Review: LONDON HAS FALLEN - Ein Actionfilm für Donald Trump


Fakten:
London Has Fallen
USA. 2015.
Regie: Babak Najafi. Buch: Creighton Rothenberger, Katrin Benedikt, Chad St. Joh, Christian Gudegast. Mit: Gerard Butler, Aaron Eckhart, Morgan Freeman, Charlotte Riley, Alon Moni Aboutboul, Angela Bassett, Melissa Leo, Radha Mitchell, Jackie Earle Haley, Robert Forster, Colin Salmon, Sean O’Bryan, Waleed F. Zuaiter u.a. Länge: 99 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Nach dem plötzlichen Tod des britischen Premierministers finden sich die Staatsoberhäupter der westlichen Welt in London ein, um der Beerdigung beizuwohnen. Dazu zählt auch Benjamin Asher, Präsident der Vereinigten Staaten. Doch an trauern ist nicht mehr zu denken, als Terroristen die englische Metropole mit taktischen wie überaus zerstörerischen Angriffen überziehen und dabei bis auf Asher auch sämtlichen Politiker des Auslands ermorden. Asher kann dank der Hilfe seines Bodyguards Mike Banning entkommen. Gemeinsam fliehen sie in den Untergrund und versuchen irgendwie zu überleben, denn in der jetzigen Situation können sie niemanden wirklich trauen.




Meinung:
Er kam quasi aus dem Nichts, dieser Actionfilm mit dem Titel „Olympus Has Fallen“ aus dem Jahre 2013 und trotz dessen gelang es ihm an der Kinokasse ordentlich einzuschlagen und sogar de storytechnisch ähnlich gelagerten „White House Down“ von Roland Emmerich in Sachen Einspielergebnis zu toppen. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis Gerard Butler als Präsidenten-Beschützer Mike Banning zurück auf die Leinwand kommt, um erneut seinen Schützling vor terroristischen Abgriffen zu schützen. Diesmal geht dabei aber nicht bloß das Weße Haus zu Bruch, sondern halb London sowie die mächtigsten Politiker der Welt –natürlich abgesehen vom Präsidenten.


Damit das klar ist: Wenn Banning Leute foltert ist das absolut okay!
Dass Banning erneut zur scheinbar einzigen Lebensversicherung des mächtigsten Mannes der Welt wird, liegt an einem groß angelegten Plan von Terroristen, die eine Trauerfeier in London nutzen, um kompromisslos deutlich zu machen, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist. Der Initiator des Terror-Großangriffs ist dabei der Waffenhändler Barkawi. Hier gelingt dem Film zu Beginn eine kleine Überraschung, denn statt Barkawis Gründe für seine bestialischen Pläne mit simplen Gut-Böse-Mentalitäten abzuhaken, erzählt „London Has Fallen“ wie ein militärischer Drohnenangriff der Großmächte dazu führte, dass ein Großteil von Barkawis Familie – und mit ihnen dutzende von Unschuldige – den Tod fanden. Dessen großspurige Rache ist also nicht mehr als eine Reaktion. All das, was danach folgt entspringt dem politischen wie militärischem Kalkül der großen Nationen. Daraus lässt sich nicht bloß dramaturgisch einiges machen. Doch obwohl sich „London Has Fallen“ diese große Chance aufbaut, die vollgestopft ist mit Ambivalenzen, nutzt sie der Film nicht. Als gäbe es die ersten Minuten nicht, wandelt der Actioner lieber brav auf einfachen Wegen: Die sind böse, wir gut.


