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Review: MANIAC COP 2 & 3 - Das Böse schiebt Doppelschicht

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Fakten:
Maniac Cop 2
USA, 1990. Regie: William Lustig. Buch: Larry Cohen. Mit: Robert Davi, Claudia Christian, Michael Lerner, Bruce Campbell, Laurene Landon, Robert Z´Dar, Clarence Williams III, Leo Rossi, Lou Bonacki, Charles Napier u.a. Länge: 84 Minuten. FSK: Keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der einst von korrupten Kollegen hinter Gitter gebrachte und dort ermordete Cop Matt Cordell hat seinen Rachefeldzug noch nicht beendet. Noch leben die, die für seinen Tod verantwortlich sind. Natürlich wird seine Existenz weiterhin geleugnet, doch der knorrige Detective McKinney erlebt seine Bluttaten bald mit eigenen Augen. Diesmal mordet Cordell jedoch nicht nur einfach drauflos, er verfolgt einen Plan, in dem auch ein gerade aktiver, noch lebendiger Serienkiller eine Rolle spielt.




Meinung:
Sequels müssen entgegen der Regel nicht schwächer sein als der Vorgänger, manchmal sind sie gar besser. Natürlich kommt es dabei auch auf die Vorlage an und zu „Maniac Cop“ von 1988 gab es reichlich Steigerungspotenzial. Der Erstling macht durch die Retro-Brille heute noch Spaß, ist gleichzeitig unverkennbar trashig und baut auf Story und Spannung, wo er lieber mal Gas geben könnte. „Maniac Cop 2“ macht so gesehen alles richtig. Die Fronten sind geklärt, immer munter drauf los. Klingt stumpf, was in dem Fall nicht einmal ein großes Problem wäre, tatsächlich ist das Sequel vom William Lustig & Larry Cohen in allen Belangen besser als der Ursprungsfilm. 


Gerüstet für die lange Nachtschicht.
Klar, von Bruce Campbell hätte man gerne mehr gesehen (dafür muss man auch die Nervensäge Laurene Landon nicht lange ertragen, da muss man abwägen), gerade das bringt eigentlich erst Schwung in die Sache. Die Helden des Erstlings sind noch dabei, machen dabei Platz für andere Figuren. Und Robert Davi als „Erst schießen, dann Fragen“-Bulle in „Dirty Harry“-Tradition ist ein ebenbürtiger Ersatz, eigentlich endlich ein Gegner auf Augenhöhe für den wütenden Gesetzes-Ignorierer mit Blechmarke und Hackfresse. Das Tempo stimmt, keine Fisimatenten und siehe da, sogar beim Plot lässt man sich was einfallen. Die eigentlich Backround-Story wird konsequenter miteingebunden als noch beim Original, Cordell erscheint nicht mehr nur wie ein Zombie, sondern wie ein Killer mit Plan, was dem Ganzen zusätzliche Würze und ein knackiges, flambiertes Finale in Sing Sing beschert. „Maniac Cop 2“ ist für seine Verhältnisse fast schon ideal. Er wirkt solider inszeniert und erzählt, streicht unfreiwillige Komik praktisch gänzlich von der Tafel und baut die Figur des Matt Cordell konsequent aus, schon bald auf Augenhöhe mit Jason Vorhees. Dazu vernünftige Darsteller, ein stattlicher Action- und Härtegrad und einige sehr gelungene Szenen (die Zerstörung des Polizeireviers erinnert an den ersten „Terminator“). Ein Großstadt-Slasher, der noch nicht zwingend die Generation 16-18 im Auge hat, sondern sich an das Publikum wendet, das ihn damals schon wirklich sehen durfte. Keine Kunst, aber kurzweilige, über-solide Genre-Unterhaltung.

6,5 von 10 Gefängniseinbrüchen



Fakten:
Maniac Cop 3 (Maniac Cop 3: Badge of Silence)
USA, 1993. Regie: William Lustig. Buch: Larry Cohen. Mit: Robert Davi, Robert Z´Dar, Caitlin Dulany, Gretchen Becker, Paul Gleason, Jackie Earle Haley, Julius Harris, Grand Bush, Doug Savant, Robert Forster, Bobby Di Cicco, Frank Pesce u.a. Länge: 85 Minuten. FSK: Keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Durch Voodoo wird Matt Cordell wieder aus seinem Grab erweckt. Zufällig wird gleichzeitig die Polizistin Katie Sullivan niedergeschossen und von den Medien aufgrund ihrer radikalen Vorgehensweise fälschlicherweise an den Pranger gestellt. Hirntod liegt sie im Krankenhaus und zieht Cordell magisch an, in ihr sieht er eine Gleichgesinnte. McKinney, sein Widersacher von einst, ist aber auch vor Ort, schließlich war Sullivan eine gute Freundin. Es kommt, wie es kommen muss, man trifft sich wieder und Leichen pflastern ihren Weg.




Meinung:
Faktisch war die Story abgeschlossen, Matt Cordell hatte seinen Frieden gefunden. Aber wie das mit Untoten so ist, wann ist schon wirklich Schluss? Das Hintertürchen für ein weiteres Sequel wurde sich wohlweislich gelassen und nach dem Erfolg von „Maniac Cop 2“ war es nur logisch, den unzufriedenen Plattfuß wieder auf die Straßen von New York loszulassen. Die Begründung für seine Rückkehr wirkt leider so an den Haaren herbeigezogen wie die Notwendigkeit für einen dritten Teil gezwungen. Zumindest inszenatorisch und an einigen kleinen Idee-Splittern merkt man noch, dass das Franchise nicht einfach an die nächstbesten Pfeifen weitergereicht wurde. Die grobe Handschrift des erprobten Duos Lustig/Cohen ist klar erkennbar, mehr dann auch nicht.


Der lange Arm des Gesetzes gibt Feuer.
Der Tribut an „Frankensteins Braut“ ist nett und der witzige Kurzauftritt von Robert Forster ein absolutes Highlight. Sonst verrottet „Maniac Cop 3“ in seinen Ansätzen bald kläglich. Der Voodoo-Zauberkasten ist albern, die Action gedrosselt und auch der alte Haudegen Robert Davi wirkt nicht drahtiger, eher schnarchiger als noch in Teil 2. Das Krankenhaus-Setting erinnert leicht an „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“, ohne dessen Beklemmung und Bedrohung zu erreichen. Im Finale brutzelt die (un)menschliche Fackel Cordell noch länger vor sich hin als im Vorgänger, es gibt ein paar passable Fragmente, der gesamte Film ist aber völlig unnötig. Statt einem Schritt nach vorne oder zumindest einem Gleichschritt geht es deutlich zurück. Konnte Teil 2 noch die Fehler des Erstlings erfreulich ausbessern, holpert dieser Teil zwischen seinen losen Ansätzen durch die Gegend und lässt unbefriedigt zurück. William Lustig kann durch die brauchbare, engagierte Inszenierung noch halbwegs überzeugen, der Film im Ganzen nicht. Immerhin, konsequenterweise war danach Feierabend. Das Remake ist ja bereits in den Startlöchern, das hat sogar eine Chance. Denn Matt Cordell ist nach wie vor eine Genre-Ikone in Lauerstellung, da geht noch mehr.

4 von 10 illegalen Patronen

Review: FLUCHT AUS L.A. - Blindschleiche statt Klapperschlange

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Fakten:
Flucht aus L.A. (Escape from L.A.)
USA, 1996. Regie: John Carpenter. Buch: John Carpenter, Debra Hill, Kurt Russell. Mit: Kurt Russell, Stacy Keach, Steve Buscemi, George Corraface, Cliff Robertson, A.J. Langer, Peter Fonda, Pam Grier, Valeria Golino, Michelle Forbes, Bruce Campbell u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Nach einem verheerenden Erdbeben im Jahr 2000 wurde Los Angeles vom Festland abgeschnitten und dient nun als Hochsicherheitsgefängnis für das totalitäre Regime der USA. Nun, 2013, steht die Welt am Rande eines Krieges. Ausgerechnet jetzt hat sich die Tochter des US-Präsident auf die Seite der Rebellen geschlagen und mit einer Satellitensteuerung in L.A. untergetaucht, mit der sich die Welt in Sekundenbruchteilen kontrollieren ließe. Die Zeit drängt und mal wieder bleibt der Regierung keine Wahl: Erneut zwingen sie Outlaw Snake Plissken zu einem Himmelfahrtskommando in den Moloch. Mit einem tödlichen Virus infiziert hat er nur 10 Stunden Zeit die Steuerungseinheit wiederzubeschaffen, damit er das rettende Gegengift bekommt.






