US. 2015. Buch und Regie: Jeremy Saulnier. Mit:
Patrick Stewart, Imogen Poots, Alia Shawkat, Anton Yelchin, Joe Cole, Mark
Webber, Callum Turner, Erid Edelstein, u.a. Länge: 94 Minuten. FSK: keine
Jugendfreigabe. Im Kino.
Story: Die relativ erfolglose Punk-Band „The Ain’t Rights“ nimmt einen ominösen
Gig in einem Schuppen an, in dem sich hauptsächlich Nazis treffen, um laute
Musik zu hören. Als die Musiker nach dem Konzert über eine Leiche in der
Garderobe stolpern, wird die Lage für sie ernst. Alsbald eskaliert die Lage und
die Band-Mitglieder gelangen in einen blutigen Kampf um das nackte Überleben.
Meinung: Die Vorschusslorbeeren, derer Regisseur Jeremy Saulnier sich erfreuen
durfte, wurden von Kritik und Publikum im Bezug auf „Green Room“ nicht wirklich
rar gesät. Höchstwertungen gibt es viele, ebenso überschwängliches Lob und
Vergleiche mit der Top-Liga der modernen Horrorfilm-Regisseure. Man scheint
sich einigermaßen einig zu sein, dass dieser dritte Film von Saulnier ein
weiteres Meisterstück ist. Erst in kleinen Nebensätzen lassen dabei viele
Autoren immer mal wieder durchklingen, dass früher doch eben alles besser
gewesen sei. Man ersetze „früher“ durch „Blue Ruin“ - der zweite Film des
Amerikaners und zugleich ein immenser Fortschritt im Vergleich zu dessen
Langfilmdebüt „Murder Party“, der zwar humorvoll aber recht ziellos daherkommt.
Und hier lässt sich schon ein erstes von vielen Fazits ziehen: Die Schritte,
die Saulnier in seiner Karriere macht, sind groß, beeindruckend und lassen die
Erwartungen, aber auch die Vorfreude auf alles, was da noch kommen mag,
anheizen. Und das, obwohl „Green Room“ durchaus mit Defiziten zu kämpfen hat.
Cpt. Picard war früher auch mal netter
Doch von den Defiziten später mehr, zunächst soll es hier um die Qualitäten des
Films gehen. Jeremy Saulnier beweist einmal mehr, dass er sich im Reich der
vielen Genres bestens auskennt. So ist es ihm möglich, mit Motiven zu spielen,
Erwartungen zu unterlaufen und dann aus einer beinahe jegliche unbekannten Ecke
mit einem neuen Trick den Zuschauer zu überraschen. Vermengte er in „Murder
Party“ verschiedene Elemente des Slasher-Films mit Slapstick, überprüfte in
„Blue Ruin“ Gesetze des Neo-Westerns und Noirs, so beschäftigt er sich hier
tendenziell erneut mit dem Horrorgenre. Backwood-Slasher, Home Invasion,
nackter Thrill und knallharter Gore werden hier eiskalt abgeschmeckt und
kombiniert. Wie fehlerfrei und glatt dieser Mix über die Bühne läuft, wird
einem wohl erst bewusst, wenn man sich fragt, wie das alles denn eigentlich unter
einen Hut gehen kann. Saulnier hat die Antwort gefunden aber behält sie für
sich. Auch das ist ein Qualitätsmerkmal, denn der Film trötet dem Zuschauer
seine Cleverness (und die besitzt der Film ohne Frage) nicht stolz ins Gesicht.
Viel mehr nutzt er sie, um diesen beißenden Überlebenskampf der Punk-Band etwas
erträglicher zu machen. Etwas und erträglicher sollten dabei jedoch in
Anführungszeichen stehen, denn einen derart erbarmungslosen Film sieht man
nicht alle Tage im Kino.
