Review: FLYPAPER - Chaotischer Banküberfall



Fakten:
Flypaper
USA, Deutschland. 2011. Regie: Rob Minkoff. Mit: Patrick Dempsey, Ashley Judd, Octavia Spencer, Tim Blake Nelson, Pruitt Taylor Vince, Jeffrey Tambor, Matt Ryan, Mekhi Pfiffer, Curtis Armstrong, John Ventimiglia, Rob Huebel, Natalie Safran u.a.  Länge: 87 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren.


Story:
Es ist kurz vor Feierabend, als zuerst der mysteriöse Zahlen-Fan Tripp hundert Dollar in der Bank wechseln lassen will und gleich danach zwei Teams von Bankräubern einen Überfall begehen. Auf der einen Seite ein höchst professionelles Gangster-Trio, welche mit einem peniblen Plan an den Inhalt des Tresors wollen, die andere ein dümmliches Redneck-Duo, die mit Sprengstoff die Geldautomaten öffnen wollen. In der Not versuchen die zwei Gangster-Gruppen ohne sich zu behindern ihren jeweiligen Coup durchzuziehen, doch dies ist nicht so einfach, vor allem wenn die Geiseln nerven und jemand der Anwesenden ein falsches Spiel spielt.


Meinung:
Es gibt sie in zwei Varianten: perfekt und sauber oder  katastrophal und  voller Fehler. Gemeint sind Banküberfälle. Wohl kein anderes Verbrechen hat so viele Krimis, Thriller und Actionfilme bedient, wie dieses. Kein Wunder, so ein Überfall gestattet zum einen, bei Bedarf, Sympathie für die Gauner, es erlaubt die uralte Konstellation Polizei gegen Verbrecher in ihrer reinsten Form und lässt sich dazu auf zig Arten erzählen. In „Flypaper“ von Rob Minkoff („Forbidden Kingdom“, „Die Geistervilla“) geht es vornehmlich chaotisch zu. Über ein Dutzend Figuren stehen im Fokus des Films, der nach einiger Zeit eine durchaus unabsehbare und ansprechende Wendung nimmt, denn der Heist-Movie wandelt sich mit zunehmender Laufzeit in ein waschechtes Whodunit-Puzzle.

Sind wirklich alle Geiseln so unschuldig wie sie tun?
Alles bei „Flypaper“ spielt sich in der Bank ab. Die Grundkonstellation ist wenig überragend, aber ansprechend umgesetzt. Jede Figur hat ihre ganz eigene Charakteristik. Hauptdarsteller Patrick Dempsey, der den Film auch als Produzent begleitet hat, darf das hibbelige Zahlengenie spielen, dem nach und nach auffällt, dass etwas mit dem Banküberfall nicht stimmt. Daraus und aus den zwei unterschiedlichen Bankräuber-Teams - auf der einen Seite das Profi-Trio, auf der anderen Seite zwei so kriminelle wie beschränkte Proleten - entspinnt sich ein chaotisch-komischer Reigen aus Anschuldigungen, Fehlern und seltsamen Situationen. Problem dabei: das Alles wird immer müder und schlapper. Irgendwann, wenn „Flypaper“ versucht sich vollends auf das Whodunit zu konzentrieren, flacht der Film deutlich ab. Aus der netten Gauner-Komödie wird eine komödiantische Version des alten Konzepts der zehn kleinen Negerlein, welches mit schwarzem Humor versucht neue Akzente zu setzen, mit bescheidenem Erfolg. Der Film leidet unter diesem Wechsel seiner Stilrichtung. Zum Glück bleibt die Frage wer die in der Bank befindlichen Personen nach und nach dezimiert einigermaßen spannend, vor allem weil der Film keine falschen Fährten auslegt, sondern sich darauf konzentriert den anfänglichen Drive wiederzubeleben, in dem er einfach seine Handlung weiterspinnt. Ein Film wie „Flypaper“ lebt, alleine schon wegen seiner örtlichen Begrenzung, von seinen Schauspielern. Zwar sind Ashley Judd, Patrick Dempsey, Oscar-Preisträgerin Octavia Spencer und die anderen Darsteller bekannte Gesichter, besonders große Star Power besitzen sie allerdings nicht. Trotzdem zelebriert der Film seine Figuren, als wären sie ganz große Stars und dies verleiht Minkoffs Filme eine leicht liebenswerte Nuance, eben jene Nuance, die der Film storytechnisch nach einem guten Start abhandenkommt. Da hilft es auch wenig, das Dempsey als nervöser, gefahrenmissachtende Sherlock Holmes-Kopie gegen seinen sonstigen Rollentypus anspielt.


Trotz seiner teils wirklich starken Verfehlungen funktioniert „Flypaper“ dennoch als kurzer Entertainment-Snack recht gut und erweist sich als rudimentär geglücktes Comedy-Kammerspiel in kriminalistischen Gefilden.

6 von 10

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