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Review: SURVIVOR - Solides Handwerk

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Meinung:
Survivor
USA. 2015. Regie: James McTeigue. Buch: Philip Shelby.
Mit: Milla Jovovich, Pierce Brosnan, Dylan McDermott, Angela Bassett, James D’Arcy, Roger Rees, Benno Führmann, Frances de la Tour, Antonia Thomas, Robert, Forster, Sean Teale, Corey Johnson, Royce Pierreson, Sabine Crossen u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 27. November 2015 auf DVD und Blu-ray ehältlich.


Story:
Kate Abbott, Top-Agentin der Homeland Security, ist in der US-Botschaft in London stationiert. Dort soll sie Terroristen, die versuchen unerkannt in die USA einzureisen, aufspüren. Als ein maltesischer Staatsbürger beim Versuch mit gefälschten Papieren einzureisen ums Leben kommt, schöpft Kate Verdacht. Nachforschungen bringen sie auf die Spur von vier Wissenschaftlern, alle auf explosive Chemikalien spezialisiert, die bereits Visa für die Einreise in die USA beantragt haben. Doch bevor Kate ihre Ermittlungsergebnisse den Behörden mitteilen kann, kommt es zu einem Bombenattentat, dem alle ihre Kollegen zum Opfer fallen. Kates Welt steht Kopf: Als einzige Überlebende wird sie nämlich von den Behörden für den Anschlag verantwortlich gemacht und ist nun selbst zum Abschuss freigeben. Außerdem ist ihr der mysteriöse Auftragskiller "The Watchmaker" auf den Fersen. Auf der Flucht vor ihren neuen Feinden folgt Kate den Spuren der Terroristen nach New York. Ein Wettlauf gegen die Zeit und um ihr Leben beginnt, als Kate das Ziel für den geplanten Anschlag herausfindet: die Neujahrsfeier auf dem Times Square …




Meinung:
Mit „V für Vendetta“ inszenierte Regisseur James McTeigue im Auftrag der Wachowski Geschwister die gefeierte graphic novel von Kultautor Alan Moore und eigentlich sah alles danach aus, dass McTeigue nun große Filme in und für die Traumfabrik dreht. Doch es kam anders. Mit „Ninja Assassin“, einem aufgeblähten B-Movie (dem man einen simplen wie räudigen Unterhaltungswert nur schwerlich absprechen kann) degradierte sich McTeigue wieder und dass sein Thriller „The Raven“, mit John Cusack, und nun „Survivor“, mit Milla Kovich und Pierce Brosnan, hierzulande nicht in den Kinos liefen, unterstreicht die These, dass McTeigue seine „V für Vendetta“-Chance nicht wirklich genutzt hat.


Kate muss sich wehren
Aber eigentlich ist der Australier ein klassischer Auftragsarbeiter, der bislang stets solides bis gutes  Handwerk ablieferte. „Survivor“ macht da keine Ausnahme: Ein sauber inszenierter Thriller mit kurzen Actionpassagen, der nicht sonderlich innovativ oder intensiv mit der Thematik der staatlichen Überwachung spielt und sich dabei brav im Fundus des klassischen Spionage-Genres bedient. „Resident Evil“-Heroin Milla Jovocih fällt dabei die klassische Rolle der Gejagten zu, die ohne es zu wissen in eine Verschwörung gerät und von einem mysteriösen Killer gejagt wird, der von Ex-007 Pierce Brosnan verkörpert wird. Im Gegensatz zu seinem letzten Auftritt in „The November Man“, der hierzulande auch nur fürs Heimkino erschien, fehlt Brosnan bei „Survivor“ allerdings die notwendige Präsenz. Seine Figur, die nur „Der Uhrmacher“ genannt wird, strahlt zwar eine Professionalität aus, allerdings gelingt es Brosnan nie eine sinistere Ausstrahlung zu erzeugen. So geraten seine Auftritte im Film zu einer atmosphärisch belanglosen wie auch nicht sonderlich erinnerungswürdigen Aneinanderreihung von Actionszenen und müden Versuchen ihm eine Aura des Mysteriösen anzuhängen. Das klappt leider nur bedingt.


