Specials: PARANORMAL ACTIVITY - Aus der Essenz des Grauens wurde Routine



Zum Start des vierten Teils der "Paranormal Activity"-Reihe machten wir uns ein paar  Gedanken und eine Meinung zur Found-Footage-Reihe.


1999 lösten die angeblich echten Videoaufzeichnungen von ein paar, spurlos in den Wäldern von Maine verschwundenen Filmstudenten eine Massenhysterie aus. Wer sich heute nicht mehr an "Blair Witch Project" erinnern kann, steht aber wohl nicht alleine da. Der Hype verblasste als immer mehr Zuschauer in die Kinos strömten und die Erwartungen in unbeschreibliche Höhen getrieben wurden. Als selbst in den Nachrichten über den Film berichteten, war der Hype längst nur noch eine Hülle aus Publicity. Natürlich wurde der Film jetzt erst recht immer wieder aufgegriffen und zitiert, doch dadurch verlor er seine autonome Wirkung, denn der Hype war ein Kind des World Wide Web und damals, 1999, besaß dieses noch etwas Autarkes, ganz im Gegensatz zu den News und bunten Meldungen im Kabelfernsehen. "Paranormal Activity" ist stilistisch wie "Blair Witch Project". Ohne Musik, mit absichtlich dilettantischen Schnitte und wenigen, dafür aber mit extrem authentischen Figuren wird hier mit der menschlichen Angst vor dem Unerklärlichen gespielt. Das Regiedebüt von Oren Peli, dass angeblich selbst Steven Spielberg beeindruckte und ängstigte, erwies sich als neuer Hype, der genau wie 1999 eine Menge Geld in die Kassen spülte. Schätzungsweise kostete „Paranormal Activity“ 15.000 Dollar, spielte aber über das tausendfache ein. Der Traum eines jeden Produzenten. Einen großen Teil des Erfolges hatte sicherlich auch der Trailer, der zeigt wie der Film aus das Testpublikum wirkte.







Hat der Film seinen Hype überlebt? Nein. Ähnlich wie bei „Saw“ erscheint mittlerweile jedes Jahr ein neues Sequel oder Prequel. Die Mechanismen der Reihe sind längst bekannt, wurden durch zig Epigonen bereits recycelt und egal wie oft das Schreckgespenst plötzlich ins Bild springt, wirklich erstaunlich ist dies alles nicht mehr. Das Subgenre des Found Footage, welches „Paranormal Activity“ wieder in den Mainstream brachte, ist ähnlich wie die durch „Saw“ und „Hostel“ gestartete Torture Porn-Welle nur noch ein matter Schatten. Es liegt vorrangig daran, dass wirklich neue Ideen fehlen. Das Konzept des Genres wird einfach wiederholt, bis der letzte Funke Eigenständigkeit verloren geht. Das mit Wackelkamera eingefangene Grauen, die die voyeuristische Note des Horrors verstärkt, verkommt zur reinen Funktionalität, dessen Regularien so ersichtlich geworden sind, dass weder echte Spannung noch Interesse an der okkulten Story aufkommen will.


„Paranormal Activity“ hat seine Kraft längst verloren. Das der erste Teil wirklich geglückt war, wird immer nebensächlicher. Regisseur Orel Peli, inszenierte mit dem Start der Reihe einen höchst einfachen aber gut wirkenden Horrorfilm, der sich auf die Essenz des Grauens konzentriert: die Angst vor dem Unbekannten, verpackt als angeblich echter Videomitschnitt eines jungen Paares. Das war 2009, zehn Jahre nach „Blair Witch Project“ - der übrigens auch ein Sequel bekam, welches jedoch nicht mehr im Found Footage-Stil gedreht wurde und bei den Fans durchfiel – eine wirklich willkommende Abwechslung zum rauen, dreckigen Stil der damaligen Horror-Trends. Nun ist es „Paranormal Activity“ der jedes Jahr mit einem neuen Teil in die Kinos kommt und dessen Nachahmer die Videotheken überfluten. Anziehend ist die Reihe nicht mehr. Alles verkommt zur reinen Übersättigung, zu reiner Routine und Formsache. Allerdings bleibt es doch spannend, welches Horror-Subgenre diesmal den alten Trend ablöst.

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