"Nazi Punks Fuck Off"
Doch bei aller Liebe für diesen noch so jungen Regisseur, bei aller Liebe
dafür, dass der politische Hintergrund des Neonazis-Punks-Konfliktes
weitestgehend zurückgenommen wird (das hier ist ein Genrewerk durch und durch),
bei allem Respekt dafür, dass der Film den Zuschauer über die volle Laufzeit in
teils atemloser Spannung halten kann; etwas fehlt. Dieses Etwas, das in „Blue
Ruin“ noch herausragend gut eingefädelt wurde und in „Murder Party“ den ganzen
Charme ausmachte. Die Menschlichkeit und jedwede emotionale Bindung zwischen
Figur und Publikum ist Saulnier hier irgendwie abhanden gekommen. Zumindest
nach den einleitenden zehn Minuten. Das mag gewollt sein, denn denkt man an die
allererste Szene des Films und wie diese geschnitten ist, so wird man Zeuge von
dem Saulnier-Humor. Danach allerdings ist der Film weit davon entfernt, seinen
Charakteren Raum zu geben (in welche Richtung auch immer) und noch weiter davon
entfernt, Lachen zu evozieren. Das taucht erst in den letzten Sekunden des
Films wieder auf. Das Problem ist dann allerdings, dass dem Publikum gar nicht
mehr wirklich zum Lachen zumute ist. Ein perfektes Gleichgewicht wurde in
dieser Hinsicht also nicht gefunden; viel eher schwankt der Film von einem
Extrem ins andere und verharrt dann dort, bis er wieder zur großzügigen
Kehrtwende ausholt. Elegant ist anders.
Und doch scheint es recht unpassend, einem Film wie „Green Room“ mangelnde
Eleganz vorzuwerfen. Schließlich ist das Herzstück des Films, wie eine White
Power-Bewegung versucht, eine Punk-Band von Hunden zerreißen zu lassen und in
Stücke zu hacken. Das ist tatsächlich so brutal, wie es klingt - da lassen sich
weder die Neonazis noch die Punks lumpen, die Hunde und Saulnier schon gar
nicht. Wer auf der Suche nach spannender Genrekost ist, der wird hier nicht nur
fündig, der wird sich im siebten Himmel wähnen und die 90 knackigen Minuten
geradezu genießen. Wer jedoch mit Saulniers vorigen Film gesehen hat, dem wird
hier bisweilen etwas fehlen - und das sind die Momente, die dem Zuschauer nicht
nur ein aufregendes Erlebnis im Kino versprechen, sondern auch anregende
Gedanken für die Zeit danach. In Kurzform: Wer Spannung will, der darf „Green
Room“ nicht verpassen. Wer mehr will, der darf ein klein wenig enttäuscht sein.
USA,
VAE. 2011. Regie: Jodie Foster. Buch: Kyle Killen. Mit: Mel Gibson, Jodie
Foster, Anton Yelchin, Jennifer Lawrence, Riley Thomas Stewart, Zachary Booth
u.a. Länge: 91 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-Ray
erhältlich.
Story:
Walter Black (Mel Gibson) kann nicht mehr. Ihm ist alles zu viel. Job, Familie,
sein Leben. Depression! Als er dann von seiner Frau (Jodie Foster) rausgeworfen
wird, entschließt er sich zu sterben. Doch das klappt nicht so, wie er es sich
vorstellt – er überlebt. Dafür findet er eine alte Biberhandpuppe und
beschließt, mit ihrer Hilfe sein Leben neu zu beginnen. Er beginnt, nur noch
über diese Puppe zu kommunizieren. Anfangs ist das für die Familie eine extrem
merkwürdige Situation, doch Walter scheint tatsächlich große Fortschritte zu machen
und blüht zunehmend auf.
Meinung: „Hallo, ich bin der Biber. Und das ist Porters Vater.“
Depression gilt als Volkskrankheit. Aber keiner weiß so richtig, wie sich das
äußert. Klar ist eigentlich nur, dass man dagegen ankämpfen muss. In „Der
Biber“ wird dies auch gemacht. Aber nicht mit Hilfe einer Therapie, jedenfalls
nicht im herkömmlichen Sinne. Denn Walter Black versucht nach einem
gescheiterten Selbstmordversuch diese Krankheit auf seine eigene Weise in den
Griff zu bekommen. „Seine eigene Weise“ meint hier, er lässt einen Biber für sich
sprechen. Eine alte, irgendwie unheimlich aussehende Handpuppe. Für Walters
Umfeld ist das natürlich zunächst lächerlich, sein älterer Sohn will überhaupt
nichts mehr mit diesem Freak zu tun haben.