Meinung:
Snake Plissken ist wieder da, gerechnet hatten damit wohl nur die Wenigsten. 15 Jahre nachdem ihn John Carpenter in „Die Klapperschlange“ durch das Sodom und Gomorra des ehemaligen New York City jagte und damit nicht nur einen Klassiker des Science-Fiction-Kinos schuf, sondern gleichzeitig diesen Charakter zur Kultfigur stilisierte. Nebenbei auch der große Durchbruch seines Darstellers Kurt Russell. In „Flucht aus L.A.“ kehrt der wortkarge Augenklappenträger aus dem Vorruhestand zurück, um erneut unfreiwilligen seiner verhassten Regierung „dienen zu dürfen“.


Neue Stadt, alte Probleme, dumm gelaufen.
Eine gewisse Skepsis gegenüber diesem verspäteten, unerwarteten Sequel lässt sich kaum vermeiden und vermutlich hatte seine Realisierung auch was mit den einknickenden Karrieren seiner Stars zu tun. John Carpenter hatte zwar zwei Jahre zuvor mit „Die Mächte des Wahnsinns“ den bis heute stärksten Film nach dem Ende seiner absoluten Höchstphase (Ende der 70er/Anfang der 80er) inszeniert, der Film wurde jedoch seinerzeit mit gemischten Gefühlen aufgenommen und war kein großer, finanzieller Erfolg. Wie schon seit Jahren. Es musste also dringend wieder die Kasse klingeln. Kurt Russell, der diesmal auch am Skript mitschrieb, steckte Mitte der 90er ebenfalls in einem kleinen Tief, zählte nicht mehr zu der Elite im Actiongenre und sah wohl in der Reanimation seiner prägnantesten Filmfigur die Chance auf ein Comeback. Das mag spekulativ sein, doch nicht nur deshalb erscheint „Flucht aus L.A.“ wie eine Notgeburt, die gezwungen eine Geschichte wieder aufbrüht, die kaum sinnvoll fortzusetzen ist. Wohlwollend ließe sich argumentieren, es würde sich um eine Hommage an das eigene Original oder eine Semi-Remake wie z.B. „Tanz der Teufel 2“ handeln, nüchtern betrachtet wird sich einfach wiederholt und dann sogar mehr schlecht als recht.


Bruce Campbell als Mickey Rourke.
Statt New York dient nun eben Los Angeles als Freilaufgehege für das kriminelle Gesindel, welches in seiner anarchischen Gesellschaft eigentlich mehr Freiheiten genießt als das Volk abseits der Mauern in der strengen, nach selbstgerecht-faschistoider Moral gesäuberten Militärdiktatur. Wieder gilt es zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt ein dringend benötigtes Gut zurück zu beschaffen und natürlich kommt dafür nur der dauernd totgesagte Staatsfeind Nr.1 in Frage. Obwohl „Flucht aus L.A.“ klar ein Sequel ist, erinnert es in der Tat mehr an eine Neuauflage mit abgeändertem Setting. Neues fällt Carpenter, Russell und der ebenfalls am Skript tätigen Debra Hill dabei kaum ein, wenn nur in Details, die mit dem Standortwechsel zu tun haben, im Prinzip so aber auch schon im Erstling zu sehen waren. Jetzt wie damals werden einst schillernde Stadtteile zur abscheulichsten Brutstätte des Wahnsinns. In New York war der Broadway geschmückt von aufgespießten Köpfen, die Kanalisation bevölkert von Kannibalen, in Beverly Hills jagen nun von plastischer Chirurgie grotesk Entstellte nach frischen Körperteilen. Mit Sicherheit noch die beste Idee des gesamten Films, inklusive eines Auftritts vom fast bis zur Unkenntlichkeit „verschönten“ Bruce Campbell als Ober-Schnippler. Dieser bizarre Moment sowie einige ironische Anspielungen und sarkastische Spitzen können leider weder über die vorherrschende Einfallslosigkeit, dem allgemein stimmungsraubenden Stilbruch und die stellenweise fast albern wirkende Inszenierung hinwegtäuschen.