Das liegt auch daran, weil „Survivor“ im ermüdenden Maße klassisch geraten ist. Wer sich ein wenig im Genre auskennt wird hier wenig finden, was wirklich zu überraschen weiß. Auch Milla Jovovich als Heldin wider Willen spult das gängige From-Zero-to-Hero-Rollenmuster ab, wirkt dabei allerdings immer etwas zu versteift und verkrampft. Aber das Drehbuch von Philip Shelby gibt ihr auch nicht mehr zu tun als wegzulaufen und vor Rechnern zu recherchieren. Das mag jetzt alles vielleicht furchtbar fade klingen, ist es eigentlich auch, aber „Survivor“ ist dafür recht zielstrebig inszeniert, hat kein Gramm Fett zu viel auf den Rippen und wirkt oftmals angenehm auf das Wesentliche reduziert, wobei sich der Thriller etwas zu propagandahaft die Lobhudelei der amerikanischen Anti-Terror-Gesetze auf die Fahne geschrieben hat.


5 von 10 Litern frisch gepresstem Fleischsaft

Review: A LONG WAY DOWN - Verachtenswert weltfremd

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Fakten:
A Long Way Down
UK. 2014.
Regie: Pascal Chaumeil. Buch: Jack Thorne, Nick Hornby (Vorlage). Mit: Pierce Brosnan, Imogen Poots, Toni Collette, Aaron Paul, Sam Neill, Rosamund Pike, Tuppence Middleton, Joe Cole, Josef Altin, Leo Bill u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Ab 5. September auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die Karriere und der Ruf von Moderator Martin ist auf ewig ruiniert, also beschließt er vom Dach eines Hochhauses, am  Silvesterabend, in den Tod zu springen. Jedoch ist Martin nicht der Einzige mit dieser Idee. Die alleinerziehende Mutter Maureen, der Lieferant J.J. und die Abgeordnetentochter Jess wollen sich dort ebenfalls das Leben nehmen. Das ungleiche Quartett beschließt einen Pakt: Wenn sie in sechs Wochen, am Valentinstag, immer noch glauben, der Tod wäre die beste Lösung, werden sie springen. Leider gerät der Pakt, durch Jess‘ Ex-Freund, an die Presse, was zu einer Menge Turbulenzen führt.





Meinung souli:
Jeder, der in seinem privaten Umfeld schon mal einen Suizidfall zu betrauen hatte oder gar höchstpersönlich mit solch lähmenden Gedanken zu kämpfen hatte, der sich Tag für Tag, Nacht für Nacht, in den unermesslichen Qualen dieser winden musste; Gedanken, in denen man sich festgelaufen hat, die einen wie in Treibsand gefangenen nahmen und immer tiefer nach unten zogen, würde allen Verantwortlichen dieses kolossalen Dummfilms wohl am liebsten einen Tunnel ins Gesicht schlagen. „A Long Way Down“ ist verlogene Kotze allererster Kajüte, schlimmer geht es nimmer. Hier wird Suizid als Geltungsdrang definiert, und eigentlich will sich ja niemand wirklich umbringen, sondern nur wachgerüttelt werden. Wer erklärt das mal eben auf die Schnelle den Angehörigen, die sich nun den Rest ihres Lebens in Schuldgefühlen wälzen? Aber soweit denkt „A Long Way Down“, dieser geschmacklose Scheisshaufen von Film, natürlich nicht. Das würde ja auch das auf unreflektierte Unterhaltung bestehende Publikum zum Nachdenken anregen. Hilfe! „A Long Way Down“ artikuliert seine Problemlösung deshalb eher so: Warum denn Selbstmord verüben? Irgendwann stirbst du doch eh! Also, einfach mal die schönen Dinge im Leben auskosten. Zum Beispiel den Sonnenaufgang genießen. Oder mal ein Eis essen gehen. Oder einfach nur mal lachen. Und wenn gar nichts mehr geht, dann wird halt eine Pro/Contra-Liste erstellt – Zack, alles wieder im grünen Bereich. Etwas derartig Weltfremdes gehört verachtet und verbannt. In Zuckerwatte wickeln, Schleife drum, Glöckchen ran, ab in die Schrottpresse. Untragbar, ehrlich, gerade weil er sich auch so überaus relevant empfindet.