"Hallo, ich bin Biber und rette dein Leben!"
Aber tatsächlich, Walter Black scheint neuen Lebensmut gefasst zu haben. Er ist
wieder fröhlich, aktiv, selbstbewusst, in seiner Spielzeugfirma sehr engagiert
und auch seine Ehefrau nimmt ihn wieder bei sich auf. Alles nur durch den
skurrilen Biber! Doch so einfach kann man gegen eine Depression nicht gewinnen.
Denn ohne Biber kann er noch immer nicht. Und vielleicht noch schlimmer: Der
Biber nimmt immer mehr Einfluss auf Walter und dominiert sein Leben. Und schon
kann der wiedererstarkte Walter nicht mehr zwischen seiner Puppe und sich
selbst unterscheiden. Der Biber und Walter verschmelzen, sie sind nicht mehr zu
trennen, nicht mehr zu unterscheiden.
Diese Symbiose aus Mann und Biber, die meistert Mel Gibson hervorragend. Man
könnte sogar so weit gehen, dass auch er gegen eine Depression ankämpft. Gegen seine
Depression als Filmschaffender. Und das macht er gut. Der fliegende Wechsel
zwischen vor Energie strotzendem Mann und depressivem Wrack meistert er, wie es
scheint, spielend. Auch die übrigen Darsteller, unter anderem Anton Yelchin,
Jennifer Lawrence und Jodie Foster, die auch auf dem Regieposten Platz genommen
hat, machen ihre Sache ordentlich, auch wenn sie nicht nachhaltig im Gedächtnis
bleiben dürften.
Walter und Biber finden wieder Zugang zur Familie
Dass Gibson mit seinem Comeback keinen Erfolg hat, liegt auch eher daran, dass
die Geschichte zwar nett anzusehen ist und durch den Handpuppenbiber auch sogar
einigermaßen originell erscheint, aber letztlich auch nicht anders ist als jede
andere Familienproblemgeschichte. Da verlassen sich Eltern, kommen zusammen,
verlassen sich wieder. Ein Teil der Kinder kann mit der veränderten Situation
toll umgehen (meistens, weil sie noch klein sind), der andere, der ältere Teil
hingegen gar nicht und schottet sich, hier eben vom Vater, ab, hat mit eigenen
Problemen zu kämpfen. So wird eben auch eine Vater-Sohn-Beziehung
eingeflochten, die man in dieser Form schon in und auswendig kennt. Und das
Ende erscheint ebenso vorhersehbar.
Inszenatorisch macht Jodie Foster nichts falsch, handwerklich ohne Mängel, aber
mehr als solide ist das eben auch nicht und es gibt kaum etwas im Film, an das
man sich länger erinnern dürfte. Wäre da eben nicht der Biber. Eine Figur, die
skurril, witzig, unheimlich, völlig merkwürdig und doch irgendwie passend ist.
Wegen dieser ungewöhnlichen Idee, die dem standardisierten Familiendrama
ungewohnte Komödien- und Thrillerelemente beisteuert, und wegen eines
entfesselt und sehr gut spielenden Mel Gibson kann man sich diesen Film ohne
Probleme ansehen.
Fakten: Only Lovers Left Alive CY,
GB, FR, BRD, USA, 2013. Regie & Buch: Jim Jarmusch. Mit: Tilda
Swinton, Tom Hiddleston, Mia Wasikowska, Anton Yelchin, John Hurt,
Jeffrey Wright, Slimane Dazi, Carter Logan, Wayne Brinston u.a. Länge:
123 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Ab 27. Juni 2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story: Seit
Jahrhunderten wandeln die Vampire Adam und Eve bereits über die Erde.
Adam lebt zurückgezogen in einem ausgestorbenen Wohnviertel von Detroit,
produziert seine düstere Rockmusik und leidet unter Depressionen. Seine
Gefährtin Eve lebt in Tanger, reißt jedoch zu ihrem Mann, als sie sich
sorgen um ihn Macht. Die wiedergewonnene Zweisamkeit hilft Tom zunächst
über seine Lethargie hinweg. Doch dann taucht Eves kleine Schwester Ava
auf und sorgt für Ungemach.
