Review: VIER FLIEGEN AUF GRAUEM SAMT - Genie und Wahnsinn

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Fakten:

Vier Fliegen auf grauem Samt (4 mosche di velluto grigio)
IT, FR, 1971. Regie: Dario Argento. Buch: Dario Argento, Luigi Cozzi, Mario Foglietti. Mit: Michael Brandon, Mimsy Farmer, Jean-Pierre Marielle, Bud Spencer, Aldo Bufi Landi, Calisto Calisti, Marisa Fabbri, Oreste Lionello, Fabrizio Moroni, Corrado Olmi, Stefano Satta Flores u.a. Länge: 104 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Rockmusiker Roberto wird von einem mysteriösen Fremden verfolgt. Als er ihn zur Rede stellt, zückt dieser ein Messer. In dem folgenden Handgemenge ersticht Roberto den Stalker. Ein weiterer, maskierter Fremder schiesst Fotos von dem Szenario und terrorisiert Roberto nun damit. Ohne erkennbaren Grund. Roberto droht den Verstand zu verlieren, Wahn und Wirklichkeit verschmelzen immer mehr.




 

Meinung:
Mit seinem dritten Spielfilm zeigt Dario Argento schon sein unglaubliches Inszenierungstalent, das er scheinbar in den letzten Jahren verloren hat. Traurig, leider eine Tatsache. Was der Meister des europäischen Genrekinos hier abliefert, ist ganz grosses Tennis. Als Regisseur. Von dem Script mal losgelöst.

"Cheese...."
"Vier Fliegen auf grauem Samt" stellt wahnsinnig viele Fragen und beantwortet davon nur wenige. Die oft sehr konfuse Geschichte wird immer wieder durch grandiose Einzelsequenzen aufgefangen, die heute kaum denkbar wären, da niemand der aktuellen Regisseure auch nur annährend in die übergrossen Fussstapfen von Argento getretten ist. Monsegniore erschafft einen Bilderrausch, eine wunderbar-merkwürdige Mischung aus Giallo und Psychothriller, die ansatzweise an David Lynch erinnert. Surreal, zwischen den Welten schwankend, handwerklich perfekt. Die Handlung ist gleichwohl faszinierend wie absurd, der Grat zwischen ernsthafter Spannung und leicht irritierendem "Humor" sehr grenzwertig. Nur das ist ein Ding für sich, ungewöhnlich und genau deshalb befremdlich interessant.


Da der Zuschauer vergleichbar verwirrt ist wie der Protagonist, funktioniert der Film erst. Zwischen einzigartigen Einstellungen und unbegreiflichen Grauen herrscht durchgehend das grosse Nichts, niemand steigt so richtig durch, dennoch ist man voll dabei. Vereinzelte Brocken werden hingeworfen, aber was, wie und warum, keine Ahnung. Macht gar nichts, denn so wunderbar wurde selten ein merkwürdiges Dings-Bums serviert. Da mögen einige Momente total bescheuert sein (Bud Spencer spielt Gott, der Schnüffler ist tuckiger als der gesamte CSD), doch am Ende steht ein Werk, das es so selten zu sehen gab und gibt.


Ein ganz besonderer Film, in beide Richtungen, der letztendlich aber mehr als nur einen Blick wert ist. Ein guter Argento halt, Genie und Wahnsinn, sehr dicht beeinander. Hätte ein Meisterwerk werden können, ist es eindeutig nicht, aber verkauft es kurz als solches. Dennoch ist hier auch der Unsinn zu Hause. Wie das geht, bitte selber anschauen.

7 von 10 Fliegen auf klebrigem Fliegenfängern

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