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Review: EWIGE JUGEND – Vom Schwelgen in Erinnerungen und der Vergänglichkeit des Lebens

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Fakten:
Ewige Jugend (La Giovinezza)
CH/FR/GB/IT, 2015. Regie & Buch: Paolo Sorrentino. Mit: Michael Caine, Harvey Keitel, Rachel Weisz, Paul Dano, Jane Fonda, Paloma Faith, Ashley Bryant, Alex MacQueen, Ed Stoppard, Robert Seethaler, Tom Lipinski, Alex Beckett u.a. Länge: 123 Minuten. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. Ab 1. April 2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Fred Ballinger und Mick Boyle sind seit Jahrzehnten befreundet und verbringen einmal im Jahr einen gemeinsamen Urlaub in einem Schweizer Edelhotel. Ballinger, früher Komponist, will seinen Beruf im hohen Alter hinter sich lassen. Boyle, ein Regisseur, will nochmal ein großes Alterswerk als eine Art Testament drehen. Beide hadern mit ihren Leben, in denen sie immer wieder in der Vergangenheit schwelgen.




Meinung:
Welch Ironie, wenn mitten im Film und beim Einsetzen des Abspanns "Just (After Song of Songs)" von David Lang erklingt. Selbigen Song verwendete Paolo Sorrentino bereits 2013 in seinem einzigartigen Meisterwerk "La Grande Bellezza". "La Giovinezza" enthält nicht nur auf diese Weise eine Parallele zum vorigen Werk, sondern auch hinsichtlich der beiden Hauptfiguren, die dem charismatischen Zyniker Jep Gambardella aus "La Grande Bellezza" immer wieder sehr ähnlich sind. Fred Ballinger und Mick Boyle, beide absolut herausragend gespielt von Michael Caine und Harvey Keitel, sind alt gewordene Künstler. Der eine ein Dirigent, der andere Regisseur und beide mehr oder weniger im Ruhestand. In einem luxuriösen Wellness-Hotel in den Schweizer Alpen, in dem sie gemeinsam seit Jahrzehnten jährlich residieren, resümieren sie über vergangene Zeiten und über den Stellenwert ihres aktuellen Lebens im hohen Alter.


Es gibt Dinge, die ändern sich selbst im Alter nicht
Sorrentino formt aus dieser Handlung einen beinahe episodenhaft wirkenden Film, der tonal ständig zwischen wehmütiger Melancholie, zynischem Witz und sehr skurrilen Nebenfiguren und Situationen wechselt. Ganz gemäß dem höheren Alter seiner beiden Hauptfiguren verschrieben ist auch "La Giovinezza" immer wieder von einer gewissen Lethargie durchzogen, in der der Regisseur dazu einlädt, in den wieder einmal meisterhaft inszenierten Szenen viele kleine Momente zu entdecken, die entweder zum Nachdenken anregen, berühren oder äußerst witzig ausgefallen sind. Das ein oder andere Mal suhlt sich der Film dabei etwas zu arg in seiner eigenen Kunstfertigkeit und neigt zu prätentiösem Style-over-Substance. Auch die hohe Emotionalität und die extrem tiefgründigen Untertöne, für die Sorrentino sich sonst rühmen konnte, fallen etwas geringer aus. Nichtsdestotrotz sind sie auch hier vorzufinden, die typisch magischen Momente, für die man diesen Regisseur lieben darf.


Wenn Michael Caine´s Figur beispielsweise resigniert auf einem Baumstumpf sitzt und mitten in der malerischen Alpen-Landschaft eine Kuh-Herde zu imaginären Klängen und Geräuschen dirigiert, ist das ebenso albern wie berührend und nur einer von vielen Momenten, in denen eigentlich gegensätzliche Stimmungen harmonisch zueinander finden. Auch bei den Nebencharakteren gibt es einiges zu erleben. Rachel Weisz glänzt mit einer herzzerreißenden Performance, während Paul Danos Figur des meist auf eine Rolle reduzierten Schauspielers einen äußerst makabren Höhepunkt spendiert bekommt. "La Giovinezza" ist als Gesamtwerk wie von Paolo Sorrentino nicht anders gewohnt erneut brillant in Szene gesetzt. Jede Einstellung sitzt perfekt und der musikalisch vielfältige Soundtrack passt zu jeder Szene. Die Geschichte wartet mit einigen Facetten zu Themen wie Alterswehmut, Liebe und Kunst an sich auf und hat viel skurrilen Witz sowie berührende Pointen zu bieten. Lediglich ein Überhang zu kunstvoll ausgestellter Stagnation und nicht immer emotional gänzlich mitreißenden Momenten trennen den großartigen Film von einem Meisterwerk.