Aus Snake ist ein schöner Schmetterling geworden.
Carpenter kopiert sich inhaltlich zwar ohne falsche Scham selbst bis sich die Balken biegen, verwirft gleichzeitig jedoch die brillante Atmosphäre seines Originals, die es bis heute zu einem Meisterwerk seines Genres macht. Trotz roher Gewalt und verlotterter Freaks in den Straßen von L.A., trotz Gewitter, Erbeben und Tsunamis, die unheilvolle Finsternis, den apokalyptischen Hölle-auf-Erden-Charakter kann und will die Fortsetzung gar nicht aufrechterhalten. Bunter, flippiger, mit nicht zu übersehendem Comic-Flair versucht der Regisseur seinen Film vielleicht zeitgerechter zu gestalten, seinen Anti-Helden mehr amüsante One-Liner raunen zu lassen und jede Figur mehr schrill als bedrohlich zu präsentieren. Von den Sidekicks wie Steve Buscemi und Peter Fonda bis hin zum Oberschurken George Corraface, sie alle sind viel zu gut gelaunte Hampelmänner. Der Duke von New York hätte sich Cuervo Jones in seinen Taco gestopft. Damit lädt  Carpenter eine seine stärksten Waffen (die er zumindest mal hatte) mit Platzpatronen. „Flucht aus L.A.“ erinnert mehr an einen zwar zynischen, dennoch nicht wirklich schrecklichen Vergnügungspark, in dem letztlich alles gar nicht so ernst gemeint ist. Wahrscheinlich ernst gemeint, dadurch nur noch katastrophaler sind die Effekte, wenn es über das handgemachte hinausgeht. Selbst für 1996 ist das CGI erbärmlich und wäre eigentlich in der Form nicht mal nötig, beachte man was Carpenter früher mit kleinem Geld durch geschickte Regie darstellen konnte.


Selbst am Ende wird sich so haarklein am Original orientiert, dass es ungefähr den Effekt hat wie die Gags von Otto Waalkes: Früher war das geil, aber immer die gleiche Pointe ist witzlos. „Flucht aus L.A.“ ist bezeichnend für den Abstieg des einstiegen Genies John Carpenter. Er war mal der Zeit voraus und als er nur noch mit ihr gehen wollte, kam nicht mehr viel bei rum. An einigen Stellen ist das gerade noch leidlich unterhaltsam, im Gesamten und besonders im Vergleich mit dem sensationellen Original eigentlich nah an einer Frechheit. Über solche Filme freuen sich die Fans nicht, sie fühlen sie veräppelt. Das wollte Carpenter sicher nicht, aber er wollte die letzten zwanzig Jahre bestimmt auch nur gute Filme machen, das Ergebnis ist traurige Realität.

4 von 10 (nicht!) perfekten (CGI)Wellen

Review: BLOODNIGHT - Inventur mit reichlich Bruchware

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Fakten:
Bloodnight (Intruder)
USA, 1989. Regie: Scott Spiegel. Buch: Scott Spiegel, Lawrence Bender. Mit: Elizabeth Cox, Reneé Estevez, Dan Hicks, David Byrnes, Sam Raimi, Eugene Glazer, Billy Marti, Burr Steers, Craig Stark, Ted Raimi, Bruce Campbell, Lawrence Bender, Scott Spiegel u.a. Länge: 84 Minuten. FSK: Keine Freigabe. Auf DVD erhältlich.


