße durchaus Potenzial, wird von Hickenlooper aber niemals wirklich authentisch eingefangen, bzw. erzählt. Alles wirkt zu bemüht, viel zu fiktional und beliebig. Die Brisanz und dramaturgische Note des realen Falles wird so nicht erreicht. Was bleibt ist eine fahrige Satire, die mehr sein will, aber letztlich an ihrem eigenen nicht genutzten Potenzial scheitert.


Wer sich dennoch für den Fall des Jack Abramoff interessiert, dem sei die Dokumentation „Casino Jack & The United States of Money“ empfohlen. Vielleicht ist das Geflecht, welches Abramoff knüpfte und unterhielt auf dokumentarischen Wege besser zur verstehen, statt als wenig amüsante recht bräsige Satire. Wer hingegen einen komödiantischen Schlag gegen die Mühlen des Lobbyismus sehen will, sollte zu Jason Reitmans Regie-Debüt „Thank you for smoking“ greifen. Der ist schmissiger, mitreißender, amüsanter und vor allem erfüllt er seine selbstgesteckten Ziele.


3 von 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen