Fakten:
Macabre
USA, 1958. Regie: William Castle.
Buch: Robb White, Theo Durrant (Vorlage). Buch: William Prince, Jacqueline
Scott, Jim Backus, Christine White, Susan Morrow, Philip Tonge, Jonathan Kidd,
Dorothy Morris, Ellen Corby, Howard Hoffman u.a. Länge: 68 Minuten. FSK:
Ungeprüft. Auf DVD erhältlich.
Story:
Dr. Rodney Barrett verlor vor
Jahren seine Frau, nun ist auch seine Schwägerin gestorben. Dorfsheriff Jim
Tyloe gibt ihm an beiden Toden zumindest eine Teilschuld und würde nichts
lieber sehen, als wenn er die Kleinstadt für immer verlässt. Doch jetzt
verschwindet Barretts kleine Tochter spurlos. Ein unbekannter Anrufer gibt an,
die Kleine entführt und lebendig begraben zu haben. Es bleiben nur wenige
Stunden Zeit, ihr Leben zu retten. Gemeinsam mit seiner Sprechstundenhilfe
Polly sucht Rodney verzweifelt nach ihr, ohne zu wissen, wem er wirklich trauen
kann.
Meinung:
„Macabre“ war William Castles
erster „abendfüllender“ Kinofilm, was bei einer Laufzeit von nur 68 Minuten
etwas merkwürdig klingt. Es war zumindest sein erster eigenständig produzierter
Film, der nicht den kleineren Part eines Double-Features darstellt, womit er
sich zuvor seine Brötchen als Auftragsregisseur für COLUMBIA verdienen durfte.
Viel mehr Mittel als sonst standen ihm nicht zur Verfügung. Zehn Drehtage, ein
Budget von knapp 100.000 $, für die er sein Haus verpfändete, alles auf eigene
Rechnung und Risiko. Es sollte sich auszahlen.
Zumindest er erschreckt sich zu Tode. |
Mit einigen guten
Inszenierungsideen kann der Regisseur punkten. Die wenigen und an sich
unspektakulären Sets werden schlau ausgeleuchtet, wie der nebelige Friedhof
oder das Leichenschauhaus mit seinem nervösen, flackernden Licht. Es entwickelt
sich ein zwar nie hochspannender, dennoch interessanter Low-Budget-Whodunnit,
dessen Geschichte leicht an Henri-Georges Clouzots Noir-Meisterwerk „Die
Teuflischen“ erinnert, der Castle einst dazu anspornte, den großen Schritt in
die Selbstständigkeit zu wagen, obgleich seinem Film selbst eine Romanvorlage
zu Grunde liegt. Wahrscheinlich suchte er gezielt nach einer ähnlichen Geschichte,
der alte Fuchs überließ wohl nie irgendwas dem Zufall. Was dabei letztlich
herauskommt, ist weit entfernt von großem Kino und auch nur im Gedanken in der
Nähe von Castles Vorbildern, teilweise naiv und manchmal drollig. Im
Gesamtpaket – besonders in Anbetracht des sichtlichen Enthusiasmus und der
bescheidenden Rahmenbedingungen – trotz alledem ein nostalgisches, ungemein
sympathisches Stück B-Movie-Geschichte aus einer Zeit, als ein Träumer mit
wenig Kohle und ganz viel Herz noch zur Ikone werden konnte.
6 von 10 Kindersärgen
Spine Tingler! – The William Castle
Story
USA, 2007. Regie: Jeffrey Schwarz.
Mit: Terry Castle, Forrest J. Ackerman, John Waters, John Badham, Joe Dante,
John Landis, Diane Baker, Sidney D. Balkin, Roger Corman, Stuart Gordon, Fred
Olen Ray u.a. Länge: 82 Minuten. FSK: Ungeprüft. Auf DVD erhältlich.
Story:
Eine Dokumentation über William
Castle, der vom Laufburschen zum gefeierten B-Movie-Regisseur aufstieg.
Familienmitglieder, Weggefährten, Fans und Kollegen liefern einen Einblick in
das bewegte Leben des Mannes, der den Kinobesuch stets zu einem Event machte.
Meinung:
„Eines Tages möchte ich etwas
Anspruchsvolles machen, doch bin in meiner Karriere dazu verbannt, Unterhaltung
für ein bestimmtes Publikum zu machen…Leider komme ich da nicht raus.“
Wehmütige Worte eines Mannes, der doch eigentlich das liebte, was er tat: Menschen zu unterhalten und sich dabei als großer Zampano zu präsentieren. Nur der ganz große Wurf, die Regie bei einem Studiogroßprojekt und Kritikerliebling, blieb ihm Zeit seines Lebens verwehrt, obwohl er einmal ganz kurz davor stand. William Schloss, wie der Sohn jüdischer Einwanderer bürgerlich hieß, entdeckte schon früh seine Liebe zum Theater und Film, immer mit dem Ziel vor Augen, selbst im Rampenlicht zu stehen. Nicht unbedingt als Schauspieler, er wollte inszenieren, Dinge erschaffen. Über das Theater (bei dem sich zum ersten Mal die Wege von ihm und Legende Orson Welles kreuzten) kam er nach Hollywood, stieg bei COLUMBIA vom Laufburschen zunächst zum Regieassistent (hier z.B. wieder unter Welles bei „Die Lady von Shanghai“) und später zum Auftragsregisseur günstiger Double-Feature-Filmchen auf. Als er 1955 sah, wie sich vor einer Kinovorstellung von Henri-Georges Clouzots „Die Teuflischen“ Schlangen bildeten, wusste er, das wollte er auch erreichen. Auf eigene Faust, mit seinem Namen auf dem Filmplakat. Er setzte alles auf eine Karte, verpfändete sein Haus und finanzierte so seinen ersten, eigenen Spielfilm „Macabre“. Um für Aufmerksamkeit zu sorgen ließ er sich etwas Besonderes einfallen: Eine 1000-Dollar-„Death-by-Fright“-Versicherung für jeden Kinobesucher, falls sie seinen Film aus Furcht nicht überleben sollten. Es funktionierte, Castle war schnell in aller Munde und in den Folgejahren wurden er und seine Filme Publikumsmagneten.
Immer nah am Publikum: William Castle. |
Ein echter Fan: John Waters. |
6,5 von 10 Gimmicks
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