Meinung: Indy-König
Jim Jarmusch ist wieder da und meldet sich mit einer philosophisch
geprägten Meditation über das Menschsein, vorgetragen von Vampiren,
zurück. Damit trifft er den Ton der Zeit, gab es in den letzten Jahren
doch einige Blutsaugerfilme, die sich vom klassischen Bild des Vampirs
entfernt und dieses auf die eigene Weise interpretiert haben. Zuletzt
Neil Jordans "Byzantium". Dabei sind Jarmuschs Vampire auf den ersten
Blick gar nicht different zu ihren altbekannten Artgenossen. Scharfe
Eckzähne, Durst nach menschlichem Lebenssaft, eine natürliche Abneigung
gegen das Sonnenlicht, blasse Haut. Jarmusch beibt bei den gängigen
Mitteln, trotzdem ist dies natürlich kein Vampirfilm wie jeder andere.
Seine Wesen der Nacht sind keine Monster, eher die besseren Menschen,
von Hauptfigur Adam (Tom Hiddleston) nur abfällig und desillusioniert
als "Zombies" bezeichnet.
Sunglases at night.
Aus Verärgerung und
Enttäuschung über die menschliche Rasse hat sich Adam in ein verlassenes
Wohnhaus in Detroit zurückgezogen. Dort produziert er
melancholisch-depressive Rockmusik, die seinen Seelenzustand passend
ausdrückt. Nach längerer Abwesenheit kehrt seine Frau (wie könnte sie
anders heißen?) Eve (Tilda Swinton) zu ihm zurück. Bald folgt ihr ihre
kleine Schwester Ava (Mia Wasikowski), mit schwerwiegenden Folgen. Die
Handlung von "Only Lovers Left Alive" ist weniger vom Ablauf der Dinge
interessant, als von seiner klugen, vielschichtigen Aussage. Enorm
stimmungsvoll, mit einem hervorragenden Soundtrack versehen und
bärenstark gespielt vermischt Jarmusch trisste Melancholie mit wohl
dosiertem und pointierten Humor. Schwermütig, dadurch jedoch nicht
erdrückend, übt er intelligent Kritik an der Gleichgültigkeit der
heutigen Gesellschaft, dem Verfall von Kultur und den typischen
Krankheiten der menschlichen Natur. Nicht zufällig und unglaublich
passend wählt er die einstige Industriehochburg Detroit als Kulisse, die
inzwischen als so etwas wie ein Symbol für die Schattenseite der
modernen Welt steht. Verwaiste Häuser, Fabriken und Kulturstätten dort,
wo einst das Leben und die Arbeit blühte. Aus der Traum. Auch für die
untoten Protagonisten, die über Jahrhunderte hinweg die Entwicklung der
Gesellschaft live mitverfolgen konnten und feststellen müssen, dass nur
technisch ein Fortschritt stattgefunden hat. Das macht Jarmuschs Vampire
so intelligent und weise, sie wissen, worauf es im Leben ankommt, haben
sich der Zeit so gut es geht angepasst, während die "Zombies" wie blind
durch ihr Leben stolpern, ohne den Blick für die Zukunft und das große
Ganze. Bizarrer Weise ist die Existenz der Vampire durch die Entwicklung
der Menscheit genauso in Gefahr, denn auch Blut ist nicht mehr das, was
es einmal war.
Auf die ewige Liebe...Prost.
Blut, Nahrungsmittel wie Droge.
Überlebensnotwendig und doch ein Rauschmittel. Nur eines der vielen
Symbole und Metaphern, die Jarmusch benutzt. "Only Lovers Left Alive"
lässt Interpretationsspielräume, erklärt selten direkt und lässt einige
Dinge bewusst unbeantwortet. Er geht dabei jedoch nie so weit, den
Zuschauer zu überfordern oder intelektuell an seine Grenzen zu führen.
