Review: THE CABIN IN THE WOODS - Drahtseilakt mit Zeigefinger



Hinweis:
Wenn Sie zu den glücklichen 1% gehören, die Horrorfilme mögen, sich mit dem Genre auch etwas auskennen und noch nichts über „The Cabin in the Woods“ gehört haben, dann schauen Sie sich den Film einfach an, aber lesen Sie sich weder irgendeine Synopsis oder Kritik (unsere natürlich auch nicht) durch, noch schauen Sie sich den Trailer an.


Fakten:
The Cabin in the Woods
USA, 2011. Regie: Drew Goddard, Buch: Drew Goddard, Joss Whedon. Mit: Kristen Connolly, Fran Kranz, Jesse Williams, Chris Hemsworth, Richard Jenkins, Bradley Whitford, Anna Hutchinson, Amy Acker, Brian White, Jodelle Ferland, Sigourney Weaver u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Ab 1. Februar auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Fünf Freunde wollen ein schönes Wochenende gemeinsam draußen in den Wäldern, in einer alten Hütte, verbringen. Dort angekommen mehren sich seltsame Ereignisse und als sie im Keller eine Fülle von kuriosen und erschreckenden Dingen finden, steigen schon bald Untote aus ihren Gräbern. Für die Ausflügler beginnt eine tödliche Nacht, die jedoch von außerhalb mittels modernster Technik überwacht und manipuliert wird.






Meinung:
Im Keller wird sich zeigen, was auf die Opfer zu kommen wird
Fünf junge Menschen, sortiert nach Klischees (der Sportler, der Kluge, der Kiffer, das Flittchen, die Jungfrau) begeben sich in eine Waldhütte und werden dort von bösen Mächten drangsaliert. Mal ehrlich, soll das alles sein? „The Cabin in the Woods“ wurde ja nicht nur von Genre-Fans durchgängig gefeiert, aber diese Geschichte klingt so altbekannt wie abgeschlafft. Ist sie auch und genau darum geht es. Der Clou der Story, den die Macher Goddard und Whedon bereits wenige Minuten nach Beginn auf die Zuschauer loslassen ist, dass die Geschehnisse im Wald von Technikern gesteuert werden. Die fünf Opfer werden mit versteckten Kameras überwacht, mit Giften und Gas manipuliert und welche Monstrosität die Gruppe angreift, haben die Opfer, ohne es zu wissen, sogar selbst ausgewählt. Aber warum das alles? Sein wir ehrlich die Geschichte vom manipulierten Horror klingt weder sonderlich clever, noch intelligent. Ist sie aber in weiten Teilen.



„The Cabin in the Woods“ macht den Zuschauer zum Voyeur. Nichts besonderes, diese Rolle des Publikums ist vor allem beim Horrorfilm absoluter Standard. Doch hier bekommen wir, die wissen nach welchem Schema die Situation im Wald abläuft, einen Stellvertreter im Film, nämlich die Mitarbeiter des ominösen Überwachungszentrums. Wir beobachten Opfer wie Täter. Das Unheimliche, nämlich das Unbekannte gibt es für uns also gar nicht. „The Cabin in the Woods“ ist dementsprechend auch kein wirklich spannender Film. Einzig der Grund, warum mit High Tech versucht wird fünf junge Menschen zu töten, bleibt ein Geheimnis. Diese Frage bleibt bis zum Ende präsent.



Mundgeruch: Die perfekten K.O.-Tropfen
Ein großer Fehler ist es, „The Cabin in the Woods“ als Horrorfilm anzusehen. Es ist vielmehr ein mit satirischem Blick gedrehter Beitrag über Horrorfilme. Die Klischees, die Mechanismen und die Erwartungen des Genres werden hier von Beginn an offen gelegt. Das macht Spaß, wurde mit viel Verve und Liebe zum Detail inszeniert und scheut sich auch nicht davor zurück, die Frage zu stellen, warum wir Zuschauer mitfiebern, es teilweise sogar feiern, wenn Figuren von Ungeheuern, Geistern oder Psychopathen gequält werden. Eine wirkliche Antwort darauf bleibt „The Cabin in the Woods“ schuldig. Zwar ist diese Frage im Prinzip die Gleiche, warum in einer hoch technisierten Anlage alles dafür getan wird, um fünf Unschuldige zu ermorden, die Antwort die der Film darauf aber letztlich liefert ist ähnlich schwachsinnig, wie so manche Erklärung in einem Horrorfilm. So gesehen versuchten die Macher wirklich alles, um das Genre zu persiflieren und es gleichzeitig zu huldigen. Ein ambivalenter Drahtseilakt , der weitestgehend gelingt, aber darunter leidet, dass die Inszenierung doch recht ungelenk wirkt. Das Wechseln zwischen den Ebenen lässt keinerlei Stimmung zu, weder vollkommenen Grusel noch vollkommene Parodie. „The Cabin in the Woods“ schert sich nicht darum, was passend würde, er zieht seine Masche durch. Diese Kaltschnäuzigkeit ist rabiat aber auch erfrischend, verhilft aber nicht wirklich zur Abwechslung, sondern mehr zur schnelllebigen Komik im Meta-Bereich.


„The Cabin in the Woods“ ist ein durch und durch zwiespältiger Film. Sein Anliegen ist gut, voller Ideen, aber es gelingt ihm nicht das Genre zu karikieren, ohne seinen Zeigefinger auf das Publikum zu richten. Wie man das Horror-Genre weitaus besser hinterfragt, Komik erzeugt und darüber hinaus auch noch einen fesselnden Film daraus machte zeigte Wes Craven und Autor Kevin Williamson 1996 in „Scream – Schrei!“. Der ist „The Cabin in the Woods“ in allen Bereichen überlegen, auch wenn Drew Goddards Regiedebüt trotz allem kein ununterhaltsames Werk geworden ist.

6 von 10

1 Kommentar:

  1. Wie albern es doch ist, 'Scream' mit dem hier besprochenen zu vergleichen - und dann auch noch für besser zu befinden!
    Der erste Fehler dieser Rezension besteht bereits darin, Cabin jenseits des Horrorfilmes platzieren zu wollen. Nur weil Strukturen aufgebrochen werden, heißt dies nicht, dass es sich um einen Beitrag ÜBER Horrorfilme handelt. Nur weil Mechanismen und Klischees des Genres aufgezeigt werden, heißt das nicht, dass psychologisch erklärt werden muss (Stichwort 'Antwort geben'), warum diese Dinge funktionieren.
    Und wenn der Finger auf jemanden gerichtet wird, dann doch wohl eher auf einfallslose Filmemacher, die erwartungsvolle Fans allzugern mit Phantasielosigkeit belästigen...

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