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xXx - DIE RÜCKKEHR DES XANDER CAGE - Ein knuffiger Spielplatz unter Geheimagenten.

1 Kommentar:

Fakten:
xXx – Die Rückkehr des Xander Cage (xXx – The Return of Xander Cage)
USA, China. 2016. Regie: D.J. Caruso. Buch: F. Scott Frazier. Mit: Vin Diesel, Donnie Yen, Toni Collette, Ruby Rose, Tony Jaa, Rory McCann, Nina Dobrev, Deepika Padukone, Kris Wu, Samuel L. Jackson, Nyjah Huston, Neymar, Al Sapienza u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Im Kino.


Story:
Nach einem Zwischenfall wurde Xander Cage (Vin Diesel) für tot erklärt. Doch in Wahrheit ist der einst zum Agenten ausgebildete Extremsportler quicklebendig. In einer neuen geheimen Mission wird er von seinem Vorgesetzten Augustus Gibbons (Samuel L. Jackson) auf einen gefährlichen Top-Secret-Auftrag geschickt. Der Krieger Xiang (Donnie Yen) und sein Team düsterer Handlanger wollen sich eine Waffen namens Pandoras Box unter den Nagel reißen. Also rekrutiert Xander Cage seine ganz eigene neue Gruppe begabter Adrenalinjunkies, um ihm das Handwerk zu legen. Doch schnell findet er heraus, dass die Verschwörung, der er auf der Spur ist, bis in die höchsten Kreise der Regierung reicht.




Kritik:
Eine Grundvoraussetzung, die ich mir für diesen Film vorstellen kann, ist die Anwesenheit von Energydrinks im Kinosaal, der ich von Vornherein auch ohne Bedenken Folge leistete. Soviel Taurin wie nötig kriegt man aber kaum runter bei den Mengen an „Boah, ey“, die D.J. Caruso von einem abverlangt, wenn seine Superagenten voll mit Red Bull extrem die Welt retten, poppig ums Poppen herum mit Vehikeln und Muskeln gegen jede Physik posieren. „xXx: Die Rückkehr des Xander Cage“, der dritte Film seiner Art, schaut im Jahre 2017 noch immer der Jugend hinterher und hält sich seit 2002 jung, versammelt Unmengen taufrischer Weiblichkeit um Grinsepöker Vin Diesel, der stets gut genug drauf ist, seine ältesten Stoffe erneut auszugraben und verstärkt mit Patchwork-Familien zu füttern. Der Freudenspender und sportliche Hallodri mit Glatze hat es dafür anfangs noch mit einer Konkurrenz an Geistern zu tun, die unter Serena Unger (Deepika Padukone), Xiang (Donnie Yen) und Talon (Tony Jaa) zwar fauststark auf die Regierung einschlagen, aber da schon wieder zu cool sind, als dass man ihnen auf Dauer den Bösewichtstatus abnimmt – Xander Cage (Diesel) fällt genauso wenig drauf rein. Wer's drauf hat, hat's eben so richtig drauf und obwohl Regisseur Caruso in seiner Inszenierung teils hyperchaotisch an der Kinetik vorbei hechtet, braut sich allen voran die Asia-Connection um Yen und Jaa einen Hauptgewinn an Sympathie sowie schicken Knochenbrüchen zusammen. Da kann der alte Gibbons (Samuel L. Jackson) noch so energisch versuchen, Fußballikone Neymar zu rekrutieren, auch wenn das Vorstellungsgespräch darum schon eine Lebhaftigkeit innehat, die man dem politischen Klima des Ganzen nimmer zuschreiben würde.


