Fakten:
The King’s Choice – Angriff auf
Norwegen (Kongens nei)
NOR, BRD, DK, S, 2016. Regie: Erik
Poppe. Buch: Harald Rosenløw-Eeg, Jan Trygve Røyneland. Mit: Jesper
Christensen, Anders Baasmo Christiansen, Karl Markovics, Tuva Novotny,
Katharina Schüttler, Erik Hivju, Juliane Köhler u.a. Länge: 130 Minuten. FSK:
Freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 14.4.2017 auf DVD, Blu-ray und VOD erhältlich.
Story:
Im April 1940 wird das eigentlich
neutrale Norwegen von der deutschen Wehrmacht besetzt. Die Regierung ist mit
der Situation komplett überfordert, verfällt in eine Art Schockstarre. König
Haakon VII muss mit seiner Familie fliehen und steht vor der schwierigen
Entscheidung, ob er sein Land aufgeben oder zum Widerstand auffordern soll.
Meinung:
Nachdem 9.April – Angriff auf
Dänemark zum großen Überraschungserfolg wurde sahen wohl auch die Norweger ihre
Chance, aus der bisher filmisch nicht wesentlich verarbeiteten Invasion ihres
Landes während des Zweiten Weltkrieges Kapital zu schlagen. Oder sie über die eigenen
Grenzen überhaupt erwähnenswert zu machen, denn die Geschichte der eigentlich
neutralen, skandinavischen Länder in dieser Zeit ist für den Rest der Welt kaum
bekannt, obwohl auch sie natürlich genauso in den Krieg involviert wurden.
Plötzlich Krieg, was nun? |
Thematisch ein reizvoller Film, da
er sich nicht nur mit einem wenig behandelten Kapitel des Zweiten Weltkrieges beschäftigt,
sondern auch seinen Fokus nicht auf die kriegerischen Handlungen richtet. Die
kommen vereinzelt vor und sind ansprechend inszeniert, der Schwerpunkt ist auf
die politischen, diplomatischen und moralischen Prozesse gelegt. Besonders
interessant ist die Position des deutschen Abgesandten Curt Bräuer (sehr gut: Karl
Markovics), der ebenso wie die Einheimischen von dem Einfallen seiner Landsleute
überrumpelt und sogar schockiert ist, verzweifelt versucht, eine Eskalation der
Lage zu verhindern und dabei undankbar zwischen den Stühlen steht. Wesentlich
spannender als die des gebrechlichen Königs (von Jesper Christensen ebenfalls
hervorragend gespielt), die natürlich die meiste Zeit für sich beansprucht. Aus
den veritablen Möglichkeiten entsteht leider nur ein unnötig auf 130 Minuten
aufgeblähter Film, der zunächst aufgrund seiner bald dokumentarischen Erzählung
erfreulicher Weise nicht sonderlich pathetisch erscheint, es aber mit der Zeit
schleichend wird. Zu sehr wird der greise König in die weise Großvater-Rolle
gerückt, quälend bedächtig ausgewalzt, mit diesen kleinen Nadelstich-Glorifizierungen
aufgehübscht, die einfach irgendwann zu viel des Guten sind. Insgesamt ist der
Film oberflächlich zunächst nicht aufdringlich, insgeheim aber spätestens ab
der Hälfte und gegen Ende unmissverständlich. Immer ansprechend inszeniert, gut
gespielt, aber in Anbetracht seines Potenzials viel zu fahrlässig verschenkt.
Letztlich ein zu eindimensional (obwohl er das nicht sein müsste/könnte/SOLLTE!),
zu banal erzähltes Stück Geschichtsunterricht, das seine dramaturgischen
Möglichkeiten zu schlicht vergeudet.
4 von 10 Stromausfällen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen