USA, 1994. Regie: Frank Darabont.
Buch: Frank Darabont, Stephen King (Vorlage). Mit: Tim Robbins, Morgan Freeman,
Bob Gunton, William Sadler, Clancy Brown, Gil Bellows, Mark Rolston, James
Whitmore, Jeffrey DeMunn, Larry Brandenburg, Brian Libby u.a. Länge: 143
Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Andy Dufresne, ein erfolgreicher
Banker, wird 1949 für den Mord an seiner untreuen Ehefrau und deren Liebhaber
zu einer lebenslangen Haftstrafe im berüchtigten Shawshank-Gefängnis
verurteilt. Dort wird Frischlingen eine eher geringe Lebenserwartung
unterstellt, besonders so ruhigen Fischen wie Andy. Den sadistischen Wachen,
dem selbstgerechten Leiter und den brutalen Mithäftlingen zum Trotz findet Andy
recht schnell seinen Platz in dem autonomen System, immer in der Hoffnung,
irgendwann wieder in Freiheit leben zu können. Als die Chance zum Greifen nah
ist, wird sie genauso schnell wieder zerstört…
Meinung:
„Hoffnung kann einen Mann in den
Wahnsinn treiben. Hier drin nützt sie dir nichts. Ich hoffe, das vergisst du
nie.“
Fast unglaublich, dass Frank
Darabont mit „Die Verurteilten“ sein Spielfilmdebüt gab. So virtuos und exakt
auf die Gemüter des Publikums abgestimmt trägt er seinen Film vor. Schafft es,
aus einer (guten, aber nicht überragenden) Kurzgeschichte von Stephen King ein
packendes, an einem ungünstigen Zeitpunkt unterschätztes und nachhaltig in
Platin gegossenes Stück junger Filmgeschichte zu schmieden. Heute gilt „Die
Verurteilten“ als einer der besten Filme aller Zeiten, zumindest wenn man
messbare Wertungen aus Videothekenprofiten (damals) oder Internet-Feedback
(heute) als Maßstab nimmt. Die verkannte Qualität zu seinem Kinostart ist immer
noch schändlich, der auf das Maximum gepushte Hype etwas übertrieben. Dennoch, das
ist ein wunderschöner, hervorragend inszenierter Film, der seinerzeit gegen das
ultimative Everybody’s Darling „Forrest Gump“ (und außer Konkurrenz, warum auch
immer, „Pulp Fiction“) den Kürzeren zog.
-"10 Kippen auf das Weißbrot." -"Wie meinen?!"...
Manipulativ ist die Geschichte um
Andy Dufresne sicher, sehr gezielt, setzt in seiner Inszenierung oft auf
überflüssige Elemente (die musikalische Untermalung wirkt mehr als einmal
extrem überzuckert, obwohl diverse Szenen OHNE Musik wesentlich besser
funktionieren würden), kippt gegen Ende etwas zu sehr in Wohlfühlkitsch, aber
bis dahin sind alle Kritikpunkte reines Erbsenzählen. So effektiv und kurzweilig
Darabont die Geschichte von dem geborenen Märchenonkel Morgan Freeman vortragen
lässt (die ersten 90 Minuten fühlen sich wie maximal 25 an), ist auf höchstem,
narrativem Niveau. Bedrückender, konstruierter, aber sicher nicht
überdramatisierter Knastalltag werden perfekt in einen stimmigen Erzählfluss
integriert, die menschlichen Aspekte in den Vordergrund gestellt. King’s Kurzgeschichte
wird weggetreu umgesetzt und gezielt ergänzt, dadurch entstehen 2 ½ Stunden beste
Unterhaltung.
Schlechte Wetter kann so befreiend wirken
Allein der Mut von Frank Darabont,
eine der weniger bekannten Geschichten von King als großes Epos aufzublasen,
ist bemerkenswert. Mit seiner geringen Erfahrung. Aber er begreift das, was
King selbst nicht so perfekt ausdrücken konnte. Eine Geschichte über
Freundschaft, Freiheitsdrang, Gerechtigkeit, auch wenn der Weg dahin hinter
schweren Mauern aus Stein und Beton begraben liegt. Da braucht man schon ein ergiebiges
Werkzeug oder die perfekte Tarnung. In der Bibel findest du Erlösung, die
Freiheit im Schoß einer Göttin. 20 Jahre Bau vergehend wie im Flug, dank der
flotten, dennoch detaillierten Inszenierung, den hervorragenden Darstellern und
dem Verständnis für altmodisches, gleichzeitig zeitgemäßes Erzählkino, was
heute oft auf der Strecke bleibt. „Die Verurteilten“ richtet sich gezielt an
die Empathie des Zuschauers, macht es ihm aber verhältnismäßig leicht, sich in
ihm und seiner Dynamik zu verlieren. Man fühlt sich nicht an der Hand gezerrt,
sondern eingeladen, an dem Schicksal der sympathischen Charaktere teilzuhaben.
Sie können einen kaum kalt lassen, selbst wenn man es wollen würde. Viele Filme
betteln um Teilhabe, dieser schafft es bald beiläufig. Man kann Darabont speziell
zum Ende überdeutliche Taschenspielertricks vorwerfen, doch selbst die gehen in
der homogenen und einfühlsamen Dramaturgie fast unter. So sensibel, stimmig und
im Paket funktionell wie hier ist das selten, spricht für hohes Talent des
Geschichtenerzählens, was Darabont zweifellos beherrscht.
Er schafft es, aus einer
interessanten, aber nicht unbedingt dafür prädestinierten Vorlage, einen
abendfüllenden, jederzeit spannenden Film zu kreieren, der unglaublich gezielt
die gröbsten Schlaglöcher überspringt und zeitgleich die kleinen Nuancen mitnimmt,
um nicht als Edelkitsch zu sterben. Bis zu seinem leicht überzogenen Finale ist
„Die Verurteilten“ genau das, was Kritiker und Konsumenten zwingend vereinen
sollten. Kommerz-Arthouse, Underdog und Überflieger, erst unterschätzt und dann
gefeiert. Man trifft sich in der Mitte, in der sehr guten, bald überragenden
Mitte.
Fakten: Hellbenders – Zum Teufel mit der Hölle
USA. 2012. Regie und Buch: J.T. Petty (Vorlage). Mit: Clancy Brown, Clifton
Collins Jr., Dan Fogler, Andre Royo, Robyn Rikoon, Larry Fessenden, Lauren
Francesca, Macon Blair, Edoardo Ballerini, Samantha Buck, Jeff Ware, Jaiden
Kaine u.a. Länge: 85 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 22. Juli 2014
auf DVD und Blu-ray (inkl. 3D-Fassung) erhältlich.
Story: Sündigen? Für eine Gruppe von Pfarrern in Brooklyn ist das Ehrensache! Denn
nur wer genug Sünden begangen hat, kommt auch nach dem Ableben in die Hölle.
Genau dorthin sollen die Dämonen zurück, die die Geistlichen per Exorzismus
austreiben und wenn einer der Dämonen es wagt in den Körper eines der Pfarrer zu
gelangen, schickt dieser sich selbst inkl. dämonischen Beifahrer zurück ins
Fegefeuer. Als jedoch ein neuer Papst gewählt wird und ein ungewöhnlich
mächtiger Dämon auftaucht, bekommen die guten Sündiger viele Probleme.
Meinung: -„Du bist immer betrunken.“
-„Das ist mein
Job.“
Da sage nochmal jemand, dass Leben als Diener Gottes
sei langweilig und voller Entbehrungen. Man muss nur zur richtigen
Splittergruppe gehören, dann sind Joints, Saufgelage und sexuelle
Ausschweifungen nicht nur gestattet, sondern ausdrücklich erwünscht. J. T.
Petty wandelt bei der Umsetzung seiner eigenen Graphic Novel auf den Spuren von
Álex de la Iglesia. „Hellbenders“ erinnert im Ansatz an dessen zweiten
Spielfilm „El dia de la bestia“, in dem damals nur ein Geistlicher mit voller
Absicht über die Stränge schlug, um die Geburt des Antichristen zu verhindern.
Die Story hier ist schon eine andere, nur Parallelen sind vorhanden, ohne Petty
in irgendeiner Form Plagiatsvorwürfe machen zu wollen, dafür ist der Streifen
klar zu eigenständig. Was er sich gefallen lassen muss: Trotz des grundsätzlichen
Unterhaltungswerts seines Films wirkt „Hellbenders“ stark unausgegoren,
teilweise leicht planlos und lässt viel Potenzial links liegen. Besonders die
Abstimmung von schwarzem Humor und stellenweise unpassend ernst wirkendem
Exorzismus-Horror greift nicht immer harmonisch ineinander. Manchmal zu albern,
manchmal zu grimmig, manchmal sogar recht drastisch, die Mitte erwischt er nur
selten. Dennoch lässt sich dem wackligen Durcheinander ein gewisser Charme
nicht abstreiten, speziell im rasanten Finale. Man muss sicher eine Affinität
zu solchen Filmen mitbringen, wo wir schon wieder bei Kollege Iglesia wären.
