Review: DER GEHETZTE DER SIERRA MADRE - Western al dente

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Fakten:
Der Gehetzte der Sierra Madre (La resa dei conti)
Italien, Spanien, 1967. Regie: Sergio Sollima. Buch: Sergio Donati, Sergio Sollima. Mit: Lee Van Cleef, Tomas Miliani, Walter Barnes, Fernando Sancho, Luisa Rivelli, Roberto Camerdiel u.a. Länge: 110 Minuten. FSK: ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.




Story:
An der blutigen Grenze zwischen den USA und Mexiko, in der Sierra Madre, hetzt der clevere Geschäftsmann Brockstone den gefürchteten Kopfgeldjäger Jonathan Corbett auf die Fährte des mexikanischen Herumtreibers und Messerhelden "Cuchillo" Sanchez. Der wird beschuldigt, ein junges Mädchen geschändet und ermordet zu haben. Es beginnt eine lange, aufreibende Jagd durch die Sierra Madre...













The Good...
Meinung:
Regisseur Sergio Sollima stand immer etwas im Schatten seiner übergroßen Genrekollegen Sergio Leone und Sergio Corbucci (Der Vorname Sergio scheint für den Spaghetti-Western ein gutes Omen zu sein). Was sein Talent zur Inszenierung angeht, brauchte er sich kaum vor ihnen verstecken. Senior Sollima verstand es zweifellos, wie er einen Film dieses etwas belächelten Genres wie großes Kino aussehen lassen konnte. "Der Gehetzte der Sierra Madre" bietet nicht nur schöne Bilder, Sollimas Film versprüht von Anfang an diesen unverwechselbaren Flair, der den guten Italo-Western so einzigartig machte.





...the bad...
Als Grundzutaten dienen totsichere Elemente, ohne die schon der im Vorjahr erschienene "Zwei glorreiche Halunken" von Leone vielleicht nie zu dem Klassiker geworden wäre, als der er (zurecht) bis heute gilt: Die Musik von Ennio Morricone und Lee Van Cleef als, sehr liebevoll gemeint, Charakterfresse. Van Cleef gehört zum Western wie Salz zur Pasta. Sein einzigartiges Gesicht, sein elegantes, gleichzeitig bedrohliches, ehrfurchteinflößendes Auftreten, seine angeborene Körpersprache, wie gemacht für dieses Genre. Van Cleef war nie allein als "der Gute" oder "der Böse" perfekt, anders als ein John Wayne, der immer nur als Held zu verkaufen war. Ihn umgab diese ambivalente Aura, die sich ein Schauspieler nur wünschen kann. Er trägt den Film, ohne wenn und aber. An der Stelle muss gleichzeitig Co-Star Tomas Milian gelobt werden, der den schlitzohrigen "Cuchillo" auf gleichwertigem Niveau verkörpert. Nie sieht man in ihm den reinen Bad-Guy, was seine Rolle zwangsläufig verlangt. Er ist dem Zuschauer mindestens so sympathisch wie der eigentliche Held Van Cleef, was enorm wichtig für den späteren Verlauf wird.





...and the ugly.
"Der Gehetzte der Sierra Madre" hebt sich nicht nur durch seine Umsetzung von zahlreichen Output des europäischen Western seiner Zeit ab, sondern auch von der Herangehensweise. Was als typischer Genrevertreter beginnt, entwickelt sich fast zu einer Art Krimi, ohne dabei jemals seinen Pfad deutlich zu verlassen. Dennoch ist dies schon etwas außergewöhnlich und gibt dem Film seine eigene Note.


Humor, auch das darf in einem guten Italo-Western nicht fehlen, auch wenn er nur sehr dezent eingestreut sein sollte, um nicht in Richtung Klamauk zu gehen. Nur gelegentlich, dann aber pointiert, sarkastisch und zynisch, dann ist es prima.
Beispiele:


Corbett zu einem Mormonen:
 - "Ich hatte Angst um ihre Tochter."
 - "Meine Tochter? Sarah ist meine 4. Frau!"


Corbett zu Cuchillo:
"Auf Wiedersehen! Wenn ich gegessen habe, steig' ich auf mein Pferd und hol' dich wieder."






"Der Gehetzte der Sierra Madre" macht so viel richtig, hängt nur etwas in der Mitte durch. Es langweilt nie, es unterhält immer, nur da stehen die Werke von Leone und Corbucci noch eine Reihe weiter vorn. Die gewohnt bleihaltige Stimmung bleibt hier etwas aus, ohne das ich das jetzt direkt kritisieren will, nur habe ich das insgesamt eben lieber. Dafür gibt es ein denkwürdiges, finales Duell. In der Form habe ich das auch noch nicht gesehen...





Fans des Genres müssen den sehen und auch Leuten, die sich mal ran tasten wollen, sei er an's Herz gelegt. Die limitierte Neuauflage (mit DVD, Blu-ray, Bonusdisc und einem informativen Booklet) ist zwar etwas kostspieliger, dafür gibt es diesen betagte Werk in erstklassiger technischer Umsetzung...und der Film lohnt ohnehin die Anschaffung.



7,5 von 10 

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