Review: MÄNNER, DIE AUF ZIEGEN STARREN - Humoreske Kriegskritik



Fakten:
Männer, die auf Ziegen starren (The Men Who Stare At Goats)
USA. 2009. Regie: Grant Heslov. Buch: Peter Straughan. Mit: Ewan McGregor, George Clooney, Jeff Bridges, Kevin Spacey, Stehen Lang, Stephen Root, Glenn Morshower, Robert Patrick, Tim Offerman, Rebecca Mader u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Als Lokalreporter Bob 2003 aus privaten Gründen das Land verlässt und als Journalist in den Irakkrieg geht, lernt er Lyn Cassidy, einen Soldaten, der in der 1970er Jahren zum mentalen Supersoldaten ausgebildet wurde, kennen. Bob ist von seiner angeblich wahren Geschichte fasziniert und freundet sich mit ihm an. Lyn, der vor kurzem reaktiviert wurde und wegen einer geheimen Mission im Land ist, nimmt Bob mit auf ein aberwitziges Abenteuer.





Meinung:
„Dieser Film ist wahrer als Sie glauben“. Mit diesem Augenzwinkern begrüßt der Film seine Zuschauer und der nächste ironische Angriff folgt gleich nach den Prologszenen. Im Vorspann sieht man Kriegsbilder aus dem Irak. Diese bekannten Bilder unterlegt der Film mit dem Feel-Good-Song „Alright“ der Britpopper von Supergrass. Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, welche Richtung „Männer, die auf Ziegen starren“ einschlägt. Aber ist der Film wirklich komplette Fiktion? Nicht ganz, es gab tatsächliche eine private Initiative einzelner US-Offiziere, die versucht haben Soldaten, mit angeblichen paranormalen Fähigkeiten, zu Supersoldaten auszubilden. Es soll sogar, ähnlich wie beim atomaren Wettrüsten, einen Zweikampf zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion gegeben haben. Dass der Filme diese kleine Wahrheit zur großen Enthüllungsgeschichte aufbauscht ist eine seiner klaren Stärken, denn diese Geschichte mit hinreißender Ironie, die dazu noch sehr leichtfüßig inszeniert wurde.


Clooney vs. Ziege. Wer zwinkert verliert seinen Leckstein
Doch das Spielfilmdebüt von Grant Heslov (der früher als Darsteller, u.a. in „True Lies“, aktiv war und jetzt als Regisseur und Produzent sehr erfolgreich ist) hat auch andere Seiten. Zum einen baut Heslov nach und nach eine respektlose Armeeparodie auf und hinterfragt so blinden Patriotismus, sowie die Kriegseinsätze der USA. Zum anderen kritisiert er auch die Kriegspolitik. Dass ist alles irgendwie miteinander verwoben und verlinkt und oft genug funktioniert dieses System auch, aber es ist und bleibt hemmungslos überfrachtet. Irgendwann überrumpeln sich die dramatischen, satirischen und kritischen Töne gegenseitig, was zur Folge hat dass der Film ins stocken gerät und plötzlich plump und schwerfällig wirkt. Ein komödantisch-dramaturgisches Stop-Motion-Verfahren, das vor allem dann zum Vorschein kommt, wenn der moralische Finger zu hoch gehalten wird.


„Männer, die auf Ziegen starren“ besitzt standfeste, ja fast unüberwindbar erscheinende Qualitäten. Dass sind zum einen die wunderbaren Darsteller und zum anderen seine freche Impertinenz. Rücksichtslos verkauft der Film dem Zuschauer Lügen als Wahrheiten, immer mit dem Lächeln eines Gauners auf dem Gesicht. Regisseur Heslov unterlegt selbst seinen kritischen Kommentar zum Irakkrieg mit diesem Ausdruck von spitzbübischer Provokation. Befürworter des Krieges fühlen sich so wahrscheinlich nicht allzu sehr auf den Schlips getreten, obwohl der Film militärische Konventionen mit teils galligem Humor torpediert. Wie heißt es so schön: Lachen ist der beste Weg dem Feind die Zähne zu zeigen, auch wenn „Männer, die auf Ziege starren“ nicht unbedingt so komisch geraten ist wie erhofft und erwartet.

6 von 10

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