Wie die Reihe an sich riecht es hier verdächtig nach Bush-Ära und wenn man schon den Typen hinter „Eagle Eye“ und „Disturbia“ aus der Mottenkiste herausholt, bringt der seinen Fetisch über die Gefahr von Satelliten selbstverständlich zentral mit. Glücklicherweise sind die kampferprobten Pseudo-Erwachsenen im US-regierungsinternen xXx-Programm ein Bündel an Kulturen, die der steifen Ansage zum Patriotismus via Chefin Jane Marke (Toni Collette als stylish-strenger Straight Man voller „Assholes“ im Wortschatz) Stinkefinger und Tattoos entgegenstrecken, auch wenn das gemeinsame Markenbanner manch bedenkliche Grauzonen dem Image wegen ausklammert. Man steht permanent über den Dingen und feiert sich selbst, genauso aber auch die Gadgets, Knarren und militaristischen Skills, die sich offen martialisch auf der Suche nach der Büchse der Pandora machen müssen, welche als Macguffin so den extrem einfallslosen Namen überhaupt trägt. Der Story-Konsens an Geheimdienstmachenschaften, Intrigen, Doppelspielen und globalem Antiterror-Bumm-Bumm geht einem ohnehin mehr bleiern auf den Senkel als es die vielen kecken Einzelmomente vom Glück der Secret-Honks wieder ungeniert eskapistisch ausgleichen. Wie Xander Cage z.B. bereits im Intro für seine Dschungel-Ski- und Skateboard-Eskapaden von der Dominikanischen Republik abgefeiert wird, einfach so die fröhlichen Blicke aller (auch im Publikum) erntet, Zeitlupen und Dubstep mit technischem Nonsens auf die Kleinigkeiten der Solidarität einfahren lässt – das fetzt!


Äußert sich natürlich noch mit gleichsam oberschlauen wie superblöden Phrasen, doch jenen Reiz an Naivität und Trivialität wünscht man sich ja schon, sobald man ein Ticket für diesen Film löst und weiß Gott keinen weiteren „Spectre“ geliefert bekommen will. Menschen dürfen hier drin ja auch niedlich sein und drollige Manöver füreinander leisten – Qualitäten, deren Leinwandtauglichkeit hier u.a. mit einem Riesenfellmantel auf Diesel untermauert wird sowie dessen potenziellen Machismo absurd verquickt, wie dann später auch ein Mordanschlag dadurch verhindert wird, dass man am DJ-Pult eine fette Danceparty startet. Wo dann aber der letzte Schliff fehlt, mit dem die Eskalationen an kollektiver Extremsportlaune auf der Jagd nach Codes und allerlei einen Sog aufbieten könnten, ist die Tatsache, dass alle Figuren im Verlauf so ziemlich nichts dazu lernen, immerhin miteinander auf die Freundschaft anstoßen, aber in ihren Funktionen auf Freeze-Frame-Steckbriefe à la „Suicide Squad“ beschränkt bleiben. Jener Film wird durchaus an Stringenz überboten, die Prozedur jagt sich trotzdem überhastet um den halben Weltball, um ihre Allianzen auf die Probe zu stellen. Hier wie dort ist sodann ebenso nicht jede Persönlichkeit von engagierter Lässigkeit gekennzeichnet bzw. fähig vom Drehbuch zusammengezimmert: Assistentin Becky (Nina Dobrev) labert sich permanent den plattesten Nerd-Kram von der Pelle, Demolotion-Depp Tennyson (Rory McCann) ist auf spekulative Skurrilität geeicht und die Lesben-Klischees an Sniperkoriphäe Adele Wolff (Ruby Rose) sind ebenso nur mäßig toll.


Die überspitzten Lifestyle-Fantasien im Ensemble reißen sich dann aber doch zusammen, um russischen Black Ops mit chargierender Abgeklärtheit den Wind aus den Segeln zu nehmen oder auch ein Rennen der Weltmächte ausgerechnet mitten in Detroit zu veranstalten, wo schlicht kein Autofahrer vom Fight-Krawall der Ultra-Bonds beeindruckt scheint, was an sich schon einfach witzig ist. Die Typen springen ja auch wie Flummis mehrmals um die eigene Achse und bringen genauso chronisch ihre individuellen Slogans zu Wort, um eine durchgedachte Handlung zu suggerieren. Ob das Skript dabei mehr als nur die Summe an Actionszenario-Aufhängern ergibt, steht wahrscheinlich kaum zur Debatte, doch mit der Devise des Kurzweils wird konsequenterweise nie wirklich gebrochen, wenn Autor F. Scott Frazier auch Beliebigkeiten à la Tele-Shopping aufdrängelt und stapelt. Superdoof zu sein ist auch ein bisschen superdope, eben auch ein Quell kindlichen Enthusiasmus, der einst im Bahnhofskino rauf und runter lief, nun größer als groß in 3D vom Tagtraum des Jungskinos berichtet, der sogar seinen verstärkten Hang zur Inklusion noch hauptsächlich auf pubertären Sexappeal gründet. D.J. Caruso am Steuer ist für solch ein Unterfangen eine bezeichnet planlose Wahl geworden, blickt fast schon passiv auf seine Wundertüte voller Kintopp-Spielzeuge (Stichwort: Eisenfäuste!), doch wenn sich die Omnipräsenz des knuffigen Diesels noch so kontinuierlich selbst zu feiern versteht, findet sie spätestens zum nächsten Abenteuer noch nen wilderen Springteufel hinter der Kamera. Vor der Kamera sind ja schon mit die besten am Start.