Story:
Jennifer, Mitarbeiterin in einem Supermarkt, wird von ihrem Ex-Freund Craig gestalkt. Während einer Inventur nach Ladenschluss werden die Mitarbeiter der Reihe nach von einem Unbekannten auf grausamste Art abgeschlachtet. Ist Craig der Täter?





Meinung:
Mit den 80ern endete die eigentliche Hochphase des US-Slashers. Praktisch mit dem Schlusspfiff bündelt Regisseur Scott Spiegel hier noch einmal alle Stärken und Schwächen des Sub-Genres und begegnet letzteren mit so einer entwaffneten Ehrlichkeit und Selbstironie, dass es für Fans eine wahre Freude ist. Als Regisseur die einzige vernünftige Arbeit von Spiegel, der sich später mit lausigen DTV-Sequels wie „From Dusk Till Dawn 2: Texas Blood Money“ oder „Hostel 3“ seinen Lebensunterhalt verdiente.


Die Kühlkette darf nicht unterbrochen werden...
Fast egal (für ihn persönlich sicher nicht), denn „Bloodnight“ a.k.a. „Intruder“ ist schon ein kleines Goldstück, obwohl man da natürlich relativieren muss und nicht alles durch die rosa-rote Genrebrille loben kann. Nörgler und militante Feingeister bekommen genug Futter für einen deftigen Verriss, doch wer genauer hinschaut, kann unmöglich über die verspielte, liebevolle und vor allem rein auf den Spaß an der geschmacklosen Freude getrimmte Inszenierung hinwegsehen. Zu Beginn, zugegeben, passiert recht wenig. Etwas „Storyaufbau“ (Ex-Freund taucht auf, macht Stunk, verschwindet und dann erstmal lange nichts), da schwächelt der Film schon gewaltig. Kostengünstig – um das böse Wort billig zu vermeiden – sieht das ohnehin aus und ist auch Tatsache, doch schon jetzt überzeugt Spiegel durch einige witzige Ideen, die eher in Details zu finden sind. Interessante Kamerawinkeln, beispielsweise die „Ego-Perspektive“ eines Einkaufswagens oder durch die Wählscheibe eines Telefons, erinnern schon fast an Referenzen an den Giallo, aus dessen Basis der Slasher einst entstand. Zudem gibt es kurze, sarkastische Momente in Form von gezielten Frames („Meats“), die andeuten, was da noch so abgehen wird. Nerds feiern lange bevor es frisches Hackfleisch gibt allein die Besetzung von „Tanz der Teufel“-Papst Sam Raimi als Markt-Metzger (Berufsstand, kein Spoiler) ab. Der Schulfreund von Spiegel hat sogar einer recht große Rolle, sein Bruder Ted schaut auch kurz vorbei, wie auch Spiegel es u.a. in Raimi’s „Darkman“ ein Jahr später tat.


Ohne Worte...
Sobald die Store-Invasion richtig zur Sache geht, bleibt kaum Zeit zum Luftholen. Knapp 40 Minuten (also die Hälfte der Gesamtzeit) läuft der bei der FSK entspannt durch, ab dann wird gesägt, gebohrt und zerstückelt, das Teil hat seinen Platz im Giftschrank auf lange Zeit sicher. Spiegel findet dabei exakt den richtigen Punkt, um Leute mit hoher Gore-Toleranz guten Gewissens jubeln zu lassen, ohne sich als sadistische Unmenschen zu fühlen. Trotz der radikalen Härte verkauft sich „Intruder“ zu keiner Sekunde ernst gemeint oder wirklich bösartig, wenn man die unzähligen Winks mit den blutigen Messern zu deuten weiß. Das Tempo überschlägt sich fast, sein Zwinkern verliert der Streifen niemals nur für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen. Genau in dem Jahr, als beispielsweise mit Jason Vorhees und „Freitag, der 13. – Todesfalle Manhattan“ eines der Schlachtschiffe des Genres voll versenkt wurde, bäumt sich „Intruder“ selbstbewusst, jenseits von Eitelkeit und erstaunlich reflektiert gegen das drohende Ende auf. Als Höhepunkt gibt es nicht nur ein weiteres Cameo fürs Fanherz, sondern auch noch eine herrlich fieses Ende, das perfekt den gesamten Geist des Films wiederspiegelt.


