Review: NEW WORLD - ZWISCHEN DEN FRONTEN - Die Moral der falschen Seite



Fakten:
New World – Zwischen den Fronten (Sinsegye)
Südkorea. 2013. Regie und Buch: Hoon-jung Parks. Mit: Lee ung-jae, Choi Min-sik, Hwang Jung-min, Song i-hyo, Park Sung-woong, Kim Yoon-seong, Jang Gwang, Na Kwang-hoon, Ju Jin-mo u.a. Länge: 134 Minuten. FSK: freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die südkoreanische Polizei versucht seit Jahren die kriminellen Machenschaften der Baufirma Goldmoon aufzudecken und zu zerschlagen, denn hinter der seriösen Fassade verbirgt sich die Mafia. Als der große Boss von Goldmoon bei einem Autounfall ums Leben kommt, sieht Chief Kang seine Chance gekommen. Er hat seit vielen Jahren einen Spitzel in der Organisation und versucht nun diesen im aufkeimenden Machtkampf um den Chefsessel gewinnbringend einzusetzen.





Meinung:
Als äußerst vielversprechendes Projekt sollte Hoon-jung Parks Syndikat-Studie „New World“ die heimischen Ufer in Richtung internationalem Vertrieb verlassen, schließlich war Park zuvor nicht nur am erdrückenden Koloss „I Saw the Devil“ als Autor beteiligt, auch die asiatische Schauspiellegende Min-sik Choi („Oldboy“) ist wieder mit von der Partie. Aber Vorsicht: Die astronomischen Erwartungen, die allein dadurch im Vorfeld unweigerlich entfacht werden, kann „New World“ unmöglich standhalten und Parks Spielfilmdebüt hat letzten Endes vor allem damit zu ringen, seine fast 130-minütige Laufzeit adäquat zu füllen ohne sich in dem zentralen moralischen Zwielicht im Ton zu vergreifen. Viel zu oft senkt sich nicht nur das Tempo der allgemein recht gemächlichen Narration, auch die Bedeutsamkeit der Dialoge und Handlungen innerhalb des Clans erschließt sich im verschachtelten Konstrukt nicht immer vollständig.

 
Das kommt davon, wenn man zu faul für die Treppe ist
Sanft angelehnt an den beliebten Spitzel-Thriller „Infernal Affairs“ (oder damit eben auch „Departed“ von Martin Scorsese), werden wir anhand eines Undercover-Cops durch das koreanischen Massenclan-Gefilde „Goldmoon“ eskortiert und verstehen nach und nach, dass die Mechanismen innerhalb der delinquenten Hierarchie analog wie symbolisch zu einem durchdachten Schachzug auf dem Spielbrett stehen. Wer klar denkt, seine kognitiven Fähigkeiten stabilisiert und seine Gegenspieler kennt, weiß strategisch in diesem Milieu zu punkten. Nur gibt es in dieser Welt ausnahmslos Antagonisten und der Thron des Verbrechens ist auch ein Sammelbecken für Neid und falsche Loyalität innerhalb der Member – Der Ehrenkodex muss zwangsläufig beschmutzt werden. „New World“ interessiert genau dafür, für die Moral auf der falschen Seite des Gesetzes und beißt sich fest in Gesprächen und Hintergrundinformationen.


Wenn es dann jedoch zu Gewaltausbrüchen kommt, und diese stehen immer im Kontext der Thematik, dann prescht diese so unverblümt und ohne jede Rücksicht auf den Zuschauer ein, dass die Erinnerungen direkt zur hervorragend inszenierten Hafen-Szene aus „The Yellow Sea“ schnellen. Aber auch auf diesem Niveau darf sich „New World“ nicht messen lassen, denn wo andere Vertreter des Sub-Genres ihre Laufzeit vollkommen nutzen und nie ins rotieren geraten, ist „New World“ nicht nur zu lang geraten, ihm fehlt zuweilen eben dieser elementare Ansatz, der den Film wirklich zu einer Besonderheit macht. Inszenatorisch wird das alles natürlich wie aus dem Asia-Jargon gewohnt mit exzellenten Hochglanzaufnahmen vollstreckt und für einen Erstling, gerade in Bezug auf den nationalen Usus, bezirzend desinteressiert am großen Tamtam. Beim nächsten Mal muss das Ganze allerdings gestrafft werden, dann darf sich auch dieser Park früher oder später in die Reihe der namhaften Regie-Helden Asiens stellen.


6 von 10 Fässern mit ominösem Inhalt


von souli

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