0 von 10 ruinierten Karrieren


Martin, Maureen, Jess und J.J. schließen einen Pakt

Meinung stu:
Lebensbejahung gut und schön, aber was „A Long Way Down“ präsentiert spottet jeder Beschreibung. Diese Einfachheit, mit der hier teils existenzielle Probleme behandelt und gelöst werden, lässt den Gedanken aufkeimen, es handle sich entweder um einen sehr schrägen Sci-Fi-Film oder vielleicht sogar um eine gefratzte Groteske, die jedem Menschen mit suizidalen Gedanken feist kichernd und grinsend den schmierigen Feel-Good-Stinkefinger entgegenstreckt, mit dem er sich kurz zuvor noch den Hintern abgewischt hat. „A Long Way Down“ ist ein perfider Film. Die Heiterei-Problembehandlung gleicht einer ekelerregenden Maskerade. Was sich dahinter verbirgt? Der widerliche, ätzende Versuch Selbstmord zu pauschalisieren. Das Einzige was hier wirklich vom Dach springt, ist die Aufrichtigkeit. Kein Film zum Liebhaben, sondern einer zum Kotzen. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass das Darstellerquartett wahrlich keine Schuld trifft. Brosnan, Collette und Paul überzeugen, während Imogen Poots Figur die Schwelle zur bornierten Nervigkeit bereits nach kurzer Zeit durchbricht und selbst dann dort verweilt, wenn der Film versucht sie und ihr Verhalten zu erklären. Dass „A Long Way Down“ so furchtbar und anmaßend ist, liegt wirklich einzig und alleine am Script. Selbst der Roman von Hornby war schon nicht sonderlich gut (eines seiner schlechtesten Werke), aber Jack Thornes Adaptionen ist wirklich einfach nur grausam.


1 von 10 Sprüngen ins Meer

Review: RIFIFI AM KARFREITAG - Ein blutiges Osterfest

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Fakten:
Rififi am Karfreitag (The Long Good Friday)
GB, 1980. Regie: John MacKenzie. Buch: Barrie Keeffe. Mit: Bob Hoskins, Helen Mirren, Dave King, Bryan Marshall, Derek Thompson, Eddie Constantine, Paul Freeman, Leo Dolan, Kevin McNally, Patti Love, P. H. Moriarty, Pierce Brosnan u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD erhältlich.


 
Story:
Nach einem längeren Aufenthalt in New York kehrt Gangsterboss Harold Shand zurück nach London, um ein lange geplantes Casino-Projekt durchzuziehen. Doch irgendwas scheint gerade mächtig schief zu laufen. Seine Bandenmitglieder werden durch brutale Anschlagsserien dezimiert. Eine unbekannte Organisation scheint es auf ihn abgesehen zu haben, seine Vormachtstellung und das aktuelle Vorhaben sind bedroht. Harold versucht die Lage wieder in den Griff zu bekommen, doch er weiß überhaupt nicht, gegen wen er kämpft und wem er noch trauen kann.
 

                                                                      


 

Meinung:
"Rache. Ich bin es der Rache nehmen wird, ich! Ich werde sie zertreten wie Käfer!"
 