6 von 10 Fallschirmsprüngen


vom Witte

Review: A LONG WAY DOWN - Verachtenswert weltfremd

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Fakten:
A Long Way Down
UK. 2014.
Regie: Pascal Chaumeil. Buch: Jack Thorne, Nick Hornby (Vorlage). Mit: Pierce Brosnan, Imogen Poots, Toni Collette, Aaron Paul, Sam Neill, Rosamund Pike, Tuppence Middleton, Joe Cole, Josef Altin, Leo Bill u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: freigegeben ab 6 Jahren. Ab 5. September auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die Karriere und der Ruf von Moderator Martin ist auf ewig ruiniert, also beschließt er vom Dach eines Hochhauses, am  Silvesterabend, in den Tod zu springen. Jedoch ist Martin nicht der Einzige mit dieser Idee. Die alleinerziehende Mutter Maureen, der Lieferant J.J. und die Abgeordnetentochter Jess wollen sich dort ebenfalls das Leben nehmen. Das ungleiche Quartett beschließt einen Pakt: Wenn sie in sechs Wochen, am Valentinstag, immer noch glauben, der Tod wäre die beste Lösung, werden sie springen. Leider gerät der Pakt, durch Jess‘ Ex-Freund, an die Presse, was zu einer Menge Turbulenzen führt.





Meinung souli:
Jeder, der in seinem privaten Umfeld schon mal einen Suizidfall zu betrauen hatte oder gar höchstpersönlich mit solch lähmenden Gedanken zu kämpfen hatte, der sich Tag für Tag, Nacht für Nacht, in den unermesslichen Qualen dieser winden musste; Gedanken, in denen man sich festgelaufen hat, die einen wie in Treibsand gefangenen nahmen und immer tiefer nach unten zogen, würde allen Verantwortlichen dieses kolossalen Dummfilms wohl am liebsten einen Tunnel ins Gesicht schlagen. „A Long Way Down“ ist verlogene Kotze allererster Kajüte, schlimmer geht es nimmer. Hier wird Suizid als Geltungsdrang definiert, und eigentlich will sich ja niemand wirklich umbringen, sondern nur wachgerüttelt werden. Wer erklärt das mal eben auf die Schnelle den Angehörigen, die sich nun den Rest ihres Lebens in Schuldgefühlen wälzen? Aber soweit denkt „A Long Way Down“, dieser geschmacklose Scheisshaufen von Film, natürlich nicht. Das würde ja auch das auf unreflektierte Unterhaltung bestehende Publikum zum Nachdenken anregen. Hilfe! „A Long Way Down“ artikuliert seine Problemlösung deshalb eher so: Warum denn Selbstmord verüben? Irgendwann stirbst du doch eh! Also, einfach mal die schönen Dinge im Leben auskosten. Zum Beispiel den Sonnenaufgang genießen. Oder mal ein Eis essen gehen. Oder einfach nur mal lachen. Und wenn gar nichts mehr geht, dann wird halt eine Pro/Contra-Liste erstellt – Zack, alles wieder im grünen Bereich. Etwas derartig Weltfremdes gehört verachtet und verbannt. In Zuckerwatte wickeln, Schleife drum, Glöckchen ran, ab in die Schrottpresse. Untragbar, ehrlich, gerade weil er sich auch so überaus relevant empfindet.


