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Review: GAME OF THRONES (Staffel 5) - Wenn sich der König nicht mehr vom Bauer unterscheidet

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Fakten:
Game of Thrones – Staffel 5
USA. 2015.
Regie: David Nutter, Michael Slovis, Mark Mylod, Jeremy Podeswa, Miguel Sapochnik. Buch: D.B. Weiss, David Benioff, Bryan Cogman, Dave Hill, George R. R. Martin (Vorlage). Mit: Kit Harrington, Peter Dinklage, Emilia Clarke, Lena Headey, Liam Cunningham, Sophie Turner, Alfie Allen, Aiden Gillen, Iwan Rheon, Iain Glen, Maisie Williams, Nicolaj Coster-Waldau, Jerome Flynn, John Bradley, Conleth Hill, Natalie Dormer, Carice van Houten, Stephen Dillane, Gwendoline Christie, Dean-Charles Chapman, Michiel Huisman, Indira Varma, Tom Wlaschiha, Michael McElhatton, Jonathan Pryce u.a. Länge: 10 Episoden a ca. 50 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Demnächst auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der Kampf um den eisernen Thron geht weiter. Während Tyrion auf der Flucht ist und scheinbar eine neue Heimat auf Essos findet, beginnt Arya ihre Ausbildung als Meuchelmörderin. Jaime Lannister fürchtet sich währenddessen vor der Rache Dornes und begibt sich auf die Reise seine Nichte Myrcella zurück in die Heimat zu holen und auch in Königmunds und im Rest von Westeros bahnen sich gefährliche Konflikte an.





Meinung:
Die „Schachbrett“-Metapher ist natürlich unlängst eine altbackene: Menschen, die sich als Figuren auf einem überdimensionalen Schachbrett wiederfinden und von einem übermächtigen Spieler von Kachel zu Kachel gepeitscht werden. Für das HBO-Format „Game of Thrones“ aber hat diese Metapher inzwischen über (nunmehr) fünf Staffeln derart an Bedeutung und Signifikanz gewonnen, dass es kaum möglich scheint, den individuellen Status im ausufernden Figurenarsenal noch wirklich differenzieren zu wollen respektive zu können: Wenn ein Charakter royaler Beschaffenheit ebenso kaltschnäuzig über die Klinge springen muss, wie es der nicht weniger für ein intaktes Gesellschaftssystem ausschlaggebende Pöbel tut, dann wissen wir: Hier gibt es keine Sonderrechte. Problematisch an diesem archaischen Worldbuilding und seinen inhärenten Herrschaftsansprüchen wird es nun in Staffel 5: Sicherlich haben sich die Verantwortlichen der Serie schon in der Vergangenheit den ein oder anderen herberen Bock geleistet, wenn es darum geht, George R. R. Martins komplexen Erzählbogen gekonnt zu adaptieren. Doch in Staffel 5 wirkt es, als wären David Benioff und D. B. Weiss einem gescheiterten Emanzipationsversuch anheimgefallen.


Margery scheint auch nichts die Laune verderben zu können
Buchpuristen liefen regelrecht Amok: Benioff und Weiss distanzierten sich zunehmend von den literarischen Ausgangspunkten, kürzten, paraphrasierten und fügten eigenmächtig hinzu, was natürlich rückwirkend auch auf George R. R. Martin und sein ausgedehntes Vorlagenwerk zurückzuführen ist. Aber hier soll es nun gar nicht darum gehen, inwieweit sich die Serie nun schon von den Bändern des „Lied von Eis und Feuer“ entfernt, wie viele mehr oder weniger sinnige Freiheiten das kreative Gespann sich nun letztlich herausgenommen hat, sondern darum, wie absehbar und austauschbar das Schema des gesamten Sujets mittlerweile wirkt. Wer in dem Wust aus Orden, Stämmen und Ethnien bereits das ein oder andere Mal schon die Orientierung verloren hat, wem all die geographischen Koordinaten und Verzweigungen schon zuvor über den Kopf gewachsen sind, dem sei gesagt: Mit Staffel 5 wird sich das nicht ändern, es wird sich gar verschlimmern. „Game of Thrones“ nämlich ist mit der fünften Runde an einem Punkt angekommen, an dem vor allem auffällt, dass David Benioff und D. B. Weiss die Übersicht verlorengegangen ist: Charaktere werden vernachlässigt und die Glaubwürdigkeit einer psychologischen Kondition wiederholt mit Desinteresse begegnet.


Mit dem Bart ist Tyrion nicht mehr von den anderen zu unterscheiden
In Staffel 5 scheinen Druck und Zwang den eisernen Thron bestiegen zu haben: Der Druck, einen eigenen Weg zu bahnen, der für das Publikum ebenso begehbar scheint, auch ohne die permanente Verbindung zu den Büchern, sowie der Zwang, trotz dessen all die charakteristischen Merkmale in das Narrativ einzubauen, auch wenn sie aus ungemein einfältigen dramaturgischen Kniffen keimen: Man sah sich letztlich eben doch mit der Herausforderung konfrontiert, Serie und Vorlage schlussendlich auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, doch – und hier finden wir noch eine Binsenweisheit im Korsett der Erzählung: Der Weg ist das Ziel. Und dieser Weg ist nicht nur steinig, das war er über die 4 vorherigen Staffeln schließlich ohne Ausflüchte, ihn zieren zu dem auch unzählige Schlaglöcher, in denen man sich gar verlieren kann, anstatt sich nur mit einer klaffenden Fleischwunde weiterzukämpfen. Eine Serie wie „Game of Thrones“, die seit jeher darauf erpicht war, ätiologische Herleitungen möglichst sauber zu etablieren und auszubauen, darf sich nicht darin vergessen, einen Handlungs- (und damit auch Charakter-)Strang in billigen Eventualitäten und Schnellschussabwicklungen munden zu lassen.


Ach ja, die gibt's in Westeros ja auch noch, diese White Walker
Genau das aber sieht man in der fünften Staffel andauernd: Wenngleich auch hier noch immer eine Reflexion des eigenen Moralbewusstseins, der gegenseitigen Abhängigkeit, stattfindet und die Wirkung sowie die Unablässigkeit von Gewalt zur Debatte steht, läuft „Game of Thrones“ Gefahr, sich nicht mehr durch eine intelligente (Plot-)Entwicklung kennzeichnen zu dürfen, durch die herausragenden Dialogsequenzen (auch wenn diese immer noch ihren Platz finden, versteht sich) und dem Mut zur aufgeblasenen Theatralik einer griechischen Tragödie, sondern zu einem einheitlichen Brei zu verenden, in dem die explizite (sexualisierte) Gewalt nur des Schock und Sleaze wegen existiert. „Game of Thrones“ rückt dem Selbstzweck auf die Pelle und verliert sich in ihm, die Stringenz fällt gerne zurück und Hoffnung wirkt so kalkuliert, weil es nicht um das Durchatmen geht, sondern um den noch herberen Rückschlag im Anschluss. Die moralische Verwerflichkeit, die Intrigen am Hof, die Parallelität von politisch-ideologischen Modellen und persönlichen Motivationen, man kommt nicht mehr umhin zu glauben, „Game of Thrones“ instrumentalisiere all diese Aspekte nur dazu, um auf einen erzwungenen Twist hinzuarbeiten. „Game of Thrones“ denkt nicht mehr an das große Ganze, sondern nur an die Zweckdienlichkeit im Augenblick.