John MacKenzie's "The Long Good Friday" hat über die Jahre sicherlich etwas Federn lassen müssen bzw. kann erzählerische Mängel nicht mehr so locker kompensieren wie damals, seine rohe Energie und brachiale Wucht hat er jedoch nicht eingebüßt. Im Gegenteil. Durch diese Vorzüge ist das Werk bis heute zu recht ein Referenzfilm des britischen Gangsterkinos und nicht unmaßgeblich Inspirationsquelle für viele moderne Regisseure und Filmschaffende im allgemeinen.
 
 
Mal ganz entspannt abhängen
"The Long Good Friday" stellt eine Art Schnittstelle zwischen den innovativen, rauen Thrillern der 70er Jahre und den folgenden Genrekino der 80er da, so was wie der europäische Vorgänger von Brian De Palma's "Scarface". Auch wenn die Story nicht unglaublich kreativ und die Erzählweise nicht frei von gewissen Längen ist, die pulsierende Intensität macht stellenweise einen so enormen Druck, das über diese Schwächen locker hinweggesehen werden kann. Etwas mehr Tempo würde dem Streifen heutzutage schon ganz gut stehen, dafür glänzt er durch seinen dreckigen Stallgeruch, seine gnadenlose Konsequenz und ganz besonders durch den famosen Bob Hoskins in der Hauptrolle. Der kantige Charakterkopf spielt entfesselnd-aufbrausend, wie ein giftiger Bullterrier verbeißt er sich in einen Rachefeldzug gegen lange unsichtbare Gegner. Hoskins strahlt enorme Präsenz aus und dominiert jede Szene spielend, ganz starke Performance. Er allein ist schon Grund genug, um sich "The Long Good Friday" anzusehen. Aber nicht der Einzige.
 
 
"Bitte, sei zärtlich..."
Trotz einiger Hänger im Plot kann der Film partiell unglaublich stark durchschlagen, wirkt kaltschnäuzig und kompromisslos vorgetragen, begleitet von einem effektiv-packenden Score und einem ruppigen Grundton geprägt, der seinerzeit und heute auch noch nicht selbstverständlich ist. Jederzeit ist die fiebrige Grundspannung spürbar, greifbar, hebt den Streifen über narrative Schlaglöcher hinweg und entfaltet oft einen knüppelharten Drive. Gerade zum Finale hin sind jegliche Schwächen vollkommen egalisiert, nun ballert MacKenzie dem Zuschauer seine wütende Kraft mit Vollgas in's Gesicht und lässt ihn beeindruckt zurück. Mit einem besseren Skript wäre "The Long Good Friday" zweifellos einer der besten Gangsterfilme überhaupt, die robuste Inszenierung und seine beeindruckende Stimmung lassen sich kaum besser umsetzen.
 
Stark vorgetragenes, mit richtig viel Wums, eiskalt-präzises Genrekino mit leichten Schönheitsfehlern und einem grandiosen Hauptdarsteller. Böse, richtig gut, macht keine Gefangenen.
 
7,5 von 10 Sprengsätzen

Review: THE WORLD'S END - Das gelungene Ende einer wunderbaren Trilogie

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Fakten:
The World’s End
GB, 2013. Regie: Edgar Wright. Buch: Simon Pegg, Edgar Wright. Mit: Simon Pegg, Nick Frost, Martin Freeman, Paddy Considine, Eddie Marsan. Rosamund Pike, David Bradley, Thomas Law, Pierce Brosnan, Rafe Spall, Alice Lowe, Reece Shearsmith, Mark Heap u.a. Länge: 109 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.
Ab 15. Januar 2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Fünf Freunde. Ein Abend. Zwölf Pubs mit je ein Pint Bier. So lautete der Marathon der Jungen nach ihrem Schulabschluss. Doch sie haben es nicht bis ins letzte Pub „The World’s End“ geschafft. Zwanzig Jahre später soll der Trinkmarathon gelingen. Doch das Erreichen von „The World’s End“ ist auf ihrer Tour nicht die geringste ihrer Sorgen…