8 von 10 fette Maradona-Doubles


von Pat

Review: SIEBEN VERDAMMT LANGE TAGE - Totenwache mit immensen Gewichtsproblemen

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Fakten:
Sieben verdammt lange Tage (This Is Where I Leave You)
USA. 2014. Regie: Shawn Levy. Buch: Jonathan Tropper (Vorlage). Mit: Jason Bateman, Tina Fey, Corey Stoll, Adam Driver, Jane Fonda, Rose Byrne, Kathryn Hahn, Connie Britton, Timothy Olyphant, Abigail Spencer, Ben Schwartz, Dax Shepard, Debra Monk, Cade Lappin, Aaron Lazar u.a. Länge: 103 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 29. Januar 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Gerade eben noch hat Judd seine Liebste beim Sex mit seinem Chef erwischt, da wartet schon die nächste Hiobsbotschaft auf ihn: sein Dad ist tot. Ein Grund also wieder nach Hause zu fahren, wo bereits seine Mutter und seine Geschwister auf ihn warten. Doch ein Kurzausflug wird es nicht, denn sein Vater verlangte vor seinem Ableben, dass seine Frau und seine Kinder eine 7tägige Totenwache abhandeln sollen. Es werden sieben verdammt lange Tage.





Meinung:
Einen guten Roman für die Leinwand zu adaptieren bringt immer auch eine große Verantwortung mit sich. „Sieben verdammt lange Tage“ von Autor Jonathan Tropper gilt im Allgemeinen als gutes Buch und genau dieses wurde nun von Regisseur Shawn Levy („Nachts im Museum“) zu einem Spielfilm umgewandelt. Wurde aus lesenswerter Literatur nun auch ein sehenswerter Film? Nein, leider nicht.


Und jetzt haben alle gaaaaaanz viel Spaß - yay!
„Sieben verdammt lange Tage“ will viel, aber das wollen ja eigentlich alle Ensemble-Filme. nicht unbedingt durch ihre Geschichte oder Aussage, sondern vielmehr durch die Größe und Prominenz ihrer Besetzungsliste. Letztes Jahr erst gelang Regisseur John Wells mit „August: Osage County“ das Kunststück einen großen Cast, mit einer fast schon kammerspielartigen Inszenierung und wunderbar ausgewogenen Rollen zu vereinen. Davon ist Shawn Levy weit entfernt. Sein „Sieben verdammt lange Tage“ zerbricht an den Ambitionen des Stoffes, obgleich er viele davon erst gar nicht eine Bühne gibt. Der Film versucht die Dispute der Familie Altman aufzubauschen und dann via bulliger Apologie aufzulösen. Das Problem dabei ist allerdings, dass nichts wirklich ins dramaturgisch gekoppelte Kreuzfeuer genommen wird. In „Sieben verdammt lange Tage“ sind Probleme nur da, um gelöst zu werden. Sich ihnen aber mit ausrichtiger Ehrfurcht zu stellen, ohne anbiedernde wie simple Auswegsstrategien zu nutzen, fällt dem Film nie ein. Vielleicht aus mangelnder emotionaler Intelligenz oder aus Furcht das Publikum zu verschrecken. Hoch lebe die Seichtigkeit! Auch wenn „Sieben verdammt lange Tage“ gerne so tut, als ob er gewitzt und clever wäre.


