Review: HIGHLANDER - ES KANN NUR EINEN GEBEN - Bloß nicht den Kopf verlieren




Fakten:

Highlander - Es kann nur einen geben (Highlander)

GB, USA, 1986. Regie: Russell Mulcahy. Buch: Gregory Widen, Peter Bellwood, Larry Ferguson. Mit: Christopher Lambert, Sean Connery, Roxanne Hart, Clancy Brown, Beatie Edney, Alan North, Jon Polito, Sheila Gish, Hugh Quarshie, Christopher Malcolm, Billy Hartman, James Cosmo, Celia Imrie u.a. Länge: 111 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

 

Story:

Im Jahr 1536 wird der junge Connor MacLeod bei seiner ersten Schlacht vom Schwert des Barbaren Kurgan durchbohrt. Als er am nächsten Tag quicklebendig und vollkommen unversehrt ist, glauben seine Leute an Hexerei. Connor wird von seinem Land vertrieben und findet in der Abgeschiedenheit der schottischen Highlands seine grosse Liebe Heather. Dann erscheint der Edelmann Ramirez und klärt Connor auf: Er gehört zu den Unsterblichen. Nur wenn ihnen der Kopf abgetrennt wird, können sie sterben. Und das müssen sie, denn am Ende kann es nur einen geben, der dann die Macht besitzen wird die gesamte Welt zu beherrschen. Mehr als 400 Jahre später lebt Connor unter dem Namen Russell Nash in New York. Seit Jahrhunderten verbirgt er seine wahre Identität, unzählige Duelle mit anderen Unsterblichen sind vergangen. Nur noch wenige sind übrig geblieben. Unter ihnen auch Kurgan, der versessen auf Connors Kopf ist.

 


Meinung:
Das Filmgeschäft ist manchmal so unberechenbar wie kurios, kann so ungerecht sein und hält letztendlich doch ein verdientes Happy End parat. Seinerzeit ging Russell Mulcahy's "Highlander" gnadenlos an den Kinokassen unter und galt als riesiger Flop. Dem Videothekenboom der 80er sei Dank wurde dieses Missverständnis wieder gerade gebogen und der Film mauserte sich verdientermassen zum Hit, prägte die Film- und Popkultur massgeblich und zog bis heute vier (sehr dürftige) Fortsetzungen, eine Fernseh- und Trickserie nach sich. Nichts davon konnte nur annährend den Status, geschweige denn die Qualität des Originals erreichen. Auch für einige der Hauptverantwortlichen sollte "Highlander" ihren Karrierehöhepunkt darstellen und gleichzeitig eine Messlatte, die sie in der Folgezeit nie wieder erreichen würden. Fast ein Fluch.

Der ägyptische Schotte aus Spanien.
Regisseur Russell Mulcahy konnte später kaum noch überzeugen (löblichste Ausnahme: "Ricochet - Der Aufprall"), sonst waren da entweder verdiente Bauchlandungen ("Karen McCoy - Die Katze") oder von vornherein als Totgeburt gestartete Billig-Heuler. Sein letztes grösseres Regie-Projekt war "Resident Evil: Extinction", als er Paul W.S. Anderson mal kurz sein Lieblingsspielzeug wegnehmen durfte, zuletzt schrieb und produzierte er den Absauf-Trash "Bait - Haie im Supermarkt". Was für ein Absturz. Gregory Widen, Ideengeber und Co-Autor von "Highlander", erging es kaum besser. Bis auf das Skript zu der pathetischen (aber immerhin erfolgreichen) Feuerwehr-Seifen-Oper "Backdraft" kam nur noch der oft unterschätzte Genre-Hit "God's Army - Die letzte Schlacht" mit ihm als Regisseur und Autor, danach war es dann auch mehr oder weniger vorbei mit seiner Karriere. Und schliesslich noch Christopher Lambert, der zwar noch einige Jahre Restruhm hatte und durchaus noch den ein oder anderen brauchbaren Film vorweisen konnte, aber mit der Zeit auch fast ausschliesslich im C-Movie Bereich rumdümpelte und eine Gurke nach der anderen drehte. Hält man sich das alles vor Augen, scheint sich der anfängliche Misserfolg des Streifens auf seine tragenden Köpfe rückwirkend übertragen zu haben. Schräge Geschichte.

Kurgan trägt vorsorglich gleich zwei Köpfe
Nun endlich zum Film: Eine Art (retro-)modernes Märchen mit ganz viel 80er Romantik, klingenden Schwertern und Musik von Queen. Das hat nicht nur wahnsinnig viel nostalgischen Charme (ganz besonders für die kleinen Jungs dieser Zeit, die nach dem verbotenen Genuss mit Holzschwertern durch den Garten getobt sind), es hat das, was heutige Filme leider viel zu oft und schmerzlich vermissen lassen. Eine innovative, kreative Geschichte, mit unendlich viel Potenzial. Nicht nur als Fantasy- oder Actionfilm, es wird gleichzeitig ein menschliches Drama erzählt. Immer schon strebte der Mensch nach Unsterblichkeit doch, wie Queen es schon mit ihrem Titelsong fragen, who want's to live forever? Wer will sich schon durch alle Jahrhunderte schlagen müssen, jeden Krieg, jede Seuche, jedes Elend der Geschichte am eigenen Leib miterleben? Wer will ewig kämpfen, immer wieder, sich verstecken, untertauchen, falsche Identitäten annehmen, immer mit dem Bewusstsein und der Bereitschaft leben, dass an der nächsten Ecke wieder jemand die Klinge zückt und zum Duell auffordert? Und vor allem: Wer will alle seine Lieben von sich gehen sehen? Während man selbst kaum merklich altert, welken und sterben alle geliebten Menschen um uns herum. Happy End ausgeschlossen. Eine Tragödie, die "Highlander" nicht nur am Rande thematisiert. Es steht zwar nicht im direkten Fokus, doch ist allgegenwärtig und gibt dem Film so viel mehr Tiefe, als es vergleichbare Werke schaffen. 

Auf heiligem Boden kann man die Beine hochlegen
Natürlich ist und bleibt es in erster Linie ein Fantasyfilm, und was für einer. Ein zeitloser Hit, von Mulcahy so schön eingefangen, wie er es nie wieder schaffte. Mit teils wunderschönen Landschaftsaufnahmen aus den Highlands, einem unglaublichen passenden Soundtrack, starken Figuren und einer nie plump erzählten Geschichte. Ja, auch das Skript bietet weitaus mehr als zu erwarten. Kein einfaches Hau-drauf-Spektakel, die Story enthält viele Details und der Ablauf ist abwechslungsreich genug, um für knapp 2 Stunden nicht den Anflug von Längen aufzuweisen. Selbst nach fast 30 Jahren und unzähligen Sichtungen. "Highlander" versprüht Magie, wie es wenige Filme schaffen. Das dies nur auf den Erstling zutrifft ist ziemlich schade, wie viel hätte man da noch rausholen können? Nun gut, das macht ihn eigentlich nur noch besser und passt zum Motto. Es kann nur einen geben.

Bester Film von Russell Mulcahy (nicht so schwer), bester Film von Christopher Lambert (etwas schwerer) und einer der besten Filme seines Genres. Ach, und Clancy Brown als hünenhaftes Monster Kurgan spielt die Rolle seines Lebens ("Pater, vergeben sie mir, ich bin ein Wurm".) Grosser Film, damals, heute immer noch, wahrscheinlich noch in 100 Jahren. Der wird für immer leben, garantiert.

8,5 von 10 rollenden Köpfen. 

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