Arthaus-Kino durch und durch, ohne gänzlich auf Unterhaltung und bissige
Späße zu verzichten. Die Mischung gelingt insgesamt wirkich gut, auch
wenn der Film sicher nicht frei von diversen Längen ist und vielleicht
nicht alles ausschöpft, was er durchaus bieten könnte. Für Jarmusch-Fans
ohne Frage ein Muss und auch neutrale Zuschauer sollten ruhig einen
Blick riskieren. Doch eines sollte klar sein: Mit einem Horrorfilm hat
das wenig bis nichts zu tun, trotz Vampiren. Wer also auf so was hofft,
könnt ihr knicken. Doch eigentlich sollte das niemand ernsthaft erwartet
haben.
USA, 2013. Regie & Buch: Stephen Sommers. Mit: Anton Yelchin, Addison Timlin, Willem Dafoe, Nico Tortorella, Kyle McKeever, Shuler Hensley, Arnold Vosloo, Morse Picknell, Patton Oswalt u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:
Thomas hat in seiner kleinen Heimatstadt den Beinahmen Odd nicht zufällig. Der junge Mann kommt für seine Mitmenschen zwangsläufig merkwürdig rüber, da er über hellseherische Fähigkeiten zu verfügen scheint. Ganz so ist es nicht: Thomas kann tote Menschen sehen. Durch diese Gabe gelingt es ihm, etliche Verbrechen aufklären zu können. In sein Geheimnis sind nur wenige Menschen eingeweiht, u.a. seine Freundin Stormy und Polizeichef Porter. Doch Thomas sieht nicht nur Verstorbene, sondern auch andere Wesen, die Bodachs. Dämonische Kreaturen, die immer dann auftauchen, wenn eine Katastrophe mit zahlreichen Opfern bevorsteht. Diesmal sind es so viele Bodachs wie noch nie zuvor. Thomas weiß nun, dass seine Stadt kurz vor einem Massaker steht. Zusammen mit seinen Freunden versucht er dies zu verhindern, doch die Spuren sind nicht eindeutig. Und die Zeit läuft...
Meinung:
"Odd Thomas" beruht auf der Roman-Serie von Dean R. Koontz und soll ganz offensichtlich auch filmisch der Startschuss für eine Reihe darstellen. Stephen Sommers, am bekanntesten wohl durch "Die Mumie", versucht als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent den Erfolg der Bücher als nächstes Franchise für eine jugendliche Zielgruppe zu etablieren. In Zeiten nach "Harry Potter" und "Twilight", mitten in "Percy Jackson" und "Die Tribute von Panem" und beflügelt durch Nerd-Helden à la "Kick-Ass" und Scott Pilgrim ein lukratives Vorhaben, wenn es denn klappen sollte. In Deutschland blieb dem (ersten?) "Odd Thomas"-Film ein bundesweiter Kinostart verwehrt, ein schlechtes Omen? Das allgemeine Feedback scheint zwar nicht euphorisch, durchaus aber positiv. Ob das reicht?
The Beauty and The Odd.
Eigene Meinung: Eher nicht. Denn "Odd Thomas" hat mehrere Probleme. Allein die Zielgruppe scheint zwar klar definiert, in der Umsetzung dann doch leicht verfehlt. Mit einer FSK16-Freigabe im Gepäck werden viele potenzielle Zuschauer (offiziell) ausgeklammert. Sicher können und werden die ihn auch so sehen, nur für einen kontrollierten Kinobesuch und die nackten Zahlen keine guten Voraussetzungen. Wenn sich "Odd Thomas" somit oberflächlich an ein älteres Publikum orientiert, dürften die nicht so richtig begeistert sein. Zumindest dieser Startversuch wirkt nicht so. Gezwungen lässig und cool kommt der in der eher zappelig wirkenden ersten Hälfte daher, erscheint wie eine Mischung aus schon erwähnten Vorbildern (von seiner Ausrichtung), von der Handlung wie aus "The Frighteners" von Peter Jackson und "John Dies at the End" von Don Coscarelli. Flott und gerade so halbwegs interessant ist es, doch der Funke will nicht richtig überspringen. Wie von ihm gewohnt schmeißt Sommers mit reichlich CGI-Effekten um sich, die ganz ansehnlich, aber bei weitem auch nicht der Hammer sind. Die durchgehenden, erklärenden Off-Kommentare des Protagonisten sollen wohl das angestrebt hohe Tempo beflügeln, wirken irgendwann eher nervig, wie das Genre-kreuzende Potpourri allgemein. Das hat seine Ansätze, doch genutzt werden sie nur äußerst rudimentär. Kennt man alles schon, nur besser und zielgerichteter.