0 von 10 ruinierten Karrieren


Martin, Maureen, Jess und J.J. schließen einen Pakt

Meinung stu:
Lebensbejahung gut und schön, aber was „A Long Way Down“ präsentiert spottet jeder Beschreibung. Diese Einfachheit, mit der hier teils existenzielle Probleme behandelt und gelöst werden, lässt den Gedanken aufkeimen, es handle sich entweder um einen sehr schrägen Sci-Fi-Film oder vielleicht sogar um eine gefratzte Groteske, die jedem Menschen mit suizidalen Gedanken feist kichernd und grinsend den schmierigen Feel-Good-Stinkefinger entgegenstreckt, mit dem er sich kurz zuvor noch den Hintern abgewischt hat. „A Long Way Down“ ist ein perfider Film. Die Heiterei-Problembehandlung gleicht einer ekelerregenden Maskerade. Was sich dahinter verbirgt? Der widerliche, ätzende Versuch Selbstmord zu pauschalisieren. Das Einzige was hier wirklich vom Dach springt, ist die Aufrichtigkeit. Kein Film zum Liebhaben, sondern einer zum Kotzen. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass das Darstellerquartett wahrlich keine Schuld trifft. Brosnan, Collette und Paul überzeugen, während Imogen Poots Figur die Schwelle zur bornierten Nervigkeit bereits nach kurzer Zeit durchbricht und selbst dann dort verweilt, wenn der Film versucht sie und ihr Verhalten zu erklären. Dass „A Long Way Down“ so furchtbar und anmaßend ist, liegt wirklich einzig und alleine am Script. Selbst der Roman von Hornby war schon nicht sonderlich gut (eines seiner schlechtesten Werke), aber Jack Thornes Adaptionen ist wirklich einfach nur grausam.


1 von 10 Sprüngen ins Meer

Review: TAMMY – VOLL ABGEFAHREN - Wenn Frauen die Dummheit der Männer unterbieten wollen

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Fakten:
Tammy - Voll abgefahren (Tammy)
USA. 2014. Regie: Ben Falcone.
Buch: Melissa McCarthy, Ben Falcone. Mit: Melissa McCarthy, Susan Sarandon, Allison Janney, Toni Collette, Sandra Oh, Dan Aykroyd, Kathy Bates, Gary Cole, Ben Falcone, Rich Williams, Mark Duplass, Nat Faxon, Sarah Baker, Rob Springer u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 4. Dezember 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nachdem Tammy (Melissa McCarthy) am selben Tag ihren Job in einem Fast-Food-Restaurant verliert und dann auch noch herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt, will sie einfach nur noch raus aus der Stadt. Ihr Auto ist jedoch nicht fahrtüchtig. Tammy ist also auf den fahrbaren Untersatz ihrer trinkfesten Großmutter Pearl (Susan Sarandon) angewiesen. Doch Pearl stellt ihrer Enkelin ihr Auto nur unter zwei Bedingungen zur Verfügung: Pearl darf mitkommen und bestimmt zudem, wohin die Reise geht. Gemeinsam begeben sie sich also auf einen skurrilen Road Trip zu den Niagarafällen.





Meinung:
Und weiter geht's mit dem finsteren Terror der Melissa-McCarthy-Ära, erneut in der aufdringlichen Rolle einer Dick-&-Doofen Pottsau, Zielscheibe plattester Fressmaschinen- und Versager-Gags, die in ihrer Blue-Collar-Heuchelei wieder mal einem homogenisierten Homer-Simpson-aktueller-Staffeln-Imitat gleichkommt - wo kann da noch unerwarteter Humor herkommen, wenn ihr Shtick immer austauschbarer wird? Aber man kann immerhin noch froh sein, dass sich das Team hinter 'TAMMY' durchweg an so eine Art klassischer Witz-Konstruktion versucht, auch wenn sich die meisten 08/15-Pointen meilenweit ankündigen und im Nachhinein nochmal erklärt, ohnehin schön lang ausgewalzt werden - Regisseur und Drehbuchautor Ben Falcone besitzt da nicht gerade das zielsicherste Potenzial, bleibt aber auch in der sonstigen Inszenierung ausschließlich bieder, vorsichtig, bissfrei. Eben eine seichte Komödie mit einem weitgehend halbärschig-genutzten R-Rating, mit dessem Siegel sich 'TAMMY' allenfalls eine infantile Ansammlung einfallslosester Fluchwörter und 'Den hast du gefickt? Oma!'-Dialoge erlaubt (visuelle Gags bleiben deutlich in der Unterzahl - bitter beim Medium Film).


