Review: COBBLER - DER SCHUHMAGIER - Des Schusters zauberhafte Treter




Fakten:
Cobbler - Der Schuhmagier (The Cobbler)
USA, 2015. Regie: Thomas McCarthy, Buch: Thomas McCarthy, Paul Sado. Mit: Adam Sandler, Steve Buscemi, Method Man, Dustin Hoffman, Melonie Diaz, Ellen Barkin, Lynn Cohen, Glenn Fleshler, Donnie Keshawarz, Yul Vazquez u.a. Länge: 105 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 19. Mai im Handel erhältlich


Story:
Max Simkin ist das öde Dasein als Schuster leid, als er aber zufällig im Keller des Ladens über eine alte Nähmaschine stolpert, die es ihm ermöglicht, in die Körper der eigentlichen Besitzer zu schlüpfen, nimmt Max' Leben einige unerwartete Wendungen...



                                                                                                   


Meinung:
Wie Adam Sandler dort auf dem Poster seines neuen Films „Cobbler – Der Schuhmagier“ posiert, fällt man geradewegs der Vermutung anheim, eine neue Ausformung seiner dadaistischen Streifzüge durch die Kinematographie, die seinen Output nun mal seit jeher dominieren, zu Gesicht zu bekommen: Mit dem linken Fuß in einen knallroten Stöckelschuh geschlüpft, grinst er auf den Betrachter mit leicht dümmlicher Mine herab. Aber allen Erwartungen zum Trotz hat sich „Cobbler – Der Schuhmagier“ nicht dem bisweilen ranzigen Pennälerhumor verschrieben, den der Multimillionär seit „Billy Madison – Ein Chaot zum Verlieben“ kommerziell doch reichlich erfolgreich bedient, stattdessen hat Indie-Filmer und „The Wire“-Darsteller Thomas McCarthy und nicht etwa Dennis Dugan auf dem Regiestuhl Platz genommen. Mit „Station Agent“ oder auch „Win Win“ hat sich McCarthy bereits einen Namen in der Szene machen können und vor allem unter Beweis gestellt, dass er ein Händchen für tragikomische Erzählungen besitzt, die das große Ganze im feingliedrigen Kleinen suchen und finden.


Echte Handarbeit zahlt sich nich aus.
Cobbler – Der Schuhmagier“ reiht sich prinzipiell nahtlos in die Tradition des McCarthy'schen Narrativ: Im Mittelpunkt steht Max Simkin (Adam Sandler), der den urigen Familienbetrieb seines Vaters übernommen hat, aber keine echte Freude mehr an der Schusterei aufbringen kann. Wenn er dann die übersichtliche Zahl an Kunden versorgt, die Ladentüren am Abend geschlossen und seinen sich um ihn sorgenden Nachbarn Jimmy (Steve Buscemi) abgeschüttelt hat, wartet zu Hause schon die demente Mutter, die ihn mit Fragen löchert, dessen Antworten er ihr schon weit mehr als nur einmal dargeboten hat. Dass Max' Vater (Dustin Hoffman) die Beiden schon vor Jahren verlassen hat, ist ein weiteres schmerzhaftes Kapitel im Familienleben der Simkin – Doch das Wiedersehen sollte früher kommen, als zu erwarten war. Und in Bezug auf diese innerfamiliären Dilemmata spielt „Cobbler – Der Schuhmagier“ in der ersten Hälfte einen dramaturgischen Trumpf aus, der veranschaulicht, wie viel Potenzial in der Prämisse des Drehbuches doch lagerte.


War auch schon Vater vom Stiller, er mag es lustig.
Im Keller nämlich findet Max eine gar antike Nähmaschine, die es ihm ermöglicht, die Identität seiner Kundschaft anzunehmen, Gesetz dem Fall, die Schuhgröße (10 ½) stimmt überein. Und dass sich dort auch ein Paar Schuhe seines (vermeidlich) verstorbenen Erzeugers finden lässt, sorgt für den wohl irritierendsten, sprich, ambivalentesten Moment von „Cobbler – Der Schuhmagier“. Allerdings hat Thomas McCarthy bei seiner nunmehr fünften Produktion mit dem Problem zu ringen, kein echtes Gleichgewicht in seine Geschichte integrieren zu können: Wo das Fantasy-Element um die übernatürlichen Body-Switch-Fähigkeit durchaus für voll genommen und nicht nur als selbstzweckhaftes Gimmick in den Äther geblasen wird, ist sich „Cobbler – Der Schuhmagier“ nicht wirklich sicher, in welche tonale Richtung es ihn denn nun im nächsten Moment verschlagen soll. Dass es McCarthy tunlichst vermeidet, auf die Gross-out-Schiene auszuschlagen, ist bei dieser High-Concept-Ausgangslage, die ja quasi zur Projektion des Zuschauers zwingt, durchaus ein Gewinn, allzu schwammig in seinem Gebaren bleibt der erste Direct-to-DVD-Ausflug Sandlers dennoch.


Dabei hätte „Cobbler – Der Schuhmagier“ ohne Weiteres das Zeug dazu gehabt, als genreunspezifisches Kleinod in den Sphären des Indie-Kinos aufzuleuchten, gerade auch als Konventionen unterlaufende Antithese zum hyperbolischen Superhelden-Überdruss. Der ungemein metaphorische „Cobbler – Der Schuhmagier“ aber bleibt zu simplistisch, sieht sich nicht in der Lage, seine Möglichkeiten auszureizen und vertraut auf die naturgegebene Traurigkeit des mal wieder wunderbar zurückgenommen agierenden Adam Sandlers, die hier zwar durchaus Anklang findet und „Cobbler – Der Schuhmagier“ in seinen besten Augenblicken mit Herz menscheln lässt, aber niemals über die Hürde hinausbewegt, die einen sympathischen Film zu einem wirklich bewegenden Film erklärt. Der kreative Movens versiegt in Ansätzen, aber immerhin gibt es überhaupt Knüpfstellen, mit denen man arbeiten kann. Das ist bei Adam Sandler ja schon lange nicht mehr Usus.

4,5 von 10 überraschenden Begegnungen im Spiegel

von souli

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