Specials: souli und stu... und die schönste Nebensache der Welt

Holt euer Massage-Öl aus der Schublade und macht die Duftkerzen an. souli und stu verraten euch heute ihre liebsten Sexszenen. Ja, es wird heiß und prickelnd und vielleicht sogar etwas verdorben. Also los geht’s. Übrigens stu versicherte uns, dass er während des Schreibens ganzheitlich bekleidet war, souli hingegen erzählte uns, dass er… nun, vielleicht lesen das ja auch Kinder, von daher sollte das Unaussprechliche auch unaussprechlich bleiben.



stu's Nr. 5: JACKIE BROWN - Der amüsante Quickie
Sex ist etwas sehr intimes. Etwas Schönes. Ein Akt der Liebe, den man mit einem geliebten Menschen ausübt. Zumindest in der Theorie. Bei „Jackie Brown“ von Quentin Tarantino vollziehen Robert DeNiro und Bridget Fonda die körperliche Vereinigung, ohne Liebe oder gar wirkliche Zuneigung. DeNiro alias Louis kommt quasi frisch aus dem Knast, Fonda alias Melanie ist – pardon – ein Miststück, welches am liebsten im Bikini auf dem Sofa rumlungert, kifft und sich Filme ansieht. Alles was fehlt um den Sex einzuleiten ist eine einfache Frage. Vor Langeweile seufzend fragt sie ihn: „Willst du ficken?“. Da kann der gute Louis nicht anders, als mit „Klar“ zu antworten. Was folgt ist ein Quickie, dem der Zuschauer bei den letzten Augenblicken beiwohnen darf. Besonders lang oder exzessiv scheint der Akt aber nicht gewesen zu sein und leider entsteht aus der schnellen Nummer auch keine längerfristige Beziehung. Nach einer Shopping-Tour gehen Louis und Melanie getrennte Wege. Er geht in den Knast, sie geht mit ein paar Bauchschüssen ins Jenseits. Okay, dem Ganzen fehlt jegliche Erotik, aber komisch isses schon sehr.


souli's Nr. 5: SHAME - Der Taumelgang in das sexuelle Chaos
Michael Fassbender macht sich als auf die Jagd, auf die Jagd nach Sex. Jedoch jagt er nicht aus Lust, sondern aus Sucht. Er braucht den Sex, braucht die körperliche Verschmelzung, anders kann er sich nicht mehr lebendig fühlen, anders kann er nicht Mensch sein. Dementsprechend fällt auch die Szene aus „Shame“ aus, die ich für meinen Platz 5 gewählt habe. Fassbender taumelt wie in Trance durch die Stadt, von einer Bar in den nächsten Schwulenclub und schließlich ins Hotelzimmer zweier Frauen, die bereits auf ihn warten. Es folgt ein lustvoll-obsessiver Akt, in dem Fassbender seine ganze Energie entlädt und die schockierende Tragik, die dieser Moment in sich trägt, entfaltet sich erst in der nächsten Szene. Ein eindringlicher, schwerer und impulsiver Augenblick, sowohl im physischen, als auch im psychischen Sinne.


stu's Nr. 4: SECRETARY - Die romantische Sado-Maso-Komödie
Schmerzen sind doof. Klare Sache. Aber für einige ist Schmerz auch ein Ventil, zum einen um inneren und äußeren Druck zu verarbeiten, zum anderen aber auch im sexuellen Bereich. In „Secretary“ von Steven Shainberg geht es um Schmerzen, um eine unterdrückte Sexualität und wie diese befreit wird. Das besondere an Shainbergs Film ist die Tatsache, dass er seine Thematik ernst nimmt, sie aber niemals zu bloßen Show für Voyeure deklassiert oder sich gar zu einem Sittenbild aufbläht. Hier geht es um die Lust zweier Menschen und dies erzählt der Film mit nuanciertem Witz und großartigen Darstellern (Maggie Gyllenhaal, James Spader). Die erotischen Szenen des Films sind ebenso leidenschaftlich wie stellenweise amüsant. Der praktizierte Sex, wobei es eigentlich gar nicht zur Fellatio kommt, ist ein Befreiungsschlag. Dass „Secretary“ darüber hinaus auch noch als romantische Komödie funktioniert untermauert die wunderbbare Aussage des Films: Auch Menschen mit einer etwas anderen Sexualität können nett sein, oder anders gesagt: Auch unter einem Latex-Dress schlägt ein Herz.