"You shall not pass"
Da kann man natürlich sagen: ey, lasst doch den Frauen mal ihren richtig doofen Spaß! Und ich bin mir sicher, dass jene Zielgruppe, die sich seit jeher McCarthys Output genüsslich reinzimmert, auch dieses Mal ihrem gedankenlosen Eskapismus verfallen wird. Aber ich sehe nicht wirklich den Gehalt oder gar die Möglichkeit darin, eine Figur wie Tammy mögen zu können, die als tollpatschiges Womanchild ständig vom Film ausgelacht wird, von einem Fettnäpfchen ins andere tritt, ein nur sehr beschränktes Allgemeinwissen besitzt/besitzen will und zudem mit einer Oma durch die Gegend kurvt, die kaum unsympathischer oder gar klischeehafter sein könnte. Susan Sarandon gibt dabei die alkoholisierte, unanständige Grandma Pearl, die es sexuell noch immer draufhaben will, sich 'nen Dreck darum kümmert, dass sie irgendwelche wichtigen Medikamente nehmen sollte und Tammy sie u.a. deshalb immer aus den "irrwitzigsten" Situationen retten muss (im Grunde ist sie ein bisschen wie Johnny Knoxvilles 'BAD GRANDPA', nur eben 100%-ig witzlos).


"Thelma & Louise", die Redux-Fassung
Das sieht der Film in seinem Road-Trip-Narrativ als Weg chaotischer Anfreundung an (als ob man vorher gesehen hätte, dass es zwischen den Beiden innerfamiliäre Konflikte gäbe), in dem die Lockerheit des eigenständigen Feminismus zelebriert werden will, bietet in seiner Ausführung allerdings nur die sonnige Darstellung besonders ausgeprägter Misanthropie. Das gipfelt dann in einer Ansprache Pearls bei der Independence-Day-Party ihrer lesbischen Freunde (ganz subtile Anspielung auf Unabhängigkeit, Feminismus und so, näh), in der sie Tammy als Loser beschimpft, der nichts im Leben auf die Reihe kriegt - woraufhin dann von Tammy sogar im verblendet-versöhnlichen Ton verlangt wird, dass sie ihr verzeiht und wirklich mal erwachsen werden sollte. Schon eine richtig assige Frechheit - klar sind ihre Mittel zum Zweck stets streitbar, aber einerseits wird ihr im gesamten Film nur vom Schicksal zugesetzt und andererseits muss sie immer ihre verrückte Oma, der Hauptgrund für alle Schwierigkeiten, aufhalten, als ob sie aus irgendeinem Grund Schuld daran hätte.


Zwei Damen beim gemeinsamen Hobby: ihre Umwelt nerven
Man könnte fast meinen, man wäre in 'A SERIOUS MAN' gelandet, so sadistisch das Universum sich Tammy gegenüber verhält. Aber keine Sorge, das hier ist kein Coen-Bros.-Film, denn da unsere Hauptprotagonistin an sich schon nur abnervt und hohl dahinlebt, bleibt die dramaturgische Fallhöhe äußerst "bescheiden". Selbst als die Alte sie der selbstsüchtigen Sexualität wegen aus dem Hotelzimmer rausschmeißt und wie einen Hund vor der Tür schlafen lässt, behandelt dies der Film zunächst noch als abgefahrenen Ulk inkl. niedlichem Waschbären, bevor er dann doch noch mal (schlechten Gewissens?) versucht, ein bisschen Verständnis vom Zuschauer zu fischen. Das wiederholt er auch später nochmal, als er den Tod der Oma faked, damit Tammy diese für immer liebt, alles vergibt und bis heute noch glücklich Mädelsabende feiert. Klingt zwar wie eine grausame Konsequenz, wird aber noch zumindest dadurch unterstützt, dass der Rest der Welt - im Grunde aber hauptsächlich Kerle, soviel zur "frauenfreundlichen" Perspektive des Films - ihr letzten Endes auch (geheuchelt) positiv gegenüber eingestellt ist. Dan Aykroyd kommt da, trotz vordergründiger Kreditierung erst 10 Minuten vor Schluss, als ihr Daddy vorbei und bietet seinem 'big girl' freundschaftlich an, ihren Ex abzuknallen, während dieser zusammen mit seiner neuen Freundin (Toni Colette, auch als verschwendetes Quasi-Cameo) zumindest ihre Sachen aus Schuldgefühlen fein säuberlich zusammengepackt hat. Und sogar ein früh und wie erwartet spießig etablierter Love Interest erfüllt sich mit Handsome-Bauernboy Bobby, urig-fehlbesetzt/verkörpert durch Indie-Regisseur Mark Duplass, dessen Chemie mit McCarthy besonders unglaubwürdig wirkt und von ihm auch dementsprechend gehemmt oder eben auch gleichgültig (geheim-sarkastisch) dargestellt wird.