Dem Film fehlt Eigenständigkeit auf der einen Seite, wie echte Highlights auf der anderen Seite. Zu offensichtlich werden hier zu viele Zielgruppen angegraben, abgeschleppt wird letztendlich keine. Zu harmlos, nicht witzig oder kreativ genug, zu anbiedernd und letztendlich nur ein Versuch, alles möglichst unter einen Hut zu bekommen. Bekannte Gesichter wie Willem Dafoe als Chief Porter oder besonders Patton Oswalt ("King of Queens") als kaum in Erscheinung tretendes Helferlein lassen klar erkennen, dass sie in weiteren Filmen mehr Bedeutung bekommen sollen, nur ob das jemals passieren wird, schwer zu sagen. Nach diesem Film eher nicht. Aber wann hat Qualität schon mal über Erfolg entschieden? Lassen wir uns überraschen.
Fakten: Star
Trek Into Darkness
USA. 2013. Regie: J.J. Abrams. Buch: Alex Kurtzman, Roberto Orci, Damon
Lindelof. Mit: Chris Pine, Zachary Quinto, Benedict Cumberbatch, Zoe Saldana,
Karl Urban, Simon Pegg, Anton Yelchin, John Cho, Alice Eve, Bruce Greenwood,
Peter Weller, Noel Clarke, Tom Archdeacon, Nolan North, Beau Billingslea,
Joseph Gatt, Kellie Cockrell, Katie Cockrell, Heather Langenkamp, Anjini
Taneja-Azhar, Hina Khan u.a. Länge: 130 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab 12. September 2013 auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D.
Story: Cpt. James T. Kirk widersetzt sich bei einem Rettungseinsatz gegen die
oberste Direktive der Sternenflotte und wird degradiert. Nun dient er unter dem Kommando seines
Entdeckers, Admiral Pike. Doch Kirk bleibt nicht viel Zeit übrig, um Trübsal zu
blasen, denn eine neue Gefahr, in Form eines Mannes namens John Harrison,
erfordert die gesamte Aufmerksamkeit der Crew.
Meinung
von stu: Die
einen waren der Ansicht, ein Reboot, eine Auffrischung der alten Serie wäre
mehr als notwendig, andere wiederrum sahen in J.J. Abrams „Star Trek“ einen
viel zu knalligen Blockbuster, der nur noch wenig mit dem Original zu tun hat.
Deswegen möchte ich vorneweg klar machen, dass der Autor dieses Textes zwar
einiges des Star-Trek-Franchises kennt (u.a. alle Filme), sich aber selbst
nicht als Trekkie bezeichnet und Abrams Neustart der Filmreihe für einen der
unterhaltsamsten Sci-Fi-Filme des neuen Jahrtausends hält. Genau deswegen waren
die Erwartungen auch hoch an die Fortsetzung, die nun unsere Kinos erreichte
und um die im Vorfeld einige Geheimniskrämerei betrieben wird. Das der
britische Darsteller Benedict Cumberbatch („Dame, König, As, Spion“, „Sherlock“)
den Gegenspieler der Enterprise Crew darstellen wird, ist keines von diesen
Geheimnissen, was ihn antreibt schon. Viel wichtiger als diese ist aber die
Frage ob „Star Trek Into Darkness“ genau so unterhaltsam ist wie sein direkter
Vorgänger. Die klare Antwort: leider nein.
Egal ob Held oder Schurke, Pille untersucht sie alle
Regisseur J.J. Abrams („Super 8“) und sein Autorenteam (die üblichen
Verdächtigen: Alex Kurtzman, Roberto Orci, Damon Lindelof) präsentieren ein
Abenteuer, welches eine Fülle von kleinen und oft sogar gigantischen
Anspielungen auf die alte Crew und deren Abenteuer hat. Welche das sind, wird
natürlich nicht verraten. Diese machen den Film allerdings nicht runder. Das
Problem mit „Star Trek Into Darkness“ ist, dass er innerhalb seiner Handlung zu
oft holpert. Grobe Logiklöcher, übergroße aber wenig dynamische Actionsequenzen
und eine viel zu starre Sicht auf die Charaktere verderben den Spaß am
Sci-Fi-Abenteuer. Wie der Titel es schon sagt, es wird düster in diesem Teil
der Reihe. Warum auch nicht. Wer sich wie die Enterprise Gefahren stellt, muss
auch mit den Schattenseite zu Recht kommen, nur leider ist die emotionale
Dramaturgie wenig überzeugend. Es fehlt ihr an Zwischentönen. Alles wird in „Into
Darkness“ mit dem Holzhammer transportiert. So verkommen die Figuren zu
Abziehbildern, wirken manchmal sogar wie Parodien ihrer selbst. Vor allem
Benedict Cumberbatch als Antagonist John Harrison badet geradezu in Theatralik.
Zwar besitzt er eine außerordentliche Präsenz, die klar zu den Highlights des
Sequels gehört, die aber oftmals auch einfach nur deplatziert und ungewollt
amüsant wirkt. Die eigentliche Handlung entpuppt sich darüber hinaus aus
äußerst konträr zur sonstigen Ausrichtung des Reboots. Die Fortsetzung wirkt
einfach nicht so rund und stimmig, wie sein Wegbereiter.
Ein Vulkanier in einem Vulkan. Toller Gag, was?
Dem zum Trotz gelingt es Abrams den zweiten Ausflug der neuen Crew ohne
spürbare Längen über die Bühne zu bringen. Die Chemie zwischen den einzelnen
Mitgliedern passt, auch wenn viele bekannte Figuren ein wenig zu sehr im Schatten
der Big Ones stehen. Darstellerisch stimmt
eigentlich auch vieles. Chris Pine („Das gibt Ärger“, „Carriers“) scheint zwar
etwas überfordert mit großen Emotionen zu sein, dafür ergänzt er sich perfekt
mit Zachary Quinto („Heroes“, "Margin Call") alias Mr.
Spock, so das Shatner und Nimony fast gänzlich vergessen sind. Auch die
restlichen Mannschaft rund um Pille (Karl Urban, „Dredd“, "R.E.D."), Scotty (Simon Pegg, „Shaun
of the Dead“, „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“), Chekov (Anton Yelchin,
„Fright Night“-Remake), Sulu (John Cho, „Harold & Kumar“, "American Pie - Das Klassentreffen"), Uhura (Zoe
Saldana, „Avatar – Aufbruch nach Pandora“) sowie Neuzugang Carol (Alice Eve, „Men in Black 3“) füllen ihre Rollen perfekt aus, auch wenn das Drehbuch dies viel
zu oft nicht zu würdigen weiß. Ähnlich wie das 3D, welches nach einem
gelungenen Start auch nichts mehr anzufangen weiß, mit den dargebotenen
Bildern.
„Star Trek Into Darkness“ ist weit davon entfernt die Qualität des ersten
Reboot-Teils zu erreichen. Abrams erliegt hier einfach dem Trugschluss, dass es
ausreicht alles was den Vorgänger ausmachte entweder zu erhöhen (z.B. die
Lensflare-Effekte, die hier keine Atmosphäre erzeugen, sondern oftmals nur
nerven) oder wegzurationalisieren. Dank einer guten Chemie zwischen den
Darstellern und einer flotten Inszenierung erleidet J.J. Abrams zweiter
Sternenflotten-Film aber keinen totalen Schiffbruch. Wirklich empfehlenswert
ist der Kampf zwischen der Enterprise und dem ominöse John Harrison aber nicht.
Er lässt aber die Hoffnung zurück, dass Teil drei dann wieder so wunderbar
unterhaltsam ist wie „Star Trek“ von 2009.