Wendy und Judd im Problembewältigungsmodus
Im Zentrum des Films steht Judd Altman, den Jason Bateman gewohnt solide darstellt, der nicht nur das Fremdgehen seiner Frau, sondern auch den Tod seines Vaters verarbeiten muss. Letzteres muss er nicht alleine durchstehen, denn sieben Tage lang darf/muss er mit seinen Geschwistern sowie seiner Mutter im Elternhaus die jüdische Totenwache abhalten. Da sind Konflikte vorprogrammiert und selbstverständlich haben alle anwesenden Verwandten ihr ganz persönliches Problempäckchen zu tragen, welche nach und nach geöffnet werden. Da wäre die Schwester Wendy (Tina Fey), die mit einem gefühlkalten Workaholic verheiratet ist und eigentlich sei Kindheitstagen in den Nachbarsjungen Horry (Timothy Olyphant) verliebt ist. Bruder Paul (Corey Stoll), dem es nicht gelingt seine Frau Alice (Kathryn Hahn) zu schwängern und der narzisstische Bruder Philip (Adam Driver), der zur Totenwache mit seiner viel älteren Freundin (Connie Britton) erscheint, die dazu seine Therapeutin ist. Dazu kommt dann noch ein Rabbi (Ben Schwartz) der von den Altman-Kinder früher schon immer veralbert wurde und Mutter Altman (Jane Fonda) selbst, die hauptsächlich durch ihre großen Silikonbrüste auffällt. Ein Hort des normalen Wahnsinn also, voller verschiedene Charaktere und deren positiven wie negativen Eigenheit. Eine Konstellation, die jederzeit in Gefahr ist, unter ihrem Eigengewicht in tausend Teile zu zersplittern.


Nicht mal das Baby hat Spaß. Doofe Totenwache
Doch eigentlich scheint sich „Sieben verdammt lange Tage“ zu Beginn nur auf Judd zu konzentrieren und begleitet ihn mit eher müdem Witz durch seine Phase der Leere. Sobald es aber dann zur Totenwache kommt, verknüpft der Film die anderen Altman-Kinder mit der Narration. Bereits dann knirscht es gewaltig bei „Sieben verdammt lange Tage“. Dass dazu dann noch ein Haufen anderer Figuren kommt, die in zig verschiedenen Verbindungen zur Familie stehen, tut dem Film ebenfalls nicht gut. Nicht unbedingt wegen der puren Masse, sondern weil sie inessentiell für die Geschichte bleiben. Ihre Charakteristik ist weder marginal genug, um sie als reine Randnotizen abstempeln zu können, noch umfang- und facettenreich, um sie als ebenbürtige Probanden anzusehen. Autor Jonathan Tropper, der seinen eigenen Roman zum Drehbuch adaptierte, gelingt es nicht sich von Figuren des Romans zu trennen, die in der Belletristik wahrscheinlich einen funktionierenden Platz, bzw Bereich, in der Geschichte haben, im eingeschränkten Medium Film allerdings ungefähr so ergiebig und nützlich sind, wie Zungenküsse in der Quarantänezone. Dass Regisseur Levy das Ganze dazu noch weder spritzig, noch in irgendeiner Art und Weise originär einfängt, macht das Trauerspiel, welches „Sieben verdammt lange Tage“ letztlich ist, dann vollends komplett.


Die süße Nachbarin, Judds einzige Hoffnung
Shawn Levy erliegt darüber hinaus dem Trugschluss, dass jede dramatischen Spitze am besten ein Witz folgen sollte. Doch der Humor von „Sieben verdammt lange Tage“ ist zu anti-klimatisch und unauffällig, zu brav und einbremsend gegenüber der Dramaturgie, die am ehesten als seichte Hausmannskost beschrieben werden kann. Vielleicht liegt es auch gerade deswegen daran, dass die Darsteller meist immer etwas unterfordert wirken. Dabei ist die Besetzung auf dem Papier wirklich großartig und bietet Schauspielern wie der „Star Wars: Episode VII“-Mime Adam Driver (bekannt aus der großartigen Serie „Girls“) und Corey Stoll („House of Cards“) die Möglichkeit auch auf der großen Leinwand einmal ihre darstellerische Präsent unter Beweis zu stellen. Dass Jane Fonda außerdem sich endlich mal wieder die Ehre einer Kinorolle gibt, es natürlich auch ganz wunderbar, obwohl ihre Rolle diejenige ist, die am meisten an einen pseudo-komödiantischen Kontext gebunden ist (ein hoch auf die Plastikbrüste, sowie deren ständiger Präsenz). Es ist schon fast erstaunlich sowie wohltuend, aber es liegt nicht an den Darstellern, dass „Sieben verdammt lange Tage“ nicht funktionieren will, sondern wirklich am Drehbuch sowie Levys staubiger Regie. "Life is complicated", so lautet die wenig überraschende Aussage des Films, aber eigentlich wäre "To make a good ensemble-movie is difficult" die bessere Wahl gewesen.