2 der 3 Darsteller auf diesem Bild werden verheizt
Aber diese krude und faule Mentalität ist bei weitem nicht das Übelste, was „London Has Fallen“ seinem Publikum auftischt. Wie beim Vorgänger von Regisseur Antoine Fuqua („Training Day“) wird auch hier alles, was nicht amerikanisch ist, entweder als gefährlich, urchtrieben oder schlicht und ergreifend inkompetent dargestellt. Das gipfelt dann sogar in Szenen, in denen andere Führer großer Nationen zuerst mit allerlei Klischeegesuppe vorgestellt werden, nur um sie dann meist explosiv über die Klinge zu schicken. sogar unsere Bundeskanzlerin erhält ein nicht unbedingt gut getroffenes Doubles, welches von einer Darstellerin namens Nancy Baldwin gespielt wird. Was noch um einiges schmachvoller ist, ist jedoch wie dreist „London Has Fallen“ moralisch zu Werke geht. Wenn die Terroristen töten, wird dies immer als grausam und menschenverachtend dargestellt (was es ja auch ist), aber wenn der Held des Films, Mike Banning, auf teils rabiateste und widerlichste Weise seine Gegner foltert und exekutiert, zelebriert „London Has Fallen“ dies mit einer solch denkwidrigen moralischen Blauäugigkeit, dass es mental schmerzt. „London Has Fallen“ ist zweifelsohne die perfekte Masturbationsvorlage für Leute wie Donald Trump.


Juhu, der Schulausflug fällt aus
Auch abseits davon gelingt es dem Sequel nicht zu überzeugen. Gerard Butler spielt den Helden auf Autopilot und Morgan Freeman hockt die meiste Zeit regungslos auf seinem Sessel und starrt mit anderen, teils hochklassigen, Darstellern diverse Bildschirme an und darf typische Gesten und Sätze („Oh my god“) von sich geben. Aber gut, sein wir ehrlich, es geht eigentlich doch um die Action. Die empfanden viele Zuschauer ja bereits beim ersten Teil als hervorragend und ja, auch wenn „Olympus Has Fallen“ alles andere als ein guter Film war, so waren seine Actionszenen doch zumindest ausgestattet mit drängender Kinetik und Energie. Bei „London Has Fallen“ wurde nun zwar die Masse an Explosionen erhöht, nur wirklich durchschlagend sind diese selten, was schlicht und ergreifend daran liegt, dass die Spezialeffekte des Sequels noch einmal wesentlich schlechter aussehen als wie eim Vorgänger. Es gibt heutzutage Direct-To-DVD-Actionfilme, die es verstehen, ihre CGI-Actionszenen besser und authentischer aussehen zu lassen, als „London Has Fallen“.


Banning und der Präsident im Londoner Untergrund
Inszeniert hat das Sequel der gebürtige Iraner Babak Najafi, der als Kind mit seiner Familie nach Schweden auswanderte und sich dort als Autor und Regisseur einen Namen machte. Leider wird „London Has Fallen“ dieser Vorab-Reputation nicht würdig, dabei bewies Najafi alleine durch seine Arbeit bei der wunderbaren wie knallharten Actionserie „Banshee- Small Town, big Secrets“ bereits, dass er in der Lage ist heftige Action, Mann gegen Mann, effektiv und einprägsam zu inszenieren. Allerdings besitzt „Banshee“ etwas was „London Has Fallen“ fehlt: den Mut sich einzugestehen, was es ist. „London Has Fallen“ ist nicht mehr als eine Fließbandproduktionen, möchte aber gerne bei den großen Genre-Vertretern mitspielen. So wird z.B. versucht Held Mike Banning auch außerhalb seines Job zu charakterisieren, doch das Ergebnis ist nicht nur billig, sondern schlicht und ergreifend ausdruckslos, weil dem Publikum auch hier nur wieder alte Kamellen aufgetischt werden und diese werden dazu noch nicht einmal neu drapiert oder verpackt.


Es gibt also wirklich nicht viel zu loben bei „London Has Fallen“, außer vielleicht Kameramann Ed Wild. Der Brite versucht zumindest mit seiner Linse hin und wieder ein paar neue und frische Perspektiven einzufangen. Doch das geht im stumpfen wie überheblichen Actiongewitter sang- und klanglos unter und hätte vermutlich auch nicht wirklich weitergeholfen, denn „London Has Fallen“ wäre wohl ein ziemlich verachtenswertes Stück Film geblieben.



1,5 von 10 Fuck Yous

1 Kommentar:

  1. Ich fand ja schon 'Olympus has fallen' nicht besonders gelungen (um es mal positiv zu formulieren). Daher werde ich mir dieses Machwerk wohl komplett sparen...

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