5 von 10 Warpkerne (einsatzbereit)
Meinung
von souli: Die
Welle der Enttäuschungen strömt weiter über die Kinolandschaft und trifft
gekoppelt mit dem altbekannten Fluch der Fortsetzungen nun auch J.J. Abrams
heißerwarteten „Stark Trek Into Darkness“. Im Vorfeld von aller Welt als
„Blockbuster des Jahres“ deklariert, lässt J.J. Abrams in seiner zweiten
Enterprise-Reanimation genau den bildgewaltigen Esprit vermissen, der den
wunderbaren Vorgänger aus dem Jahre 2009 so ausgezeichnet hat. Die größte
Schwäche von „Star Trek Into Darkness“ ist sein verwobenes Drehbuch - natürlich
verfasst von Ur-Trekkies – welches immer die Vermutung hervorruft, dass gewisse
Handlungsablaufe in dieser Form gar nicht geplant waren und mit Ach und Krach
eingebaut werden mussten, entweder um die Storyline etwas zu strecken oder um
mit den im Budget inbegriffenen CGI-Schauwerten nochmal so richtig zu protzen.
Das Resultat davon ist, dass sich die Narration immer wieder verrennt und nur
über Umwege ihr eigentliches Ziel erreicht, wobei sich auch die nächsten
Logiklöcher zeigen, die sich gerade bei den übermenschlichen Fähigkeiten von
John Harrison und seinem Torpedoarsenal manifestieren.
Wir wollten noch ein Bild vom Schiff, aber dann...
Diese Plot Holes wären natürlich irgendwie zu verkraften, wenn „Star Trek Into
Darkness“ seinem Anspruch als actiongeladenes Bombastkino gerecht werden würde.
Doch auch hier vermag der Film – wenngleich die Effekte natürlich brillant sind
– nie wirklich vom Hocken zu hauen und es gibt weder richtig atemberaubende
Settings zu bestaunen, noch gelingt es, ein episches Flair zu entfachen, genau
wie die Versuche, den Charakteren ein gewisses Maß an Tiefe einzuflößen und bei
großen Emotionen für Gänsehaut zu sorgen, nie aufgehen. Ob Kirk, Spock, Uhura
oder McCoy. Keiner von ihnen bekommt die Möglichkeit, sich wirklich zu
präsentieren zu können und der ebenfalls verschenkte Superbösewicht John
Harrison stiehlt ihnen problemlos die Show. Aber gegen eine Charismagranate wie
Benedict Cumberbatch können weder ein Chris Pine, noch ein Zachary Quinto etwas
ausrichten, denn egal was passiert, ob eine Stadt in Schutt und Asche gelegt
wird oder es zu verbalen Gefechten kommt, die Augen des Zuschauers kleben
fortwährend an Cumberbatch, dessen Aura in Verbindung mit der unfassbar bösen
Stimme sind einfach eine Klasse für sich.
Was am Ende bleibt ist mehr oder weniger bedeutungslose, nett anzusehende und streckenweise
durchaus unterhaltsame wie sympathische Sci-Fi-Kost, die der Qualität des
neuentfachten Erstlings auf Knien hinterher rutscht, aber dank seiner
unspektakuläreren Aufmachung und den eklatanten Drehbuchpatzern nicht einmal in
Reichweite dessen kommt und auf halber Strecke kläglich verdurstet. Hätte „Star
Trek Into Darkness“ nicht Benedict Cumberbatch im Cast, der nun mal dafür
sorgt, dass man sich als Zuschauer wenigstens auf irgendetwas freuen darf, dann
würde J.J. Abrams High-Budget-Fehlschlag vollständig durch den
durchschnittlichen Boden krachen und nicht nur eine enttäuschende Klangfarbe
besitzen, sondern auch eine mehr als ärgerliche. Und doch dürfen die Hoffnungen
durchaus aufrechterhalten werden für den nächsten Teil, obgleich Abrams nun
vorerst an seiner „Star Wars“-Fortführung basteln wird, denn genug Herz und
Verstand um einen weiteren wunderbaren Sommer-Kracher zu inszenieren hat der
New Yorker in jedem Fall. Man kann eben nicht immer gewinnen.