„Sieben verdammt lange Tage“ scheitert nicht daran, dass er unter seinem Eigengewicht zerbricht, sondern mehr daran, dass er es nicht vermag aus seinen zur Verfügung stehenden Ressourcen mehr zu machen als säuseliges wie langatmiges Problembewältigungskino ohne Ehrgeiz, Courage und Esprit. „Im August in Osage County“ bietet da filmisch wahrlich die weitaus bessere Alternative. Oder einfach den Roman lesen, der ja angeblich sehr lesenswert sein soll, auch wenn der Film zum Buch dies nicht ansatzweise vermuten lässt.


2,5 von 10 Cindy Lauper-Songs

Trailerpark: Familie und andere Probleme - Deutscher Trailer zu SIEBEN VERDAMMT LANGE TAGE

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Regisseur Shawn Levy inszeniert mit “Sieben verdammt lange Tage” den Bestseller von Jonathan Topper für die große Leinwand. Die Besetzung liest sich ebenfalls wie ein Bestseller, nämlich wie eine amerikanische Programmzeitschrift. Denn Levy versammelt neben Hollywood-Legende Jane Fonda gleich mehrere hochrangige Akteure, die vor allem durch TV-Serien bekannt (geworden) sind. Mit dabei: Jason Bateman („Arrested Development“), Tina Fey („30 Rock), Adam Driver(„Girls“), Rose Byrne (“Damages”), Corey Stoll (“House of Cards”) und Timothy Olyphant (“Justified”). Die Tragikomödie startet bei uns am 25. September 2014. Viel Spaß mit dem ersten, deutschen Trailer


Review: AUßERGEWÖHNLICHE GESCHICHTEN - Feurige Gäule, nervige Doppelgänger und der pure Wahnsinn

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http://filmforno.com/wordpress/wp-content/uploads/2008/10/spirits_of_the_dead_poster_01.jpg
 
Fakten:
Außergewöhnliche Geschichten (Histoires extraordinaires)
FR, IT, 1968. Regie: Roger Vadim, Louis Malle, Federico Fellini. Buch: Roger Vadim, Pascal Cousin, Louis Malle, Clement Biddle Wood, Daniel Boulanger, Federico Fellini, Bernardino Zapponi, Edgar Allan Poe (Vorlage). Mit: Jane Fonda, Peter Fonda, Alain Delon, Brigitte Bardot, Terence Stamp, James Robertson Justice, Salvo Randone, Francoise Prévost, Marlène Alexandre, David Bresson, Peter Dane, Georges Douking, Philippe Lemaire u.a. Länge: 117 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.



Story:
Drei Regisseure setzen drei Geschichten von Edgar Allan Poe um. Eine despotische Gräfin wird ein geheimnisvolles Pferd zum Verhängnis, ein Mann wird sein Leben lang von einem Doppelgänger verfolgt und ein Schauspieler begegnet dem Leibhaftigen.






                                                                           
Meinung:
Ein hochinteressantes, partiell großartiges – sogar meisterhaftes – Kleinod. Drei namenhafte Regisseure verfilmen drei Geschichten von Edgar Allan Poe, zusammengefasst unter dem eher unspektakulären Titel „Außergewöhnliche Geschichten“. Wie so oft sind nicht alle Teile gleichwertig, was eine Bewertung insgesamt erschwert und besonders denen nicht gerecht wird, die herausstechen. In diesem speziellen Fall fällt leider die erste Episode von Roger Vardim („Barbarella“) etwas aus dem qualitativen Rahmen, sonst wäre das ein wirklich außergewöhnlicher, fantastischer Film. Louis Malle („Fahrstuhl zum Schaffot“) steigert sich bei seiner Episode deutlich und Federico Fellini („La Strada“) veredelt das Werk mit seinem finalen Beitrag, der nicht weniger ist als ein Meisterwerk und allein schon das Ansehen mehr als nur rechtfertigt.