Fans des irren Spaniers könnten hier auch ihren Spaß haben, wenn die
„Ansprüche“ leicht gedrosselt werden. Dank einiger kleiner Lacher, markanter Zitate
(„Die Männer Gottes sind des Satans Pearl
Harbor. Sie beginnen seine Kriege.“) und den gut aufgelegten Hauptdarstellern
– Clancy „Kurgan“ Brown und Clifton Collins Jr. – trotz klarer Mängel noch ganz
nett.
5,5 von 10 Sünden im Namen des Herrn
von JackoXL
Meinung: Witzig, aber dennoch dem Genre gerecht werden. Nur wenigen Horrorkomödien
gelingt dieser Drahtseilakt. Regisseure wie Joe Dante oder John Landis haben
mit ihren Filmen wie „American Werwolf“ oder „Meine teuflischen Nachbarn“ die
Messlatte für dieses Sub-Genre, welches heutzutage in den Multiplexkinos leider
fast nur noch durch miserable Spoof-Movies vertreten wird, also äußerst hoch
gelegt. „Hellbenders“ versucht nun Exorzismus und Anarcho-Ulk zu kreuzen. Die
Ausgangsidee ist dabei nicht sehr clever aber genügsam und zumindest auf dem
Papier recht amüsant. Im Film allerdings beschränkt sich Regisseur J.T. Petty
auf schnell durchschaubare Witzchen, die allesamt den Kontrast aus Sünde und
Glaube nutzen, sich jedoch nie wirklich weiterentwickeln. Es ist Petty aber
hoch anzurechnen, dass er nicht versucht Größen wie „Der Exorzist“ zu
referieren, sondern probiert, so gut es geht, eigene Akzente zu setzen. Diese
funktionieren jedoch nicht. Ganz einfach deswegen, weil seine Erzählung von
sündigen Geistlichen, einem dämonischen Widersacher und Problemen mit dem neuen
Papstmehr schlecht als recht
ineinandergreifen. Eine gute Horrorkomödie verbindet die Extreme des Lachens
und der Furcht zu einer homogenen Masse. „Hellbenders“ versucht dies auch, eine
Emulsion will dabei aber nicht entstehen. Dass dazu deutlich zu viele Figuren (u.a.
auch Andre Royo, bekannt als Bubbles aus der vermutlich besten Serie aller
Zeiten: „The Wire“) um die Aufmerksamkeit des Publikums buhlen, macht aus
Pettys „Hellbenders“ letztlich recht verzichtbares Teufelszeug.
GB, USA, 1986. Regie: Russell Mulcahy. Buch: Gregory Widen, Peter Bellwood, Larry Ferguson. Mit: Christopher Lambert, Sean Connery, Roxanne Hart, Clancy Brown, Beatie Edney, Alan North, Jon Polito, Sheila Gish, Hugh Quarshie, Christopher Malcolm, Billy Hartman, James Cosmo, Celia Imrie u.a. Länge: 111 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich. Story:
Im Jahr 1536 wird der junge Connor MacLeod bei seiner ersten Schlacht vom Schwert des Barbaren Kurgan durchbohrt. Als er am nächsten Tag quicklebendig und vollkommen unversehrt ist, glauben seine Leute an Hexerei. Connor wird von seinem Land vertrieben und findet in der Abgeschiedenheit der schottischen Highlands seine grosse Liebe Heather. Dann erscheint der Edelmann Ramirez und klärt Connor auf: Er gehört zu den Unsterblichen. Nur wenn ihnen der Kopf abgetrennt wird, können sie sterben. Und das müssen sie, denn am Ende kann es nur einen geben, der dann die Macht besitzen wird die gesamte Welt zu beherrschen. Mehr als 400 Jahre später lebt Connor unter dem Namen Russell Nash in New York. Seit Jahrhunderten verbirgt er seine wahre Identität, unzählige Duelle mit anderen Unsterblichen sind vergangen. Nur noch wenige sind übrig geblieben. Unter ihnen auch Kurgan, der versessen auf Connors Kopf ist.
Meinung:
Das Filmgeschäft ist manchmal so unberechenbar wie kurios, kann so ungerecht sein und hält letztendlich doch ein verdientes Happy End parat. Seinerzeit ging Russell Mulcahy's "Highlander" gnadenlos an den Kinokassen unter und galt als riesiger Flop. Dem Videothekenboom der 80er sei Dank wurde dieses Missverständnis wieder gerade gebogen und der Film mauserte sich verdientermassen zum Hit, prägte die Film- und Popkultur massgeblich und zog bis heute vier (sehr dürftige) Fortsetzungen, eine Fernseh- und Trickserie nach sich. Nichts davon konnte nur annährend den Status, geschweige denn die Qualität des Originals erreichen. Auch für einige der Hauptverantwortlichen sollte "Highlander" ihren Karrierehöhepunkt darstellen und gleichzeitig eine Messlatte, die sie in der Folgezeit nie wieder erreichen würden. Fast ein Fluch.
Der ägyptische Schotte aus Spanien.
Regisseur Russell Mulcahy konnte später kaum noch überzeugen (löblichste Ausnahme: "Ricochet - Der Aufprall"), sonst waren da entweder verdiente Bauchlandungen ("Karen McCoy - Die Katze") oder von vornherein als Totgeburt gestartete Billig-Heuler. Sein letztes grösseres Regie-Projekt war "Resident Evil: Extinction", als er Paul W.S. Anderson mal kurz sein Lieblingsspielzeug wegnehmen durfte, zuletzt schrieb und produzierte er den Absauf-Trash "Bait - Haie im Supermarkt". Was für ein Absturz. Gregory Widen, Ideengeber und Co-Autor von "Highlander", erging es kaum besser. Bis auf das Skript zu der pathetischen (aber immerhin erfolgreichen) Feuerwehr-Seifen-Oper "Backdraft" kam nur noch der oft unterschätzte Genre-Hit "God's Army - Die letzte Schlacht" mit ihm als Regisseur und Autor, danach war es dann auch mehr oder weniger vorbei mit seiner Karriere. Und schliesslich noch Christopher Lambert, der zwar noch einige Jahre Restruhm hatte und durchaus noch den ein oder anderen brauchbaren Film vorweisen konnte, aber mit der Zeit auch fast ausschliesslich im C-Movie Bereich rumdümpelte und eine Gurke nach der anderen drehte. Hält man sich das alles vor Augen, scheint sich der anfängliche Misserfolg des Streifens auf seine tragenden Köpfe rückwirkend übertragen zu haben. Schräge Geschichte.
Kurgan trägt vorsorglich gleich zwei Köpfe
Nun endlich zum Film: Eine Art (retro-)modernes Märchen mit ganz viel 80er Romantik, klingenden Schwertern und Musik von Queen. Das hat nicht nur wahnsinnig viel nostalgischen Charme (ganz besonders für die kleinen Jungs dieser Zeit, die nach dem verbotenen Genuss mit Holzschwertern durch den Garten getobt sind), es hat das, was heutige Filme leider viel zu oft und schmerzlich vermissen lassen. Eine innovative, kreative Geschichte, mit unendlich viel Potenzial. Nicht nur als Fantasy- oder Actionfilm, es wird gleichzeitig ein menschliches Drama erzählt. Immer schon strebte der Mensch nach Unsterblichkeit doch, wie Queen es schon mit ihrem Titelsong fragen, who want's to live forever? Wer will sich schon durch alle Jahrhunderte schlagen müssen, jeden Krieg, jede Seuche, jedes Elend der Geschichte am eigenen Leib miterleben? Wer will ewig kämpfen, immer wieder, sich verstecken, untertauchen, falsche Identitäten annehmen, immer mit dem Bewusstsein und der Bereitschaft leben, dass an der nächsten Ecke wieder jemand die Klinge zückt und zum Duell auffordert? Und vor allem: Wer will alle seine Lieben von sich gehen sehen? Während man selbst kaum merklich altert, welken und sterben alle geliebten Menschen um uns herum. Happy End ausgeschlossen. Eine Tragödie, die "Highlander" nicht nur am Rande thematisiert. Es steht zwar nicht im direkten Fokus, doch ist allgegenwärtig und gibt dem Film so viel mehr Tiefe, als es vergleichbare Werke schaffen.
