Review: KIND 44 - Mörderjagd auf zu vielen Hochzeiten




Fakten:
Kind44 (Child 44)
USA. 2015. Regie: Daniel Espinosa. Buch: Richard Price, Tom Rob Smith (Vorlage). Mit: Tom Hardy, Noomi Rapace, Joel Kinnaman, Gary Oldman, Vincent Cassel, Fares Fares, Nikolaj Lie Laas, Paddy Considine, Jason Clarke, Josef Altin, Charles Dance, Sam Spruell, Ned Dennehy, Michael Nardone, Tara Fitzgerald, Samuel Buttery, Agnieszka Grochowska, Xavier Atkins, Jemma O’Brien, Lottie Steer u.a. Länge: 137 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 22. Oktober auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Moskau, 1953: Als gefeierter Kriegsheld, der fest an die kommunistischen Ideale glaubt, konnte sich Geheimdienstoffizier Leo Demidow eine Karriere aufbauen. Doch als die grausam zugerichtete Leiche des kleinen Sohnes eines Mitoffiziers aufgefunden wird und der offensichtliche Mord von den Vorgesetzten zum Unfall erklärt wird, gerät Leos ganze Welt ins Wanken. Als ein weiterer Mord geschieht und Leo gegen Befehle verstößt, sieht er sich schnell ins abgelegene Exil degradiert und schwebt plötzlich mit seiner Familie in tödlicher Gefahr.





Meinung:
Was fasziniert uns nur so an Serienkillern? Ist es vielleicht einfach allgemein die Anziehungskraft des Bösen, kombiniert mit dem Wissen, dass diese Menschen unter uns sein könnten, ohne dass wir es merken? So oder so, nicht erst seit Kinohits wie „Sieben“ oder Fernsehserien wie „True Detective“ beschäftigten sich Filmemacher mit dem Thema. Gerne als saftiges Genrestück („Saw“) genauso wie als erdiges Drama („Henry: Portrait of a Serialkiller“) oder beißende Satire („Natural Born Killer“). „Kind 44“ vom schwedischen Regisseur Daniel Espinosa, der hiermit sein zweites Hollywood-Werk nach dem Actioner „Safe House“ ablieferte, beruht auf dem ersten Teil einer Romantrilogie von Tom Rob Smith, die wiederum vom echten Fall des russischen Serienmörders Andrei Tschikatilo inspiriert ist, der zur Zeit der Sowjetunion seine Opfer fand, während die kommunistischen Behörden nicht viel gegen ihn ausrichteten, da Serienkiller als ein reinrassiges kapitalistisches Problem angesehen wurden.


Auf der Suche nach dem Kindermörder: Leo
„Kind 44“ zeigt sich, anders als das thematisch sehr ähnliche Thriller-Drama „Citizen X“ von 1995, wenig daran interessiert, den wahren Fall akribisch nachzuzeichnen. Wie im Roman auch ist die Killerhatz nur der Aufhänger für gleich mehrere Faktoren. So versucht der Film sich bloß rudimentär als Thriller. Wesentlich mehr im Fokus steht das Porträt der damaligen Sowjetunion, mit all ihren Machtgefällen und gesellschaftlichen Gefahren. Einhergehend damit wird auch die Beziehung zwischen dem treuen Staatsdiener Leo Demidov (Tom Hardy) und seiner Frau Raisa (Noomi Rapace) behandelt, die zwischenzeitlich sogar in eine waschechte Spionagegeschichte abdriftet. „Kind 44“ spielt also auf diversen Hochzeiten und genau da liegt das Problem! Regisseur Espinosa bekommt kein wirkliches kohärentes Gesamtbild hin. Der stilistisch absolut authentisch wirkende Film, verliert sich einfach in zu vielen Einzelfragmenten. Aber egal ob die Romanverfilmung sich gerade als melodramatisches Rührstück, Thriller oder Agentenabenteuer versucht, nichts davon verschafft konstanten Nervenkitzel und ein durchgängiges Interesse an den Hauptfiguren kommt auch nie wirklich zu Stande, weil diese meist im dramaturgischen Larger-then-Life-Modus agieren. Wenn „Kind 44“ doch einmal vollends überzeugt, dann liegt das zumeist an den soliden bis guten Darstellern, die sich alle Mühe geben, das adaptierte Script von Richard Price („Sein Name ist Mad Dog“) wiederzugeben.


Die bereits erwähnte Authentizität ist es, die es „Kind 44“ ermöglicht trotz aller inszenatorischen Widrigkeiten zumindest atmosphärisch auf einem beständigen Kurs zu bleiben. Der Film erfüllt all unsere Vermutungen und Erwartungen der damaligen Sowjetunion. Leider auch im Bereich der Charaktere. Was beim Setting gelungen ist, verkommt hier eher zu verknarzten Wiederholungen bekannter Tropen aus der Mottenkiste. Dies und der Fakt, dass die Enttarnung des Killers so beiläufig wie spannungsarm geschieht sind weitere Gründe, warum „Kind 44“ trotz einer guten Grundlage nur wenig zu überzeugen vermag. Wenn man bedenkt wir prominent und hoch hochkarätig der Film besetzt ist, ist das Endergebnis umso erstaunlicher – in einem negativen Sinn.


3,5 von 10 Süßigkeiten in einer Papiertüte

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