Ich wette, ihm geht dieser Film genauso am Arsch vorbei, wie Gary Cole als sein Dad, der in seiner Rolle einfach nur betrunken da sein muss, um den Check zu kassieren. Da ist er zwar besser dran, als die Sarandon, die sich auf ihre Oscar-nominierten Tage noch (freiwillig?) bemühten Vulgär-Peinlichkeiten hingibt (ebenso in der Funktion am Start: Kathy Bates), doch spaßig fällt davon nichts wirklich aus, selbst im Rahmen eines vom Konzept her schon offensichtlichen Blödelfilms. Denn wie so viele kontemporäre Hollywood-Produktionen tauscht 'TAMMY' in ihrem formelhaften Prozedere eine offene und ehrliche Infantilität allmählich gegen forciertes Drama ('Oma, du hast ein Alkoholproblem!') schablonenhaftester Volldeppen aus, damit auch jeder (theoretische) ungebändigte Spaß im Keim erstickt wird. Gewiss erwartet man nicht viel bei einem McCarthy-Vehikel, aber wenn es derartig trist und einfallslos-konventionell abgearbeitet wird und vom Zuschauer erwartet, dass er sich mit einem Haufen selbstgefälliger Arbeiterklasse-Hipster aus den tiefsten Tiefen des Genres anfreundet, nur weil es dieses Mal ja Frauen sind, ist das schon eine mittelschwere Beleidigung.


2,5 von 10 geklauten Kuchen


vom Witte

Trailerpark: Simon Pegg macht auf Walter Mitty - Trailer zur Bestseller-Verfilmung HECTOR AND THE SEARCH FOR HAPPINESS

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„Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ von Autor Francois Lelord war eines der erfolgreichsten Bücher der letzten Jahre. Nun wartet auch die Verfilmung darauf, die Welt zu erobern. Simon Pegg spielt darin den Psychiater Hector, der durch die Welt reist, um nach dem wahren Glück zu suchen. Der neue Trailer wirkt wie eine etwas europäischere Version von Ben Stillers letzter Regiearbeit „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“. Bei „Hector and the Search for Happiness“ geben sich allerdings wesentlich mehr internationale Schauspieler die Klinke in die Hand. Mit dabei sind: Rosamund Pike, Jean Reno, Stellan Skarsgard,  Toni Collette, Christopher Plummer, Togo Igawa sowie Marianne Sägebrecht und Veronica Ferres (!). Regie führt Peter Chelsom („Funny Bones“, „The Mighty“). Wir wünschen viel Spaß mit dem Trailer. Uns sieht das Ganze etwas zu glatt aus.


Review: THE SIXTH SENSE – Die Akzeptanz des Todes

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Fakten:
The Sixth Sense
USA. 1999. Regie und Buch: M. Night Shyamalan. Mit: Bruce Willis, Haley Joel Osment, Toni Collette, Olvia Williams, Mischa Barton, Donnie Wahlberg, Trevor Morgan, Greg Wood, Angelica Tom, Bruce Norris u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Kinderpsychologe Dr. Crowe übernimmt den Fall des 9jährigen Cole, der sich seit einiger Zeit immer auffälliger verhält. Langsam gewinnt Crowe das Vertrauen des Jungen und dieser verrät ihm sein Geheimnis: er kann tote Menschen sehen.