Meinung:
Alles hat einmal ein Ende, auch die Welt und erst Recht die Blood & Icecream-Trilogy von Edgar Wright und Simon Pegg, die einst mit „Shaun of the Dead“ ihren Anfang hatte und mit „Hot Fuzz“ erfolgreich fortgeführt wurde. Diese beiden Komödien verstanden sich als Parodie auf Filmgenre und als „The World’s End“ endlich angekündigt wurde, war klar das nach Zombies und ballernden Cops nun die Invasion-Movies wie etwa „Die Körperfresser kommen“ an der Reihe waren. Doch der Abschluss der Trilogie ist nur noch geringfügig daran interessiert die Mechaniken des Genres zu persiflieren. Mehr noch als seine Vorgänger entwerfen Regisseur Wright und Darsteller Pegg mit ihrem Script, das sich nur noch marginal mit dem karikieren bekannter Filmregularien beschäftigt. Die eigentliche Geschichte steht nun mehr im Fokus und mit ihr die Figuren. Fünf Freunde, die sich nach über zehn Jahren wiedersehen und zwischen denen viel Unausgesprochenes steht. Das „The World’s End“ dabei wenig subtil zu Werke geht und möglichen Subtext ungenutzt verstreichen lässt, ist schade, stört aber nicht wirklich, denn obwohl der Abschluss der Trilogie sich reifer anfühlt, handelt es sich doch noch um eine waschechte Komödie. Eine richtig gute Komödie.


Ob Gary und die Jungs auf dem Klo sicher sind?
Waren „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ noch verkapselt in dieser ganz eigenen Welt ihrer jeweiligen Genre-Zugehörigkeit waren und somit einen nerdigen Flair besaßen, so ist „The World’s End“ fast schon so etwas wie eine Abnabelung, was vor allem dadurch deutlich wird, das Wright und Pegg ihre Figuren nicht nur zur übertriebenen Modellen machen (das Großmaul, der Loser, etc.), sondern ihnen auch eine tragische Note verleihen, die bei „Shaun of the Dead“ durchaus eine wichtiger Teil war, bei „Hot Fuzz“ aber fallen gelassen wurde. Bei „The World’s End“ ist diese Note allzeit präsent. Wenn Gary King (Simon Pegg) unbedingt den Pub Crawl abschließen will, dann schimmert hinter dieser Platzhirschattitüde doch immer auch etwas Verlorenes. Es geht eben nicht nur um 12 Bier in 12 Pubs, es geht eben auch um den Umgang mit der Vergangenheit. Es geht um verpasste Chancen, falsche Entscheidungen und den Traum es besser zu machen. Eingepackt ist dies in eine Handlung, die herrlich zwischen bescheuert und durchdacht umher pendelt. Das Schöne an „The World’s End“ ist, das eben noch mit britischem Witz hantiert wird, kurz danach mit amüsanter Dramaturgie die Charakterisierung fortschreitet und dann wiederrum, ein paar Minuten später eine Prügelei zu sehen ist, die so wunderbar über alle Grenzen absurd und impulsiv ist, dass sie fast schon dem Badehaus-Kampf aus David Cronenbergs „Eastern Promises „ Konkurrenz machen könnte. Ganz nebenbei zeigt sich, dass Regisseur Edgar Wright auch Actionszenen wunderbar inszenieren kann. Marvel‘s „Ant-Man“ ist in guten Händen.