Es wäre aber eine Lüge, würde man sie verleugnen, die immer noch vorhandenen Qualitäten der Serie: Das Torpedieren von Identifikationsfiguren bleibt ungemein interessant, schauspielerisch ist „Game of Thrones“ indes nicht nur größtenteils grandios, die fünfte Staffel kann sich auch wieder als fördernde Plattform dafür verstehen lassen, Darstellern aus der zweiten Reihe eine Bühne zu verleihen, um einmal mehr bis in die vorderste Front zu strahlen. Und auch wenn es etwas zu spät kommt, muss man zweifelsohne zugeben, dass die letzten drei Folgen der Staffel wieder in der bestechender Form auftreten, weswegen man einst begonnen hat, die Serie in sein Herz zu schließen. Inszenatorischer wie emotionaler Höhepunkt ist dabei nicht nur die finale Szene und die auf Jon Snows leerem Blick verharrende Kamera, sondern eindeutig Cerseis 15-minütiger Walk of Shame, der die Prophezeiung, Cersei würde irgendwann alles verlieren, bewahrheitet: Komplett entkleidet muss sie sich dem Volk stellen und durch ihre demütigende Mitte schreiten, ein schier unendlicher, von verbaler, körperlicher und seelischer Gewalt geprägter (Buß-)Gang, an dessen Ende der rote Bergfried wartet. Vermutlich sind das die kraftvollsten Minuten, die die Serie bisher zustande gebracht hat – und der Fingerzeig, welch ungeahnte Intensität doch in jeder Folge freigelegt werden könnte. Könnte


5 von 10 unverzeihlichen Opfergaben


von souli

Review: LET US PREY - Abrechnung zur Geisterstunde

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Fakten:
Let Us Prey
GB, IR, 2014. Regie: Brian O’Malley. Buch: David Cairns, Fiona Watson. Mit: Liam Cunningham, Pollyanna McIntosh, Bryan Larkin, Hanna Stanbridge, Douglas Russell, Niall Greig Fulton, Jonathan Watson, Brian Vernel, James McCreadie u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: Keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.



Story:
Die junge Polizistin Rachel ist gerade auf dem Weg zu ihrer ersten Nachtschicht in einem Kaff in Schottland. Dort wird sie Zeuge eines Autounfalls, dessen Opfer scheinbar spurlos verschwindet. Im Revier angekommen, muss sich Rachel den Sticheleien ihrer misstrauischen und zwielichtigen Kollegen erwehren, als plötzlich das Unfallopfer auftaucht. Die Herkunft des schweigsamen Mannes ist völlig rätselhaft, zudem übt der Fremde einen dunklen Einfluss auf die inhaftierten Sträflinge aus. Schon bald scheint die Hölle auf Erden auszubrechen…






Meinung:
„Die Dinge, die ich gesehen habe, würden Engel zum Weinen bringen. Und sie haben geweint.“

Das noch relativ frische Label PIERROT LE FOU hat sich mit wenigen Ausnahmen konsequent der harten, nicht jugendfreien Linie verschrieben. Neben Thrillern, Actionfilmen und Erotik zählen dazu natürlich auch Horrorfilme, gerne auch welche der Sorte, die unsere FSK so nicht gerne sieht. Schon einige Filme fielen durch deren Prüfung, was das Label zur doppelten Veröffentlichungspolitik nutzte. Für den freien Markt eine gekürzte Fassung, über die gängigen Umwege (und den entsprechenden Preisaufschlag) eine Uncut-Edition, die dafür in schicker Aufmachung und im Mediabook, damit der tiefere Griff in die Tasche nicht ganz so wehtut. Wie zuletzt beim Weihnachtsslasher „Silent Night“ nun auch bei „Let Us Prey“, dem Spielfilm des bis dahin als Werbe- und Kurzfilmer tätigen Regisseurs Brian O’Malley.


Logenplatz für die Selbstzerfleischung.
Seine Wurzeln lässt er gleich zu Beginn erkennen, wenn „Let Us Prey“ sich optisch durchaus beeindruckend präsentiert. Begleitet von einer Schar Krähen taucht ein mysteriöser Mann an der schottischen Küste auf, offensichtlich mit einem klaren Ziel vor Augen. Sein Weg führt ihn in die Straßen eines des nachts gottverlassen scheinenden Örtchens, während sich seine geflügelten Begleiter auf den Dächern sammeln, wartend auf das, was noch kommen soll. Dieser Einstieg gelingt O’Malley hervorragend und zunächst gestaltet sich sein Film gar nicht mal als die angekündigte Blutkeule, viel mehr stehen Stimmung und Bedrohung im Fokus der Präsentation. Offenkundig als Hommage an die goldenen Jahre des (einstigen, so traurig das ist) Genregenies John Carpenter angelegt. Nicht nur der minimal Synthesizersound erinnert an die frühen Werke des Meisters, schnell kommen Erinnerungen an dessen zweiten Spielfilm „Assault – Anschlag bei Nacht“ auf, wenn sich das Geschehen in das Polizeirevier des (angeblich) mausgrauen Kaffs verlegt. Diesmal kommt die Bedrohung jedoch nicht von außen, sie lauert im Inneren. Damit ist nicht nur der räumliche Aspekt gemeint: Auch hinter den Vorhängen, den Haustüren, in den Straßengräben der kleinen Gemeinde liegen dunkle Geheimnisse verborgen, ebenso wie in den Köpfen ihrer schwärzesten Schafe, die sich – wie der Zufall (?) so will – in dieser Nacht alle in dem Revier einfinden.


Nicht Jesus, nicht Arnie, hier grillt der Chef noch selbst.
Der Fremde liest in ihnen wie in offenen Büchern, konfrontiert sie mit ihren Leichen im Keller und beschwört somit zusehend die Eskalation herauf, ohne jemals wirklich aktiv eingreifen zu müssen. Dafür ist er nicht hier, seine Aufgabe liegt mehr im Überbringen der Nachricht und dem Einfordern des Preises, wenn die Stunde geschlagen hat. „Let Us Prey“ ist besonders in diesem Teil sehr vielversprechend, wenn sich dieser bemerkenswert inszenierte Erstling noch auf seine unheilvolle, mysteriöse Bedrohung konzentriert, wobei hier schon ersichtlich ist, das er die Kreativität nicht mit dem großen Löffel gefressen hat. Ähnliche Konstellationen gab es über die Jahre immer wieder und die erfahrenen Genrefans sollten vom weiteren Verlauf der Handlung nicht sonderlich überrascht werden. Dennoch dürfte es dem Film gelingen, auch von ihnen viele abzuholen, zu fachkundig und fingerfertig wird das Ganze vorgetragen, das vor sich hin schwelende, drohende Inferno bereits vor Augen, dass sich nach gut der Hälfte mit brachialer Härte entlädt. Nun werden die hungernden Gore-Hounds auch endlich zum Futternapf geführt, nach der Devise „Here Comes The Pain“ werden die Sünder genüsslich in den blutigen Beichtstuhl gedrückt, inklusive selbstgelegtem Fegefeuer und einem Overkill an biblischen Zitaten, die in dieser Penetranz schon gehörig die Nerven strapazieren.


„Let Us Prey“ macht nur keine Gefangenen mehr, er verarbeitet sie zu Hackfleisch. Dadurch büßt der Film natürlich seine einst starke Stimmung ein gutes Stück ein und lässt darüber hinaus die vielleicht doch noch erhofften Überraschungen vermissen. Überdeutlich bedient man sich mit beiden Händen im Fundus des Horrorfilms der letzten Jahrzehnte, packt wenig bis gar nichts Eigenes dazu und zeigt sich im Finale schon etwas platt und abgedroschen, rein den Akt der rohen Zerstörung vor Augen. Das macht er dafür nicht schlecht. Die eventuell höher gesteckten Erwartungen kann er letztlich nicht erfüllen und ist nicht mehr als ein technisch gut bis sogar sehr gut umgesetzter Genrebeitrag, der sich für zwischendurch aber allemal eignet. Macht leicht Hoffnung auf mehr, denn Brian O’Malley scheint was zu können. Wieviel, das wird die Zukunft zeigen. 

6 von 10 verglühten Streichhölzern

Review: THE TOURNAMENT - Flott, hart, Feierabend

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Fakten:
The Tournament
GB, 2009. Regie: Scott Mann. Buch: Gary Young, Jonathan Frank, Nick Rowntree. Mit: Robert Carlyle, Kelly Hu, Ving Rhames, Liam Cunningham, Ian Somerhalder, Sebastien Foucan, Craig Conway, John Lynch, Scott Adkins, Rachel Grant u.a. Länge: 90 Minuten. FSK: Keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Alle sieben Jahre wird für stinkreiche und gelangweilte Menschenfeinde ein illegales Turnier mitten veranstaltet, in dem die besten Profikiller der Welt aufeinander losgelassen werden, alle mit GPS-Sender ausgestattet, um sich möglichst flink aufspüren zu können. Dem letzten Überlebenden winkt ein sattes Preisgeld und natürlich Ruhm und Ehre. Diesmal findet das blutige Treiben mitten in Middlesbrough statt. Unter den Teilnehmern ist auch der Titelverteidiger Joshua Harlow, doch diesmal nur aus Rache. Der Mörder seiner Frau soll ebenfalls dort zu finden sein. Durch einen dummen Zufall landet einer der GPS-Sender im Körper des alkoholkranken Geistlichen Father MacAvoy, der damit unfreiwillig zum leichten Ziel wird. Doch er bekommt Hilfe…






Meinung:
Enorm straightes, absurd unlogisches, drahtig-kurzweiliges B-Dauerfeuer mit wenig kreativen Ansätzen, das dafür handfest und schnörkellos als blutiger Sprühregen dem Zuschauer jenseits von Anspruch (oder in der dementsprechenden Stimmung) den Abend vertreibt.


Silbermedaillen werden nicht verliehen.
Die Story um ein Killer-Turnier auf Leben und Tod ausgetragen mitten in der Stadt, während dort der Alltag ahnungslos weiterläuft, hat schon seinen Reiz, ist dabei natürlich völliger Quatsch und schafft es nicht gerade, das nur ansatzweise zu kaschieren. Selbst die Grundvoraussetzung ausgenommen hagelt es nur so von Logikschnitzern, die besser nicht hinterfragt werden sollten. „The Tournament“ begeht wenigstens einen entscheidenden Fehler dabei nicht: Zum Nachdenken anregen. Bleibt gar keine Zeit für so was. 90 Minuten fliegt hier die Kuh, geballert, gekillt, explodiert und geknüppelt wird am laufenden Band. Mit dem überschaubaren Budget wird effizient gewirtschaftet, Dynamik, Speed und Druck stehen im Vordergrund. Mehr will der Film auch gar nicht. Ein Robert Carlyle ist da selbstredend komplett verschenkt, auch ein Liam Cunningham als sadistischer Spielleiter. Kein Darstellerfilm, ein reiner Bodycount-Streifen, wenig zimperlich (FSK: 18 ist geschnitten, Finger weg!) und zumindest hier und da mit etwas ironischem Unterton. Schlagkräftige Argumente werden reichlich geboten und wissen durchaus für Kurzweile zu sorgen. Die Inszenierung kann sich – für so eine DTV-Premiere – absolut sehen lassen, das Skript ist maximal zweckdienlich. Wenn der Film auch nicht mehr einfordert, geht das schon mal okay. Klar, hier wird sich nicht gerade eigener Ideen bedient, so oder so ähnlich gab es das schon mehrfach zu sehen. Last-Man-Standing-Marathon vor den Augen stinkreicher Großkotze, mit eingepflanzten 24h-Bomben, wer sich nicht mehrfach an großer Vorbilder erinnert fühlt, hat noch einige Granaten vor sich. Ob das für einen eigenständigen Film reicht, ist immer ein schmaler Grat. „The Tournament“ schwankt auch oft zwischen bemüht, geklaut und haarsträubend, pendelt sich insgesamt immer noch ganz ansprechend aus. Betrachtet manch andere Rip-Offs bekannter Filme (mit z.T. deutlich größeren Möglichkeiten), ist das hier schon recht in Ordnung.


