Fakten:
Jacky im Königreich der Frauen
(Jacky au royaume des filles)
FR, 2014. Regie & Buch: Riad
Sattouf. Mit: Vincent Lacoste, Charlotte Gainsbourg, Didier Bourdon, Michel
Hazanavicius, Anémone, Valérie Bonneton, Noémie Lvovsky, Laure Marsac, William
Lebghil, Anthony Sonigo u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren.
Ab dem 26. Juni 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
In der Volksrepublik Bubunne
herrschen die Frauen, während die Männer Schleier tragen, sich um den Haushalt
kümmern und vor allem gut aussehen sollen. Pferde sind heilig und das Essen von
Pflanzen ist verboten. Der 20jährige Jacky ist unsterblich in die zukünftige
Diktatorin Bubunne XVII verliebt. Eines Tages kündigt deren Mutter einen großen
Ball an, auf dem sich alle Jünglinge als Heiratskandidaten präsentieren sollen.
Jacky wittert seine große Chance. Doch sein Onkel Julin ist davon gar nicht
begeistert, er kämpft im Untergrund für die Revolution und die Rechte der
Männer…
Meinung:
In der „freien“ und natürlich
höchst demokratischen Volksrepublik (wie Staaten mit dieser Bezeichnung in der
Regel nun mal sind) Bubunne läuft einiges etwas anders als im Rest der Welt.
Aufgrund der dezent zweifelhaften Überlieferung historischer Fakten werden dort
Pferdchen als gottesgleiche Geschöpfe verehrt und auch mal mental um Rat
gefragt, das Essen von Gemüse (von Fleisch gar nicht erst die Rede) ist unter
Strafe verboten, dafür wird (bestimmt) köstlicher und sehr nahrhafter Schleim
aus staatseigenem Recycling geschlotzt, die Frauen lenken die Geschicke des
Landes, die Männer haben sich zu verschleiern und als Menschen zweiter Klasse
unterwürfig darauf zu hoffen, von den Eltern an eine gnädige Herrin verheiratet
zu werden.
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Frag das Pferdchen... |
Eine knuffige Idee von Regisseur
und Autor Riad Sattouf, einige mitunter sehr weltfremde, totalitäre Staatsmodellen
hier aufs Korn zu nehmen, ohne genau einem Land zu speziell ans Bein zu
pinkeln. Es gibt gleich mehrere Kandidaten, die sich in der fiktiven
Parallelwelt von Bubunne wiederfinden dürften. Zudem dreht er das „klassische“
Genderbild konsequent auf links, was durchaus Potenzial hat und allein durch
diese ganz einfache Tatsache einige ulkige Szenen präsentiert. Dabei liegt es
einzig und allein an der verdrehten Rollenverteilung. In der „gewohnten“ Form
wären einige Szenen ganz und gar nicht komisch oder absurd, so herum wirkt es
extrem schräg. Mit diesem simplen Kniff gelingt es Sattouf tatsächlich, die
eigentlich traurige, reale Absurdität einer geschlechtsbedingten „Minderwertigkeit“
zu verdeutlichen. So wirkt das Ganze völlig abstrus, aber sonst nicht?
Dahingehend ist „Jacky im Königreich der Frauen“ schon gelungen, er entlarvt
den echten Irrsinn mancher Regionen als nicht minder verrückt und bedenklich
als das, was er hier als schrille Komödie auffährt. In seinen besten Momenten
ist dieser Film somit sogar eine scharfe, mutige, gar leicht heikle Satire,
bedenkt man wie schnell sich gewisse, radikale Menschen auf den Schlips
getreten fühlen (gerade in Frankreich hatte dies ja schon grausame Folgen).
Genau genommen hat er aber nur diese eine Idee und latscht diese eben auf 90
Minuten ausgiebig platt.
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So viele Dödel, da fällt die Wahl nicht leicht. |
Teilweise mag „Jacky im Königreich
der Frauen“ wirklich einen leichten Anflug von dem großspurig angekündigten
Monty Python-Vergleich besitzen, wenn auch nur gering und lange nicht so
brillant in seinem Blödsinn. Über weite Strecken ist das eher ganz nett-albern,
manchmal zu viel, manchmal zu wenig, mit reichlich Leerlauf, da sich im Prinzip
immer nur auf das gleiche Gagmodell gestützt wird. Irgendwann ist die Luft aus
dem verdrehten Rollenmuster raus, auch wenn natürlich immer mal wieder eine
Szene dabei ist, die ganz ulkig ist. Hauptdarsteller Vincent Lacoste (der optisch
leicht an Jim Parsons erinnert) hat daran großen Anteil, verkörpert den
herzensguten, liebenswert-schüchternen Jacky als eine Art männliches Aschenputtel
sehr sympathisch. Man gönnt ihm einfach, das er am Ende wirklich der „große
Dödel“ seiner angebeteten Herrscherin (Charlotte Gainsbourg, muss sich nach „Nymphomaniac“
wohl noch in solchen lockeren Rollen etwas erholen) wird, der funktioniert in
der Rolle wirklich gut. Die besten Momente hat der Film eindeutig zu Beginn und
gerade am Ende, das mit seinem Appellieren um ehrliche Toleranz nicht
oberlehrerhaft, sondern frisch unverkrampft und relativ clever wirkt.
Dazwischen ist das die typische Ganz-okay-Berieselung für einen
Sonntagnachmittag.
Einmal angucken kann man das problemlos und sich an einigen
Stellen amüsieren, für eine Zweitsichtung zwingt der sich allerdings nicht auf.
Hätte deutlich mehr aus seinen guten Ansätzen machen können, geht so.
5 von 10 heiligen Pferdchen
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