Fakten:
Der geheimnisvolle Killer (Nude per
l’assasino)
IT, 1975. Regie: Andrea Bianchi.
Buch: Andrea Bianchi, Massimo Felisatti. Mit: Edwige Fenech, Nino Castelnouvo,
Femi Benussi, Solvi Stubing, Amanda, Franco Diogene, Lucio Como, Erna Schurer,
Claudio Pellegrini, Silvana Depreto u.a. Länge: 98 Minuten. FSK: Keine
Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Evelyn, ein junges Fotomodel,
stirbt bei einem Abtreibungsversuch. Kurz danach beginnt eine Mordserie. Der
Täter tötet gezielt die Mitarbeiter ihrer Agentur. Fotograf Carlo und Model Magda ermitteln auf eigene Faust, um nicht selbst bald zu den Opfern zu
gehören.
Meinung:
„Genieß ihn…als wenn du einen Schwanz
zwischen den Schenkel hast!“
„Der unheimliche Killer“ oder auch
„Nackt für den Killer“; oder „Die Nacht der blanken Messer“; oder „Strip for the
Killer“; oder „Strip Nude for your Killer“; alles derselbe Film, im Original
„Nude per l’assasino“ von Andrea Bianchi. Ein Film, der seinem Titel so oder so
mehr als gerecht wird, speziell bezogen auf den Nackedei-Anteil. Selbst
Titten-Giallo-Bruder Sergio Martino („Die Säge des Teufels“) wirkt dagegen wie
ein verklemmter Messdiener.
Ein echter Profi knipst auch in der Freizeit. |
Wenistens der Killer ist stets bekleidet, sogar stilecht. |
Andrea Bianchi hat irgendwo hinter
den teilweise peinlichen, schon leicht fragwürdigen Situationen (da wird z.B.
eine Beinah-Vergewaltigung von einem jämmerlichen Riesenbaby als
„Der-Fette-spritzt-zu-früh-ab“-Joke verhökert, mit anschließendem Griff zur
Gummipuppe, das ist echt…also, mal ehrlich…) ein grobes, an die Großen des
Genres angelehntes Auge versteckt, ohne jemals deren Klasse zu erreichen. Mit
dem (semi)genialen Momentum eines Dario Argento, Mario Bava, Lucio Fulci oder
auch Sergio Martino hat das hier wenig gemein, dennoch werden die Mordsequenzen
zumindest stimmungsvoll eingeläutet und ganz vernünftig aufgebaut. Deren
Durchführung ist dafür – trotz des brachialen Vorgehens – nur grobschlächtig
und nicht im Geringsten ästhetisch inszeniert, im übertragenen Sinn wird da
auch zu schnell abgespritzt. So plötzlich wie der behelmte Killer aus dem
Nichts gehüpft kommt und seine Opfer radikal niedermetzelt, ist es dann auch
vorbei. Bianchi zelebriert seinen Tötungsakt nicht verliebt und stilsicher, er
ist Mittel zum Zweck, wie auch der notorische Stoffmangel am Set. Dazu hat der
Film manchmal fast parodistische Züge, unfreiwilliger Natur versteht sich. Die
absolute Krönung des Unfugs ist natürlich der Mord in der „Via Caligula“ (wie
sollte sie wohl sonst heißen?), der unter der Observation der Polizei abläuft.
Verhindern können die Beamten ihn trotzdem nicht und wenn sie dann doch den
(falschen) Verdächtigen versuchen zu stellen, brechen sie die Verfolgung ab,
weil es so dunkel ist und er sich ja bestimmt im Gebüsch direkt vor ihnen
versteckt, praktisch unauffindbar. Das sagen die sogar, und zehn Sekunden
später kommt er da einfach so rausgekrabbelt. Auf Logik sei gepflegt geschissen
bei so einem Film, aber bitte, man muss es doch nicht bewusst ins Lächerliche
ziehen. An der Stelle die Preisfrage für Menschen aus dem Pre-Mobilfunk-Zeitalter:
Wenn der Killer den kompletten Strom per Hauptsicherungsschalter abstellt,
warum funktioniert noch das Telefon? Über solche Dinge konnte man sich
schließlich nicht auch noch Gedanken machen, das Blut wurde gerade an einer
wichtigeren Stelle benötigt.
Fast unglaublich, dass sich „Nude
per l’assasino“ damit nicht völlig ins Abseits schießt, denn grundsätzlich ist
der stabil inszeniert und aus Versehen wird es gegen Ende sogar doch noch
spannend. Wenn er sich nicht mehr so akribisch an Brüsten, Mumus und Ärschen
aufgeilt, das merkwürdige (und sicher nicht immer freiwillige)
Humorverständnis zurückschraubt und mal ausnahmsweise rein auf das Whodunnit-Prinzip
konzentriert, dann funktioniert das Ganze sogar recht brauchbar, in der letzten
halben Stunde ist man erstaunlich gut dabei. In seinem grundsätzlichen
Feintuning ist der Film komplett neben der Spur, generell in seinem Tonfall und
Auftreten heftig deplatziert und immer dann hektisch, wenn er es nicht müsste
bzw. sollte (sprich seinen Kills), wirkt dennoch sehr bemüht und in Kombination
mit einigen gelungenen Momenten erschleudert er sich Gnade vor Recht. Da lassen
wir mal Fünfe gerade sein, auch wenn es nur verklebte Wichsgriffel sind.
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