souli's Nr. 4: CRASH - Sex, Sex, Metall und Sex
Eigentlich konnte man Cronenbergs Crash als einen langen Sexfilm mit Autos bezeichnen. Wir begleiten die Figuren auf eine Odyssee. Eine Odyssee durch die abstoßende und perverse Obsession. Die Lust und das Verlangen werden aus Autounfällen gezogen, der metallene Glanz verleiht den triebhaften Reiz, und die zerstörte Karosserie ist der Ausgangspunkt jeder radikalen Penetration. Crash ist Geschmackssache, das sollte klar sein, hier trifft wirklich alles zu: Von kontrovers bis anziehend, von ekelerregend bis grenzgenial. Eine bestimmte Sexszene aus Crash als denkwürdig zu bezeichnen, fällt schon in den Bereich der Unmöglichkeit, doch da ich hier gezwungen werde, eine Wahl zu fällen, nehme ich das Finale. Ein schleudernder Unfall, eine Wiese, ein Auto, liegend auf dem Dach und die verletzten Insassen davor, direkt verbunden im Analverkehr.


stu's Nr. 3: EAGLE VS. SHARK - Sex mit Drehung
In der Kürze liegt die Würze. Okay, Sex gibt es auch der Long-Version, aber ähnlich wie bei „Jackie Brown“ geht es auch bei meinem Platz 3 recht schnell zur Sache. Allerdings, spielt hier auch die Liebe eine wichtige Rolle, etwas was meinem Platz 5 komplett fehlte. Nicht zu vergessen, das man als Zuschauer im Raum bleibt, während sich die schüchterne Lily und der prollige Nerd Jarrod lieben. Was daran besonders ist? Vielleicht die Stellung? Das Gekeuche? Der Dirty Talk? Nichts davon, denn nichts davon bekommt das Publikum zu sehen. Während die zwei vögeln dreht sich die Kamera einmal im Zimmer herum. Ein paar Augenblicke später ist die Drehung und der Sex beendet. Lily scheint etwas ernüchtert, während Jarrod von sich überzeugt ist. Das Besondere an dieser Sexszene ist einfach etwas, was der gesamte Film „Eagle vs. Shark“ ausstrahlt: wärmender Witz, Skurrilität und eine respektvoller Umgang mit seinen Figuren. Okay, ich geb’s ja zu, bis jetzt war das alles mehr Petting als alles andere, doch ich verspreche mit meinen letzten zwei Filmen gibt es auch bei mir richtigen Sex, mit der Kamera ganz nah dran.


souli's Nr. 3: LITTLE CHILDREN - Die Waschmaschine
„Little Children“ ist ein Meisterwerk, machen wir uns nichts vor. Regisseur Todd Field hat sich selbstübertroffen und ein gesellschaftskritisches sowie satirisches Drama der Extraklasse inszeniert. Tragik verknüpft sich mit Augenzwinkern und die bittere Wahrheit der geleckten Vorstadtidylle darf ohne Gnade in sich zerbrechen. Aber Field versteht es auch, den Sex hinter den weißen Zäunen und gepflegten Gärten authentisch darzustellen und eine ungemein erotische Atmosphäre zu erzeugen.  Am stärksten bleibt die Szene in Erinnerung, in der Kate Winslet und Patrick Wilson nach einem schweren Regen in das Haus stürmen und sich im Waschkeller begegnen. Ihm ist klar, dass sie ihn will und ihr ist klar, dass er es weiß. Küsse. Die Hände wandern über die Körper und die beiden fallen übereinander her. Sie sitzt auf der Waschmaschine und er besorgt es ihr endlich so, wie sie es sich immer gewünscht. Der Beginn einer prickelnden und ebenso geheimen Affäre…


stu's Nr. 2: BASIC INSTINCT - Mörderischer Coitus Interruptus
„Basic Instinct“ brauche ich wahrscheinlich nicht groß vorzustellen. Der Erotik-Thriller war einer der Hits der frühen 1990erJahre und genießt vor allem wegen Sharon Stones Beinaufschlag großes Kultpotenzial. Der Film von Paul Verhoeven beinhaltet eine Menge Sex. Gleich beim Vorspann werden wir Zeuge wie eine mysteriöse Blondine einen alternden Rockstar reitet. Das geschieht voller Inbrunst. Es fließt Schweiß, es wird geschrien, gestöhnt und es entfaltet sich eine eiskalte Atmosphäre. So eiskalt, das die blonde Frau einen Eispickel zückt und den Rocker bestialisch ersticht. Das war’s dann mit der Erotik. Für mich ist diese Sexszene so beeindruckend, weil sie wohl den rabiatesten Coitus Interruptus der Filmgeschichte bietet und darüber hinaus mein erster filmischer Kontakt mit dem Thema Sex war. Damals habe ich den Film heimlich, verbotenerweise gesehen, zumindest bis zum Eispickelmord. Danach war ich paralysiert und ich glaube meine sexuelle Entwicklung haben diese wenigen Minuten auch ein paar Jährchen nach hinten geschoben. Heute, im *hust* gereifteren Alter wirkt das Treiben und der Mord nicht mehr so schlimm auf mich, recht drastisch ist die Szene allerdings immer noch. Mörderischer war Sex im Film wohl nie wieder.


