Posts mit dem Label Xander Berkeley werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Xander Berkeley werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Review: CANDYMAN'S FLUCH - Sage seinen Namen nicht zu oft

Keine Kommentare:
                                                                     

 
Fakten:
Candyman's Fluch (Candyman)
USA, 1992. Regie & Buch: Bernard Rose: Mit: Virginia Madsen, Tony Todd, Xander Berkeley, Kasi Lemmons, Vanessa Williams, DeJuan Guy, Marianna Elliott, Ted Raimi, Ria Pavia u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Eine Mordserie erschüttert das schwarze Ghetto. Angeblich ist der Candyman dafür verantwortlich. Die Wissenschaftlerin Helen Lyle forscht nach urbanen Mythen und landet ausgerechnet in dem realsten Albtraum, weit weg von ihrer heilen, logischen Welt. Candyman, Candyman, Candyman, Candyman, ...


                                                                       
 
 

Meinung:
"Man wird sagen, ich habe unschuldiges Blut vergossen. Dazu ist Blut doch da, um es zu vergießen."
 

Vor dem Spiegel einfach mal Fresse halten.
Erstaunlich, das sich aus dem müden Genre-Output der 90er ("Scream" als Lichtblick genannt) ausgerechnet die einzige markanten Figur nicht zum ernstzunehmenden Serientäter entwickelt hat. Die flotte Biene unter den mysteriösen, sagenumwobenen Massenmördern mit dem unsterblichen Etwas, quasi auf einer Stufe mit Michael Myers, Freddy Krueger und Pinhead. Die Nachfolger waren anwesend, nur im Vergleich mit den Endlosserien der berühmten Vorgänger ist die Sage um den Candyman Brachland, das nie ernsthaft beackert wurde...bis auf das Original.
 
 
Das ist ein mutiger, wegweisender Horrorfilm, der eigentlich alles mitbringt, um als Serie über Jahre zu funktionieren. Ein gruseliges, allgegenwertiges Schreckgespenst wird geschaffen, das als zeitloses Monster wie als zeitbedingte Parabel über die Unterdrückung der schwarzen Gesellschaft und ihr Schattendasein im (damaligen) Hier und Jetzt. Kein Voodoo, kein Crack-Trip, das arme Amerika hat seinen eigenen, rachsüchtigen Dämon, dessen Haken nicht ausschließlich für seine Brüder bestimmt ist. Die klassische, urbane Legende wird zur grausamen Realität, Wahn und Wirklichkeit sind dicht beieinander, nur der Zuschauer weiß, man möge seinen Namen nicht fünffach aussprechen.
 
 
Ein Candyman kennt keinen Schmerz.
Gerade das macht "Candyman's Fluch" zu einem DER Horrorfilme schlechthin. Ein schauriges Märchen wird personifiziert, der schwarze Freddy Krueger produziert keinen Honig, dafür kaum weniger Angst und Schrecken als seine großen Vorbilder. Bernard Rose überrascht als Genre-Regisseur mit Mut und Ideen, die im Ursprung auf Clive Barker beruhen. Dem Mann für abseitige Ideen, die das gelackte Genre-Kino seit der Jahrtausendwende schmerzhaft  vermissen lässt. Böse, schauderhaft und mit einer wunderbar-unantastbaren Figur versehen, die heute ähnlich legendär wirkt wie damals. Heute ist das Retro, damals war das ein Knaller. Nicht zu unrecht. Der Candyman ist eine Kultfigur, ohne Kompromisse. Diabolisch, zeitweise toll umgesetzt, ein Horrorfilm, der aktuell gerne so wieder auftauchen dürfte. Aber sind wir mal ehrlich: "Candyman's  Fluch" hat es leider nicht geschafft, da wurde Potenzial verbrannt, obwohl der Klassiker-Stempel diesen Film eigentlich schmücken müsste.
 
 
Ein spannender, faszinierender Genre-Film mit einer grandiosen Ausgangssituation, nur leider selbst dafür zu harmlos, obwohl er eigentlich am Ende ordentlich Gas gibt. "Candyman's Fluch" ist ruppiges, gekonntes Genrekino zu einer Zeit, als so etwas schon eine Krone verdient hätte. Das bucklige, verkannte Stiefkind, das Tony Todd zur (Genre-)Legende machte.  
 
 
7 von 10 urbanen Legenden.
 
 

Review: SERAPHIM FALLS - Liam jagd Pierce

Keine Kommentare:
                                                                                
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgecX4MyeWWAa1nNrf95LjheKfdpdl5LWVoQxTuK9v4WAWYFEfA6UHcfUTlHf-eZPrHwRdK6V0W5ErePlK7EInAxMuSRnRki1de7Cclz0E0ew4wd_hTAiOQ5FqwBWxN2jbGtmfKxREzUrEu/s1600/Seraphim+Falls.JPG


Fakten:
Seraphim Falls
USA, 2006. Regie: David Von Ancken. Buch: David Von Ancken, Abby Everett Jaques. Mit: Liam Neeson, Pierce Brosnan, Michael Wincott, Xander Berkeley, Ed Lautner, Tom Noonan, Kevin J. O'Connor, John Robinson, Anjelica Huston, Wes Studi, Angie Harmon, Robert Baker u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD erhältlich.