Braucht leider zu lange, bis er aus den Puschen kommt und ist natürlich weit entfernt von großer Filmkunst, zelebriert dafür eine oft viel zu wenig wertgeschätzte Kunstform. Über sich selbst lachen, auf den Arm nehmen, ohne sich zu verraten. So geht das.

6,5 von 10 frisch geschnittenen Scheiben Gesichts-Wurst

Review: DARKMAN - Rache ist hässlich

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Fakten:
Darkman
USA, 1990. Regie: Sam Raimi. Buch: Chuck Pfarrer, Sam Raimi, Ivan Raimi, Daniel Goldin, Joshua Goldin. Mit: Liam Neeson, Frances McDormand, Colin Friels, Larry Drake, Nelson Mashita, Jessie Lawrence Ferguson, Rafael H. Robledo, Dan Hicks, Ted Raimi, Dan Bell, Nicholas Worth, Bruce Campbell u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

 
Story:
Wissenschaftler Peyton Westlake steht kurz vor dem großen Durchbruch. Er kann künstliche Hautzellen erschaffen, leider mit einem Haken: Bei Licht halten sie nur genau 99 Minuten, bevor sie in sich zusammenfallen. Als seine Freundin, die Anwältin Julie, in Besitz eines Memos mit brisanten Inhalt gelangt, bekommt Westlake Besuch von Gangster Durant und seinen Schlägern. Er wird übel zugerichtet, sein Labor in die Luft gesprengt, mit schwersten Verbrennungen landet er im Fluss. Westlake wird für Tod erklärt, doch er hat überlebt. In einer Spezialklinik wird eine riskante Operation an ihm durchgeführt. Er empfindet nun keine Schmerzen mehr, die unkontrollierte Adrenalinausschüttung hat jedoch Auswirkungen auf seine Psyche. Westlake flieht aus der Klinik und sinnt auf Rache. Dank der Überreste aus seinem Labor kann er sich kurzzeitig neue Gesichter zulegen, mit begrenzter Haltbarkeit.
 
                                                                  

 

Meinung:
"Der Kerl wurde völlig in Stücke gerissen, sie haben nur ein Ohr gefunden, das war alles. Hat nicht lange gedauert es zu beerdigen."
 
 
Wer so hübsch aussieht...
Mehr als 10 Jahre bevor Sam Raimi durch "Spiderman" zum Big-Budget-Blockbuster-Regisseur wurde gab er mit "Darkman" bereits seinen Einstand im Superhelden-Genre. Im Gegensatz zu der berühmten Marvel-Spinne basiert die Story um den entstellten Rächer jedoch nicht auf einer Comicvorlage, alles komplett auf Raimi's Mist gewachsen. Dennoch wirkt der Film sehr bewusst wie eine Comicverfilmung und - was ihn deutlich von Raimi's heutigen Arbeiten unterscheidet - hat diesen wunderbaren B-Movie-Charme. Eine Kreuzung aus Superhelden- und Horrorfilm, durchzogen mit garstigem Humor und diversen Anspielungen auf klassische Gruselfilme sowie Motiven aus ihnen.
 