1. Metzengerstein.
Eine junge, bildhübsche Gräfin regiert grausam über ihr Reich. Jane Fonda strahlt mit ihrem (von Ehemann Roger Vardim) lassiv in Szene gesetzten Sexappeal eine enorme Kraft aus, eine weibliche Version des Caligula, zwischen purem Sadismus und sündhaften Orgien. Als sie ihr Cousin (Peter Fonda) zurückweist, schlägt die verwöhnte Göre zurück, geht einen Schritt zu weit und beschwört damit ihr eigenes Ende herauf, welches in Form eines mysteriösen, schwarzen Hengstes sie symbolträchtig ins Fegefeuer führt.


Die idyllischen Landschaften der Gräfin.
Die Vorlage ist unverkennbar ein typischer Stoff von Poe (wie auch die weiteren Folgen des Films). Die Hauptfigur – in dem Fall Jane Fonda – ist voller Sünde und erntet am Ende das, was sie einst gesäht hat. Eingeholt von den Geistern der Vergangenheit, von der Schuld, kommt das Schicksal auf geheimnisvollen Sohlen (oder eher Hufen) daher. Die Story hat was, nur gelingt Vardim nicht eine so packende Umsetzung. Die verspielte Ausstattung, der schön bizarre Score und die Präsenz der Fonda stechen hervor, der surreale Touch wird leider nicht so effizient und verstörend ausgearbeitet wie bei Malle und besonders Fellini. Der leicht verruchte Look der Episode sowie sein schmuddeliger Tango von Sex, (sehr) dezentem Grusel und gerechter Strafe üben einen nicht zu leugnenden Reiz aus, der große Funke wird dabei trotzdem nicht entfacht. Ein ganz netter Auftakt, der allerdings nur bedingt Lust auf mehr macht.


2. William Wilson.

Der verzweifelte William Wilson gesteht im Beichtstuhl, einen Mord begangen zu haben. Er erzählt dem Pater seine Lebensgeschichte, in der er seit Kindertagen von einem Doppelgänger verfolgt wird.

 
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Ein schönes Gesicht entstellt nichts.
Schon der Beginn der Episode steckt „Metzengerstein“ locker in die Tasche. Louis Malle begeistert mit einer effektvollen, ausdrucksstarken Inszenierung, hat mit Alain Delon ein wahres Ass im Ärmel und zudem eine deutlich bessere Geschichte erwischt. Das Duo Malle/Delon, unterstützt von einer betörenden Brigitte Bardot, setzt die psychologisch wie moralisch hochinteressante Geschichte um das andere Ich, den bösen oder guten Zwilling, Engelchen und Teufelchen, der fleischgewordenen Antimaterie packend und handwerklich seht stark um. Eine verstörende, clevere Geschichte, die so auch locker einen ganzen Film tragen könnte und von einem Hitchcock nicht besser hätte verfilmt werden können. Hitchcock und Poe, das wäre was gewesen...


3. Toby Dammit.

Ein ehemaliger Shakespeare - Schauspieler kommt nach Rom, um seine gefallene Karriere mit einem religiösen Italo-Western endgültig zu begraben. Er erlebt einen Trip zwischen Wahn und Wirklichkeit, um am Ende den Teufel persönlich zu treffen.


Mit Vollgas in die Hölle.
Die mutigste, extravaganteste und eindeutig beste Episode liefert Federico Fellini ab. Er interpretiert die Vorlage von Poe sehr eigen, transportiert sie in die Gegenwart und macht daraus einen dellirischen Fiebertraum, der auf einem kaum wahrnehmbaren Grat von verzerrter Realität, wunderschön-verstörendem Wahnsinn und psychologischer Dekonstruktion tanzt. Ein surrealer Horrortrip wie bissige Entlarfung und Abrechnung mit dem selbstverliebten, wohl oft idiotischen Zirkus des Filmgeschäfts, das Fellini hier genüsslich und künstlerisch auf höchtem Niveau ohrfeigt. Terence Stamp spielt, als hätte er seine Seele an den Teufel verkauft, Fellini inszeniert es, als wäre er eben dieser. Bilder, Beleuchtung, Einstellungen, Ausstattung, Schnitt, Setdesign, jeder Nebendarsteller und Komparse, alles scheint nicht von dieser Welt. Voller Symbolik und Metaphern schwelgt Fellini in seiner Komposition, kompromisslos und unnachahmlich brennt er ein diabolisches Höllenfeuer ab, welches einen aufsaugt, mitreißt und mit einem grandiosen Ende belohnt. Ein unfassbarer Ritt, ein Genuss auf allen Ebenen, für sich isoliert gesehen ein zweifelloses Meisterwerk.