Auf heiligem Boden kann man die Beine hochlegen
Natürlich ist und bleibt es in erster Linie ein Fantasyfilm, und was für einer. Ein zeitloser Hit, von Mulcahy so schön eingefangen, wie er es nie wieder schaffte. Mit teils wunderschönen Landschaftsaufnahmen aus den Highlands, einem unglaublichen passenden Soundtrack, starken Figuren und einer nie plump erzählten Geschichte. Ja, auch das Skript bietet weitaus mehr als zu erwarten. Kein einfaches Hau-drauf-Spektakel, die Story enthält viele Details und der Ablauf ist abwechslungsreich genug, um für knapp 2 Stunden nicht den Anflug von Längen aufzuweisen. Selbst nach fast 30 Jahren und unzähligen Sichtungen. "Highlander" versprüht Magie, wie es wenige Filme schaffen. Das dies nur auf den Erstling zutrifft ist ziemlich schade, wie viel hätte man da noch rausholen können? Nun gut, das macht ihn eigentlich nur noch besser und passt zum Motto. Es kann nur einen geben.
Bester Film von Russell Mulcahy (nicht so schwer), bester Film von Christopher Lambert (etwas schwerer) und einer der besten Filme seines Genres. Ach, und Clancy Brown als hünenhaftes Monster Kurgan spielt die Rolle seines Lebens ("Pater, vergeben sie mir, ich bin ein Wurm".) Grosser Film, damals, heute immer noch, wahrscheinlich noch in 100 Jahren. Der wird für immer leben, garantiert.
Hach, da hat man
sich als DEA-Agent zur Ruhe gesetzt und zieht mit seiner Liebsten in eine
Kleinstadt, um den Stress der Drogenfahndung zu entgehen und dann muss man
erkennen, dass in dieser schnuckligen Stadt ein Drogensyndikat beheimatet ist.
Mal ehrlich, wer kennt dieses Problem nicht? In „Homefront“ wird Jason Statham
genau mit dieser Alltagssituation konfrontiert. Das Ergebnis? Na ja, es ist ein
Statham-Film, dass hier nicht diskutiert und verhandelt wird, dürfte klar sein.
Als dessen Gegenspieler ist James Franco zu sehen. Unter der Regie von Gary
Fleder („Sag‘ kein Wort“) haben außerdem noch Winona Ryder, Rachel Lefevre, Frank
Grillo, Kate Bosworth und Clancy Brown Probleme mit dem Drogensyndikat, bzw.
Jason Statham – je nachdem auf welcher Seite ihre Rollen stehen.
Fakten: Bad
Boys
USA. 1983. Regie: Rick Rosenthal. Buch: Richard Di Lello. Mit: Sean Penn, Esai
Morales, Ally Sheedy, Clancy Brown, Alan Ruck, Reni Santoni, Jim Moody, Robert
Lee Rush, Eric Gurry, John Zenda, Tony Mockus u.a. Länge: 123 Minuten. FSK:
freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story: Der
16-jährige Mick ist auf den Straßen von Chicago einer der härtesten Jungs, der
weiß wie man sich durchsetzen muss. Bekanntschaft mit dem Gesetz hat er auch
schon oft genug gemacht. Nun, nachdem er bei einer Verfolgungsjagd ein Kind
versehentlich tötete, muss Mick aber wegen Totschlags ins Gefängnis. Eigentlich
soll er dort lernen der Gewalt abzuschwören, doch der Knast erweist sich als
noch gefährlicherer Ort als die Straßen der Großstadt.
Meinung: „Bad Boys“ ist mit
Sicherheit kein progressives oder ausschlaggebendes Stück Filmgeschichte, dafür
fehlt ihm zuerst schlicht das innovative Herzstück, das dem Zuschauer
unmissverständlich vermittelt, hier wirklich etwas Neuartiges geboten zu
bekommen. Genau wie der thematisierte Mikrokosmos eines Lebens in einem der
härtesten Jugendgefängnisse der Vereinigten Staaten eindeutig für die
dramaturgische Überhöhung herhalten muss, denn die Intention des Drehbuches ist
nicht von dokumentarischer Natur, sondern zielt vollkommen darauf ab, den
Zuschauer durch Schilderungen des Daseins der Jugendlichen im Gefängnis zu
berühren. Knastklischees sind ein weiterer Punkt, die der Eine oder Andere dem
Drehbuch negativ ankreiden möchte. Nur stellt sich da die Frage, woher diese
Klischees nun in Wahrheit entsprungen sind? Natürlich der Realität. Und selbst
wenn einige Szenen überspitzt dargestellt sein mögen, die Säule der Umsetzung
bleibt im greifbaren Bereich und erweckt nie den Eindruck, ein vollkommen
unglaubwürdiges Bild der Mechanismen innerhalb eines Gefängnisses einzufangen.