 
...muss sich für den Spaziergang etwas zurecht machen.
Der "Darkman" erinnert rein optisch an die Hauptfigur aus James Whale's Klassiker "Der Unsichtbare" (im "gewickelten" Zustand) wie aus "Das Phantom der Oper", auch die Story rund um die Rache eines Entstellten hat Parallelen zu ihnen. Etwas "Frankenstein", eine kleine Prise "Der Elefantenmensch", Raimi zitiert fleißig und liebevoll quer durch den Genregarten. Dabei sind das alles nur Gewürze, der "Evil Dead"-Schöpfer macht mit "Darkman" einen waschechten Superheldenfilm, mit allem was dazu gehört. Überzogen bösartige Schurken, ein reicher Schmierlappen als Kopf des Verbrechersyndikats und natürlich das angebetete Weibchen in Nöten. Nur der Held ist etwas düsterer und wütender, fies verunstaltet und auf mächtig Stunk aus. Raimi inszeniert den Film nicht ganz so bunt und comicartig wie beispielsweise Tim Burton ein Jahr zuvor seinen "Batman", allerdings (und in dem Fall wirklich erfreulicherweise) nicht so verbissen und realitätsverankert wie einige Vertreter der letzten Jahre, in erste Linie natürlich Christopher Nolans Fledermaus-Trilogie. "Darkman" ist zum Teil ruppig und recht hart, doch niemals zu brutal, trotz eines fingersammelnden Fieslings und einiger derber Momente. Dafür ist es schlicht zu überspitzt, niemals zu real, und auch nicht um einige fast cartooneske Humoreinlagen verlegen. Das passt alles prima zusammen und unterhält auf eine sehr angenehme Art. Natürlich durften beim "alten" Sam auch die schönen, handgemachten Effekte nicht fehlen. So wüst wie bei seinen Teufelstänzen im Wald selbstverständlich nicht, dafür deutlich professioneller und für seine Zeit richtig gut anzusehen. Kein CGI oder sonstiger Firlefanz, schade das Raimi so was heute nicht mehr macht.
 

Übrigens: Viele Freunde und Kollegen des Regisseurs haben kleine Rollen oder sind in Cameos zu sehen. Bruder Ted Raimi spielt einen der Schläger, die Regisseure John Landis, William Lustig und Scott Spiegel haben kurze Auftritte und ganz zum Schluss gibt es auch noch ein Wiedersehen mit einem ganz besonderen, alten Bekannten. Nette Idee.
 

"Darkman" macht noch richtig viel Spaß und erweist sich als eine fast erfrischende Alternative zu den heute zahlreichen Knall-Schepper-Krachern aus der Superhelden-Gelddruckmaschine. Feine Sache, immer wieder gerne.
 
 
7 von 10 zerfledderten Helden.
 

Review: DIE FANTASTISCHE WELT VON OZ - Wenn Technik wahre Magie übertrumpft

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Fakten:
Die fantastische Welt von Oz (Oz – The Great and Powerful)
USA. 2013. Regie: Sam Raimi. Buch: Mitchel Kapner, David Lindsay.Abaire. L. Frank Baum (Vorlage). Mit: James Franco, Michelle Williams, Rachel Wesiz, Mila Kunis, Zach Braff, Joey King, Tony Cox, Bill Cobbs, Bruce Campbell, Abigail Spencer u.a. Länge: 129 Minuten. Auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.


Story:
Berufsmagier Oscar Diggs arbeitet für einen Wanderzirkus und verzaubert sein Publikum mit seinen Tricks und Illusionen. Leider hat er eine Schwäche für schöne Frauen und bekommt deswegen den Zorn eines wütenden Ehemanns zu spüren. Oscar flieht mit einem Heißlustballon und gerät in einen Wirbelsturm, der ihn direkt in die magische Welt von Oz befördert. Hier wird er bereits sehnlich erwartet, denn laut einer alten Prophezeiung soll er das Land vor der bösen Hexe retten.





Meinung:
Das Zauberland Oz, von 1900 bis 1920 erdacht und verfasst von Autor L. Frank Baum, ist wohl das amerikanische Märchen schlechthin. In mehreren Büchern fing Baum seine Zauberwelt ein und dank des Filmklassikers „Der zauberhafte Land“ und Judy Garlans Evergreen „Somewhere ober the Rainbow“ ist das Reich von lebenden Vogelscheuchen, ängstlichen Löwen und bösen Hexen auch hierzulande bekannt, wenn auch nicht mit dem gleichen Umfang wie in den USA. Sam Raimi, der einst mit Filmen wie „Tanz der Teufel“ die Zensoren heraufbeschwor und später mit „Spider-Man“ bewies, dass Superhelden viel Geld in die Kinokasse spülen können, inszenierte nun ein farbenprächtiges Fantasy-Spektakel und erklärt dem geneigten Publikum wie der große Zauberer überhaupt nach Oz kam.