Am Ende steht das Gesamtwerk: Episode eins schwächelt, zwei gefällt sehr, drei zieht einem die Schuhe aus und gibt sie nicht zurück. Wenn der Auftakt besser wäre, großartig ohne jeden Zweifel. So steigert sich der Film von okay bis famos. Klare Empfehlung und wenn man etwas in seinem Leben gesehen haben sollte, dann Fellinis abartig geile Poe-Variante, die so wohl niemand auch nur versucht hätte. Chapeau.

7,5 von 10 Pferden, Doppelgängern und Ferraris.

Review: DER BUTLER – Forrest Gump tafelt auf für das Weiße Haus

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Fakten:
Der Butler (The Butler)
USA. 2013. Regie: Lee Daniels.
Buch: Danny Strong. Mit: Forest Whitaker, Oprah Winfrey, John Cusack, James Marsden, Alan Rickman, Jane Fonda, Robin Williams, Alex Pettyfer, David Oyelowo, Vanessa Redgrave, Mariah Carey, David Banner, Liev Schreiber, Minka Kelly, Melissa Leo, Jesse Williams, Colman Domingo u.a. Länge: 132 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 27. Februar 2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Inspiriert wurde eine wahre Geschichte. Der junge Cecil stammt aus ärmlichen Verhältnissen. In Georgia der 1920er Jahre wird er zum Diener ausgebildet und sucht nach der Ausbildung eine Anstellung. Diese findet er im Weißen Haus und erlebt mehrere Generationen von Präsidenten von Lyndon B. Johnson bis Ronald Reagan.





Meinung:
Nach wie vor ranken sich unter den Cineasten die verschiedensten Theorien darum, wie Robert Zemeckis' Klassiker „Forrest Gump“ denn nun wirklich zu deuten ist: Versteckt sich hinter der fiktiven Biographie des zurückgebliebenen Jungen aus Alabama, der es trotz seiner kognitiven Schwächen schafft, Teil relevanter historischen Ereignissen zu werden und die Geschichte Amerikas vor allem durch seine liebenswerte Naivität zu beeinflussen, das tarierende Kalkül, dem Zuschauer nur mittels fingerfertigem Spiel auf der manipulativen Gefühlsklaviatur einige Tränen zu entlocken? Oder ist „Forrest Gump“ tatsächlich eine reichlich zynische Abrechnung mit dem American Way of Life, den nicht nur der größte Vollidiot befolgen kann, sondern ihn sogar maßgeblich gründen? Welche der Lesearten nun der eigenen Ansicht am nächsten kommt, ob Zemeckis nur eine astreine Kitschballade oder doch einen galligen Abgesang auf nationale Illusionen inszeniert hat, keimt in der individuellen Perzeption. Fakt ist nur, die Stärke und der Reiz des Mediums liegen oftmals in der puren Interpretationsmöglichkeit. Mit Lee Daniels „Der Butler“ verhält es sich bei der Betrachtung der inhaltlicher Eckpfeiler relativ ähnlich.


Lässiger Pinguin: Cecil
Angelehnt an den Werdegang des Butler Eugene Allen, der von 1952 bis 1986 tatsächlich im Weißen Haus diente und für acht Präsidenten das Silbertablett tagtäglich polierte, erzählt „Der Butler“ vom Plantagenarbeiter Cecil Gaines (Forest Whitaker), der das Leid das Sklaverei am eigenen Körper erfahren musste und schließlich durch seine Disziplin, aber auch dank einer gehörigen Portion Glück, die Chance bekommt, im Weißen Haus tätig zu werden und den Präsidenten, von Dwight D. Eisenhower bis Ronald Reagen, bei ihrer Arbeit auf die Finger zu blicken – Und sie bei Entscheidungen, vor allem in Bezug auf das Bürgerrecht, durch das bloße Erscheinungsbild in die richtige Richtung zu weisen. Gut, Cecil ist gewiss kein Agitator auf höchster politischer Ebene, er übt eher durch seine Würde Einfluss auf die Staatsoberhäupter Amerikas aus und bekommt so einen klar repräsentativen Charakter der afroamerikanischen Bewegung im progressiven Wandel zugesprochen. Cecil ist ein Ausdruck des stilles Appells geforderter Gleichberechtigung, in dem er sich nicht in den Vordergrund drängt und seiner Loyalität immer den Vorzug vor politische Statements erlaubt: Ein unterschwelliger Mahnruf an das Menschliche, an eine Denke, in der der ethnische Segregation kein Zutritt erlaubt ist.


"Lassen sie uns in Ruhe. Gleich läuft Oprah."
Um nun aber den Vergleich zu „Forrest Gump“ nicht unberührt zu lassen: Forrest und auch Cecil sind dabei, wenn Historisches geschieht, ihnen wird dabei eine absolut klare Bedeutung in diesen Prozessen geschenkt und beide sind schlussendlich an einem Punkt in der Gegenwart angekommen, an denen sie auf ihr Leben zurückblicken können und sagen dürfen, dass sie mitverantwortlich dafür waren, dass die Welt ein Stückchen offener, ein Stückchen besser geworden ist. Während sich „Forrest Gump“ seiner Fiktion aber immer im Klaren ist, möchte „Der Butler“ den beschwerlichen Pfad der Afroamerikaners auf der einen Seite realitätsnah zeichnen, ihn zwischen Auflehnung und Akzeptanz porträtieren und strikt konkretisieren, arbeitet er auf der anderen Seite aber mit furchtbar irritierenden Karikaturen der Präsidentschaft, die womöglich satirischen Anliegen befolgen sollten, sich im Kontext der Intention jedoch alles andere als geglückt erweisen und ihr absolut keinen Gefallen tun. Allgemein bietet „Der Butler“ immer genau das, was der Zuschauer auch sieht, weil er sich auf einer Ebene bewegt, auf der das amerikanische Kino keinen Mut besitzt, Doppeldeutigkeiten einzusetzen und den bitteren Kern der Historie in ein Licht zu setzen, welches nicht nur Rührseligkeiten und Flitter beleuchtet.


„Der Butler“ ist letztlich aber kein Film, der das Durchhaltevermögen, die Stärke der Schwarzen honoriert, sondern eine auf Zelluloid gebannte Glitzerwolke, die den Weißen geradewegs in die Karten spielt. Die Afroamerikaner werden  ihrer Rebellion (hier in Person von Cecils Sohn, mit dem er sich natürlich entzweit, obwohl die Konflikte der Beiden interessante Ansätze offerieren) gegen Rassismus und Ungerechtigkeit gewiss nicht diffamiert, doch es sind immer die Weißen, die hier etwas bewegen, die es dem „Bimbo“, dem „Hausnigga“ ermöglichen, sogar den Präsidentenstuhl im Weißen Haus zu beziehen. Lee Daniels ("Precious", "The Paperboy") und Danny Strong sind in ihrer Erzählung nicht an Ecken und Kanten interessiert, sie wollen nicht eindringen in die tiefen Wahrheiten oberflächlicher Abstimmungen. „Der Butler“ modelliert ein schmalziges, ein glattes und nicht minder verlogenes Bild vom treuen schwarzen Mann, wie ihn die Weißen sehen wollen, nicht aber, wie er von der ganzen Welt gesehen werden sollte. Und dann, wenn Cecil verstanden hat, dass es vielleicht nicht verkehrt ist, einmal die Stimme zu erheben, ist die Sache eh schon wieder gegessen und Obama neuer Regierungschef: Cecil darf niederknien vor seinen einstigen Chefs, denn der Weiße Mann hat es vollbracht, dass sich der Kreis endlich auch für ihn schließen darf. Hut ab.


3 von 10 Rassisten mit heruntergelassenen Hosen


von souli