Story:
1868: Gideon wird gejagt. Carver und seine vier angeheuerten Männer verfolgen ihn durch verschneite Wälder bis in die staubtrockene Wüste. Gideon ist angeschossen, doch mit allen Wasser gewaschen und nicht bereit, sich kampflos zu ergeben. Warum ihm überhaupt die Männer auf den Fersen sind, wird erst später deutlich.
                                                                          


Meinung:
Ohne Prolog mitten rein ins Geschehen: David Von Ancken verzichtet bei seinem Neo-Western "Seraphim Falls" auf jegliches Vorgeplänkel und startet sofort mit der Menschenjagd. Gideon wird durch eine Kugel verwundet und ist fortan auf der Flucht vor Carver und seinen Söldnern. Wer Jäger und Gejagter sind und warum überhaupt die Männer Gideon ans Leder wollen, erfährt der Zuschauer zunächst nicht. Die Motive werden erst im letzten Drittel enthüllt, doch eins vorweg: Das ist jetzt nicht so überraschend (und soll es auch gar nicht sein), die übliche Story um Rache und Vergeltung. Interessant ist eher, dass ohne anfängliche Erklärungen gar nicht mal unbedingt klar ist, wer denn hier gut und böse ist. Ist Gideon ein Verbrecher oder sind es seine Jäger? Ihr Handeln ist nicht so eindeutig, dass die Rollenverteilung offensichtlich ist.


Bond am Stiel
Durch den zügigen Einstieg in die Handlung mag es so klingen, als wenn "Seraphim Falls" dem Gaul richtig die Sporen geben würde. Von Ancken ist auch sichtlich bemüht, keine Längen einschleichen zu lassen, doch zwischendurch wird es schon etwas monoton. Eine 106 minütige Verfolgungsjagd mit maximal einem PS ist nunmal nicht so rasant, dass sich dies komplett vermeiden ließe. Das ist sicherlich der Hauptkritikpunkt von "Seraphim Falls", dem Ganzen hätte durchaus der ein oder andere Einfall nicht geschadet. Was es ihm manchmal an diesem fehlt, gelingt ihm aber fast gänzlich durch seine Vorzüge auszugleichen. An erster Stelle seien die tollen Bilder vor, speziell am Anfang, imposanter Naturkulisse genannt. Die verschneiten Wälder und Berge der ersten Minuten erinnern leicht an Sergio Corbuccis Genre-Meisterwerk "Leichen pflastern seinen Weg". Von der Stimmung her kommt er zwar nicht ansatzweise da mit, aber das ist auch überhaupt nicht die Intention, viel zu unterschiedlich sind die Werke in ihrer Auslegung. Die spätere Wüstenlandschaft ist, Überraschung, deutlich karger, die Arbeit von Kameramann John Toll bleibt dafür klasse. Der Cast ist durchzogen von bekannten Gesichtern wie Michael Wincott, Xander Berkeley oder Tom Noonan, inklusive zwei Stars, die gegen Ende eine entscheidende Rolle spielen. Dazu gleich mehr.


"Hab dich!"
Das Hauptaugenmerk liegt selbstredend auf den Hauptdarstellern Liam Neeson und Pierce Brosnan. Letzterer ist ja nach seinem James-Bond-Ausstieg sehr darum bemüht, sich von seinem eingebrannten Image zu lösen und hat seitdem bewusst Rollen angenommen, die nicht viel mit dem britschen Gentlemanetikett zu tun haben. Hier gelingt ihm das ganz hervorragend. Der in der Vergangenheit manchmal etwas steif und kaum wandelbar wirkende Brosnan lässt seine Kritiker verstummen. Seine Besetzung klingt für einen US-Western zunächst leicht gewöhnungsbedürftig, doch das erweißt sich als reines Vorurteil. Eine wirklich starke Leistung, mit der er sogar Liam Neeson, trotz guter Vorstellung seinerseits, leicht in den Schatten stellt.


Was "Seraphim Falls" dann endgültig von der Masse des Genres abhebt, sind seine letzten Minuten. Völlig unvorbereitet bekommt der eigentlich sehr geradlinige Western auf einmal einen leicht surrealen Einschlag. In kleinen Rollen tauchen nun der ewige Indianer-Darsteller Wes Studi und die Grand Dame Anjelica Houston auf, über deren Parts nicht so viel verraten werden sollte. Nur so viel: Ihre Rollen und Bedeutungen für die Geschichte sind absolut genreuntypisch und auch etwas gewagt. Das könnte einige Zuschauer leicht irritieren, wenn nicht sogar verärgern. Es bietet ungeahnten Spielraum für Interpretationen. Meine habe ich gefunden, nur wäre es unfair, diese jetzt zu erleutern. Das sollte jeder Zuschauer für sich entscheiden.


Handwerklich und darstellerisch ausgezeichneter Western-Happen mit Überraschungen im Finale, die nur vorher leider vermisst werden.

7 von 10 ausgehöhlten Gäulen