Nicht nur mit Gary stimmt etwas nicht
Diejenigen, die gehofft haben, dass „The World’s End“ eine Komödie ist, deren Humorkanonaden unentwegt feuern, müssen sich klar sein, dass Wright nur wenige echte Brüller unterbringt. Schlecht? Keineswegs. „The World’s End“ ist ein Film des Schmunzelns. Die angespannte Chemie zwischen den fünf Freunden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, ist perfekt aufeinander abgestimmt. Es gibt sie zwar, die ganz großen Lacher, aber seine wahre Stärke verbirgt der Film in seinen kleinen, ganz eigenen Momenten. Es sind die Frotzelein, die gegenseitigen, unausgesprochenen Anschuldigungen, ganz einfach die Dynamik zwischen den Figuren, die „The World’s End“ so wunderbar greifbar macht. Der krasse Gegensatz dazu ist der Sci-Fi-Part des Films. Macht die Komödie zu Beginn den Anschein, sie würde nicht so ganz wissen, was sie eigentlich will, so lässt Wright später einfach die Roboter los und bietet einiges an Irrwitz. Anstand durch diesen recht unharmonisch wirkenden break jedoch seine Gewichtung zu verlieren, verfestigt der Auftritt der Roboterwesen den Gesamtton des Films erst. „The World’s End“ hat einfach einige Überraschungen parat oder mit der Sprache der Nerds zu sagen: der Film hat viele, wunderbare WTF-Momente. Vielleicht sogar die besten des diesjährigen Kinojahres.


Im direkten Vergleich zu seinen Vorgängern ist „The World’s End“ gewiss der reifste Film. Die Figuren sind allesamt wunderbar gezeichnet und wecken Sympathie wie Empathie. Die Handlung lässt sich viel Zeit und erhöht nach und nach Tempo und Action, wirkt dadurch aber nie langgezogen oder gar ermüdend und zwischen all der eher etwas biederen charakterlichen Thematik rund um das Nachtrauern der Vergangenheit, verbergen sich dann doch unzählige humoreske Verweise auf Invasion-Filme. Die Nerds von einst, sie sind erwachsen geworden und doch haben sie ihren ganz eigenen Stil und Charme dabei nicht verloren. Dabei strahlt „The World’s End“ etwas aus, was einen traurig stimmen kann, wenn man (wie der Autor dieses Textes) „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ geliebt und zelebriert hat. Denn es fühlt sich wirklich wie ein Abschluss an. Ein Abschluss einer wunderbaren Trilogie, die ihres gleichen sucht. Man soll aufhören, wenn’s am schönsten ist. Nun, das Trio Edgar Wright, Nick Frost und Simon Pegg haben den perfekten Moment gefunden. Darauf ein Bier… oder ein Cornetto.


8,5 von 10 Bestien


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Review: SERAPHIM FALLS - Liam jagd Pierce

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Fakten:
Seraphim Falls
USA, 2006. Regie: David Von Ancken. Buch: David Von Ancken, Abby Everett Jaques. Mit: Liam Neeson, Pierce Brosnan, Michael Wincott, Xander Berkeley, Ed Lautner, Tom Noonan, Kevin J. O'Connor, John Robinson, Anjelica Huston, Wes Studi, Angie Harmon, Robert Baker u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
1868: Gideon wird gejagt. Carver und seine vier angeheuerten Männer verfolgen ihn durch verschneite Wälder bis in die staubtrockene Wüste. Gideon ist angeschossen, doch mit allen Wasser gewaschen und nicht bereit, sich kampflos zu ergeben. Warum ihm überhaupt die Männer auf den Fersen sind, wird erst später deutlich.
                                                                          


Meinung:
Ohne Prolog mitten rein ins Geschehen: David Von Ancken verzichtet bei seinem Neo-Western "Seraphim Falls" auf jegliches Vorgeplänkel und startet sofort mit der Menschenjagd. Gideon wird durch eine Kugel verwundet und ist fortan auf der Flucht vor Carver und seinen Söldnern. Wer Jäger und Gejagter sind und warum überhaupt die Männer Gideon ans Leder wollen, erfährt der Zuschauer zunächst nicht. Die Motive werden erst im letzten Drittel enthüllt, doch eins vorweg: Das ist jetzt nicht so überraschend (und soll es auch gar nicht sein), die übliche Story um Rache und Vergeltung. Interessant ist eher, dass ohne anfängliche Erklärungen gar nicht mal unbedingt klar ist, wer denn hier gut und böse ist. Ist Gideon ein Verbrecher oder sind es seine Jäger? Ihr Handeln ist nicht so eindeutig, dass die Rollenverteilung offensichtlich ist.