Erklärt Oscar einer Puppe wie man trampt?
James Franco spielt diesen Zauberer auf eingängige Weise und dass dieser eigentlich so gar keine heldenhaften Züge hat und lieber mit Lug, Betrug und Schmeichelei seinen Weg geht, macht bereits zu Beginn deutlich, dass in „Die fantastische Welt von Oz“ nicht die Stärke, sondern der Intellekt einen Heden formt und so vollzieht sich die allmähliche Wandlung vom selbstüberschätzten Illusionisten hin zum Retter von Oz ohne sonderliche, charakterliche Überraschungen. Aber gut, Sam Raimi ist klar auf unkomplizierte Familienunterhaltung aus. Dennoch ist „Die fantastische Welt von Oz“ immer dann am stärksten, wenn Raimi Gefahr und Unheil auf die bunte Welt loslässt. Ausflüge in dunkle Wälder, die Wandlung von etwas Gutem in etwas Böses und die Demaskierung versteckter Gefahren sind unglaublich eindringlich eingefangen und könnte bei dem einen oder anderen jüngeren Zuschauer durchaus für den einen oder anderen Schreck sorgen. Aber Raimi lässt immer die Farben überwiegen. Auch wenn manche grausigen Visagen erstaunliche Ähnlichkeiten mit Raimis Fluch-Horror „Drag me to hell“ haben, so versteht er es doch die magische Welt nie zu einem Ort ohne Hoffnungen zu machen. Hier gibt es für alles eine Lösung und jede Gefahr, wie groß sie auch sein mag, kann überwunden werden. Das ist liebenswert gemeint und leidet gewiss nicht an der erzählerischen Herzlichkeit, sonder an der Technik, denn „Die fantastische Welt von Oz“ erweist sich trotz Affen mit Flügeln, lebender Porzellanpuppen und singender Zwerge als wenig magischer Ort.


Hüte haben im Zauberland von Oz gerade Konjunktur
Das größte Problem was „Die fantastische Welt von Oz“ hat ist sein Look. Die bunten Farben prallen mit voller Kraft gehen den Sehnerv und sättigen das Verlangen nach Kolorit, welches durch die ersten 20 Minuten, die uns Raimi in stimmungsvoller schwarzweiß und 4:3-Optik verbringen lässt, geschürt wurde. Doch diese Zauberwelt Oz präsentiert sich zu unnatürlich. Unnatürlich in der Hinsicht, dass alles zwar perfekt geformt und ausgefüllt ist, es aber niemals die eigene Ausstrahlung kühler, computeranimierter Bilder loswird. Egal wie warm die Sonne über gigantische Glockenblumen strahlt, die gelbe Ziegelsteinstraße sich ihren Weg durch üppiges Grün bahnt und Goldschätze ganze Räume ausfüllen, das alles wirkt zu artifiziell. Das Gefühl etwas magisches, etwas unerklärliches zu erleben bleibt damit fast vollkommen aus. Somit erklärt „Die fantastische Welt von Oz“ nicht nur innerhalb der Filmhandlung Technik zur wahren Magie, sondern auch inszenatorisch. Es hat schon etwas erschreckendes, dass aus einer Vorlage, die die Macht der eigenen Vorstellung feiert, nun in ein aufgedonnertes Abenteuer verwandelt wurde, welches aussagt, dass es scheinbar keine Grenzen gibt, dieses Zeugnis aber in Form einer bunt-technisierten Ausstrahlung gleichzeitig widerlegt.


„Die fantastische Welt von Oz“ scheitert leider daran den Zauber von Oz einzufangen. Den Darstellern, die sichtbar Spaß mit ihren Rollen hatten, ist zu verdanken, dass Sam Raimis so farbenprächtige wie starre Technikdemonstration aber noch in empathischen Bereichen funktioniert und somit dem ähnlich gelagerten und enttäuschenden "Alice im Wunderland" von Tim Burton überragt. Wer sich wirklich verzaubern lassen will, der sollte zu „Das zauberhafte Land“ (1939) oder „Oz – Eine fantastische Welt“ (1985) greifen.


4 von 10 fliegenden Pavianen