Meinung:
Jeder, egal ob Cineast, Filmgeek oder doch Gelegenheitsglotzer, kam irgendwann schon einmal in Berührung mit M. Night Shyamalans „The Sixth Sense“. Damit ist auch gar nicht gemeint, dass man Shyamalans großen Durchbruch auch wirklich gesehen hat, vielmehr sind es die Wellen, die dieser Film seiner Zeit ausgelöst hat und wohl bis an jede Haustür gepeitscht sind: Irgendwie schien es so, als hätte dieser indische Filmemacher einen Weg gefunden, das Publikum in den Kinosesseln mal wieder so richtig zu überraschen und zu schockieren, in dem er ihre Perzeption in Frage stellte, ohne sie aber gezielt auf eine falsche Fährte locken zu wollen: Hollywood hatte ein neues Wunderkind in seine Obhut genommen und die allgemeinen Lobeshymnen kannten ab sofort keinen Stillstand oder Verhältnismäßigkeit mehr - „The Sixth Sense“, die Revolution des Psycho-Dramas. Man sollte sich – wie immer – eine gewisse Differenziertheit bewahren, bekommt man es mit einem Werk dieser Fasson zu tun, welches im Vorfeld bereits durch die höchsten Höhen der Kinematographie gehypt wurde. Fakt ist dennoch, dass Shyamalan einen wirklich verdammt starken Film ohne erkennbares Verfallsdatum inszeniert hat.


Cole und Dr. Crowe
Beeindruckend ist M. Night Shyamalans ungeheures Gespür für Atmosphäre und obwohl „The Sixth Sense“ erst seine zweite Arbeit darstellte, ist sie formal so durchkomponiert, dass man durchaus annehmen könnte, ein Meister der alten Schule hätte hier wieder die Zügel in die Hand genommen. Die Kameraarbeit von James Tak Fujimoto nimmt zumeist die Rolle des Beobachters, des Analysten ein, in dem sie sich vor das Geschehen stellt und die Worte aufsaugt und zu kategorisieren versucht, um durch ihre Distanz letztlich den Zugang zum Innenleben der Protagonisten zu ermöglichen: Stilistik als verdeckter Inhalt? Nicht ganz. Der reduzierte Schnitt, die zuweilen ungemein starre Kameraarbeit und natürlich James Newton Howards fantastischer Score mit seinen feinen Streichern und dem impulsiven Orchester sind die intensivierende Unterstützung der rhythmischen Narration – So wie es sich für einen guten Film nun mal auch geziemt. Man mag M. Night Shyamalan eine konservative Ägide vorwerfen, genaugenommen ist „The Sixth Sense“ aber ein Ausdruck konkreter Rückbesinnung auf effektive Tugenden. Denn die Technik spricht nicht für sich, sondern zeigt sich als funktionales Gerüst der inhaltlichen Tiefe.


Warum es in „The Sixth Sense“ wirklich dreht, wird erst im Laufe der Zeit wirklich sicht-bar, denn wo der verstörte, introvertierte Cole in den Fokus gerückt wird, dient seine Figur hingegen nach und nach als Projektionsfläche des Themenspektrums: Spirituelle, philosophische und auch zutiefst menschliche Aspekte gehen einher mit transzendenten Erfahrungen, mit dem, was wir fühlen, was uns um Erfahrungen reicher macht, wir aber rational unmöglich in Worte fassen können. „The Sixth Sense“ ist sowohl sensibilisierter Diskurs über das Leben nach dem Tod, wie auch psychologisches Seelendrama über die Zurückweisung desillusionierter Familienkonstrukte und der Angst vor der Enttäuschung Gottes und seiner Hilflosigkeit im Angesicht überirdischer Todesängste. Dabei beschreitet Shyamalan immer genau die Pfade, die die Handlung voranbringen, ohne sich in purer Effekthascherei oder genretypischen Gewaltexzessen zu suhlen: Der Horror entsteht hier im Kopf, und dieser Horror fungiert nicht als eigenständiger Gegenstand, sondern nur über die Sinne Coles, der lernen muss, dass nur er die Möglichkeit dazu hat, sich mit den Toten zu arrangieren, in dem auch er seine Sterblichkeit akzeptiert.


8 von 10 Brillen ohne Gläser


von souli