Review: EIN OFFIZIER UND GENTLEMAN - Zwischen Drill und Herzschmerz

http://www.movieposter.de/anzeigen/wp-content/uploads/2011/09/60652-355x500.jpg
                                                                                

Fakten:

Ein Offizier und Gentleman (An Officer and a Gentleman)
USA, 1982. Regie: Taylor Hackford. Buch: Douglas Day Stewart. Mit: Richard Gere, Debra Winger, David Keith, Louis Gossett jr., Harold Sylvester, Lisa Blount, Lisa Eilbacher, Robert Loggia, David Caruso, Tony Plana, Victor French, Grace Zabriskie u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.



Story:
Zack Mayo tritt der Navy-Offiziers-Akademie bei, um Jetpilot zu werden. Er und seine Kameraden werden von dem beinharten Ausbilder Foley bis zur Erschöpfung gedrillt, Mayo fällt als Querschläger immer wieder unangenehm auf. Er und sein Kumpel Sid lernen Paula und Lynette kennen, die nebenan in einer Papierfabrik arbeiten. Die Beziehungen gestallten sich schwierig, denn beide Anwärter haben mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen.




                                                                                 

Meinung:
Es fängt ja wirklich gut an: Taylor Hackfords "Ein Offizier und Gentleman" scheint anfänglich gar nicht die befürchtete Überdosis Kitsch zu sein, die die berühmt-berüchtigte Schlusseinstellung befürchten lässt (die dürfte wohl jedem bekannt sein, zählt zu den wohl meist parodierten Szenen der Filmgeschichte). Um das gleich vorwegzunehmen: Die ist selbst schon fast eine Parodie, heiliger Vater, da kann man wohl nur dahinschmelzen oder grinsen. Na ja, aber bis dahin vergehen ja zwei Stunden. Die erste davon ist auch recht passabel. Wir sehen Richard Gere als Offiziers-Anwärter Mayo, der samt seiner Leidensgenossen von dem übelen Drillsergeant Foley (großartig und oscarprämiert: Louis Gossett jr.) so richtig durch den Wolf gedreht werden. Taylor Hackford zeigt hier, dass er ein guter Regisseur ist, das geht flott von der Hand und wird stets gut eingefangen. So weit, so gut. Aber dann....

 

Zack und Sid auf Brautschau
Die zweite Filmhälfte offenbart unweigerlich, dass das Script wohl irgendwo auf dem Baum gewachsen ist, denn aus dem guten Start entwickelt sich kaum was. Die eigentlich im Mittelpunkt stehende On-Off-Romanze zwischen Gere und (der wirklich hinreissenden) Debra Winger ist weder wirklich interessant, noch von ihrem Ablauf glaubhaft oder nachvollziehbar. Das liegt in erster Linie an der platten, nur extrem oberflächlich angerissenen und klischeehaften Charakterisierung der Figuren. Da mag man sich, dann wieder nicht und am Ende stellt sich die Frage, warum dann dieses überzuckerte Finale überhaupt funktionieren soll. Nichts gegen Romantik, aber in der Form geht das ja voll an mir vorbei, weil ich es einfach nicht begreifen kann.

 

Einzelbetreuung gehört zum Service
Schade ist vor allem, dass der Film hinter diesem seicht-unglaubwürdigen Gebalze das Beste versteckt: Die Story von Nebenfigur Sid (David Keith) ist echt nicht uninteressant, zumindest deutlich mehr als die von Mayo. Das als Mainplot, hätte funktionieren können. Zudem erweißt sich Richard Gere in einem sonst wirklich gutem Cast als Schwachstelle. Physisch ist er zwar voll auf der Höhe, wer hätte gedacht, dass der gute Mann sich als recht hartes Kampfschwein zeigen kann und das sehr anständig, nur scheitert er immer dann, wenn impulsive Emotionen in's Spiel kommen. Da sind seine Grenzen zu sehen. Insgesamt quetscht sich in der zweiten Hälfte immer wieder Pathos in die Handlung, der echt nicht hätte sein müssen, aber wohl unumgänglich ist, um über die Drehbuchschwächen hinwegzutäuschen.


Fair will ich aber bleiben, schlecht ist der Film nicht, hat seine Momente und geht eine Zeit lang angenehm durch. Nur irgendwann wird es schwierig und am Ende steht ein handwerklich gut gemachter, aber inhaltlich wenig ausgereifter Streifen mit einer etwas merkwürdigen Verherrlichung von US-Ausbildungsmethoden. Als Berieselung für den Feierabend, besonders wenn eine Dame zu Hand ist, mag das mal gehen, aber dann wäre das Potenzial auch schon ausgeschöpft.



5 von 10 harten Herzensbrechern

2 Kommentare:

  1. Leider sind die Frauen wie in einem Film aus den 60er Jahren völlig abhängig davon, einen Traumprinzen (Offizier) zu finden, der sie aus der Fabrik rausholt und aus dem langweiligen Leben in der Provinz. Die schöne und ehrliche Paula, die wahre Liebe empfindet, bekommt dann zum Schluss auch den Prinzen, der sie sogar in der weißen Uniform aus der Fabrik trägt - alle anderen Arbeiterinnen applaudieren mit Tränen in den Augen. Die nicht so ehrliche, sondern berechnende Lynette, die nur Liebe vortäuscht und sogar eine Schwangerschaft, treibt ihren Freund in den Suizid (nachdem er aber schon vorher von den Eltern ständig unter Druck gesetzt wurde, die Karriere seines verstorbenen Bruders zu schaffen). Es ist eine typisch US-amerikanische Schwarz-Weiß-Malerei, bei der die Frau, die nur berechnend ist, verurteilt wird und alle Freunde verliert, obwohl sie sich einfach nur ein gutes Leben gewünscht hat. Sid wollte ja auch die schöne Freundin und nicht die unattraktive, also? Schade, dass die Frauenrollen sich von der Doris Day-Ära nicht weiterentwickelt haben.
    Es ist auch ein amerikanischer Film, der eine Karriere beim Militär bewirbt und es würde mich interessieren, ob es tatsächlich möglich ist, als ehemaliger Straßenjunge beim US-Militär so eine steile Karriere zu machen.

    AntwortenLöschen