Fakten:
Indien. 2009. Regie und Buch: Renzil D'Silva. Mit: Saif Ali Khan, Kareena Kapoor, Vivek Oberoi, Om Puri, Dia Mirza, Kulbhushan Kharbanda, Kiron Kher, Nauheed Cyrusi
u.a. Länge: 161 Minuten. FSK: nicht gerpüft. Als Import-DVD erhältlich.
Story:
Avantika lebt eigentlich in den USA, muss aber wegen einer familiären Angelegenheit zurück nach Dehli. Dort lernt sie den Professor Ehsaan kennen. Nach einigen Startschwierigkeiten werden die zwei ein Paar und Avantika nimmt für Ehsaan den muslimischen glauben an. Schon bald ziehen sie in die Staaten und wohnen in einem muslimisch geprägten Vorort-Viertel. Während Ehsaan sich problemlos integriert, fällt es Avantika schwer sich den Regeln des Viertel unterzuordern. Als eines Tages eine Nachbarin verschwindet, die kurze Zeit zuvor Avantika um hilfe bat, untersucht Avantika ihre neuen Nachbarn genauer und sucht Hilfe bei den zwei Journalisten Riyaz und Rihanda .
Story:
Avantika lebt eigentlich in den USA, muss aber wegen einer familiären Angelegenheit zurück nach Dehli. Dort lernt sie den Professor Ehsaan kennen. Nach einigen Startschwierigkeiten werden die zwei ein Paar und Avantika nimmt für Ehsaan den muslimischen glauben an. Schon bald ziehen sie in die Staaten und wohnen in einem muslimisch geprägten Vorort-Viertel. Während Ehsaan sich problemlos integriert, fällt es Avantika schwer sich den Regeln des Viertel unterzuordern. Als eines Tages eine Nachbarin verschwindet, die kurze Zeit zuvor Avantika um hilfe bat, untersucht Avantika ihre neuen Nachbarn genauer und sucht Hilfe bei den zwei Journalisten Riyaz und Rihanda .
Meinung:
Ein
guter Thriller, ist wie eine optische Täuschungen. Auf den ersten Blick meint
man alles zu erkennen, doch dann, wenn man den Blick etwas neigt kommt die
Wahrheit zum Vorschein. "Kurbaan“ ist ein guter Thriller und damit auch
eine gute Täuschung. Von Beginn an spielt er gekonnt auf der Klaviatur des
Bekannten und gerade wenn man glaubt, der Film bewege sich in absehbaren
Bahnen, wechselt der Regisseur den Kurs.
Oh Schlotter, ein Moslem in der U-Bahn. |
"Kurbaan"
ist ein bemerkenswerter Film, denn seine Sprünge quer durch die Erwartungen des
Zuschauers vollführt er in Eintracht und Harmonie mit perfekt ausgetüftelter
Konzeptation. Was anfangs noch willkürlich wirkt ist letztlich sauber
aufeinander abgestimmt. Ein inszeniertes Kartenhaus und die Spannung wenn eine
neue Karte hinzukommt sind meisten groß. Der Trick dabei ist eigentlich simpel:
Jedes Mal, wenn sich der Zuschauer sicher fühlt, wenn er glaubt er wüsste was
Ihn erwartet, holt der Film eine neue Überraschung, eine neue Wendung hervor
und tischt sie dem verdatterten Zuschauer auf. So wächst das Kartenhaus. Die
Kunst besteht darin es wackeln aber nicht einstürzen zu lassen. Es ist ein
Katz-und-Maus-Spiel zwischen Film und Publikum, welches der britische
Meisterregisseur Alfred Hitchcock aus dem FF beherrschte. Hitchcock hätte
sicherlich seine helle Freude an "Kurbaan", denn der Film hält sich
an die altmodische aber niemals veraltete Regel, den Zuschauer im Glauben zu
lassen, er wüsste immer mehr als die Protagonisten, bzw. Helden des Films, ist
aber in Wirklichkeit genau so Ahnungslos wie diese.
Regisseur
Silva konnte für seinen ersten, großen Spielfilm bekannte und beliebte Stars
des indischen Kinos verpflichten. Ganz vorne Kareena Kapoor und Saif Ali Khan. Dass
die zwei Stars auch in Wirklichkeit ein Paar sind dürfte für den Bollywood
Boulevard interessant sein, aber ihre darstellerischen Leistungen macht klar,
dass die Beiden auch ohne ihre Beziehung die Love Story des Films authentisch
und gefühlvoll rüberbringen können und auch im dramatischen sowie im
Thriller-Part des Filmes wissen sie zu überzeugen.