souli's Nr. 2: A HISTORY OF VIOLENCE - 69 und brutaler Akt
David Cronenberg zum zweiten und spätestens jetzt sollte klar sein, dass  der kanadische Regisseur keinerlei Scheu vor offenen Sexszenen hat. In "A History of Violence" sind es zwei Szenen, in dem der Meister Viggo Mortensen und Maria Bello zum Sex verleitet, dabei aber nicht nur die Geschichte selbst verdeutlicht, sondern auch in zwei vollkommen verschiedene Richtungen geht. In der ersten Szene sehen wir das glückliche Paar noch, wie es in ein Hotel fährt und sich in jugendlicher Art und Weise hingebungsvoll liebt. In 69er-Stellung und Maria Bello trägt dabei ein Cheerleaderkostüm. In der zweiten Szene sind wir schon an einem ganz anderen Punkt, die Wahrheit wurde uns soeben ins Geschicht geschrien und Mortensen versucht seine Frau auf der Haustreppe aufzuhalten, doch ihre Wut verleitet die beiden nicht zu einem Gespräch, sondern zum harten Sex, der beinahe schon einer willigen Vergewaltigung gleicht. Wer "A History of Violence" gesehen hat, wird verstehen, wie symbolisch diese Momente sind. Wer ihn nicht gesehen hat, sollte sich schämen und es dringend nachholen.


stu's Nr. 1: MONSTER'S BALL - Lust und Leid
Billy Bob Thornton ist prädestiniert versoffene Verlierer zu spielen. In Marc Forsters Drama „Monster’s Ball“ spielt er einen Gefängniswärter, zuständig für die Hinrichtungen. Das ist weit entfernt von der Romantisierung eines „The Green Mile“. Hier sterben Menschen ohne Wunderzauber und Nettigkeiten. Thornton alias Hank hat klare Prinzipien, wenn es um seinen Job geht. Allgemein ist dieser Hank ein harter Kerl, der es augenscheinlich gelassen hin nimmt, dass sein Sohn Selbstmord begeht. Dann trifft Hank Leticia, die Frau eines Mannes, den Hank einst zur Hinrichtung führte. Zwischen dem ungleichen Paar, der labilen, schwarzen Mutter und dem gefühlskalten, rassistischen Einsiedler kommt es zu einer Affäre. Es kommt zum Sex: exzessiv, hemmungslos und intensiv. Wenn sich die beiden nackten Körper schweratmend aneinander reiben, wenn sie sich vereinen, dann wirkt dieser Akt der Begierde wie eine Art von Katalysator sowie als Ventil. Nie wieder werden Leticia und Hank sich wieder so nah sein und nie wieder werden sie sich so frei fühlen. Das besitzt eine große Leidenschaft, gespeist vom Leid, gefüllt mit großer Bitterkeit. „Monster’s Ball“ bietet für mich einfach die beste, stärkste aber auch die traurigste Sexszene der Filmgeschichte.


souli's Nr. 1: Rosemary's Baby - Die surreale Schwängerung
Platz 1 geht also an den unsterblichen Klassiker „Rosemarys Baby“. Gerne als Schocker verschrien, doch die Wahrheit ist eine ganz andere, denn Roman Polanski legt hier keinen Wert auf plumpe Schockeffekte, sondern auf eine atmosphärische Dichte, die Ihresgleichen sucht. Die Probleme der Schwangerschaft werden aufgegriffen und mit dem von Polanski gerne thematisierten Okkultismus verknüpft und verwebt. Es gibt Andeutungen, Hinweise und ein unvergessliches Finale. Doch die Knackpunkt des Films liegt ganz klar in der Szene der Schwängerung, in der Polanski den Surrealismus auslebt und den teuflischen Akt in einer erschreckend-schockierenden Szene entfaltet, wie man es so noch nicht erlebt hat. Keine Sexszene im eigentlichen Sinne, aber vor dem sexuellen Hintergrund der Fortpflanzung, gerade in Anbetracht der Auflösung und des weiteren Verlaufs, die für mich denkwürdigste Szene überhaupt.

Habt ihr Vorschläge für eine neue Liste? Wenn ja, dann immer her damit.


Wir  danken souli für seine Mithilfe. Wenn ihr mehr von souli lesen wollt dann könnt ihr seine Kritiken und Meinungen zu diversen Filmen bei CinemaForever begutachten oder ihr besucht ihn mal bei Moviepilot.

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