"Häng meinem Namen noch einmal ein -is an und es knallt."
Und das ist doch ein enorm wichtiger Punkt für die Perzeption des Zuschauers:
Fühlt er sich für dumm verkauft, sinkt das Interesse, bleibt die Inszenierung
jedoch immer in einem gewissen Rahmen und ermöglicht dem Betrachter so, das
Geschehen immer mit dem angeforderten Ernst durchgehend zu verfolgen, ist die
halbe Miete bereits eingefahren. Von einer hintergründigen Grauzonenvielfalt
innerhalb der rauen Charakterzeichnung kann allerdings auch nicht die Rede
sein, denn als Zuschauer weiß man genau, an welche Figuren man sich wenden
muss. Autor Richard Di Lello und Regisseur Rick Rosenthal begehen aber
glücklicherweise nicht den amateurhaften Fauxpas und versuchen die markanten
Beteiligten durch den Fleischwolf der Charakterentwicklung zu pressen, um sie
gegen Ende in die hohle Holzkiste für pathetische Gutmenschen fallen zu lassen.
Eigentlich möchte sich hier niemand verändern und auch wenn es immer wieder
Momente gibt, in denen eine Figur den nötigen positiven Rückenwind geschenkt
bekommt, wird keine falsche Moral an den Tag gelegt, die den authentischen
Grundtonus ad absurdum führt.
Gefängniskomfort
Man muss sich einen Haufen Kids vorstellen, deren Eltern sich Zeit ihres Leben
einen Dreck um pädagogische Richtlinien oder Strenge geschert haben. Sie kommen
aus der sozialen Unterschicht und sind nicht mit der Zeit zu dem Menschen
geworden, der den Gefängnisaufenthalt mehr als nur verdient hat, sie sind in
diesen Schlamm hineingeboren worden und mussten schon im Kindesalter um ihren
Platz auf der Straße kämpfen, denn nur der zählt in dieser Welt. Der familiäre
Kreis besitzt keinen Wert und Probleme werden hier nicht sachlich durchdacht,
sondern mit dem Butterflymesser in der versifften Nebengasse geklärt. Wie soll
man solchen Menschen zu verstehen geben, dass es noch ein anderes Leben
außerhalb dieses urbanen Molochs gibt, wenn sie es nicht anders kennen und im
Anschluss direkt in einem Gefängnis gelandet sind? Vielmehr werden die Insassen
während ihres Aufenthaltes noch viel schlimmer und müssen sich dem Gesetz des
Dschungels gnadenlos unterordnen.
„Bad Boys“ ist ab der ersten Minute grobes und gewissenhaft inszeniertes
Jugend-Kino, in dem nicht auf geleckte Hochglanzaufnahmen geachtet wird. Das
Bild ist dreckig und rau, genau wie der Ton des Filmes von den Jugendlichen mit
den größten Schnauzen dirigiert wird, nur ist an dieser Stelle der
ausgelutschte Spruch „Hunde, die bellen, beißen nicht“ unangebracht. Man hat es
hier mit hoffnungslosen Verlierern zu tun, die ihr Leben schon vor dem 21.
Lebensjahr vollkommen verbockt haben und keine Rücksicht auf irgendjemanden
mehr nehmen müssen, Schläge haben sie in ihrem Leben schließlich schon genug
eingesteckt. Darüber hinaus geht es um Eingliederung, Freundschaft und Gewalt. Gewalt
die alles bestimmt, die unausweichlich erscheint und auch keinen Halt vor der
Person macht, die bereits gekrümmt auf dem Boden liegt und Blut kotzt. Ein sehr
guter Film, durchgehend ehrlich mit sich selbst, und mit dem blutjungen Sean
Penn in der Hauptrolle natürlich perfekt besetzt.