Der
klare, charismatische Fixpunkt von "Kurbaan" ist aber der Journalist
Riyaz, der von Vivek Oberoi einfach nur grandios dargestellt wird. Oberoi kann
hier sein Können voll ausspielen. Spitzbübisch, verletzt, tosend, machtlos und
dies sind nur ein paar Facetten seiner gelungenen Leistung. Ich will die
anderen Darsteller nicht schlecht machen, auch sie zeigen was sie können doch
am meisten hat mich Zweifellos Vivek Oberoi fasziniert. In seinen besten
Momenten (davon gibt es viele) macht er die Ohnmacht, die Zerrissenheit seiner
Figuren spürbar. Sein Handeln aus der Verzweiflung gehört ohne Frage zu den
besten Darstellungen, die ich letztes Jahr sehen durfte. Doch leider hat die
größte Schwäche auch mit dieser Figur zu tun, denn leider wird Riyaz gegen Ende
vom Film etwas nachlässig behandelt. Natürlich Kapoor und Khan stehen dann im
Fokus, doch die Sogwirkung des Charakters von Riyaz, seine Verletzlichkeit und
seine damit verbundenen Taten, die zwischen brutaler Drastik und unsicheren
Heldentum umher pendeln, erreichten im Laufe des Filmes eine größere
Faszination als die Entwicklung des Liebespaares. Vivek Oberoi besitzt hier
einfach das bessere Format. Doch nicht nur Oberoi besitzt ein gutes Format, sondern auch
"Kurbaan" selbst. Zu Beginn erinnert der Film zwar noch etwas an das
typischen, indische Filmklischee, mit Tralalala und schmachtenden Blicken, doch
Regisseur Silva versteht es drastisch und gekonnt diese bekannten Stereotypen
in Zaum zu halten und sie später komplett aus der Inszenierung zu streichen.
Ehrlich: Im späteren Verlauf wären Musik- und Tanzeinlagen wirklich nicht
angebracht, denn die düstere und vor allem anscheinend so ausweglose Situation
der Figuren braucht charakterliche Tiefe, kein Singsang.
"Kurbaan"
thematisiert neben dem Thema Rache und Vertrauen auch die Angst vor dem Islam,
die am 11. September 2001 durch den Anschlag auf das World Trade Center sich
wie eine Feuerwalze ausgebreitet hat. Man kann Regisseur Silva durchaus
vorwerfen, er nutze die Angst vorm Terror für seinen Film, aber damit steht er
nicht alleine da. Die Angst der Menschen war schon immer ein Motor für
spannende Geschichten. Man bedenke nur, wie viele Filmhandlungen alleine aus
der Angst vor der Eskalation des kalten Krieges entstanden sind. Außerdem
verzichtet "Kurbaan" auf ein reines Gut und Böse. Hier besitzt jede
Figur etwas Menschliches, etwas Ambivalentes. Zwar bricht der Film das alte
Schwarz-Weiß-Schema nicht vollends auf, auf stereotype Figuren wie aus einem
schlechten Groschenroman oder ur-alten Bollywood-Schinken verzichtet er aber.
Ein durchaus mutiger Schritt, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich die
Macher so erschwert haben Empathie zu den Figuren aufzubauen. Selbst bei der
Figur des Riyaz, die eigentlich als Sympathieträger per excellence angelegt
ist, wagen es die Macher die Struktur der Sympathie zu durchbohren. Wenn Riyaz
sich vom handsome boy zum kalten, mit der Situation aber überforderten, Rächer
wandelt, so zeigt "Kurbaan" dies mit realistischer Härte.
"Kurbaan" ist kein Märchen, kein Heldenepos. Kurbaan" ist ein
Thriller, der den Zuschauer nach einem freundlichen Start mit (unübertriebener)
Härte die Folgen seiner Protagonisten vor Augen hält. In seinen besten Momenten
erinnert "Kurbaan" an die mehrfach ausgezeichnete Rache-Trilogie des
südkoreanischen Regisseurs Park-Chan Wook. Ein größeres Lob, für diese Art von
Film, gibt es nicht.
9 von 10
Den Film können sie hier bequem als Original-DVD (mit engl. Untertitel) bestellen
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