Bond am Stiel
Durch den zügigen Einstieg in die Handlung mag es so klingen, als wenn "Seraphim Falls" dem Gaul richtig die Sporen geben würde. Von Ancken ist auch sichtlich bemüht, keine Längen einschleichen zu lassen, doch zwischendurch wird es schon etwas monoton. Eine 106 minütige Verfolgungsjagd mit maximal einem PS ist nunmal nicht so rasant, dass sich dies komplett vermeiden ließe. Das ist sicherlich der Hauptkritikpunkt von "Seraphim Falls", dem Ganzen hätte durchaus der ein oder andere Einfall nicht geschadet. Was es ihm manchmal an diesem fehlt, gelingt ihm aber fast gänzlich durch seine Vorzüge auszugleichen. An erster Stelle seien die tollen Bilder vor, speziell am Anfang, imposanter Naturkulisse genannt. Die verschneiten Wälder und Berge der ersten Minuten erinnern leicht an Sergio Corbuccis Genre-Meisterwerk "Leichen pflastern seinen Weg". Von der Stimmung her kommt er zwar nicht ansatzweise da mit, aber das ist auch überhaupt nicht die Intention, viel zu unterschiedlich sind die Werke in ihrer Auslegung. Die spätere Wüstenlandschaft ist, Überraschung, deutlich karger, die Arbeit von Kameramann John Toll bleibt dafür klasse. Der Cast ist durchzogen von bekannten Gesichtern wie Michael Wincott, Xander Berkeley oder Tom Noonan, inklusive zwei Stars, die gegen Ende eine entscheidende Rolle spielen. Dazu gleich mehr.


"Hab dich!"
Das Hauptaugenmerk liegt selbstredend auf den Hauptdarstellern Liam Neeson und Pierce Brosnan. Letzterer ist ja nach seinem James-Bond-Ausstieg sehr darum bemüht, sich von seinem eingebrannten Image zu lösen und hat seitdem bewusst Rollen angenommen, die nicht viel mit dem britschen Gentlemanetikett zu tun haben. Hier gelingt ihm das ganz hervorragend. Der in der Vergangenheit manchmal etwas steif und kaum wandelbar wirkende Brosnan lässt seine Kritiker verstummen. Seine Besetzung klingt für einen US-Western zunächst leicht gewöhnungsbedürftig, doch das erweißt sich als reines Vorurteil. Eine wirklich starke Leistung, mit der er sogar Liam Neeson, trotz guter Vorstellung seinerseits, leicht in den Schatten stellt.


Was "Seraphim Falls" dann endgültig von der Masse des Genres abhebt, sind seine letzten Minuten. Völlig unvorbereitet bekommt der eigentlich sehr geradlinige Western auf einmal einen leicht surrealen Einschlag. In kleinen Rollen tauchen nun der ewige Indianer-Darsteller Wes Studi und die Grand Dame Anjelica Houston auf, über deren Parts nicht so viel verraten werden sollte. Nur so viel: Ihre Rollen und Bedeutungen für die Geschichte sind absolut genreuntypisch und auch etwas gewagt. Das könnte einige Zuschauer leicht irritieren, wenn nicht sogar verärgern. Es bietet ungeahnten Spielraum für Interpretationen. Meine habe ich gefunden, nur wäre es unfair, diese jetzt zu erleutern. Das sollte jeder Zuschauer für sich entscheiden.


Handwerklich und darstellerisch ausgezeichneter Western-Happen mit Überraschungen im Finale, die nur vorher leider vermisst werden.

7 von 10 ausgehöhlten Gäulen