Fakten:
Mad Max: Fury Road
AUS, USA, 2015. Regie: George Miller. Buch: George Miller,
Brendan McCarthy, Nick Lathouris. Mit: Tom Hardy, Charlize Theron, Nicholas
Hoult, Hugh Keays-Byrne, Josh Helman, Nathan Jones, Zoë Kravitz, Rosie
Huntington-Whiteley, Riley Keough, Abbey Lee, Courtney Eaton, John Howard,
Richard Carter u.a. Länge: 120 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 17. September. 2015 auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.
Story:
Mad Max, durch seine zahlreichen Schicksalsschläge in der
postapokalyptischen Welt schwer gezeichnet, gerät in die Fänge des despotischen
Warlords Immortan Joe, der durch Förderung und Kontrolle des kostbarsten Guts
dieser Tage, Wasser, ein Schreckensregime aufgebaut hat und das arme Fußvolk
sklavisch im Griff hat. Als eine seiner Soldatinnen, die taffe Furiosa, mit seinem
zur makellosen Fortpflanzung gehaltenen Harem flieht, um den Frauen in ihrer
alten Heimat die Chance auf Freiheit zu ermöglichen, startet Joe eine
Treibjagd. Max wird eigentlich nur als „Ersatzteillager“ vor den Karren
gespannt, kann seinen Peinigern jedoch entkommen und schließt sich mehr oder
weniger freiwillig den Flüchtlingen an. Eigentlich nur auf sein eigenes
Überleben fokussiert, beginnt er langsam wieder Verantwortung zu übernehmen,
was er nie mehr wollte…
Meinung:
Da ist er nun. Der neue „Mad Max“, heiß begehrt und leicht
gefürchtet. Bei seiner Ankündigung eher gefürchtet, spätestens seit den ersten
Bildern heiß begehrt. Ausnahmsweise mal kein Remake eines Klassikers, „Fury
Road“ ist doch tatsächlich ein Sequel geworden und – das ist besonders
spektakulär – auch noch von dem Regisseur und Schöpfer der Originaltrilogie
George Miller wieder aus dem Ruhestand geholt. Mel Gibson ist
selbstverständlich auf der Strecke geblieben (obwohl, wenn man im Kino schon
den Trailer zu „Terminator: Genisys“ sieht, was ist schon selbstverständlich…),
Tom Hardy tritt in seiner Fußstapfen. Logisch und völlig in Ordnung, nur weil
der letzte Teil der Reihe genau 30 Jahre zurückliegt, muss (und sollte) die
Handlung nicht dieselbe Handlungslücke aufweisen, dann wäre der Film eher was
zu warmer Milch und trockenem Gebäck kurz vorm Schlafengehen um 17 Uhr.
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Abhängen, total unentspannt. |
Um den folgenden, leider sehr deutlichen Kritikpunkten eine
Lobeshymne vorweg zu stellen: Wie George Miller (rein gemünzt auf seine Arbeit
als Regisseur) allen eventuellen Unkenrufen zu Trotz hier die nicht ansatzweise
alt wirkenden Muskeln spielen lässt, ist eine Ansage. Seine einzigen Filme seit
der Jahrtausendwende: „Happy Feet“, Teil 1 & 2, niedliches Animationszeugs
mit tanzenden Pinguinen. Und nun, mit 70 Jahren, kommt der mit so was um die
Ecke. „Fury Road“ ist auf seine formale Präsentation bezogen das Maß der Dinge,
wie ein Actionfilm 2015 aussehen sollte. Krach, Bum und Peng, das kennen wir
inzwischen zur Genüge und ist längst Standard, aber das WIE ist immer noch eine
andere Frage. Jeder aktuelle Film mit dem entsprechenden Budget macht eine
dicke Welle, aber kaum einer erzeugt so einen Sandsturm wie „Fury Road“.
Dauernd geht irgendwas zu Bruch, geht in Flammen auf, wird überfahren und
überschlägt sich, wobei diesmal sogar nicht andauernd zu sehen ist, wann denn
CGI oder sogar „echte“ Effekte bemüht wurden, zumindest teilweise. Das sieht
aus wie in einem Guss, killt nicht die Stimmung, hier brennt einfach
durchgehend der Baum. Und wie es sich für einen Film dieser Genre-Gattung
gehört, zum Sterben ist sich keiner zu schade. Bei Marvel und Co. wird das
ungerne und wenn, dann nur in Einzelfällen, nicht rabiat und bitte schön
theatralisch, zum kurz die Luft anhalten. „Fury Road“ wird seinem Namen sehr
gerecht, immer drauf los, mit Opfern ist zu rechnen und zum Trauern bleibt
niemals Zeit, keine Blumen für die Toten.
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Schöner werden Antagonisten bestimmt nicht mehr... |
Was Dynamik angeht, wirkt der alte Mann George Miller
wesentlich frischer als die unzähligen Blockbuster-Regisseure heutzutage, deren
Namen man gar nicht mehr mit dem fertigen Film in Verbindung bringt. Was „Fury
Road“ neben der brillant inszenierten Action auszeichnet – und diese gerade
dadurch noch aufwertet – ist seine Detailverliebtheit. Manches wirkt für das
heutige Event-Kino extrem weird, wild, roh. Eine hervorragende Ausstattungen,
bizarre Figuren und Momente (allein Bad Guy Immortan Joe sieht aus wie das Kind
von Skeletor und Hordak von den „Maters of the Universe“, super), großartige
Mini-Ideen (im furiosen Finale kommen sogar Anleihen an Piraten-Filme ins
Spiel, nur um nicht zu viel zu verraten), das ist alles wunderbar und mit dem
Mut zur Lücke, denn nicht alles muss ausführlich erklärt werden, steht in
seinem dem lange schon dominierenden Chaos einfach für sich, ganz beiläufig. Unterlegt
von den Klängen eines Junkie XL (Ähnlichkeiten zum Namen des Text-Autors nicht
nur zufällig), prasselt einiges auf einen ein. Miller entfesselt den puren
Wahnsinn, sorgt damit jedoch erstaunlich schnell fast für eine Übersättigung.
Ab der Mitte des Films ist man den ewig gleichen (dennoch geil gemachten)
Drive-Hard-and-Die-Szenen bald schon überdrüssig. Jetzt, spätestens jetzt,
sollte mal was passieren, was dem Film ein Minimum an anderem Input gibt. Dem
ist leider kaum so.
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Auf diesem Highway ist durchgehend die Hölle los... |
An der Story wurde in den letzten 30 Jahren wohl nicht
ausgiebig gearbeitet. Die sichtliche Akribie liegt in den Schauwerten und der
ausgefeilten Darbietung der Actionszenen, was auch kein Problem ist, nur dann
im Gegenzug fast nichts an Geschichte beizusteuern enttäuscht gewaltig.
Besonders die Figur des Mad Max ist eigentlich total egal. Tom Hardy bekommt
niemals die Chance, dem Film seinen Stempel aufzudrücken, überhaupt mal
nennenswert im Mittelpunkt zu stehen. Wortkarg grummelt er sich bis zum
Abspann, was soll er auch sagen, die Show gehört neben der Action eher Charlize
Theron, die ihren Job ruppig-gut macht. Der eigentliche Held geht in dem Getöse
komplett unter, wird vom Namensgeber zum Statisten und Stuntman. Wäre „Fury
Road“ nicht so bombastisch
vorgetragen, er hätte kaum was zu bieten. Es stellt sich die Frage, wie so ein
Film bei einer Zweit(oder Erst)sichtung vor der eigenen Glotze rüberkommt, ohne
3D (was allgemein eher für Unschärfe sorgte und lediglich gegen Ende ein paar nette
Momente parat hielt) und ATMOS-Sound (der rockt bei dem Film ganz hart!) rüber
kommt. Eher schmaler. Mit mehr Gewicht auf seine Schwächen. Die leider
unübersehbar sind und mit ganz wenig Feintuning an entscheidenden Stellen sogar
nicht unbedingt der Rede wert. So allerdings einem die dicke Freak-Show leicht
bis mittelschwer verhageln.
„Mad Max: Fury Road“ ist eine kleine Enttäuschung auf hohem
Niveau. Was Action, Rasanz und kleine Einfälle angeht, ist der top. Der Rest
maximal zweckdienlich. Was hätte das für ein Brett werden können, so ist er gut
zu konsumieren und partiell deutlich zu loben, gleichzeitig aber auch unnötig
zu kritisieren, davor lassen sich kaum die Augen schließen. Ein eigentlich
absolut sehenswerter Film mit dummen Kinderkrankheiten. Egal, schnell ins Kino,
da stören die nicht so stark.
6,5 von 10 Galionsfiguren mit Maulkorb
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