Zu meckern gäbe es, rein objektiv gesehen, schon einiges und wer Erbsen lieber zählt als sie zu essen braucht bald einen Taschenrechner. Nur macht das satt? Klares Nein. Macht der Film satt? Ja, durchaus. Ist nicht Haut cuisine, eher Fish and Chips. Geht eben nicht immer und soll auch nicht der Sinn und Zweck sein, aber mal, mit Bock auf fettige Finger statt Messer und Gabel, ist das doch auch völlig ausreichend. Das Hirn bekommt von so was Durchfall, der gesunde Filmgeschmack auf Dauer Mittesser, in geringen Dosen immer vertretbar und dann lieber den hier als die zahlreichen Alternativen, die sonst so in der letzten Ecke der Videothek verschwinden.

6 von 10 Coffee to Go

Review: NUMBERS STATION – John Cusack und die Unlust seiner einstigen Passion

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Fakten:
Numbers Station (The Numbers Station)
USA, Belgien, UK. 2013. Regie: Kasper Barfoed. Buch: F. Scott Frazier. Mit: John Cusack, Malin Akerman, Liam Cunningham,
Richard Brake, Lucy Griffiths, Joey Ansah, Joe Montana, Hannah Murray, Gabrielle Reidy, Bryan Dick, Max Bennett, Finbar Lynch, Brian Nickels, Gary Lawrence, Jonathan Jaynes, Victor Gardener, Randy Merchant u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Sonderling Emerson Kent arbeitet für den US-Geheimdienst, muss sich dort aber nach einem fast missglückten Einsatz neu behaupten. Deswegen soll er in einem geheimen US-Außenposten die Sicherheit der Mitarbeiterin Katherine sicherstellen. Doch dieser Einsatz erweist sich als überaus gefährliche Mission, als Unbekannte den Außenposten angreifen.





Meinung:
Wirkt der einst so beliebte John Cusack („Grosse Pointe Blank“, „2012“) heutzutage in einem Film mit, verfallen die rezipierenden Besprechungen dieser Werke einer beinahe auf unerträglichen Unverständnisses basierenden Repetition: Was ist nur aus dem einst so liebenswerten Schauspieler mit dem verschmitzten Lächeln geworden, der den Zuschauer durch sein Charisma problemlos um den Finger wickeln konnte? Steht es finanziell wirklich schon so schlecht um den Mann, dass er es sich einfach nicht mehr erlauben kann, die Drehbücher, die ihm angeboten werden auch durchzulesen und anschließend nach eigenem Ermessen selektieren zu dürfen? Es fehlt jedenfalls nicht mehr viel, bis sich unser alter Freund eine muffige Wohnung mit den ebenfalls gescheiterten Fratzen Val Kilmer und Cuba Gooding Jr. teilen darf. Nun kehrt Cusack nämlich im Direct-to-DVD Agenten-Thriller „Numbers Station“ zurück, und nachdem er sich zuvor an der Seite von „Dexter“-Star Jennifer Carpenter im desaströsen Krimibrei „The Factory“ blamabel unter Wert verkaufte, tritt er hier nun noch vehementer als personifizierte Unlust mit permanenten Schlafzimmerblick auf


"Darf ich mich vorstellen: ich bin John und war mal gut in meinem Job."
Aber kann man es ihm denn in dieser Hinsicht auch wirklich verübeln? Darf man ihm für sein offensichtliches Desinteresse gerechtfertigt an den Pranger stellen? Woher soll denn schon die nötige Motivation für die Unterstützung eines solchen Projekts wie „Numbers Station“ es ist kommen? Wie soll man sich für etwas derartig Triviales aufraffen und wenigstens einen Hauch von Spiellaune versprühen, wenn doch eh von Anfang an einfach alles verloren scheint, was in irgendeiner Verbindung mit Kasper Barfoeds fünfter Regiearbeit steht? John Cusack ist als CIA-Agent Emerson Kent natürlich eine schreckliche Fehlbesetzung, weil ihm einfach die Glaubwürdigkeit fehlt, einen Charakter zu verkörpern, der im Alleingang Reihen von Gegenspielern wegklatschen kann. Auch wenn sich so eine Szene nur am Anfang des Films wiederspiegelt, setzt diese doch schon das dissonante Fundament für den weiteren Verlauf und zwängt Cusack eine Figur auf, die bereits in ihren Ansätzen nicht funktioniert. Ähnlich ist es auch mit Cusacks Schauspielpartnerin Katherine (Malin Akerman), die zwar als Kryptographin chiffrierte Codes versendet, ansonsten aber dem Stereotyp des blonden Dummchens entspricht.


Akerman und Cusack auf der Flucht vor einem schlechten Film
Darüber hinaus wird unser wortkarger Protagonist Kent, nach seinem beruflichen Patzer, geplagt von Selbstzweifeln und darauf versessen, seinen Fehler zu bereinigen, nicht nur in die geheime Untergrundanlage des CIA versetzt, wo er auf Katherine trifft, um diese zu beschützen, seine Verlegung verfolgt gewiss auch einer rekonvaleszenten Maßnahme. Und besonders amüsant wird es dann auch, wenn Akerman und Cusack sich gegenseitigen Psychoanalysen im Halbdunkeln unterziehen. Mit solch singulärer Lächerlichkeit spart das Drehbuch von F. Scott Frazier, ist im Großen und Ganzen aber so dämlich und – ohne zu übertreiben – durchgehend absolut frei von jedem leisen Ansatz an Spannung zusammengeschustert, dass es zur reinsten Qual wird, „Numbers Station“ über die gesamte Laufzeit von gut 90 Minuten mit offenen Augen zu verfolgen. Während unser Pärchen sich menschlich immer näher kommt, versuchen irgendwelche dumpfen Sackgesichter in das Bunkersystem einzudringen und die versendeten Codes für eigene Zwecke zu verwenden. Welche Zwecke das nun sein sollen und wer diese Typen überhaupt waren, wird nicht gesagt. Interessiert auch eh keinen.


„Numbers Station“ zeigt mal wieder eindrucksvoll, wie man eine Geschichte, die schon auf dem Papier nach der nötigen Kohärenz sucht, auch in der filmischen Umsetzung komplett vermasselt. Dabei ist der Film, so platt es auch klingen mag, einfach nur stinklangweilig, weil über nichts passiert. Cusack und Ankerman hampeln hin und wieder mal durch die dunklen Gänge des Untergrundsystems oder unterhalten sich einsilbig über Marginalien, bis Cusack hier und da mal wieder ein paar Schellen und Schüsse austeilt. Barfoed verfügt über keinerlei Verständnis, seinem Setting einen klaustrophobischen Schimmer zu verleihen, noch irgendwie etwas Dampf in die Geschichte zu bringen, selbst wenn er aus total blödsinnigen Absichten entstanden wäre. Aber nein, „Numbers Station“ bedeutet Stillstand, bedeutet Langatmigkeit, bedeutet gähnende Leere und verhilft John Cusack zum nächsten Ausfall in seiner Karriere. Schade, aber bald ist er ja unter der Fuchtel von David Cronenberg in „Maps to the Stars“ zu sehen. Es besteht also noch Hoffnung.


3 von 10 leise rieselnden Schneeflocken


von souli