Review: JACK REACHER - Passendes Terrain für Tom Cruise



Fakten:
Jack Reacher
USA. 2012. Regie: Christopher McQuarrie. Buch: Christopher McQuarrie, Lee Child (Vorlage). Mit: Tom Cruise, Rosamund Pike, David Oyelowo, Richard Jenkins, Jai Courtney, Werner Herzog, Robert Duvall, Joseph Sikora, Michael Raymond-James, Alexia Fast, Josh Helman, Nicole Forester, James Martin Kelly, Vladimir Sizov u.a. Länge: 131 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ein ehemaliger US-Army-Scharfschütze richtet an einer Uferpromenade ein Blutbad an und erschießt kaltblütig 5 Menschen. Bereits wenig später wird der Täter, dank stichhaltiger Beweise, gefasst. Im Verhör weigert er sich jedoch ein Schuldbekenntnis zu unterschreiben, stattdessen verlangt er einen gewissen Jack Reacher zu sprechen. Die Polizei und Staatsanwaltschaft versucht diesen ausfindig zu machen, muss jedoch erkennen, dass dieser Reacher jemand ist, der nicht gefunden werden will. Doch ihre Suche hat sehr bald ein Ende. Jack Reacher kommt aus eigenem Interesse und beginnt mit seinen Nachforschungen.




Meinung:
Drehbuchautor Christopher McQuarrie (Oscar für das Script zu„Die üblichen Verdächtigen“) versucht sich mit der Verfilmung des Romans „One Shot“ von Lee Child an seiner zweiten Regiearbeit. Nach dem eher enttäuschenden „The Way of the Gun“, der hierzulande nur fürs Heimkino ausgewertet wurde, versucht sich McQuarrie hier an einem etwas hochwertigeren Stoff. „Jack Reacher“ erweist sich als nicht sonderlich kreativer, dafür aber stringent spannender Thriller, der vor allem von der Präsenz seines Hauptdarstellers lebt.


Regen. Der Wutblick sitzt. Drei-Wetter-Tom.
Wenn ein Film schon so heißt wie seine Hauptfigur ist meistens klar, dass der Held/in einiges zum leisten im Stande ist. Bei „Jack Reacher“ ist dies nicht anders. Er ist ein Phantom, jemand der in der Lage ist spurlos zu verschwinden. Darüber hinaus verfügt er über ausgesprochen überdurchschnittliche Fähigkeiten beim Nah- und Fernkampf sowie ein fast schon photgraphisches Gedächtnis. Ja, dieser Reacher ist ein richtiger Supermann. Dass Tom Cruise diese Rolle gerne übernimmt überrascht da nicht sonderlich. Allerdings ist Reacher kein zweiter Ethan Hunt. Während der Agent aus der „Mission: Impossible“-Reihe eher als Sonnyboy angelegt ist, funktioniert Jack Reacher mehr als eine Art rauer Sherlock Holmes. Die Kriminalhandlung, die um diesen Heldentypus aufgebaut wird erweist sich als überaus passendes Terrain für ihn. Sie erlaubt ihm ermitteln, kombinieren, kämpfen, clever chargieren zu können und dabei darf er immer um einiges besser sein als seine Gegen- und Mitspieler. Ja, dieser Reacher ist ein Larger-than-life-Hero, aber er agiert dennoch in einem eher bodenständigen Kontext. Christopher McQuarrie ist nämlich nicht daran interessiert wüste Action zu inszenieren, er legt seinen Fokus mehr auf eine detektivische Auslegung der Geschehnisse. Das Ergebnis ist trotz einiger verzichtbarer Längen, ein sauber inszenierter Thriller, der seinen eigenen Anspruch, die verschiedenen Puzzleteile spannend zusammen zulegen, größtenteils erfüllt.


Werner Herzog versucht sich als Schauspieler
Der klare Glanzpunkt bei „Jack Reacher“ ist aber sein Hauptdarsteller. McQuarrie setzt Tom Cruise so in Szene, wie man es heutzutage fast schon gar nicht mehr gewohnt ist. Fast jeder Auftritt von ihm wird zelebriert. Alleine seine Einführung, sein erstes Erscheinen erinnert ein wenig an die Hero-Introduction indischer Blockbuster, wenn auch die Stilistik hier weit weniger pompös und mehr geerdeter wirkt. Tom Cruise nimmt diese Inszenierungsgeste gerne an und macht durchgängig eine überaus gute und interessante Figur. Mit geschärfter und vor allem cleverer Coolness sowie einige Mysterien, die um Reachers Person kreisen, bleibt der Mann mit der Lederjacke jederzeit das Zentrum des Films. Da überrascht es nicht weiter, dass der restliche Cast dagegen etwas verloren wirkt. Egal ob Rosamund Pike („Zorn der Titanen“), der ewige Nebendarsteller Richard Jenkins („The Cabin in the Woods“), Jai Courtney („Stirb Langsam – Ein guter Tag zum Sterben“), David Oyelowo („The Help“) oder Altstar Robert Duvall („Falling Down“), alle können es mit der Präsenz des Helden nicht aufnehmen. Sollen sie auch gar nicht. Als Stichwortgeber, Helfer und antagonistische Handlanger machen sich einen durchweg zufriedenstellenden Job. Leider hat Christopher McQuarrie beim Casting aber einen Fehler begangen, der so imposant wie prominent ist. Warum Werner Herzog hier als Schurke zu sehen ist, bleibt eine unbeantwortete Frage. Vielleicht aus reiner Prestige gab McQuarrie dem großen, deutschen Regisseur hier eine Bühne, um zu beweisen, dass er zwar großartige Filme wie „Fitzcarraldo“ inszenieren kann, als Darsteller aber vollends versagt. Herzogs Auftritte wirken wie Fremdkörper und zerstören die vorher mühsam aufgebaute Thriller-Atmosphäre.


„Jack Reacher“ ist ein Thriller, der die großen Buheis eines übermächtigen Helden auf eine autochthone Handlung herunter konzentriert und an einer grübelnden Hauptfigur mehr Interesse hegt, als an einer kämpfenden. McQuarries zweite Regiearbeit ist eine gelungene Helden-Mixtur aus Elitekämpfer und Super-Detektiv. Ein weiterer Einsatz auf der Leinwand wäre durchaus wünschenswert. Zum Glück hat Romanautor Lee Child ja noch einige Geschichten parat.


7,5 von 10 Parkautomaten

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen