Review: DIRTY GRANDPA – Robert De Niro als vulgäres Ferkel



Fakten:
Dirty Grandpa
US, 2016. Regie: Dan Mazer. Buch: John Phillips. Mit: Robert De Niro, Zac Efron, Zoey Deutch, Aubrey Plaza, Jason Mantzoukas, Dermot Mulroney, Julianne Hough, Danny Glover u.a. Länge: 102 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Jason ist ein biederer Anwalt, der in Kürze seine ebenso spießige Verlobte heiraten will. Kurz vor den finalen Hochzeitsvorbereitungen bittet ihn sein Großvater Dick, dessen Frau gerade erst verstorben ist, um einen Gefallen. Sein Enkel soll ihn nach Florida fahren, da er dort einen alten Kameraden aus der Army besuchen will. Schnell entpuppt sich der Großvater allerdings als lüsterner, extrem vulgärer Zeitgenosse, der in Wahrheit zum Spring Break will, um auf seine alten Tage nochmal richtig die Sau raus zu lassen.




Meinung:
Wenn man über die größten noch lebenden Schauspieler nachdenkt, ist Robert De Niro garantiert einer der ersten, die einem in den Sinn kommen. Vor allem seine unnachahmlichen Darstellungen erinnerungswürdiger Gangster-Figuren in Filmen wie "Der Pate 2", "Es war einmal in Amerika", "Goodfellas", "Taxi Driver" oder "Heat" haben ihm völlig nachvollziehbar den Ruf einer lebenden Schauspiellegende eingebracht. Wie es aber oft bei alteingesessenen Darstellern der Fall ist, schlägt auch De Niro im höheren Alter zunehmend ungewohnte Wege ein. Zwar hat er beispielsweise in "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" bereits komödiantisches Talent bewiesen und nimmt sein Image in den letzten Werken von Regisseur David O. Russell immer wieder genüsslich auf die Schippe, doch so extrem wie in Dan Mazers Brachialkomödie "Dirty Grandpa" hat man den Schauspieler vermutlich noch nie gesehen.


Zac trägt immer das angemessene Outfit
An der Seite von Zac Efron begibt sich De Niro in der Rolle des lüsternen, vulgären Opas auf einen Road-Trip nach Florida, um beim "Spring Break" so richtig auf den Putz zu hauen. Die Handlung ist wenig überraschend bloßes Mittel zum Zweck, um die chaotische Reise in kleine sketch-artige Einzelszenen aufzuteilen. "Dirty Grandpa" ist nicht weniger als eine Aneinanderreihung derber Wortgefechte, wüster Beschimpfungen und schamloser Zoten, in denen vom Niveau her ausnahmslos unter die Gürtellinie gefeuert wird. Geschätzt jeder zweite Dialog dreht sich um Sex, Geschlechtsteile oder diskriminierende Beleidigungen, während exzessiver Alkohol- und Drogenkonsum, ausgelassene Partys, heftige Abstürze und schräge Intermezzi an der Tagesordnung stehen. Wer mit dem typischen Humor der Apatow-Schmiede vertraut ist, hat schon ein ziemlich genaues Bild, was hier auf einen zukommt und in welche Richtung es geht. Auf explizite Fäkal-Einlagen wird zum Glück weitestgehend verzichtet, doch das stark einseitige und somit vorhersehbare Gag-Schema wird auf Dauer recht schnell repetitiv und viele Witze verpuffen. Einen großen Sympathiefaktor zieht der Film daher in erster Linie aus dem Hauptdarsteller-Duo.



Da staunt selbst De Niro nicht schlecht
Zac Efron hat bereits in jüngster Vergangenheit bewiesen, dass ihm Comedy gut steht und auch hier spielt er geradezu genüsslich den anfangs zugeknöpften Biedermann, der nach und nach die Hüllen fallen lässt und in einigen selbstironischen Szenen für Lacher sorgt. Das Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf De Niro, dem nach diesem Film von vielen Seiten angelastet wurde, seine Karriere nun endgültig und auf erschreckende Weise beerdigt zu haben. Tatsächlich wirkt De Niro aber so, als hätte er durchgehend Spaß an seiner schamlosen Rolle gehabt und nicht nur den Gehaltsscheck im Hinterkopf. So spielt er seine Figur mit vulgärem Charme, gelegentlich stark an der puren Fremdscham-Grenze, aber immer charismatisch. Der Sargnagel in De Niros Karriere ist "Dirty Grandpa" also mitnichten, man muss sich nur von der Vorstellung befreien, dass der Schauspieler ausschließlich harte Gangster verkörpert. Der Film als Gesamtwerk ist aufgrund der viel zu arg eingeschränkten Humorfärbung trotzdem nur mäßig gelungen, hat durchaus einige Lacher auf seine Seite, lässt viele Gags aber gnadenlos an die Wand fahren. Was letztlich aber am meisten enttäuscht, ist die Inkonsequenz, mit der der Film gegen Ende massiv einbüßt.


Wenn man sich nach außen hin so niveaulos, brachial und bisweilen anarchisch gibt, sollte man diesen Ton auch bis zum Schluss aufrecht erhalten. "Dirty Grandpa" rutscht im letzten Drittel aber ärgerlicherweise in äußerst gefühlige Regionen ab, zielt im Kern auf eine klischeebehaftete, seichte Liebesgeschichte und führt zusätzlich in ein schleimiges Wohlfühl-Finale, in dem sich so ziemlich jeder dann doch noch lieb haben muss. Das wirkt verlogen, verträgt sich überhaupt nicht mit dem vorangegangen Vulgär-Exzess und macht dem Film in seiner Wirkung gehörig einen Strich durch die Rechnung.


4 von 10 